Wir schreiben Geschichte #46: A. N.

Naturwissenschaftler, Norddeutschland, Ende 40, politisch ‚links‘

1. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass da etwas auf uns zukommt, das uns alle betrifft?

Etwa im April 2020

2. Was war für Sie in dieser Zeit am schlimmsten?

Der Verlust des Vertrauens in die Leitmedien und die Justiz; der Verlust meiner politischen Heimat („Die Linke“) und die Enttäuschung über das Verhalten und die Ignoranz der meisten Mitmenschen, insbesondere der mir nahestehenden Personen.

3. Gibt es auch etwas, von dem Sie im Nachhinein sagen würden, da ist etwas Gutes passiert, das ohne diese Krise nicht möglich gewesen wäre?

Ich habe viele neue, darunter wertvolle Bekanntschaften geschlossen.

4. Was war für Sie besonders hilfreich, um gut durch die Krise zu kommen?

Die Verbindung mit kritischen Menschen (siehe auch #3)

5.  Stellen Sie sich vor, mitten in dieser schwierigen Zeit wäre eine gute Fee dagewesen, die Ihnen einen Herzenswunsch erfüllt hätte. Was hätten Sie sich gewünscht?

Dass die Gesellschaft zur Vernunft kommt / ihren Wahn aufgibt.

6. Gab es etwas, das Sie wütend gemacht hat?

Das völlige Versagen der für das Funktionieren unserer Gesellschaft so wichtigen Korrektive: fast aller Medien und der Justiz.

7. Gab es etwas, von dem Sie sagen würden, das war eine Schande oder dafür muss man sich schämen?

Das Stigmatisieren und Ächten einer Gruppe „Die Ungeimpften“ – vergleichbar mit der Hexenjagd im Mittelalter – und die Maßnahmen gegen Kinder und Jugendliche. Auch die menschenunwürdigen Bedingungen in Pflege- und Altenheimen.

8. Viele Leute berichten, dass es für sie auch eine Zeit voller Angst gewesen ist. Wie war das bei Ihnen? Und wie sind sie damit umgegangen?

Angst vor gesellschaftlicher Ächtung. Drohender Jobverlust, Perspektivlosigkeit. Angst vor den psychischen Folgen für meine Kinder. Angst vor erzwungenen Eingriff in meine körperliche Unversehrtheit („Vergewaltigungsgefühle“).

9. