Eselbegegnungen: Friede sei mit Dir

Der Esel ist in vielen Kulturen als Sinnbild für Frieden bekannt. Seine friedfertige und bescheidene Natur macht ihn zu einem treffenden Repräsentanten für Harmonie und Ausgeglichenheit.

In der christlichen Tradition gilt der Esel als Symboltier für Demut und Sanftmut. Einer der spektakulärsten Ritte der letzten zwei Jahrtausende war wohl der Einzug von Jesus nach Jerusalem. Der gerechte, demütige Friedensfürst reitet nicht etwa säbelrasselnd auf einem mächtigen, waffenstrotzenden Streitross ein, sondern ganz unkonventionell und konsequent wählt er eine sanfte Eselin und ihr Fohlen. Diese Wahl symbolisiert nicht nur Bescheidenheit, sondern auch den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander und archetypisch weiblicher Kraft.

The fresco of the Entry of Jesus in Jerusalem (Palm Sundy) in Duomo by Lattanzio Gambara (1567 – 1573)

Milde, Mitgefühl, Nächstenliebe, Friedfertigkeit sind die revolutionären Botschaften des neuen Königs. Passend zu diesen scheinbar schwachen Verhaltensformen steht ein Tier, das für seine enorme Belastbarkeit bekannt ist und den Weg der Gewaltlosigkeit wählt (indem es sich widerstandslos prügeln lässt und nicht Gewalt mit Gewalt beantwortet).

Die friedliche Natur des Esels zeigt sich in seinem gemächlichen Gang und seiner Gelassenheit. Anders als andere Tiere, die oft als kriegerisch oder streitlustig betrachtet werden, verkörpert der Esel Ruhe und Toleranz.

Darüber hinaus wird der Esel als Symbol für die Verbindung zwischen Mensch und Natur angesehen. Seine enge Bindung zu seinem Umfeld und seine Fähigkeit, auch in schwierigem, kargem Gelände genügsam zu überleben, machen ihn zu einem Vorbild für ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur.

In der heutigen Zeit, in der Konflikte und Spannungen weltweit an der Tagesordnung sind, erinnert uns das Symbol des Esels daran, dass Frieden nicht nur das Fehlen von Krieg bedeutet, sondern auch eine innere Haltung des Respekts, der Toleranz und des Mitgefühls erfordert. Der Esel ermutigt uns, uns mit unserer eigenen friedvollen Natur zu verbinden und nach einem harmonischen Miteinander zu streben.

Eselbegegnungen können uns daran erinnern, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind und wir durch unser gemeinsames Handeln und Verständnis eine friedlichere Welt schaffen können. Die sanfte Natur des Esels inspiriert, den Weg des Friedens zu gehen und uns gegenseitig mit Freundlichkeit zu begegnen.

„Wie oben, so unten, wie innen, so außen“ lautet das Prinzip der Analogie aus dem Kybalion, der Lehre der sieben hermetischen Gesetze. Das Gesetz besagt, dass alles, was einem Menschen im Außen begegnet, eine Reaktion auf das ist, was in seinem Inneren ist.

Der Weg von inneren Konflikten und Unfrieden führt geradewegs zu Aggression und Gewalt. Indem wir unseren inneren Frieden fördern, tragen wir dazu bei, dass weniger Gewalt in der Welt stattfindet. Friedliche Menschen neigen dazu, gewaltfreie Konfliktlösungen zu bevorzugen und setzen sich für eine friedliche Gesellschaft ein.

Eselbegegnungen lehren uns, dass Gewalt oder Kontrollmechanismen nicht notwendig sind, um eine Beziehung aufzubauen oder ein Ziel zu erreichen. Stattdessen lassen sie erspüren, dass Geduld, Vertrauen und Respekt effektive Mittel sind, um eine harmonische Verbindung zu den Eseln herzustellen. Dadurch kann die Angst vor Kontrollverlust reduziert werden, da man erkennt, dass friedliche und respektvolle Methoden erfolgreicher sind.

Innerer Frieden ist eine grundlegende Voraussetzung, um dauerhaften äußeren Frieden in der Welt zu erreichen. Menschen, die inneren Frieden gefunden haben, können zu einer positiven Veränderung in der Gesellschaft beitragen und eine Welt mit weniger Konflikten und mehr Harmonie fördern.

Eselbegegnungen

In der Begegnung mit den Eseln treffen wir auf inneren Frieden. Esel lassen sich nicht beeindrucken von der Rastlosigkeit und Getriebenheit, viel schnell erreichen zu müssen, der unbedingten Vorstellung, die Kontrolle behalten zu müssen, jederzeit auf Knopfdruck zu funktionieren und der Annahme, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben.

Stattdessen orientieren sie sich daran: Was macht Sinn? Was ist Unsinn? Muss alles ständig verfügbar sein?

Die Angst vor Kontrollverlust ist eine tief verwurzelte emotionale Reaktion, die in vielen Menschen vorhanden ist. Es ist normal, dass Menschen danach streben, ihre Umgebung zu kontrollieren, um sich sicher zu fühlen. Dennoch kann eine übermäßige Angst vor Kontrollverlust zu Stress, Angstzuständen und anderen psychischen Belastungen führen.

Um mit dieser Angst umzugehen, können verschiedene Strategien helfen, wie Achtsamkeitspraktiken, Selbstreflexion, das Entwickeln von Vertrauen in sich selbst und andere und das Akzeptieren von Veränderung als Teil des Lebens. Es ist wichtig zu erkennen, dass Kontrollverlust nicht immer negativ sein muss und dass es manchmal notwendig ist, Dinge loszulassen und Veränderungen anzunehmen, um inneren Frieden zu finden.

Doch zurück zu den Eseln. Wie sieht denn so eine Eselbegegnung aus, bei der man inneren Frieden gewinnen kann? Wir müssen wohl etwas tun mit ihnen, vielleicht ein Halfter anlegen und sie an den Strick nehmen, ihnen erklären, was zu tun ist und wohin der Weg geht. Da ist Kontrolle gegeben, da erklären wir dem vermeintlich sturen Esel den Tarif, wir gewinnen die Oberhand, wir siegen. Aber kommen da vielleicht auch Bedenken auf? Ist das der richtige Weg? Ist das das richtige Ziel?

Könnte es sein, dass wir vor lauter Vorsicht etwas verstecken und zu verbergen versuchen, das besser nicht an die Oberfläche kommen soll, weil es uns bei einer Begegnung auf Augenhöhe verletzbar machen könnte?

Esel lieben den Frieden. Sie suchen ihn und wenn sie ihn in uns finden, schenken Sie ein Vielfaches davon zurück, potenziert wie eine katalytische Reaktion im Reagenzglas der Emotionen. Während jahrhundertelanger Versklavung haben sie ihre Strategie der Gewaltlosigkeit bewahrt. Ihr Lebenselixier ist die Geborgenheit und der Schutz in der Herde.

Auch wir fürchten ums nackte Sein, egal ob real bedroht oder nicht. Doch die alten reaktiven Muster und scheinbaren Wirklichkeiten führen nur immer noch tiefer in die Abgründe des Krieges und der Gewalt. Die Transformation beginnt leise, sobald wir anfangen, achtsam wahrzunehmen und hinzuschauen, ob das, was uns erschreckt, vielleicht nur Gespenster sind, die uns in Flucht oder Angriff treiben. Wenn wir Zweifel aushalten und innehalten, bis wir unsere ursprüngliche Urteilskraft wiederentdecken, kann sich der Geist beruhigen.

Wenn wir mit den Eseln diesen besonderen Raum teilen, verbunden durch intuitives Wissen, geht es um nichts anderes als innezuhalten und wahrzunehmen. So können beide Seiten abwägen, was sicher und was friedlich ist und einander in einer liebe- und friedvollen Situation begegnen, miteinander eine Umgebung des Friedens schaffen.

Der Friede in mir sei mit dir!

Lesenswertes/Sehenswertes:

Person, Jutta: Esel. Ein Portrait. Naturkunden Nr. 5. Matthes und Seitz. Hamburg, 2013.

James French kreierte die wundervolle „Vertrauenstechnik“, um mit Tieren (und letztlich auch dem Menschen), auf Basis von absoluter Freiheit das Vertrauen herzustellen, das es braucht, um gemeinsam zu liebevoller, friedlicher Koexistenz und wechselseitigem Erblühen zu gelangen.

Sind wir ausgeglichen und in einem wachen und entspannten inneren Zustand, sind wir offen Neues zu lernen – alter Schmerz, auch traumatischer, kann in diesem Zustand heilen – bei Tieren wie Menschen.

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Psychologie trifft Märchen: Hänsel und Gretel

Das Märchen von Hänsel und Gretel der Brüder Grimm erzählt die Geschichte von zwei Geschwistern, die von ihren Eltern ausgesetzt werden. In der Geschichte wird gelogen, dass sich die Balken biegen, aber sie erzählt auch von Optimismus, erlernter Hilflosigkeit, Konformität und Gehorsam – und ist damit aktuell wie eh und je.

Hänsel und Gretel

Das Märchen


Die Charaktere

Hänsel und Gretel wachsen geplagt von Armut auf. Hänsel kümmert sich um seine Schwester, ist vorausschauend und zuversichtlich. Gretel hingegen ist zurückhaltend, ängstlich und verlässt sich auf den Bruder. Als sich die Situation zuspitzt und die Hexe beider Leben bedroht, wendet sich das Blatt und Gretel findet den Mut, sich selbst und Hänsel zu retten.

Der Vater möchte seine Kinder eigentlich nicht im Wald aussetzen. Auf das Drängen seiner Frau hin, lässt er sich jedoch zu der schrecklichen Tat überreden und er verrät die Kinder feige. Trotzdem ist er froh, als sie zu guter Letzt heil zurückkehren.

Die Mutter zeigt keinerlei Mitgefühl oder Zuneigung. Um den eigenen Hunger zu stillen, drängt sie ihren Mann die Kinder loszuwerden und zu opfern. Sie stirbt jedoch trotzdem.

Die Hexe tief im Wald lockt Kinder mit dem köstlichen Lebkuchenhaus in die Falle um sie zu verspeisen. Ihr Ansinnen klappt jedoch nicht, denn sie selbst wird von Gretel überlistet und verbrennt im Backofen, in dem sie die beiden garen wollte.

So lassen beide Frauen, die die Kinder töten wollen, am Ende ihr Leben. Die weiblichen Charaktere im Märchen kommen ohnehin schlecht weg. Sowohl die Mutter als auch die Hexe sind böse und auch Gretel wird zunächst schwach und hilflos dargestellt.

Sozialpsychologische Phänomene

Lügen:

Die Mutter gab als Grund für den Ausflug in den Wald an, Holz zu sammeln, doch in Wahrheit hatte sie die Absicht, die Kinder dort allein zurückzulassen. Wenn wir das Märchen gezielt auf Lügen untersuchen, erkennen wir, dass sie ein durchgängiges Element der Handlung sind. Sowohl die Mutter als auch der Vater verbergen Wahrheiten vor den Kindern. Hänsel täuscht die Hexe, indem er ihr ein Knöchlein anstelle seines Fingers zeigt, und möglicherweise auch, als er Gretel versichert, den Weg finden zu können, obwohl die Vögel das Brot gefressen haben. Es stellt sich die Frage, ob er sich selbst belügt, um ruhig zu bleiben. Selbst die Hexe täuscht die Kinder, um sie zu fangen, und schließlich lügt sogar Gretel, als sie vorgibt, nicht zu wissen, was zu tun ist.

Betrachten wir diese Lügen und ihre Auswirkungen auf unsere emotionalen Reaktionen. Die meisten von uns verurteilen wahrscheinlich die Lügen der Mutter und der Hexe sowie das Schweigen des Vaters. Hänsels Lügen, um sich und seine Schwester zu retten, könnten die meisten von uns moralisch vertretbar finden. Dies verdeutlicht, wie unterschiedlich wir Lügen bewerten, abhängig von den Motiven dahinter. Höflichkeit, Notwendigkeit oder persönliche Vorteile können Gründe sein, warum jemand von der Wahrheit abweicht. Die Abgrenzung zwischen Lüge und Zurückhaltung von Informationen ist nicht immer eindeutig.

Warum haben sich Lügen und Täuschungen im Laufe der Evolution, sowohl beim Menschen als auch bei vielen Tierarten, etabliert, obwohl sie negativ bewertet werden und die Gefahr besteht, entlarvt zu werden? Forscher haben vorgeschlagen, dass Lügen als „sozialer Klebstoff“ fungieren könnten, der dazu beiträgt, Gruppen zusammenzuhalten. Diese Lügen dienen nicht egoistischen Motiven, sondern eher dem Wohlbefinden der Gruppe. Es ist plausibel anzunehmen, dass dieses Verhalten den Menschen in der Evolution einen Vorteil verschafft hat. Allerdings zeigt die Simulation auch, dass chronische Lügner sozial isoliert werden. Wie das Sprichwort sagt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht.“

Die Botschaft des Märchens ist nicht, dass Lügen immer schlecht sind und vermieden werden sollten. Hänsel und Gretel hätten ohne ihre Notlügen im Wald sterben können. Vielmehr sollte uns die Geschichte dazu anregen, über Lügen nachzudenken:

  • Ist es moralisch vertretbar, zu lügen, um ein ehrenwertes Ziel zu erreichen?
  • Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn wir ständig mit Lügen rechnen müssen?
  • Ist Verschweigen eine Form der Lüge?
  • Welche Auswirkungen hat es, wenn wir uns selbst belügen, um eine Situation positiver darzustellen?

Optimismus:

Trotz der schwierigen Situation, die durch den Egoismus ihrer Mutter entstanden ist, bewahrt Hänsel stets eine optimistische Einstellung. Er tröstet Gretel immer wieder und bleibt zuversichtlich, dass sie die Situation überwinden können, selbst als er bemerkt, dass die Vögel seine Wegmarkierung gefressen haben.

Ein bekanntes Beispiel für den Unterschied zwischen Optimismus und Pessimismus ist die Betrachtung eines halb vollen oder halb leeren Glases. Während der Optimist die positiven Aspekte und Chancen erkennt, neigt der Pessimist dazu, Probleme und Nachteile zu sehen. Die Neigung zum Optimismus oder Pessimismus kann je nach Situation variieren. Wenn Menschen jedoch grundsätzlich eine positive Grundhaltung in ihrer Wahrnehmung, Erinnerung, in ihren Erwartungen und Denkmustern haben, spricht man von Positivität.

Die Fähigkeit, die Welt positiv wahrzunehmen, ist ein wichtiger Faktor im Umgang mit Rückschlägen. Dennoch ist es nicht immer förderlich, uneingeschränkt an das Gute zu glauben. Trotz Optimismus sollten wir realistisch bleiben. Denn wer zu naiv durch die Welt geht, wird immer wieder vermeidbare Rückschläge und Enttäuschungen erleben. Die Fähigkeit des realistischen Optimismus ist ein wichtiger Faktor für Resilienz.

Im Märchen bewahrt Hänsel einen realistischen Optimismus im Rahmen seiner Möglichkeiten, um sich und seine Schwester zu retten. Wenn Hänsel ein Pessimist gewesen wäre, hätte er vermutlich resigniert, anstatt Trost und Hoffnung zu spenden. Seine vorübergehende Hoffnungslosigkeit, als die Hexe ihn in den Stall sperrt, wird durch die Kreativität und den Optimismus von Gretel überwunden, die die Hexe schließlich besiegt.

Realistischer Optimismus hilft uns maßgeblich dabei, voranzukommen und uns weiterzuentwickeln. Jedes Kind, das laufen lernt, fällt viele Male, bevor es erfolgreich ist, und zeigt damit eine hohe Resilienz. Diese ermöglicht es ihm, nach jedem Sturz wieder aufzustehen und fest daran zu glauben, dass es bald klappen wird. Wenn wir uns hoffnungslos fühlen, können wir uns vornehmen, wie ein Kind, das gerade die ersten Schritte macht, mit realistischem Optimismus die Herausforderung anzunehmen.

Erlernte Hilflosigkeit:

Am Anfang der Geschichte ergreift Hänsel aktiv die Initiative und übernimmt die Verantwortung für das Schicksal der Geschwister. Er versucht mit Kieselsteinen und Brotkrumen den Weg zurück nach Hause zu markieren, um sich und Gretel zu retten. Im Gegensatz dazu zeigt Gretel anfangs ein passives Verhalten. Bei Rückschlägen reagiert sie mit bitterlichem Weinen und Verzweiflung. Sie glaubt nicht daran, dass sie die Situation verändern kann, und akzeptiert ihr Schicksal.

Dieses Verhalten wird auch als erlernte Hilflosigkeit bezeichnet. Dabei handelt es sich um die feste Überzeugung einer Person, dass sie eine unangenehme Situation nicht ändern kann, selbst wenn dies objektiv betrachtet nicht der Fall ist. Diese Einstellung kann zu Passivität führen, bei der man sich widerstandslos seinem Schicksal ergibt. Die eigene Selbstwirksamkeitserwartung, also die Erwartung, durch eigenes Handeln Einfluss nehmen zu können, wird durch die erlernte Hilflosigkeit stark geschwächt.

Gretel hat höchstwahrscheinlich die erlernte Hilflosigkeit durch eine Reihe negativer Lernerfahrungen entwickelt. Erst als Hänsel von der Hexe gefangen genommen wird, überwindet sie ihre Hilflosigkeit, um sich und ihren Bruder vor dem Tod zu retten. Sie stößt die Hexe in den Backofen und befreit Hänsel. Dabei macht Gretel eine korrigierende Lernerfahrung: Sie erkennt, dass ihr mutiges Handeln etwas bewirkt und sie Kontrolle über die Situation hat. Im Verlauf des Märchens entwickelt sich Gretel immer mehr zu einer aktiv handelnden Heldin.

Erlernte Hilflosigkeit kann zu Passivität, Verzweiflung und depressiven Symptomen führen. Um aus der Opferrolle auszubrechen, musste Gretel ihre eigene Selbstwirksamkeit erfahren. Auch für die gesunde Entwicklung von Kindern ist das Erleben von Selbstwirksamkeit äußerst wichtig. Bereits von Geburt an lernen Kinder durch das Ausprobieren verschiedener Verhaltensweisen, dass ihr Handeln Auswirkungen auf ihre Umwelt und das Verhalten anderer Menschen hat. Dabei sind Herausforderungen auf unbekanntem Terrain besonders wichtig, um die Selbstwirksamkeit zu stärken.

Auch im Bereich der Mitarbeiterführung sind Selbstwirksamkeit und wahrgenommene Kontrolle von großer Bedeutung für die Mitarbeiter. Gute Führungskräfte wissen, wie wichtig es ist, ihren Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas bewirken können und nicht den äußeren Einflüssen hilflos ausgeliefert sind. Schon allein das Zuhören bei einem Problem kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter mehr Kontrolle über die Situation wahrnehmen und zufriedener sind.

Konformität und Gehorsam:

Im Märchen lässt sich der Vater aufgrund des Drucks seiner Frau überreden, die Kinder auszusetzen, obwohl er dies eigentlich nicht möchte. Diese Konformität führt zu einem Handeln gegen seine eigenen Prinzipien, was das Leben seiner Kinder gefährdet. Warum wehrt sich der Vater nicht gegen diesen Zwang und handelt entgegen seinem eigenen Willen?

Das bekannte Milgram-Experiment illustrierte, dass Menschen oft widerwillig und gegen ihr Gewissen handeln, wenn sie unter Druck gesetzt werden. In diesem Experiment wurden die Teilnehmer angeleitet, einer anderen Person in einem anderen Raum elektrische Schocks zu geben, wenn diese bei einer Lernaufgabe Fehler machte. Obwohl die Schmerzensäußerungen zu hören waren, wurden die Teilnehmer dazu gedrängt, weiterzumachen, auch wenn es ihnen schwerfiel. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen unter dem Einfluss von Autorität dazu neigen können, anderen Schaden zuzufügen, selbst wenn es gegen ihre moralischen Überzeugungen verstößt.

Diese Art von Gehorsam kann durch verschiedene Faktoren erklärt werden. Zum einen durch den normativen sozialen Einfluss, bei dem Menschen ihr Verhalten an die Erwartungen anderer anpassen, um akzeptiert zu werden. Zum anderen durch den informationalen sozialen Einfluss, bei dem Menschen sich in stressigen Situationen auf die Anweisungen von vermeintlichen „Experten“ verlassen. Außerdem kann die Abgabe der persönlichen Verantwortung eine Rolle spielen, wenn Menschen sich hinter der Autorität einer anderen Person verstecken und so ihre eigene Verantwortung abschieben.

Gehorsam an sich ist ein wichtiger Wert ist, der ein geordnetes Zusammenleben ermöglicht. Doch wenn dieser Gehorsam dazu führt, dass die Würde anderer verletzt wird, wie im Märchen und und verschiedenen Experimenten dargestellt, wird er problematisch. Die Kenntnis über Faktoren wie normativen und informationalen sozialen Einfluss kann helfen, unser eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen und uns gegen unethische Anweisungen zu wehren.

Um Menschenrechtsverletzungen durch blinden Gehorsam zu verhindern, ist Zivilcourage nötig. Zivilcourage bedeutet, mutig für die Einhaltung ethischer Normen einzutreten, auch wenn dies persönliche Kosten mit sich bringt. Es ermutigt dazu, sich gegen blinden Gehorsam zu wehren und für die Rechte anderer einzustehen.

Fazit:

Die Ereignisse in der Geschichte von Hänsel und Gretel verdeutlichen, dass dieses Märchen auch heute noch Relevanz besitzt. Themen wie Lügen, Optimismus, erlernte Hilflosigkeit und blinder Gehorsam prägen weiterhin unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Folgende Fragen, die offen bleiben, mögen Ansatzpunkte für weitere Analysen sein:

  1. Warum handeln die Eltern entgegen ihrer elterlichen Fürsorge?
  2. Warum kehren Hänsel und Gretel zu ihrem Elternhaus zurück, obwohl sie es verlassen mussten? Ist es Vergebung oder vielleicht (emotionale) Abhängigkeit, die sie zurückführt?

Literatur

Frey, D. (Ed.). (2017). Psychologie der Märchen. Springer Verlag.

Drewermann, Eugen. (2015). Landschaften der Seele oder Wie man die Angst überwindet: Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet. Patmos Verlag.

Terra X Dokumentation. (Abrufdatum: 23.1.2024). Magie der Märchen – Hänsel und Gretel auf der Spur. Verfügbar bis 11.10.2030. URL: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/magie-der-maerchen-haensel-und-gretel-auf-der-spur-100.html

Mehr für die Märchenstunde:

Dialog mit Respekt: Manipulation

Manipulation ist eine uralte Geschichte. Schon im Paradies setzte die Schlange Manipulationstechniken ein, um Eva zu verführen: Einerseits dadurch, dass sie das Begehren nach der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis weckte, andererseits durch das Säen von Zweifel und Informationsverzerrung. Sollte Gott wirklich gesagt haben…? Ja, ja, aber damit meinte er doch eher… Und die schlaue Schlange, die als Experte fungierte, musste es doch wissen. Alleine der Manipulation aufgelaufen zu sein, oder gar einen Fehler zuzugeben, ist auch nicht angenehm. Also reichte Eva den Apfel an Adam weiter, vielleicht in der Hoffnung, geteilte Sünde wäre halbe Sünde.

Adam und Eva - Manipulation beim Sündenfall

Manipulation bezieht sich auf verschiedene psychologische Techniken und Strategien, die darauf abzielen, das Verhalten oder die Einstellung einer Person ohne deren bewusste Zustimmung zu beeinflussen oder zu steuern. Diese Techniken können in verschiedenen Kontexten angewendet werden, darunter Werbung, Politik, soziale Beziehungen und Medien. Die Ziele und Methoden der Manipulation können stark variieren, von harmlosen Überzeugungsversuchen bis hin zu unethischen oder schädlichen Praktiken.

Schlüsselkonzepte der Manipulation

  • Einflussnahme durch Emotionen: Emotionale Appelle werden eingesetzt, um Reaktionen wie Mitleid, Angst, Schuld oder Freude zu provozieren, die das Verhalten oder die Entscheidungen einer Person lenken können.
  • Informationskontrolle: Durch das Zurückhalten, Verzerren oder Überbetonen von Informationen wird versucht, die Wahrnehmung oder das Verständnis einer Situation zu beeinflussen.
  • Reziprozität: Die Neigung, Gefälligkeiten zu erwidern, kann ausgenutzt werden, um Personen zu verpflichten, etwas zu tun, was sie sonst möglicherweise nicht getan hätten.
  • Autorität: Die Ausnutzung von wahrgenommener Macht oder Expertise kann Menschen dazu bringen, Anweisungen oder Empfehlungen zu folgen, ohne sie infrage zu stellen.
  • Knappheit: Die Wahrnehmung von Knappheit kann ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugen und Menschen dazu bewegen, zu schnelle Entscheidungen zu treffen.
  • Sozialer Beweis: Die Tendenz, das Verhalten anderer als Richtlinie zu nehmen, kann dazu verwendet werden, um Konformität oder Akzeptanz zu fördern.

Ethik und Grenzen

Die ethischen Grenzen der Manipulation sind oft schwer zu bestimmen. Einige Formen der Überzeugung, wie sie in der Werbung oder im Verkauf üblich sind, gelten als akzeptabel, solange sie nicht irreführend oder schädlich sind. Andere, besonders solche, die Ausnutzung, Täuschung oder unfairen Druck beinhalten, werden weitgehend als unethisch oder sogar illegal angesehen.

Schutz vor Manipulation

Um sich vor unerwünschter Manipulation zu schützen, ist es wichtig, kritisches Denken und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dazu gehört, Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und sich der eigenen emotionalen Reaktionen bewusst zu sein. Bildung und Bewusstsein über Manipulationstechniken können ebenfalls helfen, ihren Einfluss zu verringern.

Zahlreiche Hintergrundinfos und Übungen zur Förderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Manipulationstechniken finden Sie in den untenstehenden Beiträgen, die darauf abzielen, kritisches Denken, Selbstreflexion und ein tiefes Verständnis der Mechanismen und der Ethik zu fördern.

Fragen für den Dialog:

  • Wo begegnet mir im Alltag Manipulation?
  • Wo manipuliere ich selbst?

Zum Bild:

Falls Sie sich auf die Suche machen, wer die zauberhafte Szene auf dem Titelbild wohl gemalt haben könnte: Nein, es war nicht William Turner, bekannt für seine erhabenen Landschaften und die Erforschung von Licht und atmosphärischen Effekten, auch wenn man es glauben könnte. Auch der Drache kommt in der Geschichte vom Sündenfall nicht vor, fügt jedoch dem Bild symbolische Tiefe hinzu, als dramatisches, fast apokalyptisches Element, das die emotionale und symbolische Intensität verstärkt: Chaos und Böses, Schutz und Wächterschaft, Macht und Weisheit, Versuchung und Fall.

Das Bild ist mit DALL-E generiert, mit der simplen Vorgabe den Sündenfall im Stil von William Turner zu erstellen. Künstliche Intelligenz bietet ein hohes Potenzial für Manipulation missbraucht zu werden. Schon deshalb ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Literatur:

  1. Rappmund, Eike. „Praxis-Handbuch: Manipulation: Mentalmagie aus der Welt der Hirnforschung, Psychologie und Hypnose: Fachbuch für den grundsätzlichen Einsatz weit hinter den Regeln von Grammatik und Rhetorik: Für Professionelle Manipulateure und schockierte Manipulierte, für Anfänger und Fortgeschrittene in allen Lebenslagen.“ Hamburg: Tredition GmbH, 2014, p. 377 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1263575. Accessed 7 Feb. 2024.
  2. Dehner, Renate & Dehner, Ulrich. „Schluss mit diesen Spielchen! : Manipulationen im Alltag erkennen und wirksam dagegen vorgehen.“ Frankfurt/Main: Campus-Verlag, 2014, p. 232 Seiten, https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1054484. Accessed 7 Feb. 2024.

Olivenöl – flüssiges Gold des Südens

Olivenöl ist nicht nur schmackhafter Bestandteil der mediterranen Küche. Es hat auch eine lange Tradition in der Heilkunde und Schönheitspflege.

Im alten Griechenland war der Ölbaum heilig, das Öl seiner Früchte wurde als flüssiges Gold gepriesen. Welch Wunder – der Ölbaum ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde.

Olivenöl

Die wesentliche gesundheitliche Komponente des Olivenöls ist mit einem Anteil von 75 bis 80 Prozent die einfach ungesättigte Ölsäure. Sie senkt die Cholesterinsynthese in der Leber, und zwar gezielt das LDL (Low Density Lipoprotein). Das HDL (High Density Lipoprotein) wird nicht beeinflusst, wodurch sich der Quotient LDL/HDL verbessert.

Squalen und Phytosterine sorgen für die antikarzinogene Wirkung des Olivenöls. Der hohe Vitamin E Gehalt schützt vor Oxidationsprozessen. Phenole wirken antiinflammatorisch. Diese und andere sekundäre Pflanzenwirkstoffe sind so reichlich jedoch nur in nativem, kaltgepresstem Olivenöl vorhanden, nicht in raffiniertem. Bevorzugen Sie jedenfalls Öle aus ökologischem Anbau, wenn Sie keine Extraportion an fettlöslichen Pestiziden zu sich nehmen wollen. Die besten Öle tragen die Bezeichnung „nativ extra“.

Wann immer Sie auf Reisen in mediterranen Ländern sind, nutzen Sie die Gelegenheit direkt beim Hersteller einzukaufen. Bevorzugen Sie beim Einkauf Fachgeschäfte und Naturkostläden, die oft ihre Lieferanten kennen und bei denen Sie die verschiedenen Öle auch verkosten können. Einige Hersteller verschicken auch. Leider gibt es inzwischen etliche schwarze Schafe, die bezüglich der Herkunft und der Güte des Olivenöls tricksen. Insbesondere seit die Trockenheit in Südeuropa die Ernte empfindlich schrumpfen und die Preise explodieren ließ.

In den antiken Kulturen kam übrigens ein erheblicher Teil des Olivenöls nicht auf den Teller, sondern auf die Haut: als Dusch- und Massageöl. Ein Segen bei den ausgedehnten römischen Badeorgien.

Bald begnügte man sich nicht mehr mit purem Olivenöl, sondern versetzte es mit heilkräftigen Kräutern und duftenden Blüten. Durch das Aufkochen von Olivenöl mit Wasser und Asche entstanden dann auch die ersten (noch flüssigen) Seifen. Hier ein paar Inspirationen für die Schönheitspflege:

Schönheitspflege mit Olivenöl

Apfel-Hafer-Gesichtsmaske

Reiben Sie einen halben Apfel fein und rühren Sie einen TL Olivenöl, einen TL Bienenhonig und 2 TL Hafermark dazu. Maske auftragen und 15 Minuten einwirken lassen. Danach mit lauwarmem Wasser sanft abwaschen. Erfrischt, glättet, nährt.

Heilerde Olivenölmaske

Verrühren Sie einen EL Olivenöl mit einem EL feiner Heilerde. Lassen Sie die klärende Maske 15 Minuten einwirken und waschen Sie sie dann mit kreisenden Bewegungen mit lauwarmem Wasser ab. Das hat zusätzlichen Peelingeffekt und macht die Haut zart und weich.

Zitronenöl für beanspruchte Haut

Mischen Sie einen EL Olivenöl mit einem EL Zitronensaft. Ein paar Tropfen Zitronenöl duften frisch und verstärken die beruhigende Wirkung. Gut schütteln und auf raue, trockene Hände oder spröde Füße auftragen.

Heilkräftige Kräuterzubereitungen mit Olivenöl

Johanniskrautöl

Geben Sie auf einen Liter Olivenöl drei Handvoll frisches, grob geschnittenes Johanniskraut. Lassen Sie die Mischung zwei Wochen an der Sonne stehen. Wenn die Kräuter auf den Boden gesunken sind, können Sie noch einmal dieselbe Menge Kräuter zugeben. Wenn das Öl dunkelrot geworden ist, kann man es durch ein feines Sieb abseihen und in Flaschen abfüllen. Dunkel und kühl aufbewahren.

Auf dieselbe Weise lassen sich auch andere Blüten und heilkräftige Kräuter zu Einreibungen oder Badezusätzen verarbeiten: Königskerzenblüten, Rosenblüten, Ringelblumen, Kamille, Lilienblüten, Lavendel, Rosmarinzweige oder Thymiankraut.

Efeuöl bei Zellulitis

Übergießen Sie eine Handvoll frische Efeublätter mit 200 ml Olivenöl und lassen Sie die Mischung zwei Wochen lang an einem warmen, sonnigen Platz stehen. Filtern Sie dann ab und geben Sie ein paar Tropfen Rosmarinöl und etwas mehr Orangenöl dazu. Verwenden Sie zum Duschen einen groben Waschhandschuh, der die Durchblutung anregt. Danach die Problemzonen einmassieren.

Sizilianischer Hustensaft

Ein altes Hausmittel aus dem Süden Italiens: Geben Sie einen Teil Olivenöl und einen Teil Zitronensaft in ein Schraubglas und schütteln Sie kräftig durch. Noch besser ist es, wenn Sie nicht nur den Zitronensaft verwenden, sondern die komplette gewaschene, unbehandelte Biozitrone in einen Mixer geben und zu Brei verarbeiten. Immer wieder ein Löffelchen davon stillt den Hustenreiz und besänftigt Halsweh.

Kulinarisches rund ums Olivenöl

Olivenöl ist die Seele der mediterranen Küche. Medizin, Lebensfreude und Kochkunst gehen hier eine köstliche Symbiose ein. Hier ein paar Rezepte zur Inspiration:

Epityrum – römische Olivenpaste

Zutaten:
  • 1 Tasse grüne Oliven
  • 1 Tasse schwarze Oliven
  • je 1 TL Fenchel, Koriander und Kreuzkümmel
  • fein gehackte frische Minze
  • 1 TL Balsamico
  • 1 EL Olivenöl nativ extra
Zubereitung:

Entkernen Sie die Oliven und verarbeiten Sie sie im Mixer mit den Gewürzen, Essig und Öl zu einer feinen Paste. In ein Steinguttöpfchen füllen und mit frischer Minze bestreuen.

Das Rezept stammt aus dem „De condituris“ von Apicious, einem uralten Saucenkochbuch. Die Olivenpaste wurde dazumal zu Käse gereicht. Auch heute ist sie der Auftakt zu einem Gastmahl – etwa auf Bruschetta oder Ciabatta.

Zu Pasta passt die Olivenpaste ebenso hervorragend: Mit etwas frisch gehacktem Knoblauch in Olivenöl angeröstet und einem Schwung Petersilie statt Minze.

Aioli – Knoblauchmayonnaise mit Olivenöl

Zutaten:
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Ei (oder Aqua faba wenns Sie es vegetarisch bevorzugen)
  • Salz
  • Zitronensaft
  • 1/4 Liter Olivenöl (mild oder fruchtig)
Zubereitung:

Geben Sie alle Zutaten in einen schmalen, hohen Mixbecher. Stellen Sie den Mixstab auf den Boden des Gefäßes. Starten Sie den Mixvorgang und ziehen Sie währenddessen den Mixstab ganz langsam nach oben.

Gegrillter Gemüse Salat

Zutaten:
  • 1 Aubergine
  • 1 rote, 1 gelbe, 1 grüne Paprika
  • 1-2 kleine Zucchini
  • 5 kleine, sonnenreife Salattomaten
  • 1 Knoblauchzehe
  • frisch gepresster Zitronensaft
  • 100 ml fruchtiges, junges Olivenöl
  • Meersalz
  • Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:

Das Gemüse waschen und putzen, in grobe Stücke oder Scheiben schneiden. Mit etwas Olivenöl bepinseln. Am besten auf Holz oder Holzkohle im Garten grillen. Sonst im Backofen grillen oder auch in der heißen Eisenpfanne scharf anbraten. Das Gemüse nun in mundgerechte Stücke schneiden und mit Knoblauch, Zitronensaft und dem restlichen Olivenöl marinieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Römischer Brotsalat

Zutaten:
  • eine Handvoll schwarze und grüne Oliven
  • 4 Scheiben Brot (z.B. dunkles Sauerteig Vollkornroggenbrot)
  • 1 Kopf Blattsalat (Lollo rosso, Eichblattsalat, Radicchio, Rucola, …)
  • 1 EL Lavendelblüten (am besten frisch, aber auch getrocknet möglich)
  • junges Olivenöl
  • Balsamico
  • Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung:

Schneiden Sie die Brotscheiben in Würfel und rösten Sie sie in einer Pfanne knusprig. Marinieren Sie den gemischten Blattsalat mit Salz, Pfeffer, Lavendelblüten, Olivenöl und Balsamico und garnieren Sie mit den gerösteten Brotwürfelchen.

Wenn ich an Olivenöl denke, weiß ich gar nicht, welches Rezept ich zuerst wählen sollte: eine spanische Paella, eine französische Ratatouille, ein kühles sommerliches Gazpacho oder auch etwas Süßes wie ein Olivenöl Biskuit oder Eiscreme mit Olivenöl.

Sie sehen schon, ich komme ins Schwärmen. Kochen ist für mich die schönste Form, Medizin zuzubereiten. Und selbst an den stressigsten Tagen freue ich mich auf die meditativen Mußezeiten in der Küche, die Genuss mit allen Sinnen, schon lange bevor die Mahlzeit auf dem Tisch steht, versprechen. Denn Kochen kann ebenso heilsam sein wie Essen.

Basentrunk „Excelsior“ nach Are Waerland

Are Waerland wurde 1876 in Finnland geboren. Als Kind litt er unter Kopfschmerzen, schlechtem Gedächtnis, chronischen Magenproblemen und Verstopfung. Ein Studium der Philosophie brach er wegen seiner schlechten Gesundheit ab. Bei Medizinstudien in London versuchte er nicht zuletzt eine Therapie für seine eigenen Beschwerden zu finden. Er empfand Abhärtung wie kalt duschen und bei offenem Fenster schlafen als hilfreich. Inspiriert von Alexander Haig und Berichten über die angeblich gesunde Ernährungsweise der Hunza stellte Waerland seine Ernährung um und wurde (Lacto-)Vegetarier. Seine Symptome verschwanden, was er vor allem auf die Rohkost zurückführte.

Waerland stellte die Theorie auf, dass viele Krankheiten eine Folge „nicht artgemäßer Lebensgewohnheiten“ und vor allem falscher Ernährung seien. Diese führe zur Übersäuerung des Körpers und zur Besiedelung des Dickdarms mit Fäulnisbakterien, die für viele Krankheiten verantwortlich seien.

Ob nun die Empfehlungen von Waerland ein Allheilmittel sind, sei dahingestellt. Sein Basentrunk ist jedenfalls ein mineralstoffreiches wohltuendes Getränk, nicht nur für kalte Tage.

Basentrunk

Hier das Rezept:

Traditionelles Suppengemüse nach Wahl:

  • Karotten
  • gelbe Rüben
  • Sellerie
  • Wurzelpetersilie
  • Pastinaken
  • Zwiebel
  • Lauch

Das Gemüse waschen, putzen und in grobe Stücke schneiden. In einem großen Suppentopf mit Wasser zum Kochen bringen und 15 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dann einige Stunden ziehen lassen. Mein Basentrunk steht die ganze kalte Jahreszeit über auf dem Holzherd in einem gusseisernen Potjie und brodelt sanft vor sich hin.

Ich gebe dem Kochwasser noch eine Messerspitze Natron hinzu, um die wertvollen Inhaltsstoffe noch besser aus dem Gemüse zu lösen und die basische Wirkung zu erhöhen.

Geschmackszutaten wie Liebstöckel, Lorbeerblatt oder Muskatnuss können mitgekocht werden. Chillischoten oder Ingwerscheiben durchwärmen herrlich von innen her.

Sie können das Gemüse absieben und den Basentrunk abgefüllt in Glasflaschen einige Tage im Kühlschrank aufbewahren. Trinken Sie jeweils eine große Tasse morgens, mittags und abends etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Im Sommer eher lauwarm, im Winter gerne heiß – mit Schnittlauchröllchen oder gehackter Petersilie bestreut.

Salz brauchen Sie wegen des hohen Mineralstoffgehalts kaum. Wenn Sie möchten, geben Sie eine Prise unraffiniertes Meersalz oder Kristallsalz dazu.

Repair Café – Anstiftung zum Selbermachen

Die Schweiz ist neben Luxemburg unrühmlicher Weltmeister beim Kleider-Shopping. Etwa 20 kg Textilien werden pro Person jedes Jahr gekauft. Kaum zu fassen: Die Hälfte davon landet ungetragen im Altkleidersack.

Wo landet der zweifelhafte Segen? Beispielsweise in Ghanas Hauptstadt Accra wo jeden Tag 160 Tonnen Kleider aus westeuropäischen Kleidersäcken ankommen! Abnehmer gibt es kaum dafür, weshalb sie auf Mülldeponien landen, wo sie verrotten oder verbrannt werden.

Es ist natürlich lobenswert, dass die EU dafür sorgen will, dass Textilien nach qualitativ höheren Standards hergestellt werden und die Umwelt weniger belasten. So soll eine «Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien» bis 2030 eine Kreislaufwirtschaft für alle Textilien im EU-Raum ermöglichen.

Doch was kann jeder einzelne von uns jetzt sofort und mit unmittelbaren Auswirkungen tun? Zahlreiche Ideen dazu finden Sie in diesem Beitrag:

Neben all den Ideen, die jeder für sich persönlich umsetzen kann, gibt es eine, die mir besonders am Herzen liegt und die mein kleiner Beitrag dazu sein wird, dass es ein „gutes neues Jahr 2024“ wird: Ein Repair Café mit Textilwerkstatt.

Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wird. In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen wird liebgewonnenen Textilien wieder Leben eingehaucht. Fachwissen wird untereinander ausgetauscht. Werkzeuge und Reparaturmaterial teils bereitgestellt, teils mitgebracht. Manchmal sind es nur kleine Dinge, die in Ordnung gebracht werden müssen: ein ausgeleierter Knopf, ein Riss in der Jacke, ein Aufhänger, der abgegangen ist, eine Naht, die sich auflöst, ein Loch in der Socke.

Wer gerade nichts zu reparieren hat, kann auch in der Textilwerkstatt kreativ werden und an einfachen Projekten seine handwerklichen Fähigkeiten erweitern: beim Gestalten von Einkaufstaschen aus Stoffresten oder Textilien, die sich nicht mehr reparieren lassen, beim Besticken von textilen Grußkarten, beim Schnippeln von T-Shirtgarn, beim Stricken von herrlich warmen Pullis aus aufgetrenntem Strickwerk und Wollresten, beim Slow Stiching oder Patchworken, beim Herstellen eines Reparaturkits für zu Hause.

