Wir schreiben Geschichte #88: Gerburg Weiss

Gerburg Weiss, 53 Jahre, Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, Zahnärztin, Lektorin und Autorin aus NRW

Weitere Informationen zum Buch und zu Lesungen unter: 
https://www.lektorat-gerburg-weiss.de/projekte-und-werke/

1. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass da etwas auf uns zukommt, das uns alle betrifft?

Ich habe im Februar/März 2020 als Zahnärztin intensiv die Thematik aufgegriffen. In der Praxis war kein erhöhtes Infektionsgeschehen zu verzeichnen. Die Todesfallzahlen beliefen sich auf über 80-Jährige. Die Maßnahmen folgten keiner vernünftigen Logik. Das frühzeitige Setzen auf eine Impfung war für mich ein Alarmsignal.

2. Was war für Sie in dieser Zeit am schlimmsten?

Die reglementierte Bevormundung und das Etablieren von völlig unmenschlichen Vorgaben (Kontaktmeidung – menschliche Wärme und Nähe zerstören, Kinder mit Schuld beladen, Ältere alleinlassen, das Reduzieren der Freiheit) waren eklatante Faktoren für meine Psyche. Nach einem kurzen Schockmoment bin ich aktiv geworden – das war notwendig und heilsam.

3. Gibt es auch etwas, von dem Sie im Nachhinein sagen würden, da ist etwas Gutes passiert, das ohne diese Krise nicht möglich gewesen wäre?

Ich habe mich weiterentwickelt und viele Dinge neu betrachtet. So plakativ das klingen mag: Ich habe die Krise als Chance begreifen können. Es ist mehr Freiraum für mich entstanden und ich durfte ein Buch schreiben. Ich bin mehr bei mir selber angekommen.

4. Was war für Sie besonders hilfreich, um gut durch die Krise zu kommen?

Das sind ganz klar menschliche Beziehungen, die mich nähren und mir das Gefühl von Verständnis und Zuneigung vermitteln. Ein liebevolles Miteinander war mir schon immer wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass viele neue Herzmenschen in mein Leben gekommen sind. Als zweiten Punkt würde ich meine Klarheit benennen, die mich durch meine frühzeitig bestimmten Werte immer begleitete. Nicht zuletzt möchte ich mein Urvertrauen in das Leben erwähnen, dass mich prinzipiell trägt.

5.  Stellen Sie sich vor, mitten in dieser schwierigen Zeit wäre eine gute Fee dagewesen, die Ihnen einen Herzenswunsch erfüllt hätte. Was hätten Sie sich gewünscht?

Ganz ehrlich: Ich wäre gern eine derjenigen gewesen, die hätte Einfluss auf das Geschehen nehmen können. Normalität wahren, Experten mit allen Meinungen an einen Tisch holen, Grundrechte schützen, nur Empfehlungen aussprechen und begründen, Recht auf körperliche Unversehrtheit belassen, auf Eigenverantwortung und Selbstbestimmung setzen, parallel Wissen ansammeln (auch durch Obduktionen) und daraus lernen.

6. Gab es etwas, das Sie wütend gemacht hat?

Die Isolation der älteren Menschen und die Schädigung der Kinderseelen haben mich sehr traurig gemacht.

7. Gab es etwas, von dem Sie sagen würden, das war eine Schande oder dafür muss man sich schämen?

Ich finde die öffentliche Kommunikation seit 2020 sehr bezeichnend: Dort sind Wortschöpfungen und verbale Entgleisungen vorgekommen, von denen ich Abstand nehme. Das hat nichts mit einem friedvollen Miteinander zu tun.

8. Viele Leute berichten, dass es für sie auch eine Zeit voller Angst gewesen ist. Wie war das bei Ihnen? Und wie sind sie damit umgegangen?

