Hören Sie zu. Aber richtig. Auf allen Ebenen.

Hören begleitet mich schon mein ganzes Leben. Um als Kind herauszufinden, wie die Welt funktioniert, musste ich gut zuhören. Als ich die Welt bereiste, um sie kennenzulernen, war es wichtig, zuzuhören. Als Psychologe lernt man auf tiefsten Ebenen zu hören. In der Kommunikation mit meinen Eseln ist Hören unabdinglich. Ein Kind, dem man nicht zuhört, wird seelisch krank. Eine Partnerschaft zerbricht, wenn man einander nicht zuhört. Wer auf seinen Körper nicht hört, bekommt irgendwann die Rechnung präsentiert. Was passiert, wenn man der Natur nicht zuhört, spüren wir jeden Tag.

Im Moment leben wir weltweit in kritischen Zeiten. Große Veränderungen und Herausforderungen betreffen uns alle. Bei soviel Unsicherheit, Druck, Angst und Zorn ist Zuhören wichtiger denn je.

Wann immer Sie sich in einer Situation befinden, die unklar oder stressig ist, ist dies der beste Schritt: Hören Sie zu!

Und zwar nicht nur mit den Ohren. Man kann weit mehr Ebenen in die Wahrnehmung miteinbeziehen. Dieses Hören mit allen Sinnen hilft, wenn wir von so vielen widersprüchlichen Informationen aus den Medien überflutet werden, gelassener zu bleiben und Dinge besser einzuschätzen. Gerne stelle ich Ihnen dieses Konzept hier vor, in der Hoffnung, dass es auch für Sie hilfreich ist.

Hören auf vier Ebenen

Wie schnell ist man überfordert, wenn man Nachrichten aus aller Welt verfolgt. Eine Strategie wäre es nun, den Kopf in den Sand zu stecken und einfach nicht mehr zuzuhören. Sie könnten aber auch versuchen mehr zuzuhören. Nicht im Sinne von mehr Zeit. Sondern auf tieferen Ebenen: mit den Ohren, mit dem Körper, mit dem Herz und mit der Seele.

Hören mit den Ohren – die erste Ebene

Hören mit den Ohren

Unser Gehirn ist so gebaut, dass die hörbare Umgebung ständig gescannt wird, auf alles, was für uns besonders wichtig sein könnte. Diese raffinierte Art des Hörens nennt sich „Cocktail Party Phänomen“. Bestimmt kennen Sie das, wenn sie auf einer überfüllten Party sind, und der Raum erfüllt ist vom Plätschern der Stimmen. Wenn aber jemand in diesem Raum Ihren Namen sagt, werden Ihre Ohren sofort die Aufmerksamkeit darauf lenken. Bei Tieren kann man dieses Hören mit den Ohren gut beobachten: Katze, Hund, Esel drehen die Ohren in die Richtung eines wahrgenommenen Geräuschs, um darauf mit Freude oder auch Angst zu reagieren.

Die meisten Menschen hören nur auf dieser Ebene, wenn sie überhaupt zuhören. Und sie bleiben dann auf dieser emotionalen Stufe gefangen: in Empörung, Besorgnis, Verzweiflung. Unsere sensiblen Nervenenden stehen unter Dauerstrom. Anstatt nun tiefer zuzuhören, interpretieren wir das als Angriff und fangen an uns zu wehren oder zurückzuschreien. Das erschreckt aber wieder andere, die jetzt mehr denn je beunruhigt sind. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Konflikte eskalieren, Schuldzuweisungen werden laut, Mitgefühl erlischt. Hören mit den Ohren ist nur der Anfang.

Hören mit dem Körper – die zweite Ebene

Hören mit dem Körper

Wenn wir etwas hören, das uns Angst oder Stress macht, bemerken wir, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, auch normalerweise unbewusst ablaufende körperliche Reaktionen: Die Muskelspannung steigt, der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck erhöht sich, die Atemzüge werden kürzer und flacher, die Körpertemperatur verändert sich.

Sobald wir diese körperlichen Reaktionen bemerkt haben, können wir sie auch verändern. Etwa, indem wir tief und ruhig atmen. Indem wir unsere verspannten Muskelpartien kurz und kräftig anspannen und dann völlig entspannen. So lassen Sie Ihren Körper wissen, dass keine unmittelbare Bedrohung ansteht.

Mit dem Hören auf der Körperebene durch Achtsamkeit, Ruhe und Konzentration auf das Hier und Jetzt verändert sich die Erfahrung des Hörens gravierend. Wo wir anfangs einen Angriff befürchteten, kann sich nun zeigen, was nicht so offensichtlich ist. Wir können uns einfühlen in jemanden, der erschrocken, erschöpft oder gestresst ist. Durch diese Einsicht gewinnen wir selbst mehr Ruhe durch Verstehbarkeit und Handhabbarkeit. Und während wir uns selbst mehr entspannen, schaffen wir auch eine sicherere Umgebung für den anderen, der sich dadurch beruhigen kann.

Hören mit dem Körper erlaubt uns den emotionalen Ton mit erstaunlicher Genauigkeit aufzunehmen. So wird eine ganz andere Wahrheit einer Situation offenkundig. Wir werden bemerken, wo Worte jeglicher Logik trotzen oder wo wir manipuliert werden.

Hören mit dem Herzen – die dritte Ebene

Wenn wir die Absichten anderer Menschen erkennen, können wir entscheiden, wie weit wir unser Herz öffnen wollen. Wenn wir zuhören und langsam und rhythmisch atmen, können wir mit unserem physischen Herzen spüren, welche Reaktion eine kluge ist.

Wenn Sie etwas Wichtiges hören, überprüfen Sie, ob Ihr Herz vorwärts oder rückwärts gehen will. Wenn Sie belogen werden, kann es sein, dass Sie den Wunsch verspüren, wegzulaufen. Wenn jemand die Wahrheit sagt, oder etwas, das für Ihr Wohlbefinden gut ist, können Sie eine magische Anziehungskraft spüren. Das Herz kann einem dabei ganz leicht werden. So ein offenes Herz kann andere beruhigen. Je mehr Herzen sich in der Kommunikation öffnen, desto sanfter und mitfühlender werden wir miteinander umgehen. Eine Anleitung zu diesem Hören mit dem Herzen finden Sie in meinem Artikel über Herzkohärenz.

Hören mit der Seele – die vierte Ebene

Hören mit der Seele

Je mehr man dem ersten Impuls des Hörens mit den Ohren auch die Ebenen des Körpers und des Herzens hinzufügt, umso mehr verbindet man sich mit etwas, das Carl Gustav Jung das Kollektive Unbewusste nannte. Es ist, als ob man sich mit einer universellen Weisheit verbindet, die körperliche Grenzen verschwimmen lässt.

Wenn ich mit jemandem nicht konform gehe, erlaubt mir dieses Zuhören der Seele, dessen Verwirrung oder Schmerz zu erkennen. Das bedeutet nicht, seine Meinung zu ändern, etwa wenn man Hass oder Vorurteile hört. Aber es bedeutet, dass ich mit weniger Angst und mehr Bewusstsein zuhöre, weil ich erkenne, dass ein sinnloser Angriff eine viel schwächere Kraft als Mitgefühl ist.

Wenn ich mit meinen Ohren, meinem Körper und meinem Herzen zuhöre, bringe ich die Seele zum Schwingen und verbinde mich auf einer höheren Ebene mit Millionen Menschen, die sich weigern, der Angst und Verbitterung nachzugeben. Menschen, die hassen, mögen verletzt, wütend und beharrlich sein. Trotzdem ist es auch ihr Ziel, eine Welt zu schaffen, die sicher und gerecht ist und auf der ein glückliches Leben für uns alle möglich ist.

Hören auf allen Ebenen ist die Eintrittskarte

Wenn Sie also als erste Reaktion auf eine Nachricht erschrecken oder Angst bekommen, nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge, entspannen Sie nacheinander alle Muskelpartien und unterbrechen Sie so die reflexartige Attacke. Lauschen Sie auf die Eingebungen Ihres Herzens und Ihrer Seele. Nehmen Sie diese tiefere Einsicht über sich selbst, Ihr Gegenüber und Ihre Mitmenschen in aller Welt wahr.

Wenn ich an Zeiten denke, in denen ich intensiv auf diese Weise mit Patienten gearbeitet haben, stelle ich fest, dass dies auch Zeiten großen persönlichen Wachstums waren. Während man genau zuhört, wird man reifer, fähiger und vielleicht auch lebensweiser.

Vielleicht sind diese unsicheren, ereignisreichen Zeiten, die wir gerade durchleben, auch ein Geschenk für uns alle: Eine Zeit, in der wir lernen müssen, richtig zuzuhören und damit auch persönlich und gesellschaftlich wachsen.

Vollständiges Hören auf allen Ebenen bringt uns über unsere Grenzen hinaus und birgt die Chance auf eine neue Stärke. Keine Macht über andere. Sondern eine Kraft für uns alle. Richtiges Hören verbindet uns, indem es uns vom Schaden und Zerstören zum Frieden lenkt. So mag es tröstlich sein, dass die Fremdheit und das weltweite Aufbäumen der Natur, so katastrophal es erscheinen mag, auch nutzen kann, um eine sicherere, friedlichere, bessere Welt zu schaffen.

Literatur

Zuhören e.V. [Hrsg.: Volker Bernius und Hans Sarkowicz]. Ganz Ohr: Interdisziplinäre Aspekte des Zuhörens. Edition Zuhören, Band 1. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2002.

Niekerken, Anja. „Das Geheimnis richtigen Zuhörens: Wie Sie erfolgreicher und besser kommunizieren.“ 2020. Verfügbar unter: https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1167899. Zugriff am 13.4.2024.

https://marthabeck.com/2020/07/the-four-levels-of-listening/ Zugriff am 13.4.2024

Dialog mit Respekt: Die Magie der Frage

Fragen ist eine transformative Kraft, die tief in unserer menschlichen Natur verankert ist. Sie erweitert den Horizont unserer Gedanken und lässt uns neue Perspektiven entdecken.

