Dialog mit Respekt

Die Verwirklichung des Menschen geschieht im Dialog:
in der doppelten Fähigkeit,
zu reden und zuzuhören,
zu antworten, aber auch darin,
sich vom Wort treffen zu lassen.
Anders gesagt:
Dialog, das meint die Bereitschaft
zur Kooperation.

August Heinrich Henckel von Donnersmarck

Was ist ein Dialog?

Ein gelingendes Gespräch? Mehr als das! Ein Gespräch, in dem von eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen die Rede ist. Ein Gespräch in Ruhe, ohne unterbrochen zu werden. Ein Gespräch, in dem ich nicht nur bereit bin, dir zuzuhören, sondern mehr als das: Ich will erfahren, was du denkst und woher deine Gedanken kommen. Ein Gespräch mit Wurzeln. Dialog bedeutet in Beziehung sein, sich seinem Gegenüber zu öffnen, von Herzen zu sprechen.

Dialog ist ein Raum, für das, was jetzt ist, in Annahme und Wertschätzung des Einzelnen. Das schafft ein unglaubliches Potenzial in einer Gruppe, ermutigt zum gemeinsamen Denken. Altes darf sich ändern. Neue Handlungsräume können entstehen.

Der Dialog ist als Kommunikationsform das polare Gegenstück zur Diskussion. Er ist die zweite Seite der gleichen Münze. Der Dialog ist nicht besser oder schlechter als die Vorder- oder Rückseite, sondern ist Teil unserer Kommunikationsfertigkeiten. Unsere mitteleuropäische Kultur hat nur im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende immer stärker die Diskussion als Kommunikationsform favorisiert und den Dialog als Begegnungsqualität in ein Schattendasein gedrängt.

Dort, wo die Diskussion auf etwas fokussiert, analysiert und präzisiert, ist die Bewegung im dialogischen Sprechen auf ein Erweitern und Öffnen ausgerichtet. Wo die Diskussion als Gesprächsform unterscheidet und trennt, suchen Menschen im Dialog die Verbindung, die Brücken zwischen verschiedenen Welten. 

„Im Dialog“- fotografische Reproduktion einer Skizze zum Projekt
www.baustelle-mensch.de, Martin Viergutz 2022

Ein Forum mit Respekt

Unser erstes Forum in Vorarlberg ist im Oktober 2020 in Lochau entstanden. Aus einer Handvoll Menschen, die sich zuvor noch nie gesehen hatten, entstand eine tragfähige, wachsende Gemeinschaft, die sich durch die vielen Monate der Krise geholfen hat: mit respektvollen Redekreisen, in denen achtsames Zuhören genauso wichtig war, wie aussprechen zu können, was bewegt, ohne dafür verurteilt oder angegriffen zu werden.

Wir haben um evidenzbasierte Informationen gerungen, aktuelle Geschehnisse reflektiert, nach praktischen Lösungen für die Probleme des Alltags gesucht, einander unterstützt, wo Politik und Gesellschaft versagt haben. Wir haben uns unseren Ängsten gestellt und ihnen so die Macht über uns genommen. Wir haben unschätzbare Talente an uns entdeckt und kultiviert, die bislang nie gefordert waren.

Während all dieser schwierigen Zeiten waren wir auf der Suche danach, inwiefern diese Krise auch eine Chance sein könnte.

In Zeiten, in denen Niedergangskräfte dominieren, kommt es auf den ganzen Menschen an, auf den Entschluss, nicht mit dem Strom und nicht gegen den Strom zu schwimmen, sondern Neuland zu schaffen, in sich selbst und in seinem Wirkungskreis.

Rudolf Steiner

Was ist uns wirklich wichtig? Wie können wir das gemeinschaftlich umsetzen? Welche Auswirkungen könnte dies auf Gesellschaft und Umwelt haben? Wie kommen wir weg von einem Top Down System, in dem wenige planen und viele das kleinere Übel wählen können, hin zu einem basisdemokratischen Bottom Up System, in dem Menschen mit Herzblut ein gutes Leben gestalten – nicht auf Kosten anderer, sondern für alle?

Vielfalt ist gefragt. Lernen Sie uns kennen!