Günter Schmid, Jahrgang 1962, ist Software-Techniker im Einpersonen-Unternehmen in Dornbirn.
Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass da etwas auf uns zukommt, das uns alle betrifft?
Das war im März 2020, nachdem ich ein Video eines Sportler-Kollegen gesehen hatte, der sich dazu äußerte.
Was war für Sie in dieser Zeit am schlimmsten?
Am schlimmsten war, was man den Kindern etwa durch die Schulschließungen und die vermummten Gesichter angetan hat.
Aber auch die Isolierung von alten und kranken Menschen sowie die Angstpropaganda, die betrieben wurde. Ich habe das selbst erlebt mit meiner Mutter, die damals in einer Demenzabteilung im Altersheim war. Nach dem ersten Lockdown, bei dem es keine Besuchsmöglichkeit gab, war ihr Lebenslicht erloschen. Ein paar Monate später ist sie verstorben.
Schrecklich war außerdem, wie die Mehrheit der Bevölkerung und auch die Medien Ungeimpfte ausgegrenzt haben.
Gibt es auch etwas, von dem Sie im Nachhinein sagen würden, da ist auch etwas Gutes passiert, das ohne diese Krise nicht möglich gewesen wäre?
Ich habe bemerkt, dass viele Leute kritischer geworden sind, was die Glaubhaftigkeit von Medien, Medizinern und der Regierung betrifft.
Zudem ist der Wert von lokalen menschlichen Kontakten gestiegen.
Was war für Sie besonders hilfreich, um gut durch die Krise zu kommen?
Bewegung in der Natur war für mich ganz wichtig, wie auch Redekreise, wie der Dialog mit Respekt.
Stellen Sie sich vor, mitten in dieser schwierigen Zeit wäre eine gute Fee dagewesen, die Ihnen einen Herzenswunsch erfüllt hätte. Was hätten Sie sich gewünscht?
Das Stoppen der Propaganda in den Medien wäre mir wichtig gewesen.
Gab es etwas, das Sie wütend gemacht hat?
Ja, das Ausgrenzen von Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten – durch die Medien, aber auch durch einen großen Teil der Bevölkerung im Sinne von Mitläufern.
Gab es etwas, von dem Sie sagen würden, das war eine Schande oder dafür muss man sich schämen?
Die (Mit-)Täterschaft von Politikern und Medien, indem sie Panik und Druck aufgebaut und weitergegeben haben.
Viele Leute berichten, dass es für sie auch eine Zeit voller Angst gewesen ist. Wie war das bei Ihnen? Und wie sind sie damit umgegangen?
Anfangs war da ein Gefühl von Unsicherheit. Aber ab April 2020 wandelte sich das in Ärger und ich habe mich gefragt, wo das enden soll und ob wir wohl bald einen Astronautenanzug für alle brauchen werden.
Gibt es Personen, mit denen Sie sich entzweit haben? Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich vermeide inzwischen den Kontakt mit den offensichtlichen Mitläufern und auch mit meinem Sportverein, weil es mir nicht mehr passend erschien, das Vergnügen zu Veranstaltungen zu reisen über die aktuellen und größeren Probleme zu stellen.
Gibt es Personen, die Sie während der Krise aufgrund ihres Verhaltens bewundert haben oder die sich Ihre Achtung verdient haben?
Einerseits sind das Einzelpersonen wie Sucharit Bhakdi, Clemens Arvay und Martin Haditsch. Aber auch alle, die standhaft geblieben und mitmarschiert sind. Außerdem etliche Bauern, die ich kennengelernt habe, deren starken Bezug zu ihrem Hof – ihrer Scholle – ich bewundert habe.
Inwiefern hat Sie diese Krise geprägt? Gab es Talente oder Fähigkeiten, die Sie hervorholen oder entwickeln mussten?
Ich habe mehr Kontakt zu standhaften Gleichgesinnten gesucht und musste deshalb auch meine Kontaktfreudigkeit trainieren.
Stellen Sie sich vor, eines Tages hätten Sie die Gelegenheit, einer Schulklasse, die zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt war, von Ihren Erlebnissen zu erzählen. Gibt es so etwas wie eine Lehre oder einen Tipp, den Sie den Kindern mitgeben könnten?
Ich würde ihnen raten: „Denke selbst und glaube den Medien nicht einfach. Sei skeptisch, wenn die Regierung Maßnahmen insbesondere für die Gesundheit vorschreiben will.“
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft tun könnten, was denken Sie aus heutiger Sicht, wie könnte unsere Welt in einigen Jahren aussehen?
So wie sie George Orwell in seinem Roman 1984 schilderte.
Dieses Interview fand im Februar 2023 statt.
Gerne können Sie zu diesem Interview respektvolle und wertschätzende Kommentare im Sinne eines Dialogs hinterlassen. Lassen Sie die Leser wissen, was Sie bewegt.
Sie möchten gerne Ihre Sichtweise der Geschichte weitergeben?
Sie möchten gerne erfahren, wie andere diese Zeit erlebt haben und daraus lernen?
Ein Anfang ist somit gemacht! Vielleicht klingen die Antworten etwas un-emotional, doch das Ganze hat ja auch eine, von Mensch-zu-Mensch unterschiedliche Tiefe der Empfindung oder den ganz persönlichen Auswirkungen. Einerseits kann sich, angesichts der vielfältigen und m.E. künstlich geschaffenen Angstszenarien schon eine gewisse Beklemmung einstellen. Doch gerade darum geht es ja: Zu erkennen dass ein „Angstporno“ den nächsten jagt. Wenn wir erkennen, dass noch immer wir entscheiden können sollten wir unbedingt in jeder Form davon gebrauch machen.
Danke für die Zusammenstellung der Fragen, das Gast-geben und editieren.
Ich habe die letzten Jahre ganz ähnlich erlebt wie Günter, auch wenn ich seinen düsteren Ausblick in die Zukunft nicht teile. Ich empfinde es als tröstlich, dass sich auch viele andere Gedanken über die Geschehnisse machen, dass sie öffentlich Kritik an der Vorgehensweise der Politik äußern und ihnen die Zukunft der Kinder und das Wohlergehen aller Mitmenschen nicht egal ist. Ich möchte mich vor allem bei jenen bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben.
Vielleicht schickt jedes neue Zeitalter erst seine Pessimisten voraus, bevor die Optimisten die Zukunft anpacken. Denn das ist doch der wesentliche Punkt: Als Prognose taugt George Orwells Roman 1984 nicht. Das Jahr 1984 kam und ging, und England mutierte nicht zu einem Überwachungsstaat.
Angesichts des Krieges haben auch unverbesserliche Optimisten wie ich es zuweilen schwer. Gewalt und Ungerechtigkeit überschatten unser frei geglaubtes Leben und bedrohen unsere Mitmenschen in aller Welt. Mancherorts wuchert die Überwachungskultur in besorgniserregendem Maße, in anderen ist nichts mehr sicher.
Trotzdem kann ich nicht anders. In einer Welt ohne Hoffnung will ich nicht leben. So halte ich mich am Glauben an das Gute im Menschen fest, finde immer wieder Mutige, die ihre Stimme erheben und wachrütteln und auf Machtmissbrauch aufmerksam machen – nicht zuletzt per Internet. Denn die neuen Technologien bieten auch Chancen und Möglichkeiten.
Dieses Projekt der Zeitzeugeninterviews gefällt mir sehr gut und ich werde unser Forum in Linz dazu anregen, so etwas Ähnliches auch zu machen.