Inspiriert von den Walk-in-Closets, den begehbaren Kleiderschränken, haben wir die Repair Cafés nun um die Möglichkeit des Schenkens und beschenkt Werdens bereichert: Man kann die schönen Kleider, die im Schrank verstauben, zu klein oder zu groß sind oder die einfach nicht mehr gefallen – aber noch gut intakt sind, mitbringen und findet „neue“ Lieblingsstücke. Auch Schuhe, Accessoires, Taschen sind willkommen. Ebenso wie Stoffe, aus denen nie etwas geschneidert wurde, Wolle, Nähgarn, …

Kleinere Änderungen können gleich vor Ort im Repair Café erledigt werden. Schätze, die keinen neuen Besitzer finden, können entweder wieder mitgenommen werden oder gleich gegenüber an das Brockenhaus oder die Caritas gespendet werden.

Neben den offensichtlichen Vorteilen eines Repair Cafés wie Müllvermeidung und Umweltschutz gibt es weitere lohnenswerte Folgeaspekte:

So kann das gelungene Reparieren ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit vermitteln. Es ermutigt zur Übernahme von Eigenverantwortung und fördert eine Kultur des „Selbstmachens“ statt des reinen Konsums. Handwerkliche Fähigkeiten können verbessert, neue Techniken erlernt und altes Wissen wieder ausgegraben werden. Gemeinschaftliches Handarbeiten verbindet Generationen, Kulturen und Menschen mit unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten. Dadurch werden soziale Verbindungen gestärkt, Netzwerke aufgebaut und die Integration gefördert. Eine lokale Identität entsteht.

Nicht zu unterschätzen ist das kreative Element, denn Reparieren, insbesondere „Visible Mending“, Flickwerk, das gesehen werden will, lässt gestalterisch tätig werden und ermuntert, sich künstlerisch ausdrücken. Durch Upcycling können alte oder kaputte Kleidungsstücke in neue einzigartige verwandelt werden. Die Einbindung von lokalen Handwerkern und Künstlern bietet diesen eine Plattform für die Präsentation ihrer Fähigkeiten.

Die Fähigkeit, Kleidung zu reparieren, stärkt das Bewusstsein für die Möglichkeit der Selbstversorgung und Unabhängigkeit und eine Abkehr von der Wegwerfmentalität.

Ressourcen wie Energie, Wasser und Rohstoffe werden gespart, die bei der Herstellung neuer Produkte benötigt würden. Die wachsende Nachfrage nach Reparaturmöglichkeiten kann Unternehmen dazu anregen, langlebigere und reparaturfreundlichere Produkte herzustellen.

Sie sehen schon, ein Repair Café ist ein Gewinn auf allen Ebenen und verspricht zudem eine ganze Menge Spass. Die Welt zu verändern, muss kein Protestmarsch sein. Es kann sich auch wie eine Party anfühlen.

Ob diese Idee ein kleines Nachbarschaftsprojekt wird oder der Beginn einer Vielzahl von Orten des Wandels, an denen mit Mut und Fantasie an einer Zukunft gearbeitet wird, die für uns alle lebenswert ist, liegt in unser aller Händen. Hände, die Lust haben, ihrem Lieblingspulli eine zweite Chance zu geben, hilfreiche Hände, die wissen, wie man beim Sockenstopfen eine Nadel führt, Hände, die gerne Kuchen backen oder Kaffee einschenken, Hände, die gerne fotografieren, um anderen zu zeigen, was man Tolles machen kann, Hände, die dokumentieren, welche spannenden Erkenntnisse man gemeinsam gewonnen hat oder wie viele Kleidungsstücke gerettet werden konnten. Jeder hat besondere Talente, mit denen er sich einbringen kann, um kreativ und positiv einander nicht nur ein gutes neues Jahr zu wünschen, sondern es auch zu verwirklichen.

Aktuell flicken wir von Hand, was den Vorteil hat, dass jeder die neu erworbenen Fähigkeiten auch zu Hause umsetzen kann. Über kurz oder lang würden wir jedoch gerne das Repertoire erweitern auf das Arbeiten mit der Nähmaschine (ab 7.6.24).

Sollten Sie eine ungenutzte Nähmaschine Ihr Eigen nennen, würden wir uns über eine Sachspende freuen und sie zur Freude vieler aus dem Dornröschenschlaf erwecken.

Die nächsten Termine für 2025:

Ich wünschte, ich könnte Ihre Anfragen für weitere Termine 2025 bereits beantworten. Wir sind in Verhandlung mit der Gemeinde Lochau und hoffen baldmöglichst Bescheid geben zu können.

Abonnieren Sie am besten den Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Inspiration:

Auf diesem Telegram Kanal finden Sie Ideen für die Kunst des sanften, textilen Protests: Slow Fashion, DIY, Ideen für Repair Cafés, Zero Waste, Upcycling, Refashion. (Ich wünschte, es gäbe brauchbare deutsche Worte für diese Begriffe…)

Übung:

Zuletzt noch eine kleine Übung, um bewusst mit seiner Garderobe umzugehen. Hängen Sie dazu am besten ein Blatt Papier in Ihren Kleiderschrank.

Schreiben Sie ein Jahr lang auf, was in Ihren Schrank hineinwandert: 
Hose - neu gekauft, mit/ohne Gütesiegel
Jacke - im Second Hand Laden erstanden
Socken - selber gestrickt, Wolle handgesponnen, pflanzengefärbt, mulesingfree
Mantel - von der Freundin bekommen, der er nicht mehr passt

Notieren Sie ebenso, was Ihren Schrank wieder verlässt:
T-Shirt - ausgeleiert, zu T-Shirt Garn verarbeitet und Topflappen draus gestrickt
Seidentuch - scheußliche Farbe, in den Second Hand Laden gebracht
Pulli - aufgetrennt und mit anderen Wollresten neu verstrickt
Bettwäsche - aus dem Stoff im Repair Café neue Tunika genäht, Rest in Streifen gerissen und bunten Teppich daraus gewebt

Ziehen Sie am Jahresende Bilanz, wie zufrieden Sie sein können, mit Ihrem Umgang mit Textilien.

Literatur:

Wegwerfware Kleidung: Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten,
Tragedauer und der Entsorgung von Mode
. Abrufdatum 8.1.24. https://www.greenpeace.de/sites/default/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

43 Fakten über Fast Fashion: Abrufdatum 8.1.24. https://endlichfair.de/news/fast-fashion/

Die Wohnungsdiät – lustvoll und effektiv Ballast abwerfen

Eine Wohnungsdiät ist ein kraftvoller Weg durch die Veränderung der Umgebung zu mehr Wohlbefinden zu gelangen. Dabei geht es nicht um bloßes Aufräumen. Vielmehr können Sie dabei Belastendes loslassen und dadurch mehr Gelassenheit, Klarheit und Harmonie ins Leben bringen. Mit dem realen Gerümpel entsorgt man aber auch gleichzeitig eine Menge an emotionalem Müll.

Wohnungsdiät
"Und urplötzlich weißt du: Es ist Zeit etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen."

Meister Eckhart  (1260-1327), deutscher Mystiker

Was bringt eine Wohnungsdiät?

Mehr Zeit:

Weniger Sachen machen weniger Arbeit. Wenn alle Dinge ihren Platz haben, muss man zudem nie danach suchen.

Mehr Geld:

Auch für ein mit Gerümpel voll gestelltes Zimmer bezahlen Sie Miete oder zahlen die Hypothek ab. Geben Sie in Zukunft nur noch Geld für Dinge aus, die Sie wirklich brauchen und sorgsam ausgewählt haben.

Weniger Stress:

Auch wenn man überflüssige Staubfänger, Illustriertenstapel und immer noch nicht ausgeräumte Umzugskartons gar nicht mehr bewusst wahrnimmt – unser Unbewusstes nimmt diese Störfaktoren ständig wahr. Krempel ist eine chronische Belastung für unseren Organismus.

Ein gutes Gewissen:

Dabei geht nicht eigentlich gar nicht um die Dinge an sich – sondern um Ihre emotionale Verbindung dazu:

  • Ich sollte das Geschenk meiner Freundin öfter verwenden, obwohl es mir eigentlich gar nicht gefällt.
  • Ich sollte öfter ins Fitnessstudio gehen, für das ich ein Jahresabo habe.
  • Ich sollte die unzähligen Fachzeitschriften lesen, die ich abonniert habe …

Eine Wohnungsdiät hilft, den Dingen wieder den rechten Platz zuzuweisen.

Mehr Überblick und Entscheidungsfreude:

Sie fühlen sich lethargisch und lustlos? Wenn Sie sich von Überflüssigem befreit haben, werden Sie merken, dass Sie einen besseren Überblick gewinnen – zuerst über Ihre Sachen, dann über Ihr Leben. Wer klarer sieht, kann schneller intuitive Entscheidungen treffen und gewinnt spontane Freude am Handeln zurück.

