Dialog mit Respekt: Manipulation

Manipulation ist eine uralte Geschichte. Schon im Paradies setzte die Schlange Manipulationstechniken ein, um Eva zu verführen: Einerseits dadurch, dass sie das Begehren nach der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis weckte, andererseits durch das Säen von Zweifel und Informationsverzerrung. Sollte Gott wirklich gesagt haben…? Ja, ja, aber damit meinte er doch eher… Und die schlaue Schlange, die als Experte fungierte, musste es doch wissen. Alleine der Manipulation aufgelaufen zu sein, oder gar einen Fehler zuzugeben, ist auch nicht angenehm. Also reichte Eva den Apfel an Adam weiter, vielleicht in der Hoffnung, geteilte Sünde wäre halbe Sünde.

Adam und Eva - Manipulation beim Sündenfall

Manipulation bezieht sich auf verschiedene psychologische Techniken und Strategien, die darauf abzielen, das Verhalten oder die Einstellung einer Person ohne deren bewusste Zustimmung zu beeinflussen oder zu steuern. Diese Techniken können in verschiedenen Kontexten angewendet werden, darunter Werbung, Politik, soziale Beziehungen und Medien. Die Ziele und Methoden der Manipulation können stark variieren, von harmlosen Überzeugungsversuchen bis hin zu unethischen oder schädlichen Praktiken.

Schlüsselkonzepte der Manipulation

  • Einflussnahme durch Emotionen: Emotionale Appelle werden eingesetzt, um Reaktionen wie Mitleid, Angst, Schuld oder Freude zu provozieren, die das Verhalten oder die Entscheidungen einer Person lenken können.
  • Informationskontrolle: Durch das Zurückhalten, Verzerren oder Überbetonen von Informationen wird versucht, die Wahrnehmung oder das Verständnis einer Situation zu beeinflussen.
  • Reziprozität: Die Neigung, Gefälligkeiten zu erwidern, kann ausgenutzt werden, um Personen zu verpflichten, etwas zu tun, was sie sonst möglicherweise nicht getan hätten.
  • Autorität: Die Ausnutzung von wahrgenommener Macht oder Expertise kann Menschen dazu bringen, Anweisungen oder Empfehlungen zu folgen, ohne sie infrage zu stellen.
  • Knappheit: Die Wahrnehmung von Knappheit kann ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugen und Menschen dazu bewegen, zu schnelle Entscheidungen zu treffen.
  • Sozialer Beweis: Die Tendenz, das Verhalten anderer als Richtlinie zu nehmen, kann dazu verwendet werden, um Konformität oder Akzeptanz zu fördern.

Ethik und Grenzen

Die ethischen Grenzen der Manipulation sind oft schwer zu bestimmen. Einige Formen der Überzeugung, wie sie in der Werbung oder im Verkauf üblich sind, gelten als akzeptabel, solange sie nicht irreführend oder schädlich sind. Andere, besonders solche, die Ausnutzung, Täuschung oder unfairen Druck beinhalten, werden weitgehend als unethisch oder sogar illegal angesehen.

Schutz vor Manipulation

Um sich vor unerwünschter Manipulation zu schützen, ist es wichtig, kritisches Denken und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dazu gehört, Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und sich der eigenen emotionalen Reaktionen bewusst zu sein. Bildung und Bewusstsein über Manipulationstechniken können ebenfalls helfen, ihren Einfluss zu verringern.

Zahlreiche Hintergrundinfos und Übungen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Manipulationstechniken finden Sie in den untenstehenden Beiträgen, die darauf abzielen, kritisches Denken, Selbstreflexion und ein tiefes Verständnis der Mechanismen und der Ethik zu fördern.

Fragen für den Dialog:

  • Wo begegnet mir im Alltag Manipulation?
  • Wo manipuliere ich selbst?

Zum Bild:

Falls Sie sich auf die Suche machen, wer die zauberhafte Szene auf dem Titelbild wohl gemalt haben könnte: Nein, es war nicht William Turner, bekannt für seine erhabenen Landschaften und die Erforschung von Licht und atmosphärischen Effekten, auch wenn man es glauben könnte. Auch der Drache kommt in der Geschichte vom Sündenfall nicht vor, fügt jedoch dem Bild symbolische Tiefe hinzu, als dramatisches, fast apokalyptisches Element, das die emotionale und symbolische Intensität verstärkt: Chaos und Böses, Schutz und Wächterschaft, Macht und Weisheit, Versuchung und Fall.

Das Bild ist mit DALL-E generiert, mit der simplen Vorgabe den Sündenfall im Stil von William Turner zu erstellen. Künstliche Intelligenz bietet ein hohes Potenzial für Manipulation missbraucht zu werden. Schon deshalb ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Literatur:

  1. Rappmund, Eike. „Praxis-Handbuch: Manipulation: Mentalmagie aus der Welt der Hirnforschung, Psychologie und Hypnose: Fachbuch für den grundsätzlichen Einsatz weit hinter den Regeln von Grammatik und Rhetorik: Für Professionelle Manipulateure und schockierte Manipulierte, für Anfänger und Fortgeschrittene in allen Lebenslagen.“ Hamburg: Tredition GmbH, 2014, p. 377 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1263575. Accessed 7 Feb. 2024.
  2. Dehner, Renate & Dehner, Ulrich. „Schluss mit diesen Spielchen! : Manipulationen im Alltag erkennen und wirksam dagegen vorgehen.“ Frankfurt/Main: Campus-Verlag, 2014, p. 232 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1054484. Accessed 7 Feb. 2024.

Olivenöl – flüssiges Gold des Südens

Olivenöl ist nicht nur schmackhafter Bestandteil der mediterranen Küche. Es hat auch eine lange Tradition in der Heilkunde und Schönheitspflege.

Im alten Griechenland war der Ölbaum heilig, das Öl seiner Früchte wurde als flüssiges Gold gepriesen. Welch Wunder – der Ölbaum ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde.

Olivenöl

Die wesentliche gesundheitliche Komponente des Olivenöls ist mit einem Anteil von 75 bis 80 Prozent die einfach ungesättigte Ölsäure. Sie senkt die Cholesterinsynthese in der Leber, und zwar gezielt das LDL (Low Density Lipoprotein). Das HDL (High Density Lipoprotein) wird nicht beeinflusst, wodurch sich der Quotient LDL/HDL verbessert.

Squalen und Phytosterine sorgen für die antikarzinogene Wirkung des Olivenöls. Der hohe Vitamin E Gehalt schützt vor Oxidationsprozessen. Phenole wirken antiinflammatorisch. Diese und andere sekundäre Pflanzenwirkstoffe sind so reichlich jedoch nur in nativem, kaltgepresstem Olivenöl vorhanden, nicht in raffiniertem. Bevorzugen Sie jedenfalls Öle aus ökologischem Anbau, wenn Sie keine Extraportion an fettlöslichen Pestiziden zu sich nehmen wollen. Die besten Öle tragen die Bezeichnung „nativ extra“.

