Hören Sie zu. Aber richtig. Auf allen Ebenen.

Hören begleitet mich schon mein ganzes Leben. Um als Kind herauszufinden, wie die Welt funktioniert, musste ich gut zuhören. Als ich die Welt bereiste, um sie kennenzulernen, war es wichtig, zuzuhören. Als Psychologe lernt man auf tiefsten Ebenen zu hören. In der Kommunikation mit meinen Eseln ist Hören unabdinglich. Ein Kind, dem man nicht zuhört, wird seelisch krank. Eine Partnerschaft zerbricht, wenn man einander nicht zuhört. Wer auf seinen Körper nicht hört, bekommt irgendwann die Rechnung präsentiert. Was passiert, wenn man der Natur nicht zuhört, spüren wir jeden Tag.

Im Moment leben wir weltweit in kritischen Zeiten. Große Veränderungen und Herausforderungen betreffen uns alle. Bei soviel Unsicherheit, Druck, Angst und Zorn ist Zuhören wichtiger denn je.

Wann immer Sie sich in einer Situation befinden, die unklar oder stressig ist, ist dies der beste Schritt: Hören Sie zu!

Und zwar nicht nur mit den Ohren. Man kann weit mehr Ebenen in die Wahrnehmung miteinbeziehen. Dieses Hören mit allen Sinnen hilft, wenn wir von so vielen widersprüchlichen Informationen aus den Medien überflutet werden, gelassener zu bleiben und Dinge besser einzuschätzen. Gerne stelle ich Ihnen dieses Konzept hier vor, in der Hoffnung, dass es auch für Sie hilfreich ist.

Hören auf vier Ebenen

Wie schnell ist man überfordert, wenn man Nachrichten aus aller Welt verfolgt. Eine Strategie wäre es nun, den Kopf in den Sand zu stecken und einfach nicht mehr zuzuhören. Sie könnten aber auch versuchen mehr zuzuhören. Nicht im Sinne von mehr Zeit. Sondern auf tieferen Ebenen: mit den Ohren, mit dem Körper, mit dem Herz und mit der Seele.

Hören mit den Ohren – die erste Ebene

Hören mit den Ohren

Unser Gehirn ist so gebaut, dass die hörbare Umgebung ständig gescannt wird, auf alles, was für uns besonders wichtig sein könnte. Diese raffinierte Art des Hörens nennt sich „Cocktail Party Phänomen“. Bestimmt kennen Sie das, wenn sie auf einer überfüllten Party sind, und der Raum erfüllt ist vom Plätschern der Stimmen. Wenn aber jemand in diesem Raum Ihren Namen sagt, werden Ihre Ohren sofort die Aufmerksamkeit darauf lenken. Bei Tieren kann man dieses Hören mit den Ohren gut beobachten: Katze, Hund, Esel drehen die Ohren in die Richtung eines wahrgenommenen Geräuschs, um darauf mit Freude oder auch Angst zu reagieren.

Die meisten Menschen hören nur auf dieser Ebene, wenn sie überhaupt zuhören. Und sie bleiben dann auf dieser emotionalen Stufe gefangen: in Empörung, Besorgnis, Verzweiflung. Unsere sensiblen Nervenenden stehen unter Dauerstrom. Anstatt nun tiefer zuzuhören, interpretieren wir das als Angriff und fangen an uns zu wehren oder zurückzuschreien. Das erschreckt aber wieder andere, die jetzt mehr denn je beunruhigt sind. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. Konflikte eskalieren, Schuldzuweisungen werden laut, Mitgefühl erlischt. Hören mit den Ohren ist nur der Anfang.

Hören mit dem Körper – die zweite Ebene

Hören mit dem Körper

Wenn wir etwas hören, das uns Angst oder Stress macht, bemerken wir, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, auch normalerweise unbewusst ablaufende körperliche Reaktionen: Die Muskelspannung steigt, der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck erhöht sich, die Atemzüge werden kürzer und flacher, die Körpertemperatur verändert sich.

Sobald wir diese körperlichen Reaktionen bemerkt haben, können wir sie auch verändern. Etwa, indem wir tief und ruhig atmen. Indem wir unsere verspannten Muskelpartien kurz und kräftig anspannen und dann völlig entspannen. So lassen Sie Ihren Körper wissen, dass keine unmittelbare Bedrohung ansteht.

Mit dem Hören auf der Körperebene durch Achtsamkeit, Ruhe und Konzentration auf das Hier und Jetzt verändert sich die Erfahrung des Hörens gravierend. Wo wir anfangs einen Angriff befürchteten, kann sich nun zeigen, was nicht so offensichtlich ist. Wir können uns einfühlen in jemanden, der erschrocken, erschöpft oder gestresst ist. Durch diese Einsicht gewinnen wir selbst mehr Ruhe durch Verstehbarkeit und Handhabbarkeit. Und während wir uns selbst mehr entspannen, schaffen wir auch eine sicherere Umgebung für den anderen, der sich dadurch beruhigen kann.

Hören mit dem Körper erlaubt uns den emotionalen Ton mit erstaunlicher Genauigkeit aufzunehmen. So wird eine ganz andere Wahrheit einer Situation offenkundig. Wir werden bemerken, wo Worte jeglicher Logik trotzen oder wo wir manipuliert werden.

Hören mit dem Herzen – die dritte Ebene

Wenn wir die Absichten anderer Menschen erkennen, können wir entscheiden, wie weit wir unser Herz öffnen wollen. Wenn wir zuhören und langsam und rhythmisch atmen, können wir mit unserem physischen Herzen spüren, welche Reaktion eine kluge ist.

Wenn Sie etwas Wichtiges hören, überprüfen Sie, ob Ihr Herz vorwärts oder rückwärts gehen will. Wenn Sie belogen werden, kann es sein, dass Sie den Wunsch verspüren, wegzulaufen. Wenn jemand die Wahrheit sagt, oder etwas, das für Ihr Wohlbefinden gut ist, können Sie eine magische Anziehungskraft spüren. Das Herz kann einem dabei ganz leicht werden. So ein offenes Herz kann andere beruhigen. Je mehr Herzen sich in der Kommunikation öffnen, desto sanfter und mitfühlender werden wir miteinander umgehen. Eine Anleitung zu diesem Hören mit dem Herzen finden Sie in meinem Artikel über Herzkohärenz.

Hören mit der Seele – die vierte Ebene

Hören mit der Seele

Je mehr man dem ersten Impuls des Hörens mit den Ohren auch die Ebenen des Körpers und des Herzens hinzufügt, umso mehr verbindet man sich mit etwas, das Carl Gustav Jung das Kollektive Unbewusste nannte. Es ist, als ob man sich mit einer universellen Weisheit verbindet, die körperliche Grenzen verschwimmen lässt.

Wenn ich mit jemandem nicht konform gehe, erlaubt mir dieses Zuhören der Seele, dessen Verwirrung oder Schmerz zu erkennen. Das bedeutet nicht, seine Meinung zu ändern, etwa wenn man Hass oder Vorurteile hört. Aber es bedeutet, dass ich mit weniger Angst und mehr Bewusstsein zuhöre, weil ich erkenne, dass ein sinnloser Angriff eine viel schwächere Kraft als Mitgefühl ist.

Wenn ich mit meinen Ohren, meinem Körper und meinem Herzen zuhöre, bringe ich die Seele zum Schwingen und verbinde mich auf einer höheren Ebene mit Millionen Menschen, die sich weigern, der Angst und Verbitterung nachzugeben. Menschen, die hassen, mögen verletzt, wütend und beharrlich sein. Trotzdem ist es auch ihr Ziel, eine Welt zu schaffen, die sicher und gerecht ist und auf der ein glückliches Leben für uns alle möglich ist.

Hören auf allen Ebenen ist die Eintrittskarte

Wenn Sie also als erste Reaktion auf eine Nachricht erschrecken oder Angst bekommen, nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge, entspannen Sie nacheinander alle Muskelpartien und unterbrechen Sie so die reflexartige Attacke. Lauschen Sie auf die Eingebungen Ihres Herzens und Ihrer Seele. Nehmen Sie diese tiefere Einsicht über sich selbst, Ihr Gegenüber und Ihre Mitmenschen in aller Welt wahr.

Wenn ich an Zeiten denke, in denen ich intensiv auf diese Weise mit Patienten gearbeitet haben, stelle ich fest, dass dies auch Zeiten großen persönlichen Wachstums waren. Während man genau zuhört, wird man reifer, fähiger und vielleicht auch lebensweiser.

Vielleicht sind diese unsicheren, ereignisreichen Zeiten, die wir gerade durchleben, auch ein Geschenk für uns alle: Eine Zeit, in der wir lernen müssen, richtig zuzuhören und damit auch persönlich und gesellschaftlich wachsen.

Vollständiges Hören auf allen Ebenen bringt uns über unsere Grenzen hinaus und birgt die Chance auf eine neue Stärke. Keine Macht über andere. Sondern eine Kraft für uns alle. Richtiges Hören verbindet uns, indem es uns vom Schaden und Zerstören zum Frieden lenkt. So mag es tröstlich sein, dass die Fremdheit und das weltweite Aufbäumen der Natur, so katastrophal es erscheinen mag, auch nutzen kann, um eine sicherere, friedlichere, bessere Welt zu schaffen.

Literatur

Zuhören e.V. [Hrsg.: Volker Bernius und Hans Sarkowicz]. Ganz Ohr: Interdisziplinäre Aspekte des Zuhörens. Edition Zuhören, Band 1. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2002.

Niekerken, Anja. „Das Geheimnis richtigen Zuhörens: Wie Sie erfolgreicher und besser kommunizieren.“ 2020. Verfügbar unter: https://permalink.obvsg.at/vlb/VLB1167899. Zugriff am 13.4.2024.

https://marthabeck.com/2020/07/the-four-levels-of-listening/ Zugriff am 13.4.2024

Fragen über Fragen – und die Antworten?

Besonders bei schwierigen Fragen des Lebens sind wir gerne auf der Suche nach einfachen Antworten. Wir fragen unsere Freunde, unsere Familie, durchstöbern Google und YouTube oder plündern die Bibliothek. Wenn wir gar nicht weiterkommen, fragen wir Fachleute und Experten. Schlussendlich können uns andere jedoch nicht die Antwort auf Fragen zu unserem Leben geben. Denn diese liegt in uns selbst. Schon Sokrates war überzeugt davon, dass Fragen sehr wichtig sind: Nämlich um durch Einkehr und Innenschau zur Selbsterkenntnis zu kommen.

Fragen - Apotheke

Dementsprechend sind Patienten, die meine Praxis aufsuchen, anfangs manchmal geschockt. Denn sie wollen doch nur eine einfache Antwort.

  • Wie werde ich meine überflüssigen Pfunde los?
  • Wie kann ich leicht und einfach das Rauchen aufgeben?
  • Wie kann ich meinen Stress bewältigen?
  • Was kann ich gegen meine Schlafstörungen tun?
  • Was kann ich tun, um glücklich, gesund, entspannt, … zu werden?

Natürlich gibt es dazu Patentrezepte (auch im stofflichen Sinne). Und Leitlinien, nach denen Patienten in Schubladen zu kategorisieren und zu behandeln sind. Aber führt das zum erwünschten Erfolg?

Wohl kaum, denn jeder Mensch ist einzigartig und verschieden und es gibt nicht die Therapie. Denken Sie nur an Gewichtsprobleme. Natürlich: „Iss weniger und beweg dich mehr“ scheint die Lösung zu sein, die auf der Hand liegt.

  • Aber warum isst derjenige denn mehr, als ihm guttut?
  • Warum bewegt er sich zu wenig?
  • Welcher Wunsch steckt dahinter?
  • Was soll das Essen denn eigentlich bringen?
  • Entspannung? Belohnung? Beschäftigung statt Langeweile? Genuss?
Fragen - innerer Arzt

Ohne unzensierte Innenschau und Selbsterkenntnis verpuffen alle wohlgemeinten Ratschläge im Nichts. Selbstverständlich ist es wichtig, die passende Ernährungsform zu finden, ein gutes Maß an Bewegung ins Leben zu bringen, Mangelzustände auszugleichen. Aber gleichzeitig muss der Blick auch auf die Hintergründe gerichtet werden, die uns Gewichtsprobleme, die uns krank, unglücklich, gestresst machen. Erst damit wird Heilung nachhaltig.

Wer auf diese Weise seine Probleme löst, ist nicht mehr angewiesen auf sogenanntes Expertentum. Man trifft auf den inneren Arzt in sich selbst und beginnt, die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Diese Freiheit ist für viele ungewohnt, leben wir doch ein Leben, das von Normen, Regeln und Vorschriften flankiert ist. Aber sie birgt ein Potenzial in sich, dass sich weit über die medizinische Komponente hinaus erstreckt.

Freiheit durch Selbstverantwortung

Die Antworten, wie ein gutes, zufriedenes, selbstbestimmtes Leben gelingen kann, liegen in uns selbst. Wagen Sie sich doch mal an ein paar einfache Fragen heran, die jeden betreffen. Sie stammen aus einem Buch, das ich immer wieder mal gerne durchblättere: „Fragebogen“ von Max Frisch. Es ist 1972 erstmals bei Suhrkamp erschienen und besteht ausschließlich aus zeitlosen Fragen, die in 11 Bereiche unterteilt sind. Diese drehen sich um die Themen Erhaltung des Menschengeschlechts, Ehe, Frauen, Hoffnung, Humor, Geld, Freundschaft, Vatersein, Heimat, Eigentum und Tod. Die Antworten bleiben dem Leser überlassen – was die Lektüre so unwiderstehlich macht.

Einige ausgewählte Fragen:

  • Wem wären sie lieber nie begegnet?
  • Wären Sie gerne als Kind anderer Eltern, auf einem anderen Kontinent oder in einem anderen Land geboren worden?
  • Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, würden Sie auch etwas anordnen, das gegen den Willen der Mehrheit wäre?
  • Was meinen Sie, nimmt man Ihnen übel?
  • Gesetzt den Fall, Sie haben noch nie einen Menschen umgebracht: Wie erklären Sie sich, dass es noch nie dazu gekommen ist?
  • Hätten Sie von sich selbst aus die Ehe erfunden?
  • Wann macht Sie die Ehe eher nervös:
    • im Alltag?
    • auf Reisen?
    • wenn sie allein sind?
    • in Gesellschaft?
    • unter vier Augen?
    • abends?
    • morgens?
  • Meinen Sie erraten zu können, wie Ihr derzeitiger Partner die obigen Fragen beantwortet hätte?
  • Möchten Sie, dass Ihr Partner weiß, wie Sie die obigen Fragen beantwortet haben?
  • Tun Ihnen Frauen leid? Warum? Warum nicht?
  • Was bezeichnen Sie als männlich?
  • Möchten Sie Ihre Frau/Ihr Mann sein?
  • Hoffen Sie, angesichts der derzeitigen Weltlage:
    • auf die Vernunft?
    • auf ein Wunder?
    • dass es weitergeht wie bisher?
  • Was erhoffen Sie sich vom Reisen?
  • Wenn Sie jemanden mit einer unheilbaren Krankheit kennen: Machen Sie ihm dann trotzdem Hoffnung?
  • Was erwarten Sie im umgekehrten Fall?
  • Wenn Sie alles Lachen abziehen, das auf Kosten von Dritten geht: Finden Sie, dass Sie oft Humor haben?
  • Wenn Sie einen Menschen in der Badehose treffen und nichts von seinen Lebensverhältnissen wissen: Woran erkennen Sie nach einer Unterhaltung trotzdem, dass er reich ist?
  • Haben Sie schon einmal gestohlen?
    • Bargeld?
    • Gegenstände (ein Handtuch im Hotel, Blumen aus einem fremden Garten, Kugelschreiber, …)
    • eine Idee?
  • Was tun Sie für Geld nicht?
  • Erleben Sie einen Hund als Eigentum?
  • Mögen Sie Einzäunungen?
  • Wogegen sind Sie nicht versichert?
  • Worauf könnten Sie eher verzichten?
    • auf Heimat?
    • auf Vaterland?
    • auf die Fremde?
  • Was macht Sie heimatlos?
    • Arbeitslosigkeit?
    • Vertreibung aus politischen Gründen?
    • Karriere in der Fremde?
    • dass Sie in zunehmendem Maße anders denken, als die Menschen, die den gleichen Bezirk als Heimat bezeichnen, wie Sie?
  • Haben Sie eine zweite Heimat?
  • Könnten Sie sich auch eine dritte oder vierte Heimat vorstellen oder bliebe es dann doch wieder bei der ersten?

Und zuletzt: Welche Frage sollte noch gestellt werden? War etwas dabei, dass Sie ins Nachdenken gebracht hat?

Fragen - Glaskugel

Wenn Sie Antworten auf Fragen des Lebens suchen, stellen Sie die richtigen Fragen. Wenn Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, und vor lauter unterschiedlichen Antworten schon ganz verwirrt sind, lassen Sie sich helfen. Psychologen und auch gute Ärzte sind Experten für Fragen und natürlich auch fürs Zuhören. Der Experte für Ihr gutes Leben sind Sie selbst.

Bessere Gesundheit? Beruflicher Erfolg? Glückliche Beziehungen? All das ist möglich, wenn Sie auf die Stimme tief in Ihrem Inneren hören.

Der nächste Dialog mit Respekt am 27.4.24 wird sich ganz um das Thema Fragen drehen. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Literatur

Frisch, Max. Fragebogen. Suhrkamp Verlag. Frankfurt, 1992.

https://fragenfragen.wordpress.com/2011/05/16/max-frischs-fragebogen Abrufdatum: 11.4.2024

Eselbegegnungen: Friede sei mit Dir

Der Esel ist in vielen Kulturen als Sinnbild für Frieden bekannt. Seine friedfertige und bescheidene Natur macht ihn zu einem treffenden Repräsentanten für Harmonie und Ausgeglichenheit.

In der christlichen Tradition gilt der Esel als Symboltier für Demut und Sanftmut. Einer der spektakulärsten Ritte der letzten zwei Jahrtausende war wohl der Einzug von Jesus nach Jerusalem. Der gerechte, demütige Friedensfürst reitet nicht etwa säbelrasselnd auf einem mächtigen, waffenstrotzenden Streitross ein, sondern ganz unkonventionell und konsequent wählt er eine sanfte Eselin und ihr Fohlen. Diese Wahl symbolisiert nicht nur Bescheidenheit, sondern auch den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander und archetypisch weiblicher Kraft.

The fresco of the Entry of Jesus in Jerusalem (Palm Sundy) in Duomo by Lattanzio Gambara (1567 – 1573)

Milde, Mitgefühl, Nächstenliebe, Friedfertigkeit sind die revolutionären Botschaften des neuen Königs. Passend zu diesen scheinbar schwachen Verhaltensformen steht ein Tier, das für seine enorme Belastbarkeit bekannt ist und den Weg der Gewaltlosigkeit wählt (indem es sich widerstandslos prügeln lässt und nicht Gewalt mit Gewalt beantwortet).

Die friedliche Natur des Esels zeigt sich in seinem gemächlichen Gang und seiner Gelassenheit. Anders als andere Tiere, die oft als kriegerisch oder streitlustig betrachtet werden, verkörpert der Esel Ruhe und Toleranz.

Darüber hinaus wird der Esel als Symbol für die Verbindung zwischen Mensch und Natur angesehen. Seine enge Bindung zu seinem Umfeld und seine Fähigkeit, auch in schwierigem, kargem Gelände genügsam zu überleben, machen ihn zu einem Vorbild für ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur.

In der heutigen Zeit, in der Konflikte und Spannungen weltweit an der Tagesordnung sind, erinnert uns das Symbol des Esels daran, dass Frieden nicht nur das Fehlen von Krieg bedeutet, sondern auch eine innere Haltung des Respekts, der Toleranz und des Mitgefühls erfordert. Der Esel ermutigt uns, uns mit unserer eigenen friedvollen Natur zu verbinden und nach einem harmonischen Miteinander zu streben.

Eselbegegnungen können uns daran erinnern, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind und wir durch unser gemeinsames Handeln und Verständnis eine friedlichere Welt schaffen können. Die sanfte Natur des Esels inspiriert, den Weg des Friedens zu gehen und uns gegenseitig mit Freundlichkeit zu begegnen.

„Wie oben, so unten, wie innen, so außen“ lautet das Prinzip der Analogie aus dem Kybalion, der Lehre der sieben hermetischen Gesetze. Das Gesetz besagt, dass alles, was einem Menschen im Außen begegnet, eine Reaktion auf das ist, was in seinem Inneren ist.

Der Weg von inneren Konflikten und Unfrieden führt geradewegs zu Aggression und Gewalt. Indem wir unseren inneren Frieden fördern, tragen wir dazu bei, dass weniger Gewalt in der Welt stattfindet. Friedliche Menschen neigen dazu, gewaltfreie Konfliktlösungen zu bevorzugen und setzen sich für eine friedliche Gesellschaft ein.

Eselbegegnungen lehren uns, dass Gewalt oder Kontrollmechanismen nicht notwendig sind, um eine Beziehung aufzubauen oder ein Ziel zu erreichen. Stattdessen lassen sie erspüren, dass Geduld, Vertrauen und Respekt effektive Mittel sind, um eine harmonische Verbindung zu den Eseln herzustellen. Dadurch kann die Angst vor Kontrollverlust reduziert werden, da man erkennt, dass friedliche und respektvolle Methoden erfolgreicher sind.

Innerer Frieden ist eine grundlegende Voraussetzung, um dauerhaften äußeren Frieden in der Welt zu erreichen. Menschen, die inneren Frieden gefunden haben, können zu einer positiven Veränderung in der Gesellschaft beitragen und eine Welt mit weniger Konflikten und mehr Harmonie fördern.

Eselbegegnungen

In der Begegnung mit den Eseln treffen wir auf inneren Frieden. Esel lassen sich nicht beeindrucken von der Rastlosigkeit und Getriebenheit, viel schnell erreichen zu müssen, der unbedingten Vorstellung, die Kontrolle behalten zu müssen, jederzeit auf Knopfdruck zu funktionieren und der Annahme, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben.

Stattdessen orientieren sie sich daran: Was macht Sinn? Was ist Unsinn? Muss alles ständig verfügbar sein?

Die Angst vor Kontrollverlust ist eine tief verwurzelte emotionale Reaktion, die in vielen Menschen vorhanden ist. Es ist normal, dass Menschen danach streben, ihre Umgebung zu kontrollieren, um sich sicher zu fühlen. Dennoch kann eine übermäßige Angst vor Kontrollverlust zu Stress, Angstzuständen und anderen psychischen Belastungen führen.

Um mit dieser Angst umzugehen, können verschiedene Strategien helfen, wie Achtsamkeitspraktiken, Selbstreflexion, das Entwickeln von Vertrauen in sich selbst und andere und das Akzeptieren von Veränderung als Teil des Lebens. Es ist wichtig zu erkennen, dass Kontrollverlust nicht immer negativ sein muss und dass es manchmal notwendig ist, Dinge loszulassen und Veränderungen anzunehmen, um inneren Frieden zu finden.

Doch zurück zu den Eseln. Wie sieht denn so eine Eselbegegnung aus, bei der man inneren Frieden gewinnen kann? Wir müssen wohl etwas tun mit ihnen, vielleicht ein Halfter anlegen und sie an den Strick nehmen, ihnen erklären, was zu tun ist und wohin der Weg geht. Da ist Kontrolle gegeben, da erklären wir dem vermeintlich sturen Esel den Tarif, wir gewinnen die Oberhand, wir siegen. Aber kommen da vielleicht auch Bedenken auf? Ist das der richtige Weg? Ist das das richtige Ziel?

Könnte es sein, dass wir vor lauter Vorsicht etwas verstecken und zu verbergen versuchen, das besser nicht an die Oberfläche kommen soll, weil es uns bei einer Begegnung auf Augenhöhe verletzbar machen könnte?

Esel lieben den Frieden. Sie suchen ihn und wenn sie ihn in uns finden, schenken Sie ein Vielfaches davon zurück, potenziert wie eine katalytische Reaktion im Reagenzglas der Emotionen. Während jahrhundertelanger Versklavung haben sie ihre Strategie der Gewaltlosigkeit bewahrt. Ihr Lebenselixier ist die Geborgenheit und der Schutz in der Herde.

Auch wir fürchten ums nackte Sein, egal ob real bedroht oder nicht. Doch die alten reaktiven Muster und scheinbaren Wirklichkeiten führen nur immer noch tiefer in die Abgründe des Krieges und der Gewalt. Die Transformation beginnt leise, sobald wir anfangen, achtsam wahrzunehmen und hinzuschauen, ob das, was uns erschreckt, vielleicht nur Gespenster sind, die uns in Flucht oder Angriff treiben. Wenn wir Zweifel aushalten und innehalten, bis wir unsere ursprüngliche Urteilskraft wiederentdecken, kann sich der Geist beruhigen.

Wenn wir mit den Eseln diesen besonderen Raum teilen, verbunden durch intuitives Wissen, geht es um nichts anderes als innezuhalten und wahrzunehmen. So können beide Seiten abwägen, was sicher und was friedlich ist und einander in einer liebe- und friedvollen Situation begegnen, miteinander eine Umgebung des Friedens schaffen.

Der Friede in mir sei mit dir!

Lesenswertes/Sehenswertes:

Person, Jutta: Esel. Ein Portrait. Naturkunden Nr. 5. Matthes und Seitz. Hamburg, 2013.

James French kreierte die wundervolle „Vertrauenstechnik“, um mit Tieren (und letztlich auch dem Menschen), auf Basis von absoluter Freiheit das Vertrauen herzustellen, das es braucht, um gemeinsam zu liebevoller, friedlicher Koexistenz und wechselseitigem Erblühen zu gelangen.

Sind wir ausgeglichen und in einem wachen und entspannten inneren Zustand, sind wir offen Neues zu lernen – alter Schmerz, auch traumatischer, kann in diesem Zustand heilen – bei Tieren wie Menschen.

https://trust-technique.com/messages-of-trust-yt/

Repair Café – Anstiftung zum Selbermachen

Die Schweiz ist neben Luxemburg unrühmlicher Weltmeister beim Kleider-Shopping. Etwa 20 kg Textilien werden pro Person jedes Jahr gekauft. Kaum zu fassen: Die Hälfte davon landet ungetragen im Altkleidersack.

Wo landet der zweifelhafte Segen? Beispielsweise in Ghanas Hauptstadt Accra wo jeden Tag 160 Tonnen Kleider aus westeuropäischen Kleidersäcken ankommen! Abnehmer gibt es kaum dafür, weshalb sie auf Mülldeponien landen, wo sie verrotten oder verbrannt werden.

Es ist natürlich lobenswert, dass die EU dafür sorgen will, dass Textilien nach qualitativ höheren Standards hergestellt werden und die Umwelt weniger belasten. So soll eine «Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien» bis 2030 eine Kreislaufwirtschaft für alle Textilien im EU-Raum ermöglichen.

Doch was kann jeder einzelne von uns jetzt sofort und mit unmittelbaren Auswirkungen tun? Zahlreiche Ideen dazu finden Sie in diesem Beitrag:

Neben all den Ideen, die jeder für sich persönlich umsetzen kann, gibt es eine, die mir besonders am Herzen liegt und die mein kleiner Beitrag dazu sein wird, dass es ein „gutes neues Jahr 2024“ wird: Ein Repair Café mit Textilwerkstatt.

Repair Cafés sind ehrenamtliche Treffen, bei denen Hilfe zur Selbsthilfe angeboten wird. In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen wird liebgewonnenen Textilien wieder Leben eingehaucht. Fachwissen wird untereinander ausgetauscht. Werkzeuge und Reparaturmaterial teils bereitgestellt, teils mitgebracht. Manchmal sind es nur kleine Dinge, die in Ordnung gebracht werden müssen: ein ausgeleierter Knopf, ein Riss in der Jacke, ein Aufhänger, der abgegangen ist, eine Naht, die sich auflöst, ein Loch in der Socke.

Wer gerade nichts zu reparieren hat, kann auch in der Textilwerkstatt kreativ werden und an einfachen Projekten seine handwerklichen Fähigkeiten erweitern: beim Gestalten von Einkaufstaschen aus Stoffresten oder Textilien, die sich nicht mehr reparieren lassen, beim Besticken von textilen Grußkarten, beim Schnippeln von T-Shirtgarn, beim Stricken von herrlich warmen Pullis aus aufgetrenntem Strickwerk und Wollresten, beim Slow Stiching oder Patchworken, beim Herstellen eines Reparaturkits für zu Hause.

Neben den offensichtlichen Vorteilen eines Repair Cafés wie Müllvermeidung und Umweltschutz gibt es weitere lohnenswerte Folgeaspekte:

So kann das gelungene Reparieren ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit vermitteln. Es ermutigt zur Übernahme von Eigenverantwortung und fördert eine Kultur des „Selbstmachens“ statt des reinen Konsums. Handwerkliche Fähigkeiten können verbessert, neue Techniken erlernt und altes Wissen wieder ausgegraben werden. Gemeinschaftliches Handarbeiten verbindet Generationen, Kulturen und Menschen mit unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten. Dadurch werden soziale Verbindungen gestärkt, Netzwerke aufgebaut und die Integration gefördert. Eine lokale Identität entsteht.

Nicht zu unterschätzen ist das kreative Element, denn Reparieren, insbesondere „Visible Mending“, Flickwerk, das gesehen werden will, lässt gestalterisch tätig werden und ermuntert, sich künstlerisch ausdrücken. Durch Upcycling können alte oder kaputte Kleidungsstücke in neue einzigartige verwandelt werden. Die Einbindung von lokalen Handwerkern und Künstlern bietet diesen eine Plattform für die Präsentation ihrer Fähigkeiten.

Die Fähigkeit, Kleidung zu reparieren, stärkt das Bewusstsein für die Möglichkeit der Selbstversorgung und Unabhängigkeit und eine Abkehr von der Wegwerfmentalität.

Ressourcen wie Energie, Wasser und Rohstoffe werden gespart, die bei der Herstellung neuer Produkte benötigt würden. Die wachsende Nachfrage nach Reparaturmöglichkeiten kann Unternehmen dazu anregen, langlebigere und reparaturfreundlichere Produkte herzustellen.

Sie sehen schon, ein Repair Café ist ein Gewinn auf allen Ebenen und verspricht zudem eine ganze Menge Spass. Die Welt zu verändern, muss kein Protestmarsch sein. Es kann sich auch wie eine Party anfühlen.

Ob diese Idee ein kleines Nachbarschaftsprojekt wird oder der Beginn einer Vielzahl von Orten des Wandels, an denen mit Mut und Fantasie an einer Zukunft gearbeitet wird, die für uns alle lebenswert ist, liegt in unser aller Händen. Hände, die Lust haben, ihrem Lieblingspulli eine zweite Chance zu geben, hilfreiche Hände, die wissen, wie man beim Sockenstopfen eine Nadel führt, Hände, die gerne Kuchen backen oder Kaffee einschenken, Hände, die gerne fotografieren, um anderen zu zeigen, was man Tolles machen kann, Hände, die dokumentieren, welche spannenden Erkenntnisse man gemeinsam gewonnen hat oder wie viele Kleidungsstücke gerettet werden konnten. Jeder hat besondere Talente, mit denen er sich einbringen kann, um kreativ und positiv einander nicht nur ein gutes neues Jahr zu wünschen, sondern es auch zu verwirklichen.

Aktuell flicken wir von Hand, was den Vorteil hat, dass jeder die neu erworbenen Fähigkeiten auch zu Hause umsetzen kann. Über kurz oder lang würden wir jedoch gerne das Repertoire erweitern auf das Arbeiten mit der Nähmaschine.

Sollten Sie eine ungenutzte Nähmaschine Ihr Eigen nennen, würden wir uns über eine Sachspende freuen und sie zur Freude vieler aus dem Dornröschenschlaf erwecken.

Termine:

Gerne würde ich Ihnen bei klappernden Nadeln und einer Tasse Tee mehr darüber erzählen.

Die ersten Termine sind nun festgelegt und finden im Brockenhaus in Lochau statt, jeweils von 14.00 bis 17.00.

  • 16.02.2024
  • 15.03.2024
  • 12.04.2024

Die nächsten Termine:

  • 10.05.2024
  • 07.06.2024
  • 05.07.2024

Um Anmeldung bis spätestens drei Tage vor den Terminen wird gebeten:

office@praxis-am-see.at

Inspiration:

Auf diesem Telegram Kanal finden Sie Ideen für die Kunst des sanften, textilen Protests: Slow Fashion, DIY, Ideen für Repair Cafés, Zero Waste, Upcycling, Refashion. (Ich wünschte, es gäbe brauchbare deutsche Worte für diese Begriffe…)

Übung:

Zuletzt noch eine kleine Übung, um bewusst mit seiner Garderobe umzugehen. Hängen Sie dazu am besten ein Blatt Papier in Ihren Kleiderschrank.

Schreiben Sie ein Jahr lang auf, was in Ihren Schrank hineinwandert: 
Hose - neu gekauft, mit/ohne Gütesiegel
Jacke - im Second Hand Laden erstanden
Socken - selber gestrickt, Wolle handgesponnen, pflanzengefärbt, mulesingfree
Mantel - von der Freundin bekommen, der er nicht mehr passt

Notieren Sie ebenso, was Ihren Schrank wieder verlässt:
T-Shirt - ausgeleiert, zu T-Shirt Garn verarbeitet und Topflappen draus gestrickt
Seidentuch - scheußliche Farbe, in den Second Hand Laden gebracht
Pulli - aufgetrennt und mit anderen Wollresten neu verstrickt
Bettwäsche - aus dem Stoff im Repair Café neue Tunika genäht, Rest in Streifen gerissen und bunten Teppich daraus gewebt

Ziehen Sie am Jahresende Bilanz, wie zufrieden Sie sein können, mit Ihrem Umgang mit Textilien.

Literatur:

Wegwerfware Kleidung: Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten,
Tragedauer und der Entsorgung von Mode
. Abrufdatum 8.1.24. https://www.greenpeace.de/sites/default/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

43 Fakten über Fast Fashion: Abrufdatum 8.1.24. https://endlichfair.de/news/fast-fashion/

Die Wohnungsdiät – lustvoll und effektiv Ballast abwerfen

Eine Wohnungsdiät ist ein kraftvoller Weg durch die Veränderung der Umgebung zu mehr Wohlbefinden zu gelangen. Dabei geht es nicht um bloßes Aufräumen. Vielmehr können Sie dabei Belastendes loslassen und dadurch mehr Gelassenheit, Klarheit und Harmonie ins Leben bringen. Mit dem realen Gerümpel entsorgt man aber auch gleichzeitig eine Menge an emotionalem Müll.

Wohnungsdiät
"Und urplötzlich weißt du: Es ist Zeit etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen."

Meister Eckhart  (1260-1327), deutscher Mystiker

Was bringt eine Wohnungsdiät?

Mehr Zeit:

Weniger Sachen machen weniger Arbeit. Wenn alle Dinge ihren Platz haben, muss man zudem nie danach suchen.

Mehr Geld:

Auch für ein mit Gerümpel voll gestelltes Zimmer bezahlen Sie Miete oder zahlen die Hypothek ab. Geben Sie in Zukunft nur noch Geld für Dinge aus, die Sie wirklich brauchen und sorgsam ausgewählt haben.

Weniger Stress:

Auch wenn man überflüssige Staubfänger, Illustriertenstapel und immer noch nicht ausgeräumte Umzugskartons gar nicht mehr bewusst wahrnimmt – unser Unbewusstes nimmt diese Störfaktoren ständig wahr. Krempel ist eine chronische Belastung für unseren Organismus.

Ein gutes Gewissen:

Dabei geht nicht eigentlich gar nicht um die Dinge an sich – sondern um Ihre emotionale Verbindung dazu:

  • Ich sollte das Geschenk meiner Freundin öfter verwenden, obwohl es mir eigentlich gar nicht gefällt.
  • Ich sollte öfter ins Fitnessstudio gehen, für das ich ein Jahresabo habe.
  • Ich sollte die unzähligen Fachzeitschriften lesen, die ich abonniert habe …

Eine Wohnungsdiät hilft, den Dingen wieder den rechten Platz zuzuweisen.

Mehr Überblick und Entscheidungsfreude:

Sie fühlen sich lethargisch und lustlos? Wenn Sie sich von Überflüssigem befreit haben, werden Sie merken, dass Sie einen besseren Überblick gewinnen – zuerst über Ihre Sachen, dann über Ihr Leben. Wer klarer sieht, kann schneller intuitive Entscheidungen treffen und gewinnt spontane Freude am Handeln zurück.

Mehr Energie und Lebenskraft:

„Besitz belastet“ – das trifft im Besonderen für Gerümpel zu. Anschaffung, Transport, Pflege aber auch die emotionale Bindung kosten Lebensenergie und blockieren. Schaffen Sie ungeliebte Altlasten aus Ihrer Umgebung, dann wird die Kraft für Wichtigeres frei.

Der Rückkopplungseffekt:

Ein chaotisches Leben spiegelt sich in einer chaotischen Wohnung. Aber auch in einer chaotischen Umgebung lassen sich schwer klare Gedanken fassen. Mit jedem überflüssigen Ding, das aus Ihrer Wohnung wandert, schaffen Sie einen Rückkopplungseffekt, der sich auch auf andere Bereiche Ihres Lebens auswirken wird. Wenn Sie Stress und Ärger mit nach Hause in eine aufgeräumte Wohnung bringen, werden Sie schnell zu mehr Ruhe und Harmonie finden.