Mehr Energie und Lebenskraft:

„Besitz belastet“ – das trifft im Besonderen für Gerümpel zu. Anschaffung, Transport, Pflege aber auch die emotionale Bindung kosten Lebensenergie und blockieren. Schaffen Sie ungeliebte Altlasten aus Ihrer Umgebung, dann wird die Kraft für Wichtigeres frei.

Der Rückkopplungseffekt:

Ein chaotisches Leben spiegelt sich in einer chaotischen Wohnung. Aber auch in einer chaotischen Umgebung lassen sich schwer klare Gedanken fassen. Mit jedem überflüssigen Ding, das aus Ihrer Wohnung wandert, schaffen Sie einen Rückkopplungseffekt, der sich auch auf andere Bereiche Ihres Lebens auswirken wird. Wenn Sie Stress und Ärger mit nach Hause in eine aufgeräumte Wohnung bringen, werden Sie schnell zu mehr Ruhe und Harmonie finden.

Übung:

Gehen Sie durch Ihre Wohnung und verschaffen Sie sich einen schnellen Überblick: Wie viele Dinge finden Sie, die Sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr verwendet haben, oder die Sie eigentlich gar nicht mögen?

Gehen Sie vor die Haustür und betreten Sie Ihre Wohnung so, wie es ein Fremder täte, der sie zum ersten Mal betritt. Was fällt Ihnen auf?

Stellen Sie sich vor, in Ihrer Wohnung gäbe es einen Brand. Welche drei Dinge würden Sie unbedingt retten wollen? Bei welchen drei Dingen wären Sie vielleicht sogar ganz froh, dass sie den Flammen zum Opfer gefallen sind?

Genussvoll gerümpelfrei

Eine Wohnungsdiät ist anstrengend – da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Aber mit der richtigen Planung kann man richtig Spaß in die Arbeit bringen. Und – je mehr Ballast man loswird, desto freier fühlt man sich, desto leichter geht alles von der Hand.

Hier ein paar erprobte Tipps, die helfen, mit Schwung und Elan ans Werk zu gehen:

Legen Sie ein Startdatum fest. Natürlich haben Sie eigentlich schon längst mit Ihrer Wohnungsdiät begonnen, indem Sie sich damit beschäftigen und geistig auseinandersetzen. Aber wann wollen Sie konkret mit dem Ausräumen beginnen?

Reservieren Sie feste Zeitblöcke. Idealerweise sollten Sie etwa 2-3 Stunden ungestört ans Werk gehen können.

Legen Sie auch ein Enddatum fest, das es Ihnen schwermacht, diesen Termin zu verschieben. Schätzen Sie den Zeitbedarf ein und laden Sie Ihre Freunde zum Feiern in die neue Wohnung ein. Dafür nehmen Sie sich einfach mal ein Proberegal vor und stoppen die Zeit. Dann können Sie sich einen Überblick verschaffen.

Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Dadurch können Sie den Fortschritt Ihrer Arbeit jederzeit kontrollieren. Mit jedem Schritt, den Sie bewältigen, stärken Sie Ihre „Selbstwirksamkeitserwartung„. Sie merken, dass Ihr Befinden nicht von unveränderbaren Faktoren abhängt, sondern dass Sie bestimmen, was passiert. Das sorgt für mehr Zuversicht und Selbstvertrauen.

Belohnen Sie sich zusätzlich nach jedem erfolgreichen Arbeitsschritt. Verfassen Sie eine Liste, mit Dingen, die Sie immer schon mal tun wollten: ein Museumsbesuch, ein paar Stunden in einem Wellnessbad, ein besonderes Essen, ein Strauß Blumen, ein Ausflug, …

Machen Sie Ihr Gerümpel zu Geld, indem Sie es auf Flohmärkten oder Internetauktionen anbieten.

Genießen Sie jetzt schon die Vorfreude auf das gelungene Ergebnis.

So gehts:

Sie brauchen 7 große Pappkartons, die Sie folgendermaßen beschriften:

  • Entscheidungskiste
  • Müll
  • Neuer Ort
  • Unklar
  • Reparieren, Reinigen, Zurückgeben
  • Verschenken & Verkaufen
  • Schatzkiste

Räumen Sie nun Ihre erste Baustelle leer und füllen Sie das Ausgeräumte in die Entscheidungskiste. Wischen Sie Ihr Regalbrett oder Ihre erste Ecke sauber und beginnen Sie mit dem Sortieren. Nehmen Sie Stück für Stück aus der Entscheidungskiste und entscheiden Sie möglichst spontan, in welche Kiste es kommt. Gehen Sie auf diese Weise Zimmer für Zimmer vor. Putzen Sie jeden Gegenstand gründlich, bevor er ins Regal geräumt wird und überprüfen Sie den Gesamteindruck Ihres Werkes.

Zum Schluss kümmern Sie sich um die Zwischenlagerkisten. Bringen Sie den Müll weg, stellen Sie Ihre Angebote auf Ebay oder in die örtlichen Kleinanzeigen, reparieren Sie, was vonnöten ist. Jetzt ist es auch Zeit, die Unklar-Kiste aufzulösen und sich zu entscheiden.

Machen Sie am besten Vorher- und Nachher-Fotos und schließen Sie Ihre Wohnungsdiät bewusst ab: mit einer Räucherzeremonie, einem frischen Blumenstrauß, einem Glas Sekt, … Wenn Sie mögen, laden Sie Ihre Freunde ein und freuen Sie sich, wie einfach sich eine Party in einer aufgeräumten Wohnung feiern lässt. Freuen Sie sich über das neue, leichtere Lebensgefühl!

Literatur

Kingston, Karen. Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Rowohlt, 2014.

Dialog mit Respekt: Haltung und Verhalten

Als innere Haltung bezeichnet die Psychologie die Einstellung, mit der ein Individuum auf
Geschehnisse, bestimmte Gruppen von Menschen, Objekte und Situationen reagiert und wie es diese bewertet. Diese innere Haltung drückt sich in Überzeugungen, Emotionen und Verhalten aus.

Die schlechte Nachricht? Sie besitzen alle Zutaten, um Ihr Leben in einen Albtraum zu verwandeln. Die gute Nachricht? Sie haben auch alles, was Sie brauchen, um Ihr Leben positiv zu gestalten.

Weshalb ich mich erdreiste, das zu behaupten? Keine Sorge, ich werfe Ihnen keine Liste von psychologischen Studien an den Kopf. Aber es ist meine unerschütterlich optimistische Haltung.

Wie kommt man dazu?

Ich komme aus einer Familie von Aufräum- und Putzsüchtigen. Sogar mein Bruder, mit dem ich das Zimmer teilte, war davon befallen. Oder kennen Sie viele 17-jährige Jungs, die mit ihrer kleinen Schwester begeistert ans Großreinemachen gehen? Wenn meine Eltern zum Kaffeetrinken kommen, ist bestimmt schon das Blumenbeet gejätet, irgendeine lockere Schraube am Sonnenschirm angezogen oder der Schnee geschaufelt, bevor sie schnell eine Tasse Kaffee leeren und ein Stück Kuchen verspeisen.

Zum Umdenken brachte mich mein Sohn. Einerseits durch seinen unglaublich lustvollen Umgang mit Matsch und andererseits durch seinen endlos geduldigen Blick, wenn ich ihm klarmachte: „Gleich spiel ich mit Dir. Nur noch schnell Staubsaugen.“ Und da er ein so braves Kind war, konnte ich dann auch noch schnell die 28 Fenster putzen, und die Wäsche
bügeln, und… Fertig wurde ich nie, dazu war das Haus einfach zu groß, das heißt ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Wenn am Abend mein Mann nach Hause kam und mich dann auch noch scheinbar sabotierte, weil er die Schuhe nicht auszog, herumbröselte oder beim Händewaschen das ganze Waschbecken nass spritzte, war ich am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Gott-sei-Dank. Ab da begann ich die Haltung „Es muss perfekt sein.“ nach und nach abzumontieren und auf ein rechtes Maß zurückzustutzen. Und ich konnte mit meinem Sohn spazieren gehen, und den Abwasch auf später verschieben.

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Es geht uns oft im Leben so, dass wir eine Einstellung oder Haltung zu etwas haben und uns nur schwer davon abbringen lassen, diese zu überdenken. Vielleicht ist es aus Ihrer Sicht auch genau richtig, so zu denken, weil Sie sich diese Haltung ja erarbeitet haben und somit begründen können. Aber was wäre, wenn sich hinter den Dingen und Personen, die Sie mit Ihrer Haltung als „falsch“ oder „schlecht“ empfinden, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen oder ihnen den Teufel und die Pest an den Hals wünschen, was wäre, wenn sich hinter diesen Personen etwas verbirgt, das, wenn Sie die Sache nur aus einem anderen Blickwinkel erforschen würden, Sie vielleicht die wertvollste Lehre Ihres Lebens zu ziehen könnten?

"Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab."