Ich hatte nicht wirklich Angst, vielleicht war ich am Anfang etwas verunsichert. Schließlich arbeitete ich sehr nah am Patienten und unter Aerosolproduktion. Mit jedem Tag ohne Infektionsgeschehen wurde mir klar, dass die Infektiosität nicht so hoch sein konnte, wie angegeben wurde. Das hat mir wieder Sicherheit gegeben und dann kamen fundierte Informationen dazu.

9. Gibt es Personen, mit denen Sie sich entzweit haben? Wie sind Sie damit umgegangen?

Davon kann ich tatsächlich nicht berichten. Der Umgang im Freundeskreis hatte genügend Akzeptanz für alle Meinungen. Wenn unterschiedliche Ansichten zur Spaltung geführt hätten, dann haben wir uns lieber geeinigt, über diese Thematik derzeit nicht zu sprechen. Das war eine gute Entscheidung, denn inzwischen ist Kommunikation wieder über alles möglich.

10. Gibt es Personen, die Sie während der Krise aufgrund ihres Verhaltens bewundert haben oder die sich Ihre Achtung verdient haben?

Ein ganz klares JA: Sucharit Bhakdi hat mir das wissenschaftliche Fundament für meine Meinung und Haltung gegeben. Er ist für mich ein Mensch mit dem Herzen am rechten Fleck. Wolfgang Wodarg und Bodo Schiffmann haben mich mit durch diese Zeit getragen und mir das Gefühl vermittelt, dass ich mit meinem Gefühl und meiner Haltung nicht alleine bin.

11. Inwiefern hat Sie diese Krise geprägt? Gab es Talente oder Fähigkeiten, die Sie hervorholen oder entwickeln mussten?

Die Krise hat zum Verlassen meiner Komfortzone geführt. Meine Praxisschließung im Rahmen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht war ein einschneidendes Erlebnis. Das Thema hieß Loslassen und ich musste mich neu erfinden bzw. durfte mich neu entdecken. Ich bin sehr glücklich, dass ich derzeit meine Freude an der deutschen Sprache ausleben kann, mir als Lektorin wieder ein eigenes Einkommen generiere und natürlich mein Buch „Medizinerschwund – Wenn Ärzte gehen …“ fertigstellen konnte. Hier darf ich Lesungen geben, was mir wirklich viel Freude bereitet.

12. Stellen Sie sich vor, eines Tages hätten Sie die Gelegenheit, einer Schulklasse, die zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt war, von Ihren Erlebnissen zu erzählen. Gibt es so etwas wie eine Lehre oder einen Tipp, den Sie den Kindern mitgeben könnten?

Bitte immer dem eigenen Bauchgefühl vertrauen. Die Dinge hinterfragen und bei Gleichschaltung hellhörig werden. Nichts gegen die eigene Überzeugung, die eigenen Werte tun. In der Liebe bleiben.

13. Wenn Sie einen Blick in die Zukunft tun könnten, was denken Sie aus heutiger Sicht, wie könnte unsere Welt in einigen Jahren aussehen?

Die derzeitige Politik unternimmt in meinen Augen alles, um dieses Land zu zerstören. Ich habe das Buch „Massenwahn“ von Jürgen Wächter gelesen, darin schreibt er von einem bevorstehenden Systemwechsel, an den ich glaube. Insgeheim träume ich tatsächlich von einer entschleunigten Welt, in der es eine Werteverschiebung gibt: weg vom Materiellen, hin zum Menschlichen.

14. Möchten Sie noch etwas erzählen, nach dem nicht gefragt wurde?

Ich glaube fest daran, dass wir die größte Kraft entwickeln, wenn wir aus unserer Mitte heraus agieren, wenn wir bei uns selbst angekommen sind. So nach dem Motto: Sei die Veränderung selbst, die Du Dir im Außen wünschst. Ein kleines Licht findet dann viele weitere kleine Lichter, alle fügen sich zu einer großen Helligkeit und bringen diese Welt zum Strahlen. Ich spreche von einer neuen Bewusstseinsstufe, die diese Zeit meiner Meinung nach braucht und hervorbringt.