Übung:

Gehen Sie durch Ihre Wohnung und verschaffen Sie sich einen schnellen Überblick: Wie viele Dinge finden Sie, die Sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr verwendet haben, oder die Sie eigentlich gar nicht mögen?

Gehen Sie vor die Haustür und betreten Sie Ihre Wohnung so, wie es ein Fremder täte, der sie zum ersten Mal betritt. Was fällt Ihnen auf?

Stellen Sie sich vor, in Ihrer Wohnung gäbe es einen Brand. Welche drei Dinge würden Sie unbedingt retten wollen? Bei welchen drei Dingen wären Sie vielleicht sogar ganz froh, dass sie den Flammen zum Opfer gefallen sind?

Genussvoll gerümpelfrei

Eine Wohnungsdiät ist anstrengend – da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Aber mit der richtigen Planung kann man richtig Spaß in die Arbeit bringen. Und – je mehr Ballast man loswird, desto freier fühlt man sich, desto leichter geht alles von der Hand.

Hier ein paar erprobte Tipps, die helfen, mit Schwung und Elan ans Werk zu gehen:

Legen Sie ein Startdatum fest. Natürlich haben Sie eigentlich schon längst mit Ihrer Wohnungsdiät begonnen, indem Sie sich damit beschäftigen und geistig auseinandersetzen. Aber wann wollen Sie konkret mit dem Ausräumen beginnen?

Reservieren Sie feste Zeitblöcke. Idealerweise sollten Sie etwa 2-3 Stunden ungestört ans Werk gehen können.

Legen Sie auch ein Enddatum fest, das es Ihnen schwermacht, diesen Termin zu verschieben. Schätzen Sie den Zeitbedarf ein und laden Sie Ihre Freunde zum Feiern in die neue Wohnung ein. Dafür nehmen Sie sich einfach mal ein Proberegal vor und stoppen die Zeit. Dann können Sie sich einen Überblick verschaffen.

Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Dadurch können Sie den Fortschritt Ihrer Arbeit jederzeit kontrollieren. Mit jedem Schritt, den Sie bewältigen, stärken Sie Ihre „Selbstwirksamkeitserwartung„. Sie merken, dass Ihr Befinden nicht von unveränderbaren Faktoren abhängt, sondern dass Sie bestimmen, was passiert. Das sorgt für mehr Zuversicht und Selbstvertrauen.

Belohnen Sie sich zusätzlich nach jedem erfolgreichen Arbeitsschritt. Verfassen Sie eine Liste, mit Dingen, die Sie immer schon mal tun wollten: ein Museumsbesuch, ein paar Stunden in einem Wellnessbad, ein besonderes Essen, ein Strauß Blumen, ein Ausflug, …

Machen Sie Ihr Gerümpel zu Geld, indem Sie es auf Flohmärkten oder Internetauktionen anbieten.

Genießen Sie jetzt schon die Vorfreude auf das gelungene Ergebnis.

So gehts:

Sie brauchen 7 große Pappkartons, die Sie folgendermaßen beschriften:

  • Entscheidungskiste
  • Müll
  • Neuer Ort
  • Unklar
  • Reparieren, Reinigen, Zurückgeben
  • Verschenken & Verkaufen
  • Schatzkiste

Räumen Sie nun Ihre erste Baustelle leer und füllen Sie das Ausgeräumte in die Entscheidungskiste. Wischen Sie Ihr Regalbrett oder Ihre erste Ecke sauber und beginnen Sie mit dem Sortieren. Nehmen Sie Stück für Stück aus der Entscheidungskiste und entscheiden Sie möglichst spontan, in welche Kiste es kommt. Gehen Sie auf diese Weise Zimmer für Zimmer vor. Putzen Sie jeden Gegenstand gründlich, bevor er ins Regal geräumt wird und überprüfen Sie den Gesamteindruck Ihres Werkes.

Zum Schluss kümmern Sie sich um die Zwischenlagerkisten. Bringen Sie den Müll weg, stellen Sie Ihre Angebote auf Ebay oder in die örtlichen Kleinanzeigen, reparieren Sie, was vonnöten ist. Jetzt ist es auch Zeit, die Unklar-Kiste aufzulösen und sich zu entscheiden.

Machen Sie am besten Vorher- und Nachher-Fotos und schließen Sie Ihre Wohnungsdiät bewusst ab: mit einer Räucherzeremonie, einem frischen Blumenstrauß, einem Glas Sekt, … Wenn Sie mögen, laden Sie Ihre Freunde ein und freuen Sie sich, wie einfach sich eine Party in einer aufgeräumten Wohnung feiern lässt. Freuen Sie sich über das neue, leichtere Lebensgefühl!

Literatur

Kingston, Karen. Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Rowohlt, 2014.

Zum Jahreswechsel

Liebe Leser,

wieder schließt sich der Kreis und wir beginnen eine neue Runde um unseren strahlenden Sonnenstern, der sich inmitten der Galaxien dreht.

Atmen Sie ein, beruhigen Sie Ihren Herzschlag, hören Sie in sich hinein. Es kommt und geht so viel und doch – unter all dem liegt eine große Stille, herrscht Geräumigkeit, die alles im Gleichgewicht hält.

In diesen Zeiten des Wandels bin ich zutiefst dankbar für meine Familie, meine Freunde und die vielen Menschen aus aller Welt, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, mit denen ich meine Hoffnung teilen konnte.

In unserer Geschichte gab es immer wieder Perioden persönlicher und kollektiver Schwierigkeiten. Doch ein klarer Verstand und ein gutes Herz vermögen Leiden zu lindern, helfen in Würde zu leben, die Schwierigkeiten auf dieser Welt mit Mitgefühl zu ertragen und mutig alles zu tun, um das Zerbrochene zu reparieren.

Krisen sind nicht das Ende der Geschichte. Sie sind ein Übergang in bessere Zeiten.

Sonnwend, Weihnachten, Neujahr sind äußere Feierlichkeiten einer unaufhaltsamen Erneuerung. Es gibt immer Gras, das sich durch den Asphalt hindurch dem lebensspendenden Licht entgegen kämpft. Diese Lebenskraft tragen auch wir in uns.

Während in den Nachrichten die dunkelste Seite der Menschheit gezeigt wird, gibt es auch in jeder Sekunde unzählige Taten der Güte und der Liebe. Momente des Vertrauens, des Friedens, der Leichtigkeit. Atmen Sie noch einmal ein und erspüren Sie diese Seite der Wirklichkeit.

Selbst unsere großen Probleme sind Teil eines Weges, auf dem wir aufgefordert sind, zu werden, was wir sein können: Menschen, die ihre Bestimmung erkennen und diese zum Segen für uns alle einsetzen.

Angst und Schrecken kann uns durch die Nachrichten packen. Aber wir sind nicht unsere Angst. Wir sind auch nicht das, was wir über die Welt denken. Und selbst unser Körper ist nur eine Hülle. Was verbleibt, ist das Bewusstsein, das in diesen Körper hineingeboren wurde. Was werden wir mit diesem Bewusstsein machen? In welche Richtung soll der Tanz des Lebens gehen?

Erneuerung geschieht unaufhaltsam. Nehmen Sie sich Zeit, auf Ihr Herz zu hören. Fühlen Sie die erneuernde Kraft des Frühlings, die in uns schlummert und darauf wartet hervorzubrechen. Nähren Sie den Keim des Lebens in dieser dunklen Wendezeit. Füllen Sie die Welt mit Liebe.

Lernen Sie in unseren „Dialogen mit Respekt“ Menschen kennen, die trotz dystopischer Szenarien daran arbeiten, dass sich die Dinge zum Guten wenden.

Zum Jahreswechsel: Schneeglöckchen

Ich schließe meine Neujahrswünsche mit den Worten von Pablo Neruda:

"Sie können alle Blumen pflücken, aber sie können den Frühling nicht aufhalten."

Pablo Neruda

Ihre Alexandra Streubel

Achtsamkeit beim Essen – genussvolle Entschleunigung

Achtsamkeit ist eine uralte östliche Methode, die auf der Meditationspraxis der buddhistischen Mönche beruht, dem „die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind“. Das Ziel der Achtsamkeit ist, sich nur im Augenblick zu befinden und Gedanken, die sich aufdrängen, vorüberziehen zu lassen. Wenn dieses ständige innere Geplapper verstummt, entspannt sich Geist und Körper. Stress und Verspannungen lösen sich. Übt man regelmäßig, führt das zu einer nachhaltigen Verbesserung des Wohlbefindens.

Um den Augenblick wahrzunehmen, lenkt man seine Aufmerksamkeit bewusst auf alle Sinneswahrnehmungen. Wie ein unbeteiligter, aber interessierter Zeuge beobachtet man bewertungsfrei. Im Sinne von Sokrates Aufforderung „Erkenne dich selbst“ ist die Fähigkeit zur Achtsamkeit unerlässlich dafür, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Achtsames Essen

Um mehr Ruhe und Besinnung ins Leben zu bringen, braucht man nicht täglich stundenlange Meditationseinheiten einzuplanen. Nutzen Sie stattdessen die Zeit des Essens, um Achtsamkeit zu praktizieren. Sind Sie bereit 15 Minuten nur für sich zu verwenden und dabei nichts anderes zu tun als zu essen? Gut! Wenn Sie einmal die wohltuende, entschleunigende Kraft der Achtsamkeit für sich entdeckt haben, wird sich der Wunsch nach mehr auf Ihr ganzes Leben ausbreiten. Sie werden es nicht mehr vermissen wollen, achtsam den Körper zu pflegen, achtsam Ihre Arbeit zu verrichten, die Katze zu streicheln, Ihrem Partner zuzuhören, zu kochen, spazieren zu gehen, …

Mit allen Sinnen

Aristoteles ging von 5 Sinnen aus, mit denen wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen können. Rudolf Steiner postulierte sogar 12 davon. Egal für welche Variante Sie sich entscheiden, benutzen Sie Ihre Sinne nicht nur beim täglichen Essen, sondern schon beim Einkaufen und beim bewussten Zubereiten der Speisen. Die Möglichkeiten, Achtsamkeit schon vor Essen einzusetzen sind unerschöpflich: ein aufmerksam gedeckter Tisch, das Genießen des Duftes der frischen Kräuter aus dem Garten oder der Balkonkiste, das Arrangieren eines Wildkräuterstraußes, das ins rechte Licht setzen mit einer Bienenwachskerze, das Schärfen eines Messers, das Flanieren über den Gemüsemarkt. Die Sorgfalt, die beim Zubereiten der Speisen verwendet wird, nährt fürsorglich den Körper und Seele.

Achtsamkeit beim Essen

Die Kraft der Stille beim Essen

Diese Übung kann man sowohl alleine als auch beim Dinner for 2, im Kreis der Familie oder mit Freunden machen. Sorgen Sie dafür, dass möglichst alle Geräuschquellen ausgeschalten sind (Telefon, Straßenlärm, Türklingel, …). Nehmen Sie Platz an der Tafel und wählen Sie ein Signal wie z.B. das Anschlagen einer Klangschale (oder eines Weinglases), dass von nun an nicht mehr gesprochen wird. Wer möchte, kann auch gelegentlich die Augen schließen, um Geschmack und Geruch noch besser wahrnehmen zu können. Während des Schweigens richten alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die Speisen und konzentrieren sich auf das achtsame Essen. Wenn alle das Besteck zur Seite gelegt haben, ertönt ein zweites Mal das Signal, als Zeichen dafür, dass man sich jetzt über das Erfahrene austauschen kann.

Rezepte für Brainfood aus aller Welt finden Sie hier.

Handarbeit – Tradition, Inspiration oder Revolution?

Spinnen, Weben und Sticken gehörten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu den häuslichen Aufgaben und waren keine ausschließlich weiblichen Tätigkeiten bis zum Verfall des Kunsthandwerks durch die Industrialisierung und Massenproduktion. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Handarbeit einen Aufschwung. Das Bild einer handarbeitenden Frau wurde zur Metapher für all die Tugenden einer idealen Ehe- und Hausfrau wie stetiger Fleiß und Fügsamkeit. Handarbeit galt lange Zeit als konservativ und keineswegs als Aktivismus.

Das hat sich bis heute wieder gewandelt. Unter dem Begriff DIY (Do-it-yourself) wird traditionelle Handarbeit zum Trend. Selbermachen steht für soziale Verantwortlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit, gepaart mit Kreativität und Individualität. Unternehmen wie Etsy oder Pinterest basieren auf dieser Marketingstrategie. Im Sinne von „früher war alles besser“ trägt DIY durchaus immer noch konservative Züge. Etwa, wenn ausgediente Kleidung kunstvoll geflickt und so durch Upcycling rohstoffsparend zu peppiger Mode wird.

Warum macht man heute wieder Dinge selber und welche Bedeutung schreibt man diesem Tun zu? Wie es scheint, sind vor allem kommunikative und soziale Funktionen im Vordergrund: sich mit Gleichgesinnten zu treffen und Wissen und Erfahrungen austauschen. Aber auch therapeutische Effekte, wie Selbstfürsorge, sind zu finden. Kreatives Selbermachen dient als Gegenpol zu inhaltlich und zeitlich fremdbestimmter Erwerbsarbeit.

Parallel zur DIY-Welle werden Handarbeiten auch von Aktivisten genutzt, zum Beispiel in Form von Guerilla Knitting oder Yarn Bombing. Parkbänke, Bäume, Skulpturen werden eingestrickt und dienen als schrilles und doch friedliches Zeichen von Unmut gegen Politik und Kapitalismus. Und doch – vielleicht sind gerade die, die traditionelle Handarbeit betreiben, die Revolutionäre, einfach durch ihr Tun an sich.

Ihr unzeitgemäßes, unwirtschaftliches, trotziges Dennoch-Produzieren hat durchaus etwas Subversives, es unterläuft, wenigstens ein Stück weit, die dominierenden kapitalistischen Strukturen und – indem es ohne Öffentlichkeit auskommt – auch jene der Aufmerksamkeitsgesellschaft.

Nikola Langreiter

Haben Sie sich jemals gefragt, wie ein einfacher Stoffflicken in der Lage ist, mehr als nur Löcher zu reparieren?

Flicken ist unumgänglich, wenn man gerne Kleidung trägt, die fast so alt ist, wie man selbst. In Japan sieht man das jedoch nicht als notwendiges Übel, sondern als Kunstform.

Vielleicht haben Sie schon einmal von Kintsugi (金継ぎ) gehört, einer traditionellen japanischen Kunst, bei der zerbrochene Keramik mit Lack gemischt mit pulverisiertem Gold, Silber oder Platin repariert wird. Der Begriff „Kintsugi“ kann als „goldene Verbindung“ oder „goldene Reparatur“ übersetzt werden. Diese Technik verbirgt nicht die Risse und Unvollkommenheiten des Porzellans, sondern betont und feiert sie und verwandelt das zerbrochene Stück in ein einzigartiges Kunstwerk.

Kintsugi ist nicht nur eine Kunstform, sondern trägt auch eine symbolische Botschaft, die Fehler und den Lauf der Zeit zu akzeptieren. Es hat nicht nur in Japan, sondern auch weltweit an Popularität gewonnen und dient als Metapher für Widerstandsfähigkeit und die Entdeckung von Schönheit in Unvollkommenheiten, sowohl in Objekten als auch im Leben selbst.

Boro ist das textile Äquivalent von Kintsugi. Hier, im Gegensatz zum unsichtbaren Ausbessern, wird kunstvolles Flicken zum Hingucker. Indem man sich die Zeit nimmt, etwas Einzigartiges zu schaffen, verbindet man sich mit einem Kleidungsstück und seinen Fehlern und verleiht mit zauberhaften Nähten dem fertigen Stück noch mehr Charme.

Beim Slow Stiching geht es nicht nur darum, Kleidung oder Textilien zu erhalten, und so einen Gegenpol zur Fast Fashion zu bieten, sondern auch, eine Verbindung zu Gedanken und Emotionen herzustellen. Durch das bewusste Setzen von Stichen, die Wahl von Mustern und Farben und das Spielen mit verschiedenen Materialien kann man einen Raum der Selbstreflexion und Entspannung entdecken. Nadel und den Faden werden zu Werkzeugen der Selbstfindung und Entspannung, der kreativen Erfüllung, der Entschleunigung und inneren Ruhe.

Das Nähen ist eine Möglichkeit, unsere Existenz auf Stoff zu markieren: unseren Platz in der Welt zu gestalten, unsere Identität auszudrücken, etwas von uns selbst mit anderen zu teilen und den unvergänglichen Beweis unserer Anwesenheit in Stichen zu hinterlassen, die fest von unserer Berührung gehalten werden.

Clare Hunter, Gründerin von Sewing Matters

Damit liegen auch die gesundheitlichen Vorteile auf der Hand: Stressbewältigung, das Verarbeiten von traumatischen Erfahrungen durch Konzentration und aufbauende Gedankenmuster, Selbstreflexion und Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, das Pflegen von Gemeinschaft und Beziehungen, verbale und nonverbale Kommunikation (die Sticken insbesondere für interkulturelle Gruppen wertvoll macht).

Für mich verkörpert Stickerei das Sprichwort "Die Tage sind lang und die Jahre sind kurz". Es ist ein physischer Prozess, der die Kräfte der Natur und die Spuren, die Menschen auf dieser Welt hinterlassen, nachahmt, in dem Sinne, dass es eine Weile dauern wird, um Ergebnisse zu sehen. In einer Zeit, in der wir als Gesellschaft an sofortige Befriedigung gewöhnt sind, finde ich Freude darin, wie Nadel und Faden die Oberfläche des Stoffs langsam durchbrechen und verändern, allmählich eine neue Erzählung aufbauen oder als Erinnerung an eine alte dienen.

Hannah Claire Sommerville

Slow Stitching ist für jedermann geeignet, der die heilende, entspannende und wohltuende Wirkung von kreativer Selbstentfaltung erfahren möchte. Aber Sticken kann noch viel weiter gehen:

Hier beim Craftivist Collective konzentrieren wir uns auf Kampagnen und Aktivismus, bei denen wir die Ursachen von Armut und Leid infrage stellen und herausfordern und langfristige Lösungen für diese Probleme suchen. Die Lösungen könnten eine Gesetzesänderung, eine Verhaltensänderung oder eine Änderung der Einstellung sein. Unsere Helden sind Aktivisten wie Ghandi, Martin Luther King und die Suffragetten, die alle unsere Welt langfristig brillant verändert haben. Beim Craftivist Collective geht es also nicht um Fundraising, Spenden oder einfach nur Sensibilisierung. Wir verwenden Handwerk (meist Handstickereien und Papierhandwerk) als mächtiges Werkzeug, um langsamen, ruhigen, nachdenklichen und mitfühlenden Aktivismus als Katalysator für langfristige positive Veränderungen in unserer Welt und in uns selbst zu schaffen. Wir glauben, dass Handwerk, wenn es klug gemacht wird, ein mächtiges Instrument der Änderung sein kann, um die Werkzeugkiste des Aktivismus zu erhöhen.