Fragen sind nicht nur Werkzeuge des Wissens, sondern auch Katalysatoren für Reflexion und Selbstentdeckung. Sie öffnen Türen zu unbekannten Welten und ermöglichen es, uns selbst und die Welt um uns herum besser zu verstehen.

In Max Frischs „Fragebogen“ werden Fragen als Mittel zur Selbsterforschung eingesetzt, um die Tiefe der menschlichen Existenz zu erkunden. Sie fordern uns heraus, unsere Überzeugungen zu hinterfragen, unsere Werte zu überdenken und unsere Identität zu reflektieren.

Die Magie des Fragens liegt nicht nur in den Antworten, die wir erhalten, sondern auch in den Prozessen des Fragens selbst. Es ist ein Akt der Neugierde, der Offenheit und des Mutes, der es uns ermöglicht, die Grenzen unseres Wissens zu überschreiten und uns auf eine Reise der Entdeckung zu begeben.

Fragen offenbaren die unendliche Komplexität des Lebens und erinnern uns daran, dass die Suche nach Antworten ebenso wichtig ist wie die Antworten selbst. Sie laden uns ein, immer weiter zu fragen, zu erkunden und zu wachsen, und in diesem Prozess finden wir die wahre Essenz dessen, was es bedeutet, menschlich zu sein.

Der einführende Artikel zum Dialog:

Frage für den Dialog:

Was halten Sie für die wichtigste Frage (die wichtigsten Fragen), die wir uns im Moment stellen sollten?

Fragen über Fragen – und die Antworten?

Besonders bei schwierigen Fragen des Lebens sind wir gerne auf der Suche nach einfachen Antworten. Wir fragen unsere Freunde, unsere Familie, durchstöbern Google und YouTube oder plündern die Bibliothek. Wenn wir gar nicht weiterkommen, fragen wir Fachleute und Experten. Schlussendlich können uns andere jedoch nicht die Antwort auf Fragen zu unserem Leben geben. Denn diese liegt in uns selbst. Schon Sokrates war überzeugt davon, dass Fragen sehr wichtig sind: Nämlich um durch Einkehr und Innenschau zur Selbsterkenntnis zu kommen.

Fragen - Apotheke

Dementsprechend sind Patienten, die meine Praxis aufsuchen, anfangs manchmal geschockt. Denn sie wollen doch nur eine einfache Antwort.

  • Wie werde ich meine überflüssigen Pfunde los?
  • Wie kann ich leicht und einfach das Rauchen aufgeben?
  • Wie kann ich meinen Stress bewältigen?
  • Was kann ich gegen meine Schlafstörungen tun?
  • Was kann ich tun, um glücklich, gesund, entspannt, … zu werden?

Natürlich gibt es dazu Patentrezepte (auch im stofflichen Sinne). Und Leitlinien, nach denen Patienten in Schubladen zu kategorisieren und zu behandeln sind. Aber führt das zum erwünschten Erfolg?

Wohl kaum, denn jeder Mensch ist einzigartig und verschieden und es gibt nicht die Therapie. Denken Sie nur an Gewichtsprobleme. Natürlich: „Iss weniger und beweg dich mehr“ scheint die Lösung zu sein, die auf der Hand liegt.

  • Aber warum isst derjenige denn mehr, als ihm guttut?
  • Warum bewegt er sich zu wenig?
  • Welcher Wunsch steckt dahinter?
  • Was soll das Essen denn eigentlich bringen?
  • Entspannung? Belohnung? Beschäftigung statt Langeweile? Genuss?
Fragen - innerer Arzt

Ohne unzensierte Innenschau und Selbsterkenntnis verpuffen alle wohlgemeinten Ratschläge im Nichts. Selbstverständlich ist es wichtig, die passende Ernährungsform zu finden, ein gutes Maß an Bewegung ins Leben zu bringen, Mangelzustände auszugleichen. Aber gleichzeitig muss der Blick auch auf die Hintergründe gerichtet werden, die uns Gewichtsprobleme, die uns krank, unglücklich, gestresst machen. Erst damit wird Heilung nachhaltig.

Wer auf diese Weise seine Probleme löst, ist nicht mehr angewiesen auf sogenanntes Expertentum. Man trifft auf den inneren Arzt in sich selbst und beginnt, die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Diese Freiheit ist für viele ungewohnt, leben wir doch ein Leben, das von Normen, Regeln und Vorschriften flankiert ist. Aber sie birgt ein Potenzial in sich, dass sich weit über die medizinische Komponente hinaus erstreckt.

Freiheit durch Selbstverantwortung

Die Antworten, wie ein gutes, zufriedenes, selbstbestimmtes Leben gelingen kann, liegen in uns selbst. Wagen Sie sich doch mal an ein paar einfache Fragen heran, die jeden betreffen. Sie stammen aus einem Buch, das ich immer wieder mal gerne durchblättere: „Fragebogen“ von Max Frisch. Es ist 1972 erstmals bei Suhrkamp erschienen und besteht ausschließlich aus zeitlosen Fragen, die in 11 Bereiche unterteilt sind. Diese drehen sich um die Themen Erhaltung des Menschengeschlechts, Ehe, Frauen, Hoffnung, Humor, Geld, Freundschaft, Vatersein, Heimat, Eigentum und Tod. Die Antworten bleiben dem Leser überlassen – was die Lektüre so unwiderstehlich macht.

Einige ausgewählte Fragen:

  • Wem wären sie lieber nie begegnet?
  • Wären Sie gerne als Kind anderer Eltern, auf einem anderen Kontinent oder in einem anderen Land geboren worden?
  • Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, würden Sie auch etwas anordnen, das gegen den Willen der Mehrheit wäre?
  • Was meinen Sie, nimmt man Ihnen übel?
  • Gesetzt den Fall, Sie haben noch nie einen Menschen umgebracht: Wie erklären Sie sich, dass es noch nie dazu gekommen ist?
  • Hätten Sie von sich selbst aus die Ehe erfunden?
  • Wann macht Sie die Ehe eher nervös:
    • im Alltag?
    • auf Reisen?
    • wenn sie allein sind?
    • in Gesellschaft?
    • unter vier Augen?
    • abends?
    • morgens?
  • Meinen Sie erraten zu können, wie Ihr derzeitiger Partner die obigen Fragen beantwortet hätte?
  • Möchten Sie, dass Ihr Partner weiß, wie Sie die obigen Fragen beantwortet haben?
  • Tun Ihnen Frauen leid? Warum? Warum nicht?
  • Was bezeichnen Sie als männlich?
  • Möchten Sie Ihre Frau/Ihr Mann sein?
  • Hoffen Sie, angesichts der derzeitigen Weltlage:
    • auf die Vernunft?
    • auf ein Wunder?
    • dass es weitergeht wie bisher?
  • Was erhoffen Sie sich vom Reisen?
  • Wenn Sie jemanden mit einer unheilbaren Krankheit kennen: Machen Sie ihm dann trotzdem Hoffnung?
  • Was erwarten Sie im umgekehrten Fall?
  • Wenn Sie alles Lachen abziehen, das auf Kosten von Dritten geht: Finden Sie, dass Sie oft Humor haben?
  • Wenn Sie einen Menschen in der Badehose treffen und nichts von seinen Lebensverhältnissen wissen: Woran erkennen Sie nach einer Unterhaltung trotzdem, dass er reich ist?
  • Haben Sie schon einmal gestohlen?
    • Bargeld?
    • Gegenstände (ein Handtuch im Hotel, Blumen aus einem fremden Garten, Kugelschreiber, …)
    • eine Idee?
  • Was tun Sie für Geld nicht?
  • Erleben Sie einen Hund als Eigentum?
  • Mögen Sie Einzäunungen?
  • Wogegen sind Sie nicht versichert?
  • Worauf könnten Sie eher verzichten?
    • auf Heimat?
    • auf Vaterland?
    • auf die Fremde?
  • Was macht Sie heimatlos?
    • Arbeitslosigkeit?
    • Vertreibung aus politischen Gründen?
    • Karriere in der Fremde?
    • dass Sie in zunehmendem Maße anders denken, als die Menschen, die den gleichen Bezirk als Heimat bezeichnen, wie Sie?
  • Haben Sie eine zweite Heimat?
  • Könnten Sie sich auch eine dritte oder vierte Heimat vorstellen oder bliebe es dann doch wieder bei der ersten?

Und zuletzt: Welche Frage sollte noch gestellt werden? War etwas dabei, dass Sie ins Nachdenken gebracht hat?

Fragen - Glaskugel

Wenn Sie Antworten auf Fragen des Lebens suchen, stellen Sie die richtigen Fragen. Wenn Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, und vor lauter unterschiedlichen Antworten schon ganz verwirrt sind, lassen Sie sich helfen. Psychologen und auch gute Ärzte sind Experten für Fragen und natürlich auch fürs Zuhören. Der Experte für Ihr gutes Leben sind Sie selbst.

Bessere Gesundheit? Beruflicher Erfolg? Glückliche Beziehungen? All das ist möglich, wenn Sie auf die Stimme tief in Ihrem Inneren hören.

Der nächste Dialog mit Respekt am 27.4.24 wird sich ganz um das Thema Fragen drehen. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Literatur

Frisch, Max. Fragebogen. Suhrkamp Verlag. Frankfurt, 1992.

https://fragenfragen.wordpress.com/2011/05/16/max-frischs-fragebogen Abrufdatum: 11.4.2024

Bircher Müsli – Brainfood aus der Schweiz

Die Legende besagt, dass der Arzt und Ernährungsreformer Max Bircher-Benner und seine Frau in den Schweizer Alpen unterwegs waren, als sie unterwegs hungrig wurden. Bei der Einkehr in einer Sennerei erhielten sie jedoch nicht Milch, Butterbrot und Käse, sondern eine „recht seltsame Speise“ aus Getreideschrot, Milch, Früchten und Nüssen. Dies soll ihn zu seiner „Apfeldiätspeise“ inspiriert haben, die unter dem Namen Bircher Müsli bekannt wurde.

Das ursprüngliche Bircher Müsli bestand aus Haferflocken, Äpfeln, Nüssen, Zitronensaft und – pfui Teufel – gezuckerter Kondensmilch. Erlauben Sie mir diese ganz und gar nicht gehirngerechte Zutat umgehend zu ersetzen durch Joghurt, Topfen oder Sahne. Pflanzliche Alternativen sind geschmacklich durchaus möglich, allerdings auf Kosten der Proteine.

Hier ein (nahezu) originales Bircher Müsli Rezept:

Weichen Sie 3 Esslöffel Haferflocken über Nacht in gut der doppelten Menge Wasser ein. Geben Sie am nächsten Morgen zum Haferbrei einen süßen geriebenen Apfel mit etwas Zitronensaft sowie 3 Esslöffel des gewünschten Milchproduktes. Bestreuen Sie das Müsli mit gehackten Haselnüssen oder Walnüssen.

Variieren Sie die Mengen ganz nach Geschmack. Versuchen Sie sich auch an anderen Getreideflocken wie Dinkel, Hirse oder Gerste, am besten frisch gequetscht. Verfeinern Sie mit Leinsamen oder Chiasamen. Köstlich sind auch gekeimte Weizenkörner. Dazu weicht man Weizenkörner über Nacht ein, gießt das Einweichwasser ab und wäscht die Körner in einem Sieb unter fließendem Wasser. Den Weizen etwa 5 Millimeter hoch in einen tiefen Teller geben und abdecken. Bei Zimmertemperatur stehen lassen und einmal täglich spülen. Nach zwei bis drei Tagen zeigen sich kurze Keime.

Wählen Sie Obst und Beeren der Saison und verfeinern Sie mit Gewürzen wie Zimt, Nelken, Kardamom, Koriander. Verwenden Sie nicht nur den Saft der Zitrone (oder einer Orange), sondern auch die Schale, die man entweder abreiben oder mit dem Zestenreißer gewinnen kann.

Die gesundheitlichen Komponenten:

Haferflocken geben durch die komplexen Kohlenhydrate langanhaltend Energie. Außerdem enthalten sie wertvolle Nährstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, Beta-Glucane, B-Vitamine für geistige Klarheit, Mineralstoffe und Ballaststoffe.

„An apple a day keeps the doctor away“ ist ein altbekannter Spruch. Vielleicht hat sich Max Bircher-Benner davon inspirieren lassen, als er das Rezept rund um den Apfel aufgebaut hat. Äpfel sind reich an Kalium und Vitamin C. Außerdem enthalten sie Calcium, Magnesium und viele wertvolle Ballaststoffe, besonders, wenn man wie im Original das Kernhaus mitverwendet. Das stabilisiert den Blutzuckerspiegel. Antioxidantien wirken gegen freie Radikale und fördern die Gehirnfunktion.

Haselnüsse tragen dazu bei, den Tagesbedarf an mehreren Vitaminen und Mineralstoffen zu decken. Sie sind reich an Vitamin E, Vitamin B, Vitamin K, Eisen, Potassium und Magnesium – um nur einige Inhaltsstoffe zu nennen und fördern damit Gedächtnis und Gehirnfunktion. Mandeln enthalten gesundes Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate. Zudem liefern sie Kupfer und Zink.

Zitronensaft liefert Phosphor und Pektin. Und natürlich Vitamin C. Ist sauer und soll damit ja angeblich lustig machen.

Besonders Joghurt ist eine gute Quelle für Proteine und Probiotika, die die Darm-Gehirn-Verbindung unterstützen und die Stimmung beeinflussen können.

Beim Frühstück hat man ob der vielen Angebote die Qual der Wahl. Wer Alternativen sucht zum klassischen Wiener Frühstück mit Melange, Semmerl und Marillenmarmelade und auch mit der britischen Variante mit Speck und Eiern nicht glücklich ist, dem sei ein Versuch mit einem selbstgemachten (!) Bircher Müsli ans Herz gelegt. Und ich weiß, dass Sie das nicht verwechseln mit den gezuckerten Kalorienbomben in Form von Fertigmüslis aus dem Supermarkt…

Wohl bekomms. Zu jeder Tageszeit.

Dialog mit Respekt: Manipulation in Beziehungen

Manipulation in Beziehungen meint jede Form von Verhalten, das darauf abzielt, die Gefühle, Gedanken, Handlungen oder Entscheidungen einer Person in einer Partnerschaft zu kontrollieren oder zu beeinflussen, oft, aber nicht immer, zum Vorteil des Manipulators und zum Nachteil des manipulierten Partners. Sie kann verschiedene Formen annehmen und in verschiedenen Kontexten auftreten, sei es in romantischen Beziehungen, Freundschaften, Familien, im schulischen oder beruflichen Kontext und kann sehr subtil sein. Es lohnt sich jedenfalls die Dynamik von Beziehungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Einige Beispiele für Manipulation in Beziehungen sind:

  1. Emotionaler Druck: Ein Partner kann durch Schuldgefühle oder Vorwürfe versuchen, den anderen dazu zu bringen, bestimmte Handlungen auszuführen oder Entscheidungen zu treffen.
  2. Gaslighting: Dies beinhaltet das Verleugnen oder Verdrehen von Fakten, um den Partner dazu zu bringen, seine eigene Wahrnehmung der Realität infrage zu stellen. Das kann dazu führen, dass sich der manipulierte Partner verwirrt, unsicher und abhängig fühlt. Ein hervorragendes Beispiel für Gaslighting schildert der Film „Das Haus der Lady Alquist“ von 1944.
  3. Isolation: Ein Partner kann versuchen, den anderen von Familie, Freunden oder anderen sozialen Kontakten zu isolieren, um die Kontrolle über ihn zu verstärken und ihn abhängiger zu machen.
  4. Passive Aggressivität: Statt offen über Probleme zu kommunizieren, kann ein manipulativer Partner seine Unzufriedenheit oder Frustration auf subtile und indirekte Weise ausdrücken, was es schwieriger macht, Konflikte anzusprechen und zu lösen.
  5. Manipulation von Informationen: Ein Partner kann Informationen zurückhalten oder selektiv preisgeben, um die Wahrnehmung oder das Verhalten des anderen zu beeinflussen.
  6. Finanzielle Kontrolle: Ein Partner kann die Finanzen dominieren und den anderen Partner finanziell abhängig machen, was seine Handlungsfreiheit einschränkt und ihn manipulierbarer macht.
  7. Liebesentzug: Ein Partner könnte Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit oder sexuelle Intimität zurückhalten, um den anderen dazu zu bringen, bestimmte Handlungen auszuführen oder Entscheidungen in eine gewünschte Richtung zu treffen.
  8. Übermäßiges Lob oder Kritik: Ein manipulativer Partner könnte Lob und Anerkennung verwenden, um den anderen dazu zu bringen, sich erwünscht zu verhalten, oder Kritik einsetzen, um Schuldgefühle zu erzeugen oder das Selbstwertgefühl zu mindern.
  9. Versprechungen und Drohungen: Ein Partner könnte Versprechungen machen, um den anderen dazu zu bringen, zu tun, was er will, oder mit negativen Konsequenzen drohen, wenn der andere nicht kooperiert.
  10. Triangulation: Ein Partner könnte eine dritte Person in die Beziehung einbeziehen, sei es durch Eifersucht erregende Handlungen oder durch das Einholen der Meinung dieser Person, um den anderen zu manipulieren oder zu kontrollieren.
  11. Selbstmitleid: Ein manipulativer Partner könnte Selbstmitleid verwenden, um Sympathie zu erlangen und den anderen dazu zu bringen, sich um ihn zu kümmern oder seine Bedürfnisse über die eigenen zu stellen.
  12. Schuldgefühle induzieren: Ein Partner könnte gezielt Situationen schaffen oder verzerren, um dem anderen das Gefühl zu geben, schuldig zu sein, und ihn so dazu bringen, sich zu entschuldigen oder seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen.
  13. Intellektuelle Manipulation: Ein Partner könnte versuchen, den anderen durch rationale Argumentation oder logische Fallstricke zu überzeugen, seine Position zu akzeptieren oder sein Verhalten zu ändern, selbst wenn es nicht im besten Interesse des anderen ist.
  14. Verleugnung von Autonomie: Ein manipulativer Partner könnte die Autonomie des anderen einschränken, indem er Entscheidungen für ihn trifft oder ihn in die Enge treibt, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Eine reife und erfüllende Partnerschaft ist geprägt von Respekt, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung und zeigt sich darin auf gesunde Weise miteinander umzugehen.

Hier sind einige Prinzipien für Interaktionen auf Augenhöhe:

  1. Offene Kommunikation: Stärken Sie die Kommunikation, indem Sie offen und ehrlich miteinander sprechen. Teilen Sie Ihre Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Erwartungen auf eine respektvolle Weise.
  2. Empathie entwickeln: Bemühen Sie sich, die Perspektive des anderen zu verstehen und Empathie für seine Gefühle und Bedürfnisse zu zeigen. Das bedeutet, aktiv zuzuhören und sich in die Lage des anderen zu versetzen.
  3. Gegenseitiger Respekt: Zeigen Sie Respekt vor den Grenzen, Wünschen und Entscheidungen des anderen. Respektieren Sie auch die Individualität und Autonomie des Partners.
  4. Konstruktives Feedback: Geben Sie Feedback auf eine konstruktive und unterstützende Weise, anstatt kritisch oder abwertend zu sein. Konzentrieren Sie sich auf das Verhalten oder die Situation, nicht auf die Person.
  5. Gemeinsame Entscheidungsfindung: Treffen Sie Entscheidungen gemeinsam, indem Sie offen über Optionen diskutieren und Kompromisse eingehen, um die Bedürfnisse und Wünsche beider Partner zu berücksichtigen.
  6. Grenzen setzen und respektieren: Klären Sie Ihre eigenen Grenzen und respektieren Sie die Grenzen des anderen, um ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens in der Beziehung aufrechtzuerhalten.
  7. Verantwortung übernehmen: Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Verhalten, Ihre Entscheidungen und Ihre Gefühle. Vermeiden Sie es, den anderen für Ihre eigenen Probleme oder Emotionen verantwortlich zu machen.
  8. Eigenständigkeit fördern: Ermutigen Sie den Partner, unabhängig zu sein und seine eigenen Interessen, Hobbys und Beziehungen außerhalb der Partnerschaft zu pflegen. Respektieren Sie die individuelle Identität jedes Partners.
  9. Konfliktlösung: Lernen Sie, Konflikte auf konstruktive Weise anzugehen, indem Sie aufeinander zugehen, Kompromisse eingehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und suchen Sie stattdessen nach gemeinsamen Zielen.
  10. Wertschätzung und Unterstützung: Zeigen Sie Ihrem Partner Wertschätzung für seine Stärken und bemühen Sie sich, ihn in seinen Zielen und Träumen zu unterstützen. Seien Sie ein unterstützender Begleiter auf seinem Lebensweg.
  11. Authentizität: Seien Sie authentisch und echt in Ihrer Kommunikation und Interaktion mit Ihrem Partner. Zeigen Sie sich so, wie Sie wirklich sind, ohne sich zu verstellen oder eine Fassade aufrechtzuerhalten.
  12. Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit für Selbstreflexion und Selbstbewusstsein, um Ihre eigenen Bedürfnisse, Werte und Motivationen besser zu verstehen. Dies ermöglicht es Ihnen, bewusste Entscheidungen zu treffen und effektiver mit Ihrem Partner zu interagieren.
  13. Anerkennung und Dankbarkeit: Schätzen Sie die positiven Aspekte Ihres Partners und zeigen Sie Dankbarkeit für seine Anstrengungen, Beiträge und Qualitäten. Dies stärkt das Gefühl der Wertschätzung und des Zusammenhalts in der Beziehung.
  14. Flexible Anpassung: Seien Sie flexibel und offen für Veränderungen in der Beziehung sowie für unterschiedliche Bedürfnisse und Perspektiven. Seien Sie bereit, sich anzupassen und zu wachsen, um die Bedürfnisse beider Partner zu erfüllen.
  15. Selbstpflege: Nehmen Sie sich Zeit für Selbstpflege und persönliches Wachstum, um Ihre eigene Gesundheit und Zufriedenheit zu fördern. Indem Sie gut für sich selbst sorgen, können Sie auch besser für Ihre Partnerschaft sorgen.
  16. Humor und Leichtigkeit: Nutzen Sie Humor und eine spielerische Herangehensweise, um Spannungen abzubauen und eine positive Atmosphäre in der Beziehung zu schaffen. Lachen und gemeinsame Freude stärken die Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Partner.
  17. Gemeinsame Ziele: Identifizieren Sie gemeinsame Ziele und Träume, an denen Sie zusammen arbeiten können, um ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Zusammengehörigkeit in der Beziehung zu fördern.
  18. Vergebung und Versöhnung: Seien Sie bereit, Fehler und Schwierigkeiten zu vergeben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um Konflikte zu lösen und die Beziehung zu stärken. Versöhnung und Vergebung ermöglichen es beiden Partnern, voranzukommen und sich weiterzuentwickeln.
  19. Wachstum und Weiterentwicklung: Bemühen Sie sich kontinuierlich um persönliches Wachstum und Entwicklung sowie um das Wachstum und die Entwicklung Ihrer Partnerschaft. Sehen Sie Herausforderungen als Chancen für Wachstum und Lernen.
  20. Zeit und Aufmerksamkeit: Widmen Sie Ihrem Partner Zeit und Aufmerksamkeit, um eine tiefe Verbindung und Intimität aufrechtzuerhalten. Hören Sie aktiv zu, zeigen Sie Interesse an seinem Leben und seinen Interessen und schaffen Sie bewusst Zeit für gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen.

Das Umsetzen dieser Prinzipien in Ihren Beziehungen hilft eine tiefe, erfüllende und nachhaltige Partnerschaft aufbauen, die auf gegenseitigem Respekt, Liebe und Wachstum basiert.

Wenn Sie erkennen, dass Ihr Partner versucht, Sie zu manipulieren, ist es wichtig, angemessen darauf zu reagieren, um Ihre eigenen Grenzen zu schützen und die Dynamik in der Beziehung zu verbessern. In manchen Fällen mag es notwendig, sich von einem manipulativen Partner zu trennen, insbesondere wenn das Verhalten des Partners ungesund oder gefährlich ist und eine echte Bedrohung für die Sicherheit und das Wohlbefinden darstellt. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl.

Hier einige Schritte, die hilfreich sind, wenn der Partner manipuliert:

  1. Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre eigenen Gefühle und Reaktionen auf die manipulativen Verhaltensweisen Ihres Partners zu überprüfen. Identifizieren Sie, wie Sie sich dabei fühlen und welche Grenzen für Sie verletzt werden.
  2. Klare Kommunikation: Sprechen Sie offen und direkt mit Ihrem Partner über Ihre Beobachtungen und Gefühle. Verwenden Sie dabei „Ich“-Aussagen, um Ihre eigenen Empfindungen zu kommunizieren, anstatt den anderen zu beschuldigen oder zu kritisieren.
  3. Grenzen setzen: Seien Sie entschlossen, Ihre eigenen Grenzen zu setzen und diese klar Ihrem Partner zu kommunizieren. Seien Sie bereit, Konsequenzen zu nennen, wenn Ihre Grenzen weiterhin verletzt werden.
  4. Gesunde Distanz: Erwägen Sie, eine gesunde Distanz zu Ihrem Partner einzunehmen, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Manipulation Ihre emotionale oder psychische Gesundheit beeinträchtigt. Dies kann bedeuten, sich zeitweise zurückzuziehen, um sich selbst zu schützen.
  5. Professionelle Hilfe: Wenn die manipulativen Verhaltensweisen Ihres Partners schwerwiegend sind oder die Beziehung stark belasten, erwägen Sie die Inanspruchnahme professioneller Hilfe durch einen Therapeuten, um die Dynamik in der Beziehung zu verstehen und zu verbessern.
  6. Selbstschutz: Priorisieren Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Ihr Wohlbefinden. Nehmen Sie sich Zeit für Selbstpflege und suchen Sie Unterstützung bei Freunden, Familie oder anderen vertrauenswürdigen Personen, um Unterstützung und Perspektive zu erhalten.
  7. Grenzen des Partners respektieren: Respektieren Sie die Grenzen und Bedürfnisse Ihres Partners, aber bleiben Sie gleichzeitig standhaft bei Ihren eigenen Grenzen und Bedürfnissen. Eine gesunde Beziehung beruht auf gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der Individualität beider Partner.
  8. Bereitschaft zur Veränderung: Seien Sie offen für Veränderungen in der Beziehung, wenn Ihr Partner bereit ist, sein Verhalten zu reflektieren und zu ändern. Zeigen Sie sich unterstützend bei seinem Bemühen um persönliches Wachstum und Entwicklung.
  9. Sichere Umgebung schaffen: Bemühen Sie sich aktiv, eine sichere und unterstützende Umgebung in der Beziehung zu schaffen, in der beide Partner frei von Manipulation und Kontrolle agieren können.

Manipulation in Beziehungen ist eine uralte Geschichte, die sich in vielen berühmten historischen Beispielen findet und die dramatische Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft und Religion haben kann.

Historische Beispiele für Manipulation in Beziehungen:

Politik – Die Beziehung zwischen Cleopatra und Julius Caesar / Marcus Antonius: Cleopatra, die Königin von Ägypten, nutzte ihre Beziehungen zu den römischen Herrschern Julius Caesar und später Marcus Antonius, um die politischen Interessen Ägyptens zu fördern. Sie pflegte strategische Beziehungen zu diesen mächtigen Männern, um die Macht und den Einfluss ihres Landes zu stärken.

Wirtschaft – Die Rothschild-Familie und internationale Finanzbeziehungen: Die einflussreiche Bankiersdynastie nutzte ihre Beziehungen zu verschiedenen politischen Führern und Regierungen, um ihre finanziellen Interessen weltweit auszubauen. Durch geschickte Manipulation von Informationen und Beziehungen konnten sie Einfluss auf wichtige politische Entscheidungen nehmen und ihre wirtschaftliche Macht festigen.

Religion – Die Beziehung zwischen Heinrich VIII. und Anne Boleyn: Heinrich VIII., König von England, manipulierte die religiösen und politischen Strukturen seiner Zeit, um seine Ehe mit Katharina von Aragon zu annullieren und Anne Boleyn zu heiraten. Diese komplexe Beziehung führte zu einer Spaltung mit der römisch-katholischen Kirche und zur Gründung der anglikanischen Kirche in England.

Spionage – Die Beziehung zwischen Mata Hari und verschiedenen einflussreichen Männern: Mata Hari, eine berühmte Tänzerin und Spionin während des Ersten Weltkriegs, nutzte ihre persönlichen Beziehungen zu hochrangigen Militäroffizieren und politischen Führern, um Informationen zu sammeln. Sie nutzte ihren Charme und ihre Verführungskünste, um Männer zu manipulieren und an geheime Informationen zu gelangen.

Persönlicher Vorteil – Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn: Die Beziehung zwischen Sissi und Franz war von Manipulation geprägt, insbesondere seitens Sissi. Sie nutzte ihre Schönheit, ihren Charme und ihre emotionale Instabilität, um den Kaiser zu beeinflussen und ihren eigenen Willen durchzusetzen, einschließlich ihrer Ablehnung des formellen Hoflebens und ihrer Bemühungen um mehr persönliche Freiheit.

Fragen für den Dialog:

  • Wo erkenne ich Manipulation in meinen Beziehungen?
  • Wo manipuliere ich selbst?

Eselbegegnungen: Friede sei mit Dir

Der Esel ist in vielen Kulturen als Sinnbild für Frieden bekannt. Seine friedfertige und bescheidene Natur macht ihn zu einem treffenden Repräsentanten für Harmonie und Ausgeglichenheit.

In der christlichen Tradition gilt der Esel als Symboltier für Demut und Sanftmut. Einer der spektakulärsten Ritte der letzten zwei Jahrtausende war wohl der Einzug von Jesus nach Jerusalem. Der gerechte, demütige Friedensfürst reitet nicht etwa säbelrasselnd auf einem mächtigen, waffenstrotzenden Streitross ein, sondern ganz unkonventionell und konsequent wählt er eine sanfte Eselin und ihr Fohlen. Diese Wahl symbolisiert nicht nur Bescheidenheit, sondern auch den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander und archetypisch weiblicher Kraft.

The fresco of the Entry of Jesus in Jerusalem (Palm Sundy) in Duomo by Lattanzio Gambara (1567 – 1573)

Milde, Mitgefühl, Nächstenliebe, Friedfertigkeit sind die revolutionären Botschaften des neuen Königs. Passend zu diesen scheinbar schwachen Verhaltensformen steht ein Tier, das für seine enorme Belastbarkeit bekannt ist und den Weg der Gewaltlosigkeit wählt (indem es sich widerstandslos prügeln lässt und nicht Gewalt mit Gewalt beantwortet).

Die friedliche Natur des Esels zeigt sich in seinem gemächlichen Gang und seiner Gelassenheit. Anders als andere Tiere, die oft als kriegerisch oder streitlustig betrachtet werden, verkörpert der Esel Ruhe und Toleranz.

Darüber hinaus wird der Esel als Symbol für die Verbindung zwischen Mensch und Natur angesehen. Seine enge Bindung zu seinem Umfeld und seine Fähigkeit, auch in schwierigem, kargem Gelände genügsam zu überleben, machen ihn zu einem Vorbild für ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur.

In der heutigen Zeit, in der Konflikte und Spannungen weltweit an der Tagesordnung sind, erinnert uns das Symbol des Esels daran, dass Frieden nicht nur das Fehlen von Krieg bedeutet, sondern auch eine innere Haltung des Respekts, der Toleranz und des Mitgefühls erfordert. Der Esel ermutigt uns, uns mit unserer eigenen friedvollen Natur zu verbinden und nach einem harmonischen Miteinander zu streben.

Eselbegegnungen können uns daran erinnern, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind und wir durch unser gemeinsames Handeln und Verständnis eine friedlichere Welt schaffen können. Die sanfte Natur des Esels inspiriert, den Weg des Friedens zu gehen und uns gegenseitig mit Freundlichkeit zu begegnen.

„Wie oben, so unten, wie innen, so außen“ lautet das Prinzip der Analogie aus dem Kybalion, der Lehre der sieben hermetischen Gesetze. Das Gesetz besagt, dass alles, was einem Menschen im Außen begegnet, eine Reaktion auf das ist, was in seinem Inneren ist.

Der Weg von inneren Konflikten und Unfrieden führt geradewegs zu Aggression und Gewalt. Indem wir unseren inneren Frieden fördern, tragen wir dazu bei, dass weniger Gewalt in der Welt stattfindet. Friedliche Menschen neigen dazu, gewaltfreie Konfliktlösungen zu bevorzugen und setzen sich für eine friedliche Gesellschaft ein.

Eselbegegnungen lehren uns, dass Gewalt oder Kontrollmechanismen nicht notwendig sind, um eine Beziehung aufzubauen oder ein Ziel zu erreichen. Stattdessen lassen sie erspüren, dass Geduld, Vertrauen und Respekt effektive Mittel sind, um eine harmonische Verbindung zu den Eseln herzustellen. Dadurch kann die Angst vor Kontrollverlust reduziert werden, da man erkennt, dass friedliche und respektvolle Methoden erfolgreicher sind.

Innerer Frieden ist eine grundlegende Voraussetzung, um dauerhaften äußeren Frieden in der Welt zu erreichen. Menschen, die inneren Frieden gefunden haben, können zu einer positiven Veränderung in der Gesellschaft beitragen und eine Welt mit weniger Konflikten und mehr Harmonie fördern.

Eselbegegnungen

In der Begegnung mit den Eseln treffen wir auf inneren Frieden. Esel lassen sich nicht beeindrucken von der Rastlosigkeit und Getriebenheit, viel schnell erreichen zu müssen, der unbedingten Vorstellung, die Kontrolle behalten zu müssen, jederzeit auf Knopfdruck zu funktionieren und der Annahme, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben.

Stattdessen orientieren sie sich daran: Was macht Sinn? Was ist Unsinn? Muss alles ständig verfügbar sein?

Die Angst vor Kontrollverlust ist eine tief verwurzelte emotionale Reaktion, die in vielen Menschen vorhanden ist. Es ist normal, dass Menschen danach streben, ihre Umgebung zu kontrollieren, um sich sicher zu fühlen. Dennoch kann eine übermäßige Angst vor Kontrollverlust zu Stress, Angstzuständen und anderen psychischen Belastungen führen.

Um mit dieser Angst umzugehen, können verschiedene Strategien helfen, wie Achtsamkeitspraktiken, Selbstreflexion, das Entwickeln von Vertrauen in sich selbst und andere und das Akzeptieren von Veränderung als Teil des Lebens. Es ist wichtig zu erkennen, dass Kontrollverlust nicht immer negativ sein muss und dass es manchmal notwendig ist, Dinge loszulassen und Veränderungen anzunehmen, um inneren Frieden zu finden.

Doch zurück zu den Eseln. Wie sieht denn so eine Eselbegegnung aus, bei der man inneren Frieden gewinnen kann? Wir müssen wohl etwas tun mit ihnen, vielleicht ein Halfter anlegen und sie an den Strick nehmen, ihnen erklären, was zu tun ist und wohin der Weg geht. Da ist Kontrolle gegeben, da erklären wir dem vermeintlich sturen Esel den Tarif, wir gewinnen die Oberhand, wir siegen. Aber kommen da vielleicht auch Bedenken auf? Ist das der richtige Weg? Ist das das richtige Ziel?

Könnte es sein, dass wir vor lauter Vorsicht etwas verstecken und zu verbergen versuchen, das besser nicht an die Oberfläche kommen soll, weil es uns bei einer Begegnung auf Augenhöhe verletzbar machen könnte?

Esel lieben den Frieden. Sie suchen ihn und wenn sie ihn in uns finden, schenken Sie ein Vielfaches davon zurück, potenziert wie eine katalytische Reaktion im Reagenzglas der Emotionen. Während jahrhundertelanger Versklavung haben sie ihre Strategie der Gewaltlosigkeit bewahrt. Ihr Lebenselixier ist die Geborgenheit und der Schutz in der Herde.

Auch wir fürchten ums nackte Sein, egal ob real bedroht oder nicht. Doch die alten reaktiven Muster und scheinbaren Wirklichkeiten führen nur immer noch tiefer in die Abgründe des Krieges und der Gewalt. Die Transformation beginnt leise, sobald wir anfangen, achtsam wahrzunehmen und hinzuschauen, ob das, was uns erschreckt, vielleicht nur Gespenster sind, die uns in Flucht oder Angriff treiben. Wenn wir Zweifel aushalten und innehalten, bis wir unsere ursprüngliche Urteilskraft wiederentdecken, kann sich der Geist beruhigen.

Wenn wir mit den Eseln diesen besonderen Raum teilen, verbunden durch intuitives Wissen, geht es um nichts anderes als innezuhalten und wahrzunehmen. So können beide Seiten abwägen, was sicher und was friedlich ist und einander in einer liebe- und friedvollen Situation begegnen, miteinander eine Umgebung des Friedens schaffen.

Der Friede in mir sei mit dir!

Lesenswertes/Sehenswertes:

Person, Jutta: Esel. Ein Portrait. Naturkunden Nr. 5. Matthes und Seitz. Hamburg, 2013.

James French kreierte die wundervolle „Vertrauenstechnik“, um mit Tieren (und letztlich auch dem Menschen), auf Basis von absoluter Freiheit das Vertrauen herzustellen, das es braucht, um gemeinsam zu liebevoller, friedlicher Koexistenz und wechselseitigem Erblühen zu gelangen.

Sind wir ausgeglichen und in einem wachen und entspannten inneren Zustand, sind wir offen Neues zu lernen – alter Schmerz, auch traumatischer, kann in diesem Zustand heilen – bei Tieren wie Menschen.

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Psychologie trifft Märchen: Hänsel und Gretel

Das Märchen von Hänsel und Gretel der Brüder Grimm erzählt die Geschichte von zwei Geschwistern, die von ihren Eltern ausgesetzt werden. In der Geschichte wird gelogen, dass sich die Balken biegen, aber sie erzählt auch von Optimismus, erlernter Hilflosigkeit, Konformität und Gehorsam – und ist damit aktuell wie eh und je.

Hänsel und Gretel

Das Märchen


Die Charaktere

Hänsel und Gretel wachsen geplagt von Armut auf. Hänsel kümmert sich um seine Schwester, ist vorausschauend und zuversichtlich. Gretel hingegen ist zurückhaltend, ängstlich und verlässt sich auf den Bruder. Als sich die Situation zuspitzt und die Hexe beider Leben bedroht, wendet sich das Blatt und Gretel findet den Mut, sich selbst und Hänsel zu retten.

Der Vater möchte seine Kinder eigentlich nicht im Wald aussetzen. Auf das Drängen seiner Frau hin, lässt er sich jedoch zu der schrecklichen Tat überreden und er verrät die Kinder feige. Trotzdem ist er froh, als sie zu guter Letzt heil zurückkehren.

Die Mutter zeigt keinerlei Mitgefühl oder Zuneigung. Um den eigenen Hunger zu stillen, drängt sie ihren Mann die Kinder loszuwerden und zu opfern. Sie stirbt jedoch trotzdem.

Die Hexe tief im Wald lockt Kinder mit dem köstlichen Lebkuchenhaus in die Falle um sie zu verspeisen. Ihr Ansinnen klappt jedoch nicht, denn sie selbst wird von Gretel überlistet und verbrennt im Backofen, in dem sie die beiden garen wollte.

So lassen beide Frauen, die die Kinder töten wollen, am Ende ihr Leben. Die weiblichen Charaktere im Märchen kommen ohnehin schlecht weg. Sowohl die Mutter als auch die Hexe sind böse und auch Gretel wird zunächst schwach und hilflos dargestellt.

Sozialpsychologische Phänomene

Lügen:

Die Mutter gab als Grund für den Ausflug in den Wald an, Holz zu sammeln, doch in Wahrheit hatte sie die Absicht, die Kinder dort allein zurückzulassen. Wenn wir das Märchen gezielt auf Lügen untersuchen, erkennen wir, dass sie ein durchgängiges Element der Handlung sind. Sowohl die Mutter als auch der Vater verbergen Wahrheiten vor den Kindern. Hänsel täuscht die Hexe, indem er ihr ein Knöchlein anstelle seines Fingers zeigt, und möglicherweise auch, als er Gretel versichert, den Weg finden zu können, obwohl die Vögel das Brot gefressen haben. Es stellt sich die Frage, ob er sich selbst belügt, um ruhig zu bleiben. Selbst die Hexe täuscht die Kinder, um sie zu fangen, und schließlich lügt sogar Gretel, als sie vorgibt, nicht zu wissen, was zu tun ist.

Betrachten wir diese Lügen und ihre Auswirkungen auf unsere emotionalen Reaktionen. Die meisten von uns verurteilen wahrscheinlich die Lügen der Mutter und der Hexe sowie das Schweigen des Vaters. Hänsels Lügen, um sich und seine Schwester zu retten, könnten die meisten von uns moralisch vertretbar finden. Dies verdeutlicht, wie unterschiedlich wir Lügen bewerten, abhängig von den Motiven dahinter. Höflichkeit, Notwendigkeit oder persönliche Vorteile können Gründe sein, warum jemand von der Wahrheit abweicht. Die Abgrenzung zwischen Lüge und Zurückhaltung von Informationen ist nicht immer eindeutig.

Warum haben sich Lügen und Täuschungen im Laufe der Evolution, sowohl beim Menschen als auch bei vielen Tierarten, etabliert, obwohl sie negativ bewertet werden und die Gefahr besteht, entlarvt zu werden? Forscher haben vorgeschlagen, dass Lügen als „sozialer Klebstoff“ fungieren könnten, der dazu beiträgt, Gruppen zusammenzuhalten. Diese Lügen dienen nicht egoistischen Motiven, sondern eher dem Wohlbefinden der Gruppe. Es ist plausibel anzunehmen, dass dieses Verhalten den Menschen in der Evolution einen Vorteil verschafft hat. Allerdings zeigt die Simulation auch, dass chronische Lügner sozial isoliert werden. Wie das Sprichwort sagt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht.“

Die Botschaft des Märchens ist nicht, dass Lügen immer schlecht sind und vermieden werden sollten. Hänsel und Gretel hätten ohne ihre Notlügen im Wald sterben können. Vielmehr sollte uns die Geschichte dazu anregen, über Lügen nachzudenken:

  • Ist es moralisch vertretbar, zu lügen, um ein ehrenwertes Ziel zu erreichen?
  • Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn wir ständig mit Lügen rechnen müssen?
  • Ist Verschweigen eine Form der Lüge?
  • Welche Auswirkungen hat es, wenn wir uns selbst belügen, um eine Situation positiver darzustellen?

Optimismus:

Trotz der schwierigen Situation, die durch den Egoismus ihrer Mutter entstanden ist, bewahrt Hänsel stets eine optimistische Einstellung. Er tröstet Gretel immer wieder und bleibt zuversichtlich, dass sie die Situation überwinden können, selbst als er bemerkt, dass die Vögel seine Wegmarkierung gefressen haben.

Ein bekanntes Beispiel für den Unterschied zwischen Optimismus und Pessimismus ist die Betrachtung eines halb vollen oder halb leeren Glases. Während der Optimist die positiven Aspekte und Chancen erkennt, neigt der Pessimist dazu, Probleme und Nachteile zu sehen. Die Neigung zum Optimismus oder Pessimismus kann je nach Situation variieren. Wenn Menschen jedoch grundsätzlich eine positive Grundhaltung in ihrer Wahrnehmung, Erinnerung, in ihren Erwartungen und Denkmustern haben, spricht man von Positivität.

Die Fähigkeit, die Welt positiv wahrzunehmen, ist ein wichtiger Faktor im Umgang mit Rückschlägen. Dennoch ist es nicht immer förderlich, uneingeschränkt an das Gute zu glauben. Trotz Optimismus sollten wir realistisch bleiben. Denn wer zu naiv durch die Welt geht, wird immer wieder vermeidbare Rückschläge und Enttäuschungen erleben. Die Fähigkeit des realistischen Optimismus ist ein wichtiger Faktor für Resilienz.

Im Märchen bewahrt Hänsel einen realistischen Optimismus im Rahmen seiner Möglichkeiten, um sich und seine Schwester zu retten. Wenn Hänsel ein Pessimist gewesen wäre, hätte er vermutlich resigniert, anstatt Trost und Hoffnung zu spenden. Seine vorübergehende Hoffnungslosigkeit, als die Hexe ihn in den Stall sperrt, wird durch die Kreativität und den Optimismus von Gretel überwunden, die die Hexe schließlich besiegt.

Realistischer Optimismus hilft uns maßgeblich dabei, voranzukommen und uns weiterzuentwickeln. Jedes Kind, das laufen lernt, fällt viele Male, bevor es erfolgreich ist, und zeigt damit eine hohe Resilienz. Diese ermöglicht es ihm, nach jedem Sturz wieder aufzustehen und fest daran zu glauben, dass es bald klappen wird. Wenn wir uns hoffnungslos fühlen, können wir uns vornehmen, wie ein Kind, das gerade die ersten Schritte macht, mit realistischem Optimismus die Herausforderung anzunehmen.

Erlernte Hilflosigkeit:

Am Anfang der Geschichte ergreift Hänsel aktiv die Initiative und übernimmt die Verantwortung für das Schicksal der Geschwister. Er versucht mit Kieselsteinen und Brotkrumen den Weg zurück nach Hause zu markieren, um sich und Gretel zu retten. Im Gegensatz dazu zeigt Gretel anfangs ein passives Verhalten. Bei Rückschlägen reagiert sie mit bitterlichem Weinen und Verzweiflung. Sie glaubt nicht daran, dass sie die Situation verändern kann, und akzeptiert ihr Schicksal.

Dieses Verhalten wird auch als erlernte Hilflosigkeit bezeichnet. Dabei handelt es sich um die feste Überzeugung einer Person, dass sie eine unangenehme Situation nicht ändern kann, selbst wenn dies objektiv betrachtet nicht der Fall ist. Diese Einstellung kann zu Passivität führen, bei der man sich widerstandslos seinem Schicksal ergibt. Die eigene Selbstwirksamkeitserwartung, also die Erwartung, durch eigenes Handeln Einfluss nehmen zu können, wird durch die erlernte Hilflosigkeit stark geschwächt.

Gretel hat höchstwahrscheinlich die erlernte Hilflosigkeit durch eine Reihe negativer Lernerfahrungen entwickelt. Erst als Hänsel von der Hexe gefangen genommen wird, überwindet sie ihre Hilflosigkeit, um sich und ihren Bruder vor dem Tod zu retten. Sie stößt die Hexe in den Backofen und befreit Hänsel. Dabei macht Gretel eine korrigierende Lernerfahrung: Sie erkennt, dass ihr mutiges Handeln etwas bewirkt und sie Kontrolle über die Situation hat. Im Verlauf des Märchens entwickelt sich Gretel immer mehr zu einer aktiv handelnden Heldin.

Erlernte Hilflosigkeit kann zu Passivität, Verzweiflung und depressiven Symptomen führen. Um aus der Opferrolle auszubrechen, musste Gretel ihre eigene Selbstwirksamkeit erfahren. Auch für die gesunde Entwicklung von Kindern ist das Erleben von Selbstwirksamkeit äußerst wichtig. Bereits von Geburt an lernen Kinder durch das Ausprobieren verschiedener Verhaltensweisen, dass ihr Handeln Auswirkungen auf ihre Umwelt und das Verhalten anderer Menschen hat. Dabei sind Herausforderungen auf unbekanntem Terrain besonders wichtig, um die Selbstwirksamkeit zu stärken.

Auch im Bereich der Mitarbeiterführung sind Selbstwirksamkeit und wahrgenommene Kontrolle von großer Bedeutung für die Mitarbeiter. Gute Führungskräfte wissen, wie wichtig es ist, ihren Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas bewirken können und nicht den äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert sind. Schon allein das Zuhören bei einem Problem kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter mehr Kontrolle über die Situation wahrnehmen und zufriedener sind.

Konformität und Gehorsam:

Im Märchen lässt sich der Vater aufgrund des Drucks seiner Frau überreden, die Kinder auszusetzen, obwohl er dies eigentlich nicht möchte. Diese Konformität führt zu einem Handeln gegen seine eigenen Prinzipien, was das Leben seiner Kinder gefährdet. Warum wehrt sich der Vater nicht gegen diesen Zwang und handelt entgegen seinem eigenen Willen?

Das bekannte Milgram-Experiment illustrierte, dass Menschen oft widerwillig und gegen ihr Gewissen handeln, wenn sie unter Druck gesetzt werden. In diesem Experiment wurden die Teilnehmer angeleitet, einer anderen Person in einem anderen Raum elektrische Schocks zu geben, wenn diese bei einer Lernaufgabe Fehler machte. Obwohl die Schmerzensäußerungen zu hören waren, wurden die Teilnehmer dazu gedrängt, weiterzumachen, auch wenn es ihnen schwerfiel. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen unter dem Einfluss von Autorität dazu neigen können, anderen Schaden zuzufügen, selbst wenn es gegen ihre moralischen Überzeugungen verstößt.

Diese Art von Gehorsam kann durch verschiedene Faktoren erklärt werden. Zum einen durch den normativen sozialen Einfluss, bei dem Menschen ihr Verhalten an die Erwartungen anderer anpassen, um akzeptiert zu werden. Zum anderen durch den informationalen sozialen Einfluss, bei dem Menschen sich in stressigen Situationen auf die Anweisungen von vermeintlichen „Experten“ verlassen. Außerdem kann die Abgabe der persönlichen Verantwortung eine Rolle spielen, wenn Menschen sich hinter der Autorität einer anderen Person verstecken und so ihre eigene Verantwortung abschieben.

Gehorsam an sich ist ein wichtiger Wert ist, der ein geordnetes Zusammenleben ermöglicht. Doch wenn dieser Gehorsam dazu führt, dass die Würde anderer verletzt wird, wie im Märchen und und verschiedenen Experimenten dargestellt, wird er problematisch. Die Kenntnis über Faktoren wie normativen und informationalen sozialen Einfluss kann helfen, unser eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen und uns gegen unethische Anweisungen zu wehren.

Um Menschenrechtsverletzungen durch blinden Gehorsam zu verhindern, ist Zivilcourage nötig. Zivilcourage bedeutet, mutig für die Einhaltung ethischer Normen einzutreten, auch wenn dies persönliche Kosten mit sich bringt. Es ermutigt dazu, sich gegen blinden Gehorsam zu wehren und für die Rechte anderer einzustehen.

Fazit:

Die Ereignisse in der Geschichte von Hänsel und Gretel verdeutlichen, dass dieses Märchen auch heute noch Relevanz besitzt. Themen wie Lügen, Optimismus, erlernte Hilflosigkeit und blinder Gehorsam prägen weiterhin unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Folgende Fragen, die offen bleiben, mögen Ansatzpunkte für weitere Analysen sein:

  1. Warum handeln die Eltern entgegen ihrer elterlichen Fürsorge?
  2. Warum kehren Hänsel und Gretel zu ihrem Elternhaus zurück, obwohl sie es verlassen mussten? Ist es Vergebung oder vielleicht (emotionale) Abhängigkeit, die sie zurückführt?

Literatur

Frey, D. (Ed.). (2017). Psychologie der Märchen. Springer Verlag.

Drewermann, Eugen. (2015). Landschaften der Seele oder Wie man die Angst überwindet: Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet. Patmos Verlag.

Terra X Dokumentation. (Abrufdatum: 23.1.2024). Magie der Märchen – Hänsel und Gretel auf der Spur. Verfügbar bis 11.10.2030. URL: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/magie-der-maerchen-haensel-und-gretel-auf-der-spur-100.html

Mehr für die Märchenstunde:

Dialog mit Respekt: Manipulation

Manipulation ist eine uralte Geschichte. Schon im Paradies setzte die Schlange Manipulationstechniken ein, um Eva zu verführen: Einerseits dadurch, dass sie das Begehren nach der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis weckte, andererseits durch das Säen von Zweifel und Informationsverzerrung. Sollte Gott wirklich gesagt haben…? Ja, ja, aber damit meinte er doch eher… Und die schlaue Schlange, die als Experte fungierte, musste es doch wissen. Alleine der Manipulation aufgelaufen zu sein, oder gar einen Fehler zuzugeben, ist auch nicht angenehm. Also reichte Eva den Apfel an Adam weiter, vielleicht in der Hoffnung, geteilte Sünde wäre halbe Sünde.

Adam und Eva - Manipulation beim Sündenfall

Manipulation bezieht sich auf verschiedene psychologische Techniken und Strategien, die darauf abzielen, das Verhalten oder die Einstellung einer Person ohne deren bewusste Zustimmung zu beeinflussen oder zu steuern. Diese Techniken können in verschiedenen Kontexten angewendet werden, darunter Werbung, Politik, soziale Beziehungen und Medien. Die Ziele und Methoden der Manipulation können stark variieren, von harmlosen Überzeugungsversuchen bis hin zu unethischen oder schädlichen Praktiken.

Schlüsselkonzepte der Manipulation

  • Einflussnahme durch Emotionen: Emotionale Appelle werden eingesetzt, um Reaktionen wie Mitleid, Angst, Schuld oder Freude zu provozieren, die das Verhalten oder die Entscheidungen einer Person lenken können.
  • Informationskontrolle: Durch das Zurückhalten, Verzerren oder Überbetonen von Informationen wird versucht, die Wahrnehmung oder das Verständnis einer Situation zu beeinflussen.
  • Reziprozität: Die Neigung, Gefälligkeiten zu erwidern, kann ausgenutzt werden, um Personen zu verpflichten, etwas zu tun, was sie sonst möglicherweise nicht getan hätten.
  • Autorität: Die Ausnutzung von wahrgenommener Macht oder Expertise kann Menschen dazu bringen, Anweisungen oder Empfehlungen zu folgen, ohne sie infrage zu stellen.
  • Knappheit: Die Wahrnehmung von Knappheit kann ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugen und Menschen dazu bewegen, zu schnelle Entscheidungen zu treffen.
  • Sozialer Beweis: Die Tendenz, das Verhalten anderer als Richtlinie zu nehmen, kann dazu verwendet werden, um Konformität oder Akzeptanz zu fördern.

Ethik und Grenzen

Die ethischen Grenzen der Manipulation sind oft schwer zu bestimmen. Einige Formen der Überzeugung, wie sie in der Werbung oder im Verkauf üblich sind, gelten als akzeptabel, solange sie nicht irreführend oder schädlich sind. Andere, besonders solche, die Ausnutzung, Täuschung oder unfairen Druck beinhalten, werden weitgehend als unethisch oder sogar illegal angesehen.

Schutz vor Manipulation

Um sich vor unerwünschter Manipulation zu schützen, ist es wichtig, kritisches Denken und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dazu gehört, Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und sich der eigenen emotionalen Reaktionen bewusst zu sein. Bildung und Bewusstsein über Manipulationstechniken können ebenfalls helfen, ihren Einfluss zu verringern.

Zahlreiche Hintergrundinfos und Übungen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Manipulationstechniken finden Sie in den untenstehenden Beiträgen, die darauf abzielen, kritisches Denken, Selbstreflexion und ein tiefes Verständnis der Mechanismen und der Ethik zu fördern.

Fragen für den Dialog:

  • Wo begegnet mir im Alltag Manipulation?
  • Wo manipuliere ich selbst?

Zum Bild:

Falls Sie sich auf die Suche machen, wer die zauberhafte Szene auf dem Titelbild wohl gemalt haben könnte: Nein, es war nicht William Turner, bekannt für seine erhabenen Landschaften und die Erforschung von Licht und atmosphärischen Effekten, auch wenn man es glauben könnte. Auch der Drache kommt in der Geschichte vom Sündenfall nicht vor, fügt jedoch dem Bild symbolische Tiefe hinzu, als dramatisches, fast apokalyptisches Element, das die emotionale und symbolische Intensität verstärkt: Chaos und Böses, Schutz und Wächterschaft, Macht und Weisheit, Versuchung und Fall.

Das Bild ist mit DALL-E generiert, mit der simplen Vorgabe den Sündenfall im Stil von William Turner zu erstellen. Künstliche Intelligenz bietet ein hohes Potenzial für Manipulation missbraucht zu werden. Schon deshalb ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Literatur:

  1. Rappmund, Eike. „Praxis-Handbuch: Manipulation: Mentalmagie aus der Welt der Hirnforschung, Psychologie und Hypnose: Fachbuch für den grundsätzlichen Einsatz weit hinter den Regeln von Grammatik und Rhetorik: Für Professionelle Manipulateure und schockierte Manipulierte, für Anfänger und Fortgeschrittene in allen Lebenslagen.“ Hamburg: Tredition GmbH, 2014, p. 377 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1263575. Accessed 7 Feb. 2024.
  2. Dehner, Renate & Dehner, Ulrich. „Schluss mit diesen Spielchen! : Manipulationen im Alltag erkennen und wirksam dagegen vorgehen.“ Frankfurt/Main: Campus-Verlag, 2014, p. 232 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1054484. Accessed 7 Feb. 2024.

Olivenöl – flüssiges Gold des Südens

Olivenöl ist nicht nur schmackhafter Bestandteil der mediterranen Küche. Es hat auch eine lange Tradition in der Heilkunde und Schönheitspflege.

Im alten Griechenland war der Ölbaum heilig, das Öl seiner Früchte wurde als flüssiges Gold gepriesen. Welch Wunder – der Ölbaum ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde.

Olivenöl

Die wesentliche gesundheitliche Komponente des Olivenöls ist mit einem Anteil von 75 bis 80 Prozent die einfach ungesättigte Ölsäure. Sie senkt die Cholesterinsynthese in der Leber, und zwar gezielt das LDL (Low Density Lipoprotein). Das HDL (High Density Lipoprotein) wird nicht beeinflusst, wodurch sich der Quotient LDL/HDL verbessert.

Squalen und Phytosterine sorgen für die antikarzinogene Wirkung des Olivenöls. Der hohe Vitamin E Gehalt schützt vor Oxidationsprozessen. Phenole wirken antiinflammatorisch. Diese und andere sekundäre Pflanzenwirkstoffe sind so reichlich jedoch nur in nativem, kaltgepresstem Olivenöl vorhanden, nicht in raffiniertem. Bevorzugen Sie jedenfalls Öle aus ökologischem Anbau, wenn Sie keine Extraportion an fettlöslichen Pestiziden zu sich nehmen wollen. Die besten Öle tragen die Bezeichnung „nativ extra“.

Wann immer Sie auf Reisen in mediterranen Ländern sind, nutzen Sie die Gelegenheit direkt beim Hersteller einzukaufen. Bevorzugen Sie beim Einkauf Fachgeschäfte und Naturkostläden, die oft ihre Lieferanten kennen und bei denen Sie die verschiedenen Öle auch verkosten können. Einige Hersteller verschicken auch. Leider gibt es inzwischen etliche schwarze Schafe, die bezüglich der Herkunft und der Güte des Olivenöls tricksen. Insbesondere seit die Trockenheit in Südeuropa die Ernte empfindlich schrumpfen und die Preise explodieren ließ.

In den antiken Kulturen kam übrigens ein erheblicher Teil des Olivenöls nicht auf den Teller, sondern auf die Haut: als Dusch- und Massageöl. Ein Segen bei den ausgedehnten römischen Badeorgien.