Wann immer Sie auf Reisen in mediterranen Ländern sind, nutzen Sie die Gelegenheit direkt beim Hersteller einzukaufen. Bevorzugen Sie beim Einkauf Fachgeschäfte und Naturkostläden, die oft ihre Lieferanten kennen und bei denen Sie die verschiedenen Öle auch verkosten können. Einige Hersteller verschicken auch. Leider gibt es inzwischen etliche schwarze Schafe, die bezüglich der Herkunft und der Güte des Olivenöls tricksen. Insbesondere seit die Trockenheit in Südeuropa die Ernte empfindlich schrumpfen und die Preise explodieren ließ.

In den antiken Kulturen kam übrigens ein erheblicher Teil des Olivenöls nicht auf den Teller, sondern auf die Haut: als Dusch- und Massageöl. Ein Segen bei den ausgedehnten römischen Badeorgien.

Bald begnügte man sich nicht mehr mit purem Olivenöl, sondern versetzte es mit heilkräftigen Kräutern und duftenden Blüten. Durch das Aufkochen von Olivenöl mit Wasser und Asche entstanden dann auch die ersten (noch flüssigen) Seifen. Hier ein paar Inspirationen für die Schönheitspflege:

Schönheitspflege mit Olivenöl

Apfel-Hafer-Gesichtsmaske

Reiben Sie einen halben Apfel fein und rühren Sie einen TL Olivenöl, einen TL Bienenhonig und 2 TL Hafermark dazu. Maske auftragen und 15 Minuten einwirken lassen. Danach mit lauwarmem Wasser sanft abwaschen. Erfrischt, glättet, nährt.

Heilerde Olivenölmaske

Verrühren Sie einen EL Olivenöl mit einem EL feiner Heilerde. Lassen Sie die klärende Maske 15 Minuten einwirken und waschen Sie sie dann mit kreisenden Bewegungen mit lauwarmem Wasser ab. Das hat zusätzlichen Peelingeffekt und macht die Haut zart und weich.

Zitronenöl für beanspruchte Haut

Mischen Sie einen EL Olivenöl mit einem EL Zitronensaft. Ein paar Tropfen Zitronenöl duften frisch und verstärken die beruhigende Wirkung. Gut schütteln und auf raue, trockene Hände oder spröde Füße auftragen.

Heilkräftige Kräuterzubereitungen mit Olivenöl

Johanniskrautöl

Geben Sie auf einen Liter Olivenöl drei Handvoll frisches, grob geschnittenes Johanniskraut. Lassen Sie die Mischung zwei Wochen an der Sonne stehen. Wenn die Kräuter auf den Boden gesunken sind, können Sie noch einmal dieselbe Menge Kräuter zugeben. Wenn das Öl dunkelrot geworden ist, kann man es durch ein feines Sieb abseihen und in Flaschen abfüllen. Dunkel und kühl aufbewahren.

Auf dieselbe Weise lassen sich auch andere Blüten und heilkräftige Kräuter zu Einreibungen oder Badezusätzen verarbeiten: Königskerzenblüten, Rosenblüten, Ringelblumen, Kamille, Lilienblüten, Lavendel, Rosmarinzweige oder Thymiankraut.

Efeuöl bei Zellulitis

Übergießen Sie eine Handvoll frische Efeublätter mit 200 ml Olivenöl und lassen Sie die Mischung zwei Wochen lang an einem warmen, sonnigen Platz stehen. Filtern Sie dann ab und geben Sie ein paar Tropfen Rosmarinöl und etwas mehr Orangenöl dazu. Verwenden Sie zum Duschen einen groben Waschhandschuh, der die Durchblutung anregt. Danach die Problemzonen einmassieren.

Sizilianischer Hustensaft

Ein altes Hausmittel aus dem Süden Italiens: Geben Sie einen Teil Olivenöl und einen Teil Zitronensaft in ein Schraubglas und schütteln Sie kräftig durch. Noch besser ist es, wenn Sie nicht nur den Zitronensaft verwenden, sondern die komplette gewaschene, unbehandelte Biozitrone in einen Mixer geben und zu Brei verarbeiten. Immer wieder ein Löffelchen davon stillt den Hustenreiz und besänftigt Halsweh.

Kulinarisches rund ums Olivenöl

Olivenöl ist die Seele der mediterranen Küche. Medizin, Lebensfreude und Kochkunst gehen hier eine köstliche Symbiose ein. Hier ein paar Rezepte zur Inspiration:

Epityrum – römische Olivenpaste

Zutaten:
  • 1 Tasse grüne Oliven
  • 1 Tasse schwarze Oliven
  • je 1 TL Fenchel, Koriander und Kreuzkümmel
  • fein gehackte frische Minze
  • 1 TL Balsamico
  • 1 EL Olivenöl nativ extra
Zubereitung:

Entkernen Sie die Oliven und verarbeiten Sie sie im Mixer mit den Gewürzen, Essig und Öl zu einer feinen Paste. In ein Steinguttöpfchen füllen und mit frischer Minze bestreuen.

Das Rezept stammt aus dem „De condituris“ von Apicious, einem uralten Saucenkochbuch. Die Olivenpaste wurde dazumal zu Käse gereicht. Auch heute ist sie der Auftakt zu einem Gastmahl – etwa auf Bruschetta oder Ciabatta.

Zu Pasta passt die Olivenpaste ebenso hervorragend: Mit etwas frisch gehacktem Knoblauch in Olivenöl angeröstet und einem Schwung Petersilie statt Minze.

Aioli – Knoblauchmayonnaise mit Olivenöl

Zutaten:
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Ei (oder Aqua faba wenns Sie es vegetarisch bevorzugen)
  • Salz
  • Zitronensaft
  • 1/4 Liter Olivenöl (mild oder fruchtig)
Zubereitung:

Geben Sie alle Zutaten in einen schmalen, hohen Mixbecher. Stellen Sie den Mixstab auf den Boden des Gefäßes. Starten Sie den Mixvorgang und ziehen Sie währenddessen den Mixstab ganz langsam nach oben.

Gegrillter Gemüse Salat

Zutaten:
  • 1 Aubergine
  • 1 rote, 1 gelbe, 1 grüne Paprika
  • 1-2 kleine Zucchini
  • 5 kleine, sonnenreife Salattomaten
  • 1 Knoblauchzehe
  • frisch gepresster Zitronensaft
  • 100 ml fruchtiges, junges Olivenöl
  • Meersalz
  • Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:

Das Gemüse waschen und putzen, in grobe Stücke oder Scheiben schneiden. Mit etwas Olivenöl bepinseln. Am besten auf Holz oder Holzkohle im Garten grillen. Sonst im Backofen grillen oder auch in der heißen Eisenpfanne scharf anbraten. Das Gemüse nun in mundgerechte Stücke schneiden und mit Knoblauch, Zitronensaft und dem restlichen Olivenöl marinieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Römischer Brotsalat

Zutaten:
  • eine Handvoll schwarze und grüne Oliven
  • 4 Scheiben Brot (z.B. dunkles Sauerteig Vollkornroggenbrot)
  • 1 Kopf Blattsalat (Lollo rosso, Eichblattsalat, Radicchio, Rucola, …)
  • 1 EL Lavendelblüten (am besten frisch, aber auch getrocknet möglich)
  • junges Olivenöl
  • Balsamico
  • Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung:

Schneiden Sie die Brotscheiben in Würfel und rösten Sie sie in einer Pfanne knusprig. Marinieren Sie den gemischten Blattsalat mit Salz, Pfeffer, Lavendelblüten, Olivenöl und Balsamico und garnieren Sie mit den gerösteten Brotwürfelchen.

Wenn ich an Olivenöl denke, weiß ich gar nicht, welches Rezept ich zuerst wählen sollte: eine spanische Paella, eine französische Ratatouille, ein kühles sommerliches Gazpacho oder auch etwas Süßes wie ein Olivenöl Biskuit oder Eiscreme mit Olivenöl.

Sie sehen schon, ich komme ins Schwärmen. Kochen ist für mich die schönste Form, Medizin zuzubereiten. Und selbst an den stressigsten Tagen freue ich mich auf die meditativen Mußezeiten in der Küche, die Genuss mit allen Sinnen, schon lange bevor die Mahlzeit auf dem Tisch steht, versprechen. Denn Kochen kann ebenso heilsam sein wie Essen.

Basentrunk „Excelsior“ nach Are Waerland

Are Waerland wurde 1876 in Finnland geboren. Als Kind litt er unter Kopfschmerzen, schlechtem Gedächtnis, chronischen Magenproblemen und Verstopfung. Ein Studium der Philosophie brach er wegen seiner schlechten Gesundheit ab. Bei Medizinstudien in London versuchte er nicht zuletzt eine Therapie für seine eigenen Beschwerden zu finden. Er empfand Abhärtung wie kalt duschen und bei offenem Fenster schlafen als hilfreich. Inspiriert von Alexander Haig und Berichten über die angeblich gesunde Ernährungsweise der Hunza stellte Waerland seine Ernährung um und wurde (Lacto-)Vegetarier. Seine Symptome verschwanden, was er vor allem auf die Rohkost zurückführte.

Waerland stellte die Theorie auf, dass viele Krankheiten eine Folge „nicht artgemäßer Lebensgewohnheiten“ und vor allem falscher Ernährung seien. Diese führe zur Übersäuerung des Körpers und zur Besiedelung des Dickdarms mit Fäulnisbakterien, die für viele Krankheiten verantwortlich seien.

Ob nun die Empfehlungen von Waerland ein Allheilmittel sind, sei dahingestellt. Sein Basentrunk ist jedenfalls ein mineralstoffreiches wohltuendes Getränk, nicht nur für kalte Tage.

Basentrunk

Hier das Rezept:

Traditionelles Suppengemüse nach Wahl:

  • Karotten
  • gelbe Rüben
  • Sellerie
  • Wurzelpetersilie
  • Pastinaken
  • Zwiebel
  • Lauch

Das Gemüse waschen, putzen und in grobe Stücke schneiden. In einem großen Suppentopf mit Wasser zum Kochen bringen und 15 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dann einige Stunden ziehen lassen. Mein Basentrunk steht die ganze kalte Jahreszeit über auf dem Holzherd in einem gusseisernen Potjie und brodelt sanft vor sich hin.

Ich gebe dem Kochwasser noch eine Messerspitze Natron hinzu, um die wertvollen Inhaltsstoffe noch besser aus dem Gemüse zu lösen und die basische Wirkung zu erhöhen.

Geschmackszutaten wie Liebstöckel, Lorbeerblatt oder Muskatnuss können mitgekocht werden. Chillischoten oder Ingwerscheiben durchwärmen herrlich von innen her.

Sie können das Gemüse absieben und den Basentrunk abgefüllt in Glasflaschen einige Tage im Kühlschrank aufbewahren. Trinken Sie jeweils eine große Tasse morgens, mittags und abends etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Im Sommer eher lauwarm, im Winter gerne heiß – mit Schnittlauchröllchen oder gehackter Petersilie bestreut.

Salz brauchen Sie wegen des hohen Mineralstoffgehalts kaum. Wenn Sie möchten, geben Sie eine Prise unraffiniertes Meersalz oder Kristallsalz dazu.

Repair Café – Anstiftung zum Selbermachen

Die Schweiz ist neben Luxemburg unrühmlicher Weltmeister beim Kleider-Shopping. Etwa 20 kg Textilien werden pro Person jedes Jahr gekauft. Kaum zu fassen: Die Hälfte davon landet ungetragen im Altkleidersack.

Wo landet der zweifelhafte Segen? Beispielsweise in Ghanas Hauptstadt Accra wo jeden Tag 160 Tonnen Kleider aus westeuropäischen Kleidersäcken ankommen! Abnehmer gibt es kaum dafür, weshalb sie auf Mülldeponien landen, wo sie verrotten oder verbrannt werden.

Es ist natürlich lobenswert, dass die EU dafür sorgen will, dass Textilien nach qualitativ höheren Standards hergestellt werden und die Umwelt weniger belasten. So soll eine «Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien» bis 2030 eine Kreislaufwirtschaft für alle Textilien im EU-Raum ermöglichen.

Doch was kann jeder einzelne von uns jetzt sofort und mit unmittelbaren Auswirkungen tun? Zahlreiche Ideen dazu finden Sie in diesem Beitrag:

Neben all den Ideen, die jeder für sich persönlich umsetzen kann, gibt es eine, die mir besonders am Herzen liegt und die mein kleiner Beitrag dazu sein wird, dass es ein „gutes neues Jahr 2024“ wird: Ein Repair Café mit Textilwerkstatt.

Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wird. In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen wird liebgewonnenen Textilien wieder Leben eingehaucht. Fachwissen wird untereinander ausgetauscht. Werkzeuge und Reparaturmaterial teils bereitgestellt, teils mitgebracht. Manchmal sind es nur kleine Dinge, die in Ordnung gebracht werden müssen: ein ausgeleierter Knopf, ein Riss in der Jacke, ein Aufhänger, der abgegangen ist, eine Naht, die sich auflöst, ein Loch in der Socke.

Wer gerade nichts zu reparieren hat, kann auch in der Textilwerkstatt kreativ werden und an einfachen Projekten seine handwerklichen Fähigkeiten erweitern: beim Gestalten von Einkaufstaschen aus Stoffresten oder Textilien, die sich nicht mehr reparieren lassen, beim Besticken von textilen Grußkarten, beim Schnippeln von T-Shirtgarn, beim Stricken von herrlich warmen Pullis aus aufgetrenntem Strickwerk und Wollresten, beim Slow Stiching oder Patchworken, beim Herstellen eines Reparaturkits für zu Hause.

Neben den offensichtlichen Vorteilen eines Repair Cafés wie Müllvermeidung und Umweltschutz gibt es weitere lohnenswerte Folgeaspekte:

So kann das gelungene Reparieren ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit vermitteln. Es ermutigt zur Übernahme von Eigenverantwortung und fördert eine Kultur des „Selbstmachens“ statt des reinen Konsums. Handwerkliche Fähigkeiten können verbessert, neue Techniken erlernt und altes Wissen wieder ausgegraben werden. Gemeinschaftliches Handarbeiten verbindet Generationen, Kulturen und Menschen mit unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten. Dadurch werden soziale Verbindungen gestärkt, Netzwerke aufgebaut und die Integration gefördert. Eine lokale Identität entsteht.

Nicht zu unterschätzen ist das kreative Element, denn Reparieren, insbesondere „Visible Mending“, Flickwerk, das gesehen werden will, lässt gestalterisch tätig werden und ermuntert, sich künstlerisch ausdrücken. Durch Upcycling können alte oder kaputte Kleidungsstücke in neue einzigartige verwandelt werden. Die Einbindung von lokalen Handwerkern und Künstlern bietet diesen eine Plattform für die Präsentation ihrer Fähigkeiten.

Die Fähigkeit, Kleidung zu reparieren, stärkt das Bewusstsein für die Möglichkeit der Selbstversorgung und Unabhängigkeit und eine Abkehr von der Wegwerfmentalität.

Ressourcen wie Energie, Wasser und Rohstoffe werden gespart, die bei der Herstellung neuer Produkte benötigt würden. Die wachsende Nachfrage nach Reparaturmöglichkeiten kann Unternehmen dazu anregen, langlebigere und reparaturfreundlichere Produkte herzustellen.

Sie sehen schon, ein Repair Café ist ein Gewinn auf allen Ebenen und verspricht zudem eine ganze Menge Spass. Die Welt zu verändern, muss kein Protestmarsch sein. Es kann sich auch wie eine Party anfühlen.

Ob diese Idee ein kleines Nachbarschaftsprojekt wird oder der Beginn einer Vielzahl von Orten des Wandels, an denen mit Mut und Fantasie an einer Zukunft gearbeitet wird, die für uns alle lebenswert ist, liegt in unser aller Händen. Hände, die Lust haben, ihrem Lieblingspulli eine zweite Chance zu geben, hilfreiche Hände, die wissen, wie man beim Sockenstopfen eine Nadel führt, Hände, die gerne Kuchen backen oder Kaffee einschenken, Hände, die gerne fotografieren, um anderen zu zeigen, was man Tolles machen kann, Hände, die dokumentieren, welche spannenden Erkenntnisse man gemeinsam gewonnen hat oder wie viele Kleidungsstücke gerettet werden konnten. Jeder hat besondere Talente, mit denen er sich einbringen kann, um kreativ und positiv einander nicht nur ein gutes neues Jahr zu wünschen, sondern es auch zu verwirklichen.

Aktuell flicken wir von Hand, was den Vorteil hat, dass jeder die neu erworbenen Fähigkeiten auch zu Hause umsetzen kann. Über kurz oder lang würden wir jedoch gerne das Repertoire erweitern auf das Arbeiten mit der Nähmaschine.

Sollten Sie eine ungenutzte Nähmaschine Ihr Eigen nennen, würden wir uns über eine Sachspende freuen und sie zur Freude vieler aus dem Dornröschenschlaf erwecken.

Die nächsten Termine:

Gerne würde ich Ihnen bei klappernden Nadeln und einer Tasse Tee mehr darüber erzählen.

  • 10.05.2024
  • 07.06.2024
  • 05.07.2024

Um Anmeldung bis spätestens drei Tage vor den Terminen wird gebeten, einerseits um den Tisch zu reservieren und andererseits um eventuell notwendiges Material und Werkzeug parat zu haben:

office@praxis-am-see.at

Inspiration:

Auf diesem Telegram Kanal finden Sie Ideen für die Kunst des sanften, textilen Protests: Slow Fashion, DIY, Ideen für Repair Cafés, Zero Waste, Upcycling, Refashion. (Ich wünschte, es gäbe brauchbare deutsche Worte für diese Begriffe…)

Übung:

Zuletzt noch eine kleine Übung, um bewusst mit seiner Garderobe umzugehen. Hängen Sie dazu am besten ein Blatt Papier in Ihren Kleiderschrank.

Schreiben Sie ein Jahr lang auf, was in Ihren Schrank hineinwandert: 
Hose - neu gekauft, mit/ohne Gütesiegel
Jacke - im Second Hand Laden erstanden
Socken - selber gestrickt, Wolle handgesponnen, pflanzengefärbt, mulesingfree
Mantel - von der Freundin bekommen, der er nicht mehr passt

Notieren Sie ebenso, was Ihren Schrank wieder verlässt:
T-Shirt - ausgeleiert, zu T-Shirt Garn verarbeitet und Topflappen draus gestrickt
Seidentuch - scheußliche Farbe, in den Second Hand Laden gebracht
Pulli - aufgetrennt und mit anderen Wollresten neu verstrickt
Bettwäsche - aus dem Stoff im Repair Café neue Tunika genäht, Rest in Streifen gerissen und bunten Teppich daraus gewebt

Ziehen Sie am Jahresende Bilanz, wie zufrieden Sie sein können, mit Ihrem Umgang mit Textilien.

Literatur:

Wegwerfware Kleidung: Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten,
Tragedauer und der Entsorgung von Mode
. Abrufdatum 8.1.24. https://www.greenpeace.de/sites/default/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

43 Fakten über Fast Fashion: Abrufdatum 8.1.24. https://endlichfair.de/news/fast-fashion/

Die Wohnungsdiät – lustvoll und effektiv Ballast abwerfen

Eine Wohnungsdiät ist ein kraftvoller Weg durch die Veränderung der Umgebung zu mehr Wohlbefinden zu gelangen. Dabei geht es nicht um bloßes Aufräumen. Vielmehr können Sie dabei Belastendes loslassen und dadurch mehr Gelassenheit, Klarheit und Harmonie ins Leben bringen. Mit dem realen Gerümpel entsorgt man aber auch gleichzeitig eine Menge an emotionalem Müll.

Wohnungsdiät
"Und urplötzlich weißt du: Es ist Zeit etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen."

Meister Eckhart  (1260-1327), deutscher Mystiker

Was bringt eine Wohnungsdiät?

Mehr Zeit:

Weniger Sachen machen weniger Arbeit. Wenn alle Dinge ihren Platz haben, muss man zudem nie danach suchen.

Mehr Geld:

Auch für ein mit Gerümpel voll gestelltes Zimmer bezahlen Sie Miete oder zahlen die Hypothek ab. Geben Sie in Zukunft nur noch Geld für Dinge aus, die Sie wirklich brauchen und sorgsam ausgewählt haben.

Weniger Stress:

Auch wenn man überflüssige Staubfänger, Illustriertenstapel und immer noch nicht ausgeräumte Umzugskartons gar nicht mehr bewusst wahrnimmt – unser Unbewusstes nimmt diese Störfaktoren ständig wahr. Krempel ist eine chronische Belastung für unseren Organismus.

Ein gutes Gewissen:

Dabei geht nicht eigentlich gar nicht um die Dinge an sich – sondern um Ihre emotionale Verbindung dazu:

  • Ich sollte das Geschenk meiner Freundin öfter verwenden, obwohl es mir eigentlich gar nicht gefällt.
  • Ich sollte öfter ins Fitnessstudio gehen, für das ich ein Jahresabo habe.
  • Ich sollte die unzähligen Fachzeitschriften lesen, die ich abonniert habe …

Eine Wohnungsdiät hilft, den Dingen wieder den rechten Platz zuzuweisen.

Mehr Überblick und Entscheidungsfreude:

Sie fühlen sich lethargisch und lustlos? Wenn Sie sich von Überflüssigem befreit haben, werden Sie merken, dass Sie einen besseren Überblick gewinnen – zuerst über Ihre Sachen, dann über Ihr Leben. Wer klarer sieht, kann schneller intuitive Entscheidungen treffen und gewinnt spontane Freude am Handeln zurück.

Mehr Energie und Lebenskraft:

„Besitz belastet“ – das trifft im Besonderen für Gerümpel zu. Anschaffung, Transport, Pflege aber auch die emotionale Bindung kosten Lebensenergie und blockieren. Schaffen Sie ungeliebte Altlasten aus Ihrer Umgebung, dann wird die Kraft für Wichtigeres frei.

Der Rückkopplungseffekt:

Ein chaotisches Leben spiegelt sich in einer chaotischen Wohnung. Aber auch in einer chaotischen Umgebung lassen sich schwer klare Gedanken fassen. Mit jedem überflüssigen Ding, das aus Ihrer Wohnung wandert, schaffen Sie einen Rückkopplungseffekt, der sich auch auf andere Bereiche Ihres Lebens auswirken wird. Wenn Sie Stress und Ärger mit nach Hause in eine aufgeräumte Wohnung bringen, werden Sie schnell zu mehr Ruhe und Harmonie finden.

Übung:

Gehen Sie durch Ihre Wohnung und verschaffen Sie sich einen schnellen Überblick: Wie viele Dinge finden Sie, die Sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr verwendet haben, oder die Sie eigentlich gar nicht mögen?

Gehen Sie vor die Haustür und betreten Sie Ihre Wohnung so, wie es ein Fremder täte, der sie zum ersten Mal betritt. Was fällt Ihnen auf?

Stellen Sie sich vor, in Ihrer Wohnung gäbe es einen Brand. Welche drei Dinge würden Sie unbedingt retten wollen? Bei welchen drei Dingen wären Sie vielleicht sogar ganz froh, dass sie den Flammen zum Opfer gefallen sind?

Genussvoll gerümpelfrei

Eine Wohnungsdiät ist anstrengend – da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Aber mit der richtigen Planung kann man richtig Spaß in die Arbeit bringen. Und – je mehr Ballast man loswird, desto freier fühlt man sich, desto leichter geht alles von der Hand.

Hier ein paar erprobte Tipps, die helfen, mit Schwung und Elan ans Werk zu gehen:

Legen Sie ein Startdatum fest. Natürlich haben Sie eigentlich schon längst mit Ihrer Wohnungsdiät begonnen, indem Sie sich damit beschäftigen und geistig auseinandersetzen. Aber wann wollen Sie konkret mit dem Ausräumen beginnen?

Reservieren Sie feste Zeitblöcke. Idealerweise sollten Sie etwa 2-3 Stunden ungestört ans Werk gehen können.

Legen Sie auch ein Enddatum fest, das es Ihnen schwermacht, diesen Termin zu verschieben. Schätzen Sie den Zeitbedarf ein und laden Sie Ihre Freunde zum Feiern in die neue Wohnung ein. Dafür nehmen Sie sich einfach mal ein Proberegal vor und stoppen die Zeit. Dann können Sie sich einen Überblick verschaffen.

Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Dadurch können Sie den Fortschritt Ihrer Arbeit jederzeit kontrollieren. Mit jedem Schritt, den Sie bewältigen, stärken Sie Ihre „Selbstwirksamkeitserwartung„. Sie merken, dass Ihr Befinden nicht von unveränderbaren Faktoren abhängt, sondern dass Sie bestimmen, was passiert. Das sorgt für mehr Zuversicht und Selbstvertrauen.

Belohnen Sie sich zusätzlich nach jedem erfolgreichen Arbeitsschritt. Verfassen Sie eine Liste, mit Dingen, die Sie immer schon mal tun wollten: ein Museumsbesuch, ein paar Stunden in einem Wellnessbad, ein besonderes Essen, ein Strauß Blumen, ein Ausflug, …

Machen Sie Ihr Gerümpel zu Geld, indem Sie es auf Flohmärkten oder Internetauktionen anbieten.

Genießen Sie jetzt schon die Vorfreude auf das gelungene Ergebnis.

So gehts:

Sie brauchen 7 große Pappkartons, die Sie folgendermaßen beschriften:

  • Entscheidungskiste
  • Müll
  • Neuer Ort
  • Unklar
  • Reparieren, Reinigen, Zurückgeben
  • Verschenken & Verkaufen
  • Schatzkiste

Räumen Sie nun Ihre erste Baustelle leer und füllen Sie das Ausgeräumte in die Entscheidungskiste. Wischen Sie Ihr Regalbrett oder Ihre erste Ecke sauber und beginnen Sie mit dem Sortieren. Nehmen Sie Stück für Stück aus der Entscheidungskiste und entscheiden Sie möglichst spontan, in welche Kiste es kommt. Gehen Sie auf diese Weise Zimmer für Zimmer vor. Putzen Sie jeden Gegenstand gründlich, bevor er ins Regal geräumt wird und überprüfen Sie den Gesamteindruck Ihres Werkes.

Zum Schluss kümmern Sie sich um die Zwischenlagerkisten. Bringen Sie den Müll weg, stellen Sie Ihre Angebote auf Ebay oder in die örtlichen Kleinanzeigen, reparieren Sie, was vonnöten ist. Jetzt ist es auch Zeit, die Unklar-Kiste aufzulösen und sich zu entscheiden.

Machen Sie am besten Vorher- und Nachher-Fotos und schließen Sie Ihre Wohnungsdiät bewusst ab: mit einer Räucherzeremonie, einem frischen Blumenstrauß, einem Glas Sekt, … Wenn Sie mögen, laden Sie Ihre Freunde ein und freuen Sie sich, wie einfach sich eine Party in einer aufgeräumten Wohnung feiern lässt. Freuen Sie sich über das neue, leichtere Lebensgefühl!

Literatur

Kingston, Karen. Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Rowohlt, 2014.

Dialog mit Respekt: Haltung und Verhalten

Als innere Haltung bezeichnet die Psychologie die Einstellung, mit der ein Individuum auf
Geschehnisse, bestimmte Gruppen von Menschen, Objekte und Situationen reagiert und wie es diese bewertet. Diese innere Haltung drückt sich in Überzeugungen, Emotionen und Verhalten aus.

Die schlechte Nachricht? Sie besitzen alle Zutaten, um Ihr Leben in einen Albtraum zu verwandeln. Die gute Nachricht? Sie haben auch alles, was Sie brauchen, um Ihr Leben positiv zu gestalten.

Weshalb ich mich erdreiste, das zu behaupten? Keine Sorge, ich werfe Ihnen keine Liste von psychologischen Studien an den Kopf. Aber es ist meine unerschütterlich optimistische Haltung.