Sarah Corbett, Gründerin von Craftist Collective

Was mache ich nun damit?

  • Zappeln Sie am Ende dieses Artikels schon voll Vorfreude auf ein neues Handarbeitsprojekt, das so viel mehr als ein nettes Hobby sein kann?
  • Haben Sie in handwerklichen Techniken nicht viel Erfahrung, oder schätzen Sie kreativen Austausch (von Ideen, Garn- und Stoffresten, …) in einer Gruppe?
  • Wünschen Sie sich eine Form von Aktivismus, bei der man nicht ausbrennt, sondern Selbstfürsorge pflegt, während man sein Anliegen kundtut?

Auf dem Telegramkanal „Sei kreaktiv!“ können Sie sich einerseits inspirieren lassen und andererseits Ihre Ideen vorstellen und andere damit anstecken. Er bietet auch die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Treffen zu vereinbaren.

Oder Sie schreiben mir einfach: office@praxis-am-see.at

Gerne helfe ich bei der Gruppengründung von der Ideenfindung über Handwerkstechniken, Materialbeschaffung bis zu kunsttherapeutischen Elementen.

Weitere Literatur:

Sabine Planka: Urban Knitting, Yarn Bombing, Guerilla Knitting, in: Aesthetics of Resistance, Pictorial Glossary, The Nomos of Images, ISSN: 2366-9926, 28.10.2015, URL: http://nomoi.hypotheses.org/150. (15.11.23)

Matthias Lohre: „Ein Pulli für den Panzer“, in TAZ, 13.02.2013, online unter: URL: http://www.taz.de/Demonstration-fuer-Frieden-in-Dresden/!5073400/ (15.11.23)

Sieben Minuten – Zauberformel der Zeitlosigkeit

29. Oktober 2023. Zeitumstellung. In den nächsten Tagen werde ich immer wieder auf die Uhr schauen und mein Zeitgefühl mit dem Stand auf dem Ziffernblatt in Übereinstimmung zu bekommen. Meine Esel sehen es wie immer gelassen, dass sich nun eine Woche lang das Frühstück täglich um einige Minuten verschiebt.

In meinem öffentlichen Bücherschrank am Eselstall fällt mir Thomas Manns Zauberberg in die Hände. Und der erste Satz, der mir beim Durchblättern auffällt, ist:

„Die Zeit, die das Leben wegnimmt, gibt Gelegenheit, sich zu sammeln und zu gewinnen.“

Und während ich die Mistgabel schwinge, fällt mir die wahrscheinlich kürzeste, einfache und doch ebenso geniale Übung der „Sieben Minuten“ von Philip Zindel, einem Schweizer Psychiater und Hypnotherapeuten ein, die ich Ihnen gerne vorstellen und ans Herz legen möchte.

Anleitung

  1. Man nehme eine Stoppuhr und stelle sie auf sieben Minuten ein.
  2. Man mache es sich bequem, schließe die Augen und warte, bis es bimmelt.

Sie brauchen dabei nichts zu tun. Sie brauchen sich aber auch nicht dazu zwingen, unbedingt nichts zu tun.

Sieben Minuten - Wecker

Was soll dabei passieren?

Es soll überhaupt nichts Voraussagbares passieren. Und dennoch werden Sie zwangsläufig Vieles erleben. Und jedes Mal etwas Anderes.

Wenn Sie ganz passiv bleiben, …

  • … kann es sein, dass Sie einschlafen (sieben Minuten sind immerhin 420 aneinandergereihte Sekunden, und wenn man müde ist…). In diesem Fall werden Sie vielleicht staunen, wie schnell die sieben Minuten vorbeigegangen sind.
  • … werden Sie ein anderes Mal das Gefühl haben, die sieben Minuten wollen nie enden.
  • … kann es auch sein, dass die Gedanken weiter kreisen. Aber in sieben Minuten, mit geschlossenen Augen in bequemer Position wird sich das unabwendbar verändern. Auch wenn Sie es vielleicht erst im Nachhinein erkennen können.
  • … oder es tauchen ganz unerwartete Gedanken oder Erinnerungen auf, die kreative Lösungen für Fragen in einem ganz anderen Kontext liefern.
  • … können die kreisenden Gedanken in echtes Schlaf- oder Wachträumen übergehen.
  • … werden die Eindrücke oft intensiver, was nicht nur spannend ist, sondern auch bedeutsam, denn daraus ergeben sich neue Erkenntnisse und Zusammenhänge.
  • … oder … oder … oder

Wenn Sie etwas aktiver sein möchten, …

  • … lassen Sie Ihre Gedanken um ein bestimmtes Thema kreisen. Sie werden sich im Laufe der sieben Minuten verändern. Vielleicht sind sie dann weg. Oder sie fühlen sich ganz anders an.
  • … steigen Sie mit einer Fantasiereise wie dem „Sicheren Ort“ oder einem „Bad im goldenen Licht“ ein und lassen dann die Dinge sich entwickeln.

Der Kern dieser Technik ist das Überraschende. Man fühlt sich nach dieser Übung immer anders als zuvor, oft erstaunlich erholt.

Lassen Sie einfach geschehen, was geschieht. Sie brauchen sich nicht zu entspannen, noch sich konzentrieren oder achtsam sein, noch irgendetwas erwarten. Nach Ablauf der sieben Minuten werden Sie feststellen, wo Sie interessanterweise angekommen sind.

Die Sieben-Minuten-Perlenkette

Wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben oder müde sind, können Sie auch mehrere Sieben-Minuten-Übungen aneinanderreihen. Erwarten Sie nicht, dass beide Zeitspannen gleich ablaufen werden. Es kann sein, dass Sie beim ersten Mal zur Ruhe kommen und müde werden, beim zweiten Mal tatsächlich einschlafen, beim dritten Mal vielleicht ganz klar sind oder sogar das Bedürfnis spüren aktiv zu werden. Das wäre auch der beste Zeitpunkt, um die Perlenkette zu beenden.

Es kann aber auch ganz anders ablaufen. Zwei oder dreimal sieben Minuten bringen übrigens mehr, als dieselbe Zeitspanne ohne Unterbrechung. Das klingt erstaunlich, könnte sich aber dadurch erklären lassen, dass man durch das Stoppuhrsignal daran gehindert wird, zu tief abzutauchen. Diesen Effekt kennen Sie vielleicht vom Power Napping, bei dem es ebenfalls wichtig ist, nicht zu lange und zu tief einzuschlafen.

Wozu soll das gut sein?

Bezogen auf die kurze Übungszeit ist ein unmittelbarer, erstaunlich hoher Erholungseffekt spürbar. Die Übung ist wie eine Atempause mit Reset Effekt im Strom des Tagesablaufs, besonders, wenn man sich im Kreis dreht und nicht weiterkommt. Das Verwenden einer Stoppuhr gibt Sicherheit und erleichtert es, innerlich loszulassen und die Kontrolle über die Zeit an eine äußere Instanz abzugeben. Man kann sich zeitlos fühlen, was ein wichtiger Faktor für eine gute Selbsthypnose ist.

Schon durch das Schließen der Augen und das Einnehmen einer bequemen Position wird der Informationsfluss von außen gedrosselt. Ein geschützter, innerer Raum entsteht.

Mit der Zeit werden Sie eine beträchtliche Palette an unterschiedlichen Bewusstseinszuständen erleben, die Sie selbst widerspiegeln und das eigene Innenleben reicher und bunter erleben lässt. Indem man zu diesen tieferen Schichten des Bewusstseins vordringt, wird aus Selbsterfahrung mehr und mehr Selbstvertrauen.

Was mache ich jetzt damit?

Sie haben nun den ganzen Beitrag gelesen. Könnten Sie ein bisschen Erholung brauchen? Vielleicht möchten Sie sich sieben Minuten gönnen, um das Gelesene Revue passieren und eigene Gedanken dazu aufsteigen zu lassen.

Wie wäre es, wenn Sie im Zeitstrom innehalten, bevor Sie sich Ihrer nächsten Aufgabe widmen, und eine Sieben-Minuten-Pause einlegen? Haben Sie Zeit dafür? Wirklich nicht? Wie würde Ihr weiterer Tagesplan aussehen, wenn Sie sich dafür entscheiden oder wenn Sie darauf verzichten?

Sie können sich jetzt frei entscheiden.

Zurück zum Zauberberg

„Der Zauberberg“ ist ein Roman von Thomas Mann, der 1924 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Hans Castorp, der für einen kurzen Besuch zu seinem Cousin in ein Sanatorium in den Schweizer Alpen reist. Doch anstatt nur wenige Wochen zu bleiben, verbringt er sieben Jahre in diesem Sanatorium, da er selbst anfängt, Symptome einer Tuberkulose zu zeigen.

Während seines Aufenthalts in diesem abgeschiedenen Bergsanatorium erlebt Hans Castorp eine Welt, die von der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen abgeschnitten ist. Er wird in die kulturellen und philosophischen Debatten der Zeit verwickelt und trifft auf eine Vielzahl von interessanten Charakteren. Hans Castorp beginnt, über Leben, Tod und die menschliche Existenz nachzudenken.

Der Roman ist geprägt von symbolischer und allegorischer Bedeutung und behandelt Themen wie Zeit, Gesundheit, Moral und das Aufkommen des Ersten Weltkriegs.