Bald begnügte man sich nicht mehr mit purem Olivenöl, sondern versetzte es mit heilkräftigen Kräutern und duftenden Blüten. Durch das Aufkochen von Olivenöl mit Wasser und Asche entstanden dann auch die ersten (noch flüssigen) Seifen. Hier ein paar Inspirationen für die Schönheitspflege:

Schönheitspflege mit Olivenöl

Apfel-Hafer-Gesichtsmaske

Reiben Sie einen halben Apfel fein und rühren Sie einen TL Olivenöl, einen TL Bienenhonig und 2 TL Hafermark dazu. Maske auftragen und 15 Minuten einwirken lassen. Danach mit lauwarmem Wasser sanft abwaschen. Erfrischt, glättet, nährt.

Heilerde Olivenölmaske

Verrühren Sie einen EL Olivenöl mit einem EL feiner Heilerde. Lassen Sie die klärende Maske 15 Minuten einwirken und waschen Sie sie dann mit kreisenden Bewegungen mit lauwarmem Wasser ab. Das hat zusätzlichen Peelingeffekt und macht die Haut zart und weich.

Zitronenöl für beanspruchte Haut

Mischen Sie einen EL Olivenöl mit einem EL Zitronensaft. Ein paar Tropfen Zitronenöl duften frisch und verstärken die beruhigende Wirkung. Gut schütteln und auf raue, trockene Hände oder spröde Füße auftragen.

Heilkräftige Kräuterzubereitungen mit Olivenöl

Johanniskrautöl

Geben Sie auf einen Liter Olivenöl drei Handvoll frisches, grob geschnittenes Johanniskraut. Lassen Sie die Mischung zwei Wochen an der Sonne stehen. Wenn die Kräuter auf den Boden gesunken sind, können Sie noch einmal dieselbe Menge Kräuter zugeben. Wenn das Öl dunkelrot geworden ist, kann man es durch ein feines Sieb abseihen und in Flaschen abfüllen. Dunkel und kühl aufbewahren.

Auf dieselbe Weise lassen sich auch andere Blüten und heilkräftige Kräuter zu Einreibungen oder Badezusätzen verarbeiten: Königskerzenblüten, Rosenblüten, Ringelblumen, Kamille, Lilienblüten, Lavendel, Rosmarinzweige oder Thymiankraut.

Efeuöl bei Zellulitis

Übergießen Sie eine Handvoll frische Efeublätter mit 200 ml Olivenöl und lassen Sie die Mischung zwei Wochen lang an einem warmen, sonnigen Platz stehen. Filtern Sie dann ab und geben Sie ein paar Tropfen Rosmarinöl und etwas mehr Orangenöl dazu. Verwenden Sie zum Duschen einen groben Waschhandschuh, der die Durchblutung anregt. Danach die Problemzonen einmassieren.

Sizilianischer Hustensaft

Ein altes Hausmittel aus dem Süden Italiens: Geben Sie einen Teil Olivenöl und einen Teil Zitronensaft in ein Schraubglas und schütteln Sie kräftig durch. Noch besser ist es, wenn Sie nicht nur den Zitronensaft verwenden, sondern die komplette gewaschene, unbehandelte Biozitrone in einen Mixer geben und zu Brei verarbeiten. Immer wieder ein Löffelchen davon stillt den Hustenreiz und besänftigt Halsweh.

Kulinarisches rund ums Olivenöl

Olivenöl ist die Seele der mediterranen Küche. Medizin, Lebensfreude und Kochkunst gehen hier eine köstliche Symbiose ein. Hier ein paar Rezepte zur Inspiration:

Epityrum – römische Olivenpaste

Zutaten:
  • 1 Tasse grüne Oliven
  • 1 Tasse schwarze Oliven
  • je 1 TL Fenchel, Koriander und Kreuzkümmel
  • fein gehackte frische Minze
  • 1 TL Balsamico
  • 1 EL Olivenöl nativ extra
Zubereitung:

Entkernen Sie die Oliven und verarbeiten Sie sie im Mixer mit den Gewürzen, Essig und Öl zu einer feinen Paste. In ein Steinguttöpfchen füllen und mit frischer Minze bestreuen.

Das Rezept stammt aus dem „De condituris“ von Apicious, einem uralten Saucenkochbuch. Die Olivenpaste wurde dazumal zu Käse gereicht. Auch heute ist sie der Auftakt zu einem Gastmahl – etwa auf Bruschetta oder Ciabatta.

Zu Pasta passt die Olivenpaste ebenso hervorragend: Mit etwas frisch gehacktem Knoblauch in Olivenöl angeröstet und einem Schwung Petersilie statt Minze.

Aioli – Knoblauchmayonnaise mit Olivenöl

Zutaten:
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Ei (oder Aqua faba wenns Sie es vegetarisch bevorzugen)
  • Salz
  • Zitronensaft
  • 1/4 Liter Olivenöl (mild oder fruchtig)
Zubereitung:

Geben Sie alle Zutaten in einen schmalen, hohen Mixbecher. Stellen Sie den Mixstab auf den Boden des Gefäßes. Starten Sie den Mixvorgang und ziehen Sie währenddessen den Mixstab ganz langsam nach oben.

Gegrillter Gemüse Salat

Zutaten:
  • 1 Aubergine
  • 1 rote, 1 gelbe, 1 grüne Paprika
  • 1-2 kleine Zucchini
  • 5 kleine, sonnenreife Salattomaten
  • 1 Knoblauchzehe
  • frisch gepresster Zitronensaft
  • 100 ml fruchtiges, junges Olivenöl
  • Meersalz
  • Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:

Das Gemüse waschen und putzen, in grobe Stücke oder Scheiben schneiden. Mit etwas Olivenöl bepinseln. Am besten auf Holz oder Holzkohle im Garten grillen. Sonst im Backofen grillen oder auch in der heißen Eisenpfanne scharf anbraten. Das Gemüse nun in mundgerechte Stücke schneiden und mit Knoblauch, Zitronensaft und dem restlichen Olivenöl marinieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Römischer Brotsalat

Zutaten:
  • eine Handvoll schwarze und grüne Oliven
  • 4 Scheiben Brot (z.B. dunkles Sauerteig Vollkornroggenbrot)
  • 1 Kopf Blattsalat (Lollo rosso, Eichblattsalat, Radicchio, Rucola, …)
  • 1 EL Lavendelblüten (am besten frisch, aber auch getrocknet möglich)
  • junges Olivenöl
  • Balsamico
  • Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung:

Schneiden Sie die Brotscheiben in Würfel und rösten Sie sie in einer Pfanne knusprig. Marinieren Sie den gemischten Blattsalat mit Salz, Pfeffer, Lavendelblüten, Olivenöl und Balsamico und garnieren Sie mit den gerösteten Brotwürfelchen.

Wenn ich an Olivenöl denke, weiß ich gar nicht, welches Rezept ich zuerst wählen sollte: eine spanische Paella, eine französische Ratatouille, ein kühles sommerliches Gazpacho oder auch etwas Süßes wie ein Olivenöl Biskuit oder Eiscreme mit Olivenöl.

Sie sehen schon, ich komme ins Schwärmen. Kochen ist für mich die schönste Form, Medizin zuzubereiten. Und selbst an den stressigsten Tagen freue ich mich auf die meditativen Mußezeiten in der Küche, die Genuss mit allen Sinnen, schon lange bevor die Mahlzeit auf dem Tisch steht, versprechen. Denn Kochen kann ebenso heilsam sein wie Essen.

Basentrunk „Excelsior“ nach Are Waerland

Are Waerland wurde 1876 in Finnland geboren. Als Kind litt er unter Kopfschmerzen, schlechtem Gedächtnis, chronischen Magenproblemen und Verstopfung. Ein Studium der Philosophie brach er wegen seiner schlechten Gesundheit ab. Bei Medizinstudien in London versuchte er nicht zuletzt eine Therapie für seine eigenen Beschwerden zu finden. Er empfand Abhärtung wie kalt duschen und bei offenem Fenster schlafen als hilfreich. Inspiriert von Alexander Haig und Berichten über die angeblich gesunde Ernährungsweise der Hunza stellte Waerland seine Ernährung um und wurde (Lacto-)Vegetarier. Seine Symptome verschwanden, was er vor allem auf die Rohkost zurückführte.

Waerland stellte die Theorie auf, dass viele Krankheiten eine Folge „nicht artgemäßer Lebensgewohnheiten“ und vor allem falscher Ernährung seien. Diese führe zur Übersäuerung des Körpers und zur Besiedelung des Dickdarms mit Fäulnisbakterien, die für viele Krankheiten verantwortlich seien.

Ob nun die Empfehlungen von Waerland ein Allheilmittel sind, sei dahingestellt. Sein Basentrunk ist jedenfalls ein mineralstoffreiches wohltuendes Getränk, nicht nur für kalte Tage.

Basentrunk

Hier das Rezept:

Traditionelles Suppengemüse nach Wahl:

  • Karotten
  • gelbe Rüben
  • Sellerie
  • Wurzelpetersilie
  • Pastinaken
  • Zwiebel
  • Lauch

Das Gemüse waschen, putzen und in grobe Stücke schneiden. In einem großen Suppentopf mit Wasser zum Kochen bringen und 15 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dann einige Stunden ziehen lassen. Mein Basentrunk steht die ganze kalte Jahreszeit über auf dem Holzherd in einem gusseisernen Potjie und brodelt sanft vor sich hin.

Ich gebe dem Kochwasser noch eine Messerspitze Natron hinzu, um die wertvollen Inhaltsstoffe noch besser aus dem Gemüse zu lösen und die basische Wirkung zu erhöhen.

Geschmackszutaten wie Liebstöckel, Lorbeerblatt oder Muskatnuss können mitgekocht werden. Chillischoten oder Ingwerscheiben durchwärmen herrlich von innen her.

Sie können das Gemüse absieben und den Basentrunk abgefüllt in Glasflaschen einige Tage im Kühlschrank aufbewahren. Trinken Sie jeweils eine große Tasse morgens, mittags und abends etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Im Sommer eher lauwarm, im Winter gerne heiß – mit Schnittlauchröllchen oder gehackter Petersilie bestreut.

Salz brauchen Sie wegen des hohen Mineralstoffgehalts kaum. Wenn Sie möchten, geben Sie eine Prise unraffiniertes Meersalz oder Kristallsalz dazu.