Wie kommt man dazu?

Ich komme aus einer Familie von Aufräum- und Putzsüchtigen. Sogar mein Bruder, mit dem ich das Zimmer teilte, war davon befallen. Oder kennen Sie viele 17-jährige Jungs, die mit ihrer kleinen Schwester begeistert ans Großreinemachen gehen? Wenn meine Eltern zum Kaffeetrinken kommen, ist bestimmt schon das Blumenbeet gejätet, irgendeine lockere Schraube am Sonnenschirm angezogen oder der Schnee geschaufelt, bevor sie schnell eine Tasse Kaffee leeren und ein Stück Kuchen verspeisen.

Zum Umdenken brachte mich mein Sohn. Einerseits durch seinen unglaublich lustvollen Umgang mit Matsch und andererseits durch seinen endlos geduldigen Blick, wenn ich ihm klarmachte: „Gleich spiel ich mit Dir. Nur noch schnell Staubsaugen.“ Und da er ein so braves Kind war, konnte ich dann auch noch schnell die 28 Fenster putzen, und die Wäsche
bügeln, und… Fertig wurde ich nie, dazu war das Haus einfach zu groß, das heißt ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Wenn am Abend mein Mann nach Hause kam und mich dann auch noch scheinbar sabotierte, weil er die Schuhe nicht auszog, herumbröselte oder beim Händewaschen das ganze Waschbecken nass spritzte, war ich am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Gott-sei-Dank. Ab da begann ich die Haltung „Es muss perfekt sein.“ nach und nach abzumontieren und auf ein rechtes Maß zurückzustutzen. Und ich konnte mit meinem Sohn spazieren gehen, und den Abwasch auf später verschieben.

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Es geht uns oft im Leben so, dass wir eine Einstellung oder Haltung zu etwas haben und uns nur schwer davon abbringen lassen, diese zu überdenken. Vielleicht ist es aus Ihrer Sicht auch genau richtig, so zu denken, weil Sie sich diese Haltung ja erarbeitet haben und somit begründen können. Aber was wäre, wenn sich hinter den Dingen und Personen, die Sie mit Ihrer Haltung als „falsch“ oder „schlecht“ empfinden, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen oder ihnen den Teufel und die Pest an den Hals wünschen, was wäre, wenn sich hinter diesen Personen etwas verbirgt, das, wenn Sie die Sache nur aus einem anderen Blickwinkel erforschen würden, Sie vielleicht die wertvollste Lehre Ihres Lebens zu ziehen könnten?

"Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab."

Marc Aurel

Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, sich zu den folgenden Fragen Gedanken zu machen:

  1. Stellen Sie sich eine Sache, eine Person oder eine Situation vor, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen.
  2. Überlegen Sie sich, warum Sie aktuell diese Sache, Person oder Situation meiden.
  3. Finden Sie heraus, welche anderen Personen Ihnen einfallen, die genau diese Person, Sache oder Situation komplett anders bewerten würden.
  4. Stellen Sie sich folgende Frage: Wie fühle ich mich/was denke ich/wie beurteile ich, wenn ich mit dieser Situation/Person/Sache konfrontiert bin? Und was würde diese andere Person erleben?
  5. Zur Vertiefung, wenn Sie wollen und können: Kontaktieren Sie die andere Person, um mehr von ihr über ihren Blickwinkel zu erfahren.
  6. Seien Sie neugierig und machen Sie sich frei von Ihren (Vor-)Urteilen und lernen Sie, was es heißt, „Neutralität“ und „Multiperspektivität“ als Haltung in Ihr Leben zu übernehmen.
„Was wir verändern müssen, ist die innere Einstellung oder auch Haltung – nicht das Verhalten."

Gerald Hüter

Seine innere Haltung zu erforschen und kennenzulernen, stärkt die Widerstandskraft der Psyche, beruhigt und lässt Sie gelassener werden, weil Sie wissen, was und warum Sie selbst etwas für „richtig und falsch“ halten – und weil Sie neben Ihrem „richtig und falsch“ auch zulassen können, dass andere ein ganz anderes „richtig und falsch“ haben können.

Unser nächster Dialog mit Respekt zum Thema „Haltung und Verhalten“ findet am 3.2.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim in Lochau statt. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Zum Jahreswechsel

Liebe Leser,

wieder schließt sich der Kreis und wir beginnen eine neue Runde um unseren strahlenden Sonnenstern, der sich inmitten der Galaxien dreht.

Atmen Sie ein, beruhigen Sie Ihren Herzschlag, hören Sie in sich hinein. Es kommt und geht so viel und doch – unter all dem liegt eine große Stille, herrscht Geräumigkeit, die alles im Gleichgewicht hält.

In diesen Zeiten des Wandels bin ich zutiefst dankbar für meine Familie, meine Freunde und die vielen Menschen aus aller Welt, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, mit denen ich meine Hoffnung teilen konnte.

In unserer Geschichte gab es immer wieder Perioden persönlicher und kollektiver Schwierigkeiten. Doch ein klarer Verstand und ein gutes Herz vermögen Leiden zu lindern, helfen in Würde zu leben, die Schwierigkeiten auf dieser Welt mit Mitgefühl zu ertragen und mutig alles zu tun, um das Zerbrochene zu reparieren.

Krisen sind nicht das Ende der Geschichte. Sie sind ein Übergang in bessere Zeiten.

Sonnwend, Weihnachten, Neujahr sind äußere Feierlichkeiten einer unaufhaltsamen Erneuerung. Es gibt immer Gras, das sich durch den Asphalt hindurch dem lebensspendenden Licht entgegen kämpft. Diese Lebenskraft tragen auch wir in uns.

Während in den Nachrichten die dunkelste Seite der Menschheit gezeigt wird, gibt es auch in jeder Sekunde unzählige Taten der Güte und der Liebe. Momente des Vertrauens, des Friedens, der Leichtigkeit. Atmen Sie noch einmal ein und erspüren Sie diese Seite der Wirklichkeit.

Selbst unsere großen Probleme sind Teil eines Weges, auf dem wir aufgefordert sind, zu werden, was wir sein können: Menschen, die ihre Bestimmung erkennen und diese zum Segen für uns alle einsetzen.

Angst und Schrecken kann uns durch die Nachrichten packen. Aber wir sind nicht unsere Angst. Wir sind auch nicht das, was wir über die Welt denken. Und selbst unser Körper ist nur eine Hülle. Was verbleibt, ist das Bewusstsein, das in diesen Körper hineingeboren wurde. Was werden wir mit diesem Bewusstsein machen? In welche Richtung soll der Tanz des Lebens gehen?

Erneuerung geschieht unaufhaltsam. Nehmen Sie sich Zeit, auf Ihr Herz zu hören. Fühlen Sie die erneuernde Kraft des Frühlings, die in uns schlummert und darauf wartet hervorzubrechen. Nähren Sie den Keim des Lebens in dieser dunklen Wendezeit. Füllen Sie die Welt mit Liebe.

Lernen Sie in unseren „Dialogen mit Respekt“ Menschen kennen, die trotz dystopischer Szenarien daran arbeiten, dass sich die Dinge zum Guten wenden.

Zum Jahreswechsel: Schneeglöckchen

Ich schließe meine Neujahrswünsche mit den Worten von Pablo Neruda:

"Sie können alle Blumen pflücken, aber sie können den Frühling nicht aufhalten."

Pablo Neruda

Ihre Alexandra Streubel

Dialog mit Respekt: Wege des Wandels

Wandel
Bei denen, die nach gesellschaftlichem Wandel streben oder ihn herbeiwünschen, macht sich Verzweiflung breit. Ein Mangel an Hoffnung, der mit vielfältigen Formen der Ohnmacht verbunden ist. Sich wiederholenden Leidensmustern. Aufkeimenden Philosophien der Angst und des Hasses. Ganz zu schweigen von gescheiterten Träumen. Wo es einst Gesellschaften gab, die als Modell einer besseren Zukunft, großer Pläne und Utopien dienten, herrschen heute Argwohn und Unmut gegenüber jeder Form von Politik, ein Ohnmachtsgefühl, das an Nihilismus grenzt.

Susan Griffith in "To love the Marigold"

Angesichts des Zustands unserer Welt klingen diese finsteren Aussichten ziemlich überzeugend. Und doch gibt es immer wieder Geschichten, wie sich Dinge auch Angesicht größter Bedrohung zum Guten wenden können.

Etwa in Totnes, einer kleinen Stadt in Devon, in der 2006 ein paar Freunde eine Idee hatten. Sie fragten sich: „Was, wenn der als Reaktion auf die größten Herausforderungen unserer Zeit so dringend benötigte Wandel nicht von der Regierung und der Wirtschaft kommen würde, sondern von dir und mir, von kollaborativen Gruppen? Was, wenn die Antworten nicht in der trostlosen Einsamkeit des Überlebenskampfes und der Isolation liegen würden, in den Zwängen einer skrupellosen Kommerzialisierung oder in dem Traum, dass uns ein wählbarer Retter hoch zu Ross zu Hilfe eilt, sondern in der Rückbesinnung auf die Gemeinschaft?“

Wenn wir auf die Regierungen warten, dann ist es zu spät. Wenn wir als Einzelne handeln, dann ist es zu wenig. Wenn wir aber als Gemeinschaft handeln, wird es vielleicht reichen und geschieht gerade noch rechtzeitig.

Aus diesen Überlegungen wurde die erste „Transition Town“, eine Stadt des Wandels, deren Beispiel inzwischen viele gefolgt sind. Auch in Österreich gibt es Städte des Wandels, etwa in Graz seit 2012 und in Innsbruck seit 2014.

Einen kurzen Artikel über die bewegende Geschichte von Totnes finden Sie hier:

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/5554-rtkl-transition-town-testfall-totnes

Anschließend an unseren letzten Dialog zum Thema Frieden werden wir uns diesmal damit befassen, wie man erfolgreiche Projekte gestaltet.

Fragen für den Dialog

  • Wenn ich an Unternehmungen in meinem Leben zurückdenke, was sind aus heutiger Sicht Bedingungen dafür, dass sie geglückt oder gescheitert sind?
  • Wie könnte man diese Erkenntnisse dazu nutzen, erfolgreiche Projekte zu starten?

Gerne können Sie ein aktuelles Projekt mitbringen, vorstellen und die Kraft des gemeinsamen Denkens nutzen, um ihm Schubkraft zu verleihen. Oder Sie können sich inspirieren lassen und Ihre Energie einbringen, um andere Projekte zu gestalten.

Wir freuen uns darauf, Sie am 6.1.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim Lochau begrüßen zu dürfen. Gemeinsam können wir die Welt zu einem friedlicheren Ort machen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Literatur:

Gemeinsam die Zukunft gestalten – ein Leitfaden für Transition Initiativen: Abrufdatum 4.1.24. https://www.transition-initiativen.org/sites/default/files/inlineimages/Transition_leitfaden_deutsch.pdf

Dion, Cyril, et al. Tomorrow : die Welt ist voller Lösungen. 1. Auflage, 2017.

Hopkins, Rob, et al. Stell dir vor … : mit Mut und Fantasie die Welt verändern. 1. Auflage, 2021.

Hopkins, Rob, and Gerd Wessling. Einfach. Jetzt. Machen! : wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Deutsche Erstausgabe, 2014.

Achtsamkeit beim Essen – genussvolle Entschleunigung

Achtsamkeit ist eine uralte östliche Methode, die auf der Meditationspraxis der buddhistischen Mönche beruht, dem „die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind“. Das Ziel der Achtsamkeit ist, sich nur im Augenblick zu befinden und Gedanken, die sich aufdrängen, vorüberziehen zu lassen. Wenn dieses ständige innere Geplapper verstummt, entspannt sich Geist und Körper. Stress und Verspannungen lösen sich. Übt man regelmäßig, führt das zu einer nachhaltigen Verbesserung des Wohlbefindens.

Um den Augenblick wahrzunehmen, lenkt man seine Aufmerksamkeit bewusst auf alle Sinneswahrnehmungen. Wie ein unbeteiligter, aber interessierter Zeuge beobachtet man bewertungsfrei. Im Sinne von Sokrates Aufforderung „Erkenne dich selbst“ ist die Fähigkeit zur Achtsamkeit unerlässlich dafür, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Achtsames Essen

Um mehr Ruhe und Besinnung ins Leben zu bringen, braucht man nicht täglich stundenlange Meditationseinheiten einzuplanen. Nutzen Sie stattdessen die Zeit des Essens, um Achtsamkeit zu praktizieren. Sind Sie bereit 15 Minuten nur für sich zu verwenden und dabei nichts anderes zu tun als zu essen? Gut! Wenn Sie einmal die wohltuende, entschleunigende Kraft der Achtsamkeit für sich entdeckt haben, wird sich der Wunsch nach mehr auf Ihr ganzes Leben ausbreiten. Sie werden es nicht mehr vermissen wollen, achtsam den Körper zu pflegen, achtsam Ihre Arbeit zu verrichten, die Katze zu streicheln, Ihrem Partner zuzuhören, zu kochen, spazieren zu gehen, …

Mit allen Sinnen

Aristoteles ging von 5 Sinnen aus, mit denen wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen können. Rudolf Steiner postulierte sogar 12 davon. Egal für welche Variante Sie sich entscheiden, benutzen Sie Ihre Sinne nicht nur beim täglichen Essen, sondern schon beim Einkaufen und beim bewussten Zubereiten der Speisen. Die Möglichkeiten, Achtsamkeit schon vor Essen einzusetzen sind unerschöpflich: ein aufmerksam gedeckter Tisch, das Genießen des Duftes der frischen Kräuter aus dem Garten oder der Balkonkiste, das Arrangieren eines Wildkräuterstraußes, das ins rechte Licht setzen mit einer Bienenwachskerze, das Schärfen eines Messers, das Flanieren über den Gemüsemarkt. Die Sorgfalt, die beim Zubereiten der Speisen verwendet wird, nährt fürsorglich den Körper und Seele.

Achtsamkeit beim Essen

Die Kraft der Stille beim Essen

Diese Übung kann man sowohl alleine als auch beim Dinner for 2, im Kreis der Familie oder mit Freunden machen. Sorgen Sie dafür, dass möglichst alle Geräuschquellen ausgeschalten sind (Telefon, Straßenlärm, Türklingel, …). Nehmen Sie Platz an der Tafel und wählen Sie ein Signal wie z.B. das Anschlagen einer Klangschale (oder eines Weinglases), dass von nun an nicht mehr gesprochen wird. Wer möchte, kann auch gelegentlich die Augen schließen, um Geschmack und Geruch noch besser wahrnehmen zu können. Während des Schweigens richten alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die Speisen und konzentrieren sich auf das achtsame Essen. Wenn alle das Besteck zur Seite gelegt haben, ertönt ein zweites Mal das Signal, als Zeichen dafür, dass man sich jetzt über das Erfahrene austauschen kann.

Rezepte für Brainfood aus aller Welt finden Sie hier.

Kimchi – Brainfood aus Korea

Kimchi ist das Nationalgericht Koreas. Für Koreaner gibt es eigentlich kein Frühstück, Mittag- oder Abendessen, ohne das unvergleichliche scharf-säuerliche Gemüse. Für die Herstellung von Kimchi kann man alle Arten von Gemüse verwenden, am häufigsten und wohlschmeckendsten sind Chinakohl, Rettich, Frühlingszwiebeln und Gurken. Die Gemüse werden zusammen mit Gewürzen milchsauer fermentiert, was sie geschmacklich verändert und vor allem haltbar macht. Den typischen Geschmack bekommt Kimchi durch eine ordentliche Portion Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und Chili.

Früher lagerte man Kimchi in Fässern, die ins Erdreich eingegraben wurden, heute hat fast jeder koreanische Haushalt seinen eigenen temperierten Kimchi-Kühlschrank.

Kimchi hat wenig Kalorien, enthält viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Aufgrund der vielfältigen Nährstoffe, die durch die Zutaten und die Fermentierung enthalten sind, ist es eine ideale Nahrungsquelle für (Not-)Zeiten, in denen kein frisches Obst und Gemüse erhältlich ist. Kimchi ist reich an Vitamin A (aus den Blattgemüsen), Vitamin C (vor allem aus Chili, aber auch aus grünen Zwiebeln und Senfblättern) und anderen Vitaminen, Eisen (aus Blattgemüsen und Meeresfrüchten), Mineralien (reichlich vorhanden in Senfblättern und Ingwer) sowie Alliin aus dem Knoblauch. Die während der Fermentation entstehende Milch- und Essigsäure wirkt keimtötend. Dabei steigt auch der Gehalt an Vitaminen: innerhalb von drei Wochen verdoppeln sich die Anteile der Vitamine B1, B2 und B12. Die enthaltenen Ballaststoffe fördern die Verdauung, durch den Knoblauch und die Chilis wird das Cholesterin gesenkt. Durch die Fermentation bilden sich Milchsäurebakterien, die als höchst erwünschte Bewohner der Darmflora geschätzt werden. Ein rundum gesundes Gemüse!

Grundrezept für Buchu-Kimchi (부추김치)

  • 3 EL Salz
  • 1 Liter Wasser
  • 1 Chinakohl (ca. 800 g)
  • 1 kleiner weißer Rettich (300–400 g)
  • 3 Frühlingszwiebeln oder eine Stange Lauch
  • 3 Knoblauchzehen
  • 3 EL gehackter Ingwer
  • 2-3 Chilischoten
  • 3 EL Sojasauce

So wirds gemacht

Lösen Sie die Blätter des Chinakohls einzeln ab und schneiden Sie den Strunk weg.

Mischen Sie aus einem Liter Wasser und dem Salz eine Lake.

Sie können den Chinakohl entweder grob schneiden oder die Blätter ganz lassen (um später die Gemüsefülle darin einzurollen). Rettich klein schneiden und mit dem Kohl für einige Stunden stehen lassen.

Bereiten Sie inzwischen die Gewürzpaste zu: Ingwer, Knoblauch, Zwiebeln und Chilischoten (eventuell ohne Kerne, falls Sie es nicht so scharf mögen) fein hacken. Wenn es besonders fein werden soll, verarbeiten Sie die Gewürze im Mörser zusammen mit der Sojasauce zu einer feinen Paste. Alternativ können Sie auch Fischsauce (traditionell) verwenden oder einen Schluck Sauerkrautsaft. Das garantiert, dass sich gleich von Anfang an die richtigen Bakterien an die Arbeit machen.

Sieben Sie nun das Gemüse ab und fangen Sie die Lake auf. Vermischen Sie das Gemüse mit den Gewürzen und geben Sie es in ein großes Einmachglas. Wenn Sie die Chinakohlblätter ganz gelassen haben, können Sie die Gemüsefülle darin einrollen. Drücken Sie das Gemüse gut an, sodass möglichst wenig Luft dazwischen ist. Giessen Sie Lake zu, bis alles mit Flüssigkeit bedeckt ist. Drücken Sie das Gemüse mit einem Löffel oder mit sehr sauberen Händen wieder nach unten.

Decken Sie jetzt das Glas mit einem losen Glasdeckel (Gummi und Klammern sind nicht nötig) oder einer Untertasse ab und stellen Sie es an einen warmen Ort, wie z.B. die Küche. Nach wenigen Stunden beginnt die Fermentation und kleine Blasen beginnen aufzusteigen. Probieren Sie jeden Tag ein wenig und drücken Sie das Gemüse wieder nach unten. Nach einer Woche sollten Sie bereits ein sehr gehaltvolles Kimchi haben, dass Sie nun kühl stellen können, um die weitere Fermentation zu bremsen. Dieses Sommer Kimchi wird traditionell einmal pro Woche gemeinsam zubereitet.

Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, können Sie das (Winter-) Kimchi auch über längere Zeit bei kühleren Temperaturen langsam fermentieren. Bei mir ist das im Herbst die Gartenhütte, aber auch ein kühler Keller oder ein im Garten eingegrabener Eimer eignen sich bestens.

Kimchi isst man nicht pur. Es peppt simplen Reis auf, passt aber auch zu kurzgebratenem Gemüse, koreanischem Feuerfleisch oder ins Rührei.

Kimchi

Wenn man Kimchi zum ersten Mal probiert, ist es für den Gaumen meist ein überraschendes Erlebnis. Aber die Geschmacksexplosion hat Suchtfaktor. Spielen Sie mit den Zutaten. Aus Rettich, Radieschen, Topinambur, Karotten, Sellerie, Lauch, etwas frischem Meerrettich, Pastinaken und/oder roten Rüben lässt sich ein unvergleichliches Wurzel Kimchi herstellen. Auch eine Variante aus Obst ist eine köstliche (sehr saure) Variation. Unverzichtbar sind jedoch immer Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer und Chili, die dem milchsauren Gemüsen den typischen Pep geben.

Weitere Brainfood Rezepte aus aller Welt finden Sie hier.