Das Motiv der Zahl sieben taucht immer wieder in metaphorischer Weise auf. Etwa in der Szene, in der das Fiebermessen jeden Morgen vor dem Aufstehen als tägliches Ritual für sieben Minuten durchgeführt wird und das für die Obsession der Charaktere mit ihrer eigenen Gesundheit und dem ständigen Bewusstsein ihrer anfälligen Verfassung in der isolierten Atmosphäre des Sanatoriums steht. Die Schilderung, was in diesen sieben Minuten in Kopf des Protagonisten vorgeht, ist meisterhaft.

Fast Fashion: Mode, die die Welt kostet

Kleiderschränke und Mülldeponien quellen über, Fast Fashion Läden locken mit Billigangeboten, Modetrends kommen und gehen, schneller als man waschen und bügeln kann.

Fast Fashion

Wie sind wir hierher gekommen? Wir kaufen dreimal so viele Kleidungsstücke wie 1980 und tragen sie nur halb so lange. Unsere Großmütter haben ihre Kleidung repariert, aber heute landen drei von fünf Kleidungsstücken innerhalb des ersten Jahres nach dem Kauf auf der Mülldeponie. Das hat sich innerhalb einer Generation geändert und wird bis 2030 voraussichtlich um 62 Prozent steigen. Mode füllt eine der größten Mülldeponien der Welt. Sie befindet sich in Chile und ist inzwischen aus dem Weltraum sichtbar. Sie besteht größtenteils aus ungenutzter und unverkaufter Kleidung.

Die Massenindustrialisierung und der globale Kapitalismus führten zur Vorstellung, dass wir alles schneller und billiger haben könnten und sollten. Wir haben den Bezug zu unserer Kleidung verloren. Wir wissen oft nicht, woher sie kommt, und es scheint uns nicht zu kümmern. Wenn ich „wir“ sage, meine ich uns alle, die Kleidung tragen, aber auch die Hersteller. Wenn Sie auf das Etikett Ihrer Kleidung schauen, steht dort, wo sie hergestellt wurde, aber es verrät Ihnen nicht, wie sie gesponnen, gewebt, gefärbt und veredelt wurde. Es erzählt Ihnen auch nichts über die 3,4 Milliarden Menschen, die in der Modebranche arbeiten, von denen 70 Prozent weiblich sind, oft unsichtbar und größtenteils kein existenzsicherndes Einkommen erhalten.

Wir sprechen über Gleichberechtigung, Feminismus, Vielfalt und Selbstermächtigung. Wir feiern die Prominenten und Influencer, die unsere Designs tragen, aber wir sprechen nicht über die Frauen, die sie herstellen. Wir behandeln sie genauso wie ein Polyesterkleid, als wären sie wegwerfbar und billig.

Eines Ihrer heute getragenen Kleidungsstücke könnte auf dem Weg zu Ihnen durch fünf verschiedene Länder gereist sein und währenddessen bis zu 20 verschiedene Prozesse durchlaufen haben. Möglicherweise ist Ihr Outfit weiter gereist als Sie selbst.

Das Prinzip der Mode basiert auf dem Kaufen von mehr und dem Konsumieren von mehr. Doch wir kommen nicht umhin, auch ethische Entscheidungen zu treffen. Die Ökonomin Kate Raworth ist der Meinung: „Grenzen entfalten das Potenzial.“ Dem kann ich nur zustimmen.

Man sagt, wir essen jede Woche die Menge einer Kreditkarte an Plastik in Form von Mikroplastikteilchen. Doch am Ende werden wir kein Geld essen können. Die Lösung ist eigentlich einfach. Die grundlegende Idee, alles zu hinterfragen und Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, ist entscheidend. Und für diejenigen, die nicht bereit sind, nachzudenken und umzudenken, müssen wir ausgleichende Regelungen finden.

Ich dachte nie, dass es revolutionär wäre, Schafe zu halten, ihre Wolle zu waschen, zu kardieren, mit Pflanzen aus meinem Garten zu färben, zu spinnen und zu weben. Mein zweitüriger Kleiderschrank enthält vom Wintermantel bis zum Strohhut alles, was ich für jede Jahreszeit brauche. Manches ist selbstgenäht. Anderes ist Second Hand. Socken stricken ist für mich außerordentlich entspannend. Und neuerdings habe ich kreative japanische Stick- und Flicktechniken wie Boro und Sashiko für mich entdeckt. Und einen Artikel über Sticken als Form von Politischem Aktivismus.

Infolgedessen bin ich auf die Slow-Fashion-Bewegung aufmerksam geworden, als Gegenentwurf zur Fast Fashion.

Statt einer Modeindustrie, die auf Schnelligkeit, Massenkonsum und Ausbeutung basiert, geht es bei der Slow-Fashion-Bewegung um einen achtsamen Umgang mit Kleidung – nach ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Prinzipien.

Dazu gehören:

  • Schonender Umgang mit Ressourcen: langlebige und hochwertige Kleidung produzieren, bestehende Kleidungsstücke so gut zu nutzen, wie möglich.
  • Faire Produktion: Angemessene Entlohnung und gesunde Arbeitsbedingungen
  • Ökologische Landwirtschaft: Rohstoffe für Textilien stammen aus nachhaltiger Landwirtschaft, welche die Umwelt nicht ausbeutet, sondern erhält und bestenfalls regeneriert.
  • Regionalität: Sowohl Anbau wie auch Verarbeitung: Je lokaler, desto besser.
  • Vermeidung schädlicher Chemikalien: zugunsten von natürlichen, gesundheitsschonenden Alternativen.
  • Transparenz: und zwar vom Feld bis zum Laden

Die Vorteile liegen auf der Hand. Aber wie soll man Slow Fashion umsetzen? Hier sind einige Ideen dazu:

  1. Kaufen Sie zeitlose Kleidungsstücke: Investieren Sie in klassische Kleidungsstücke, die nie aus der Mode kommen und vielseitig kombinierbar sind.
  2. Kaufen Sie Second-Hand: Erwerben Sie Kleidung aus Second-Hand-Läden, Flohmärkten oder Online-Plattformen, um bestehenden Kleidungsstücken ein zweites Leben zu geben.
  3. Setzen Sie auf Qualität vor Quantität: Geben Sie lieber mehr Geld für hochwertige Kleidung aus, die länger hält, anstatt häufig billige Kleidung zu kaufen, die schnell verschleißt.
  4. Reparieren und Upcycling: Lernen Sie grundlegende Nähtechniken, um Löcher zu stopfen, Knöpfe anzunähen und Kleidung zu reparieren. Sie können auch Ihre Kreativität einsetzen, um Kleidung aufzuwerten, z.B. durch Nähen, Färben oder Bedrucken.
  5. Praktizieren Sie Minimalismus: Reduzieren Sie Ihre Garderobe auf das Wesentliche.
  6. Unterstützen Sie lokale und ethische Marken: Kaufen Sie bei Marken, die lokale, ethische und nachhaltige Praktiken fördern. Informieren Sie sich über Gütesiegel.
  7. Tauschen und teilen Sie: Organisieren Sie Kleidertausch-Events mit Freunden oder nutzen Sie Plattformen, auf denen Sie Kleidung mieten oder teilen können.
  8. Achten Sie auf nachhaltige Materialien: Achten Sie auf nachhaltige Materialien wie Leinen, Baumwolle, Wolle, Tencel, Hanf oder recycelte Stoffe.
  9. Erwägen Sie selbstgemachte Kleidung: Wenn Sie die Fähigkeiten dazu haben, nähen Sie Ihre eigene Kleidung. Lernen Sie, zumindest einfache Kleidung selbst herzustellen.
  10. Pflegen Sie Ihre Kleidung: Behandeln Sie Ihre Kleidung sorgfältig und schonend, waschen Sie sie bei niedriger Temperatur und vermeiden Sie den Einsatz von Trocknern, da dies die Lebensdauer der Kleidungsstücke verlängert.
  11. Verantwortungsvolles Aussortieren: Wenn Sie Kleidung aussortieren, spenden, verschenken, verkaufen oder recyceln Sie diese, anstatt sie einfach wegzuwerfen.
  12. Achten Sie auf nachhaltige Accessoires: Beachten Sie auch bei Schuhen und Taschen Nachhaltigkeitsaspekte und Qualität.
  13. Informieren Sie sich: Setzen Sie sich über die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in der Branche in Kenntnis, um fundierte Kaufentscheidungen zu treffen.

Und vor allem: Wählen Sie Strategien, die Ihnen Freude bereiten. Slow Fashion ist kein Verzicht, sondern Gewinn auf allen Ebenen. Seinen Kleiderschrank nach Outfits zu durchforsten, die wunderschön sind, die man aber wahrscheinlich nie wieder tragen wird, um sie jemandem zu schenken, macht Spass. Kreatives Upcycling ist nicht nur ökologisch, sondern auch künstlerischer Ausdruck und lustvolles Gestalten. Das Reduzieren auf das Wesentliche bedeutet auch eine Reduktion von Stress bei der Auswahl dessen, was man tragen möchte. Und nicht zuletzt: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Wer nur kurz über den Tellerrand blickt, merkt: Fast Fashion schadet uns selbst und anderen Menschen genauso wie der Umwelt. Die Alternative ist entschleunigte Mode, Wertschätzung gegenüber den Personen, die unsere Kleidung fertigen, und Achtung der Ressourcen von Umwelt und Natur. Denn Kleidung soll uns guttun und unser aller Leben verbessern. Sie darf nicht die Welt kosten.

Lesenswertes und Sehenswertes:

Rebecca Burgess, Courtney White, Leonie De Abrew: Was steckt in unserer Kleidung? Leseprobe.

https://www.youtube.com/watch?v=E56ASC8gd4A

Dieser Artikel ist unter einer Creative CommonsLizenz

(Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International)

lizenziert und darf gerne geteilt werden.