Marc Aurel

Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, sich zu den folgenden Fragen Gedanken zu machen:

  1. Stellen Sie sich eine Sache, eine Person oder eine Situation vor, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen.
  2. Überlegen Sie sich, warum Sie aktuell diese Sache, Person oder Situation meiden.
  3. Finden Sie heraus, welche anderen Personen Ihnen einfallen, die genau diese Person, Sache oder Situation komplett anders bewerten würden.
  4. Stellen Sie sich folgende Frage: Wie fühle ich mich/was denke ich/wie beurteile ich, wenn ich mit dieser Situation/Person/Sache konfrontiert bin? Und was würde diese andere Person erleben?
  5. Zur Vertiefung, wenn Sie wollen und können: Kontaktieren Sie die andere Person, um mehr von ihr über ihren Blickwinkel zu erfahren.
  6. Seien Sie neugierig und machen Sie sich frei von Ihren (Vor-)Urteilen und lernen Sie, was es heißt, „Neutralität“ und „Multiperspektivität“ als Haltung in Ihr Leben zu übernehmen.
„Was wir verändern müssen, ist die innere Einstellung oder auch Haltung – nicht das Verhalten."

Gerald Hüter

Seine innere Haltung zu erforschen und kennenzulernen, stärkt die Widerstandskraft der Psyche, beruhigt und lässt Sie gelassener werden, weil Sie wissen, was und warum Sie selbst etwas für „richtig und falsch“ halten – und weil Sie neben Ihrem „richtig und falsch“ auch zulassen können, dass andere ein ganz anderes „richtig und falsch“ haben können.

Unser nächster Dialog mit Respekt zum Thema „Haltung und Verhalten“ findet am 3.2.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim in Lochau statt. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Zum Jahreswechsel

Liebe Leser,

wieder schließt sich der Kreis und wir beginnen eine neue Runde um unseren strahlenden Sonnenstern, der sich inmitten der Galaxien dreht.

Atmen Sie ein, beruhigen Sie Ihren Herzschlag, hören Sie in sich hinein. Es kommt und geht so viel und doch – unter all dem liegt eine große Stille, herrscht Geräumigkeit, die alles im Gleichgewicht hält.

In diesen Zeiten des Wandels bin ich zutiefst dankbar für meine Familie, meine Freunde und die vielen Menschen aus aller Welt, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, mit denen ich meine Hoffnung teilen konnte.

In unserer Geschichte gab es immer wieder Perioden persönlicher und kollektiver Schwierigkeiten. Doch ein klarer Verstand und ein gutes Herz vermögen Leiden zu lindern, helfen in Würde zu leben, die Schwierigkeiten auf dieser Welt mit Mitgefühl zu ertragen und mutig alles zu tun, um das Zerbrochene zu reparieren.

Krisen sind nicht das Ende der Geschichte. Sie sind ein Übergang in bessere Zeiten.

Sonnwend, Weihnachten, Neujahr sind äußere Feierlichkeiten einer unaufhaltsamen Erneuerung. Es gibt immer Gras, das sich durch den Asphalt hindurch dem lebensspendenden Licht entgegen kämpft. Diese Lebenskraft tragen auch wir in uns.

Während in den Nachrichten die dunkelste Seite der Menschheit gezeigt wird, gibt es auch in jeder Sekunde unzählige Taten der Güte und der Liebe. Momente des Vertrauens, des Friedens, der Leichtigkeit. Atmen Sie noch einmal ein und erspüren Sie diese Seite der Wirklichkeit.

Selbst unsere großen Probleme sind Teil eines Weges, auf dem wir aufgefordert sind, zu werden, was wir sein können: Menschen, die ihre Bestimmung erkennen und diese zum Segen für uns alle einsetzen.

Angst und Schrecken kann uns durch die Nachrichten packen. Aber wir sind nicht unsere Angst. Wir sind auch nicht das, was wir über die Welt denken. Und selbst unser Körper ist nur eine Hülle. Was verbleibt, ist das Bewusstsein, das in diesen Körper hineingeboren wurde. Was werden wir mit diesem Bewusstsein machen? In welche Richtung soll der Tanz des Lebens gehen?

Erneuerung geschieht unaufhaltsam. Nehmen Sie sich Zeit, auf Ihr Herz zu hören. Fühlen Sie die erneuernde Kraft des Frühlings, die in uns schlummert und darauf wartet hervorzubrechen. Nähren Sie den Keim des Lebens in dieser dunklen Wendezeit. Füllen Sie die Welt mit Liebe.

Lernen Sie in unseren „Dialogen mit Respekt“ Menschen kennen, die trotz dystopischer Szenarien daran arbeiten, dass sich die Dinge zum Guten wenden.

Zum Jahreswechsel: Schneeglöckchen

Ich schließe meine Neujahrswünsche mit den Worten von Pablo Neruda:

"Sie können alle Blumen pflücken, aber sie können den Frühling nicht aufhalten."

Pablo Neruda

Ihre Alexandra Streubel

Dialog mit Respekt: Wege des Wandels

Wandel
Bei denen, die nach gesellschaftlichem Wandel streben oder ihn herbeiwünschen, macht sich Verzweiflung breit. Ein Mangel an Hoffnung, der mit vielfältigen Formen der Ohnmacht verbunden ist. Sich wiederholenden Leidensmustern. Aufkeimenden Philosophien der Angst und des Hasses. Ganz zu schweigen von gescheiterten Träumen. Wo es einst Gesellschaften gab, die als Modell einer besseren Zukunft, großer Pläne und Utopien dienten, herrschen heute Argwohn und Unmut gegenüber jeder Form von Politik, ein Ohnmachtsgefühl, das an Nihilismus grenzt.

Susan Griffith in "To love the Marigold"

Angesichts des Zustands unserer Welt klingen diese finsteren Aussichten ziemlich überzeugend. Und doch gibt es immer wieder Geschichten, wie sich Dinge auch Angesicht größter Bedrohung zum Guten wenden können.

Etwa in Totnes, einer kleinen Stadt in Devon, in der 2006 ein paar Freunde eine Idee hatten. Sie fragten sich: „Was, wenn der als Reaktion auf die größten Herausforderungen unserer Zeit so dringend benötigte Wandel nicht von der Regierung und der Wirtschaft kommen würde, sondern von dir und mir, von kollaborativen Gruppen? Was, wenn die Antworten nicht in der trostlosen Einsamkeit des Überlebenskampfes und der Isolation liegen würden, in den Zwängen einer skrupellosen Kommerzialisierung oder in dem Traum, dass uns ein wählbarer Retter hoch zu Ross zu Hilfe eilt, sondern in der Rückbesinnung auf die Gemeinschaft?“

Wenn wir auf die Regierungen warten, dann ist es zu spät. Wenn wir als Einzelne handeln, dann ist es zu wenig. Wenn wir aber als Gemeinschaft handeln, wird es vielleicht reichen und geschieht gerade noch rechtzeitig.

Aus diesen Überlegungen wurde die erste „Transition Town“, eine Stadt des Wandels, deren Beispiel inzwischen viele gefolgt sind. Auch in Österreich gibt es Städte des Wandels, etwa in Graz seit 2012 und in Innsbruck seit 2014.

Einen kurzen Artikel über die bewegende Geschichte von Totnes finden Sie hier:

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/5554-rtkl-transition-town-testfall-totnes

Anschließend an unseren letzten Dialog zum Thema Frieden werden wir uns diesmal damit befassen, wie man erfolgreiche Projekte gestaltet.

Fragen für den Dialog

  • Wenn ich an Unternehmungen in meinem Leben zurückdenke, was sind aus heutiger Sicht Bedingungen dafür, dass sie geglückt oder gescheitert sind?
  • Wie könnte man diese Erkenntnisse dazu nutzen, erfolgreiche Projekte zu starten?

Gerne können Sie ein aktuelles Projekt mitbringen, vorstellen und die Kraft des gemeinsamen Denkens nutzen, um ihm Schubkraft zu verleihen. Oder Sie können sich inspirieren lassen und Ihre Energie einbringen, um andere Projekte zu gestalten.

Wir freuen uns darauf, Sie am 6.1.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim Lochau begrüßen zu dürfen. Gemeinsam können wir die Welt zu einem friedlicheren Ort machen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Literatur:

Gemeinsam die Zukunft gestalten – ein Leitfaden für Transition Initiativen: Abrufdatum 4.1.24. https://www.transition-initiativen.org/sites/default/files/inlineimages/Transition_leitfaden_deutsch.pdf

Dion, Cyril, et al. Tomorrow : die Welt ist voller Lösungen. 1. Auflage, 2017.

Hopkins, Rob, et al. Stell dir vor … : mit Mut und Fantasie die Welt verändern. 1. Auflage, 2021.

Hopkins, Rob, and Gerd Wessling. Einfach. Jetzt. Machen! : wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Deutsche Erstausgabe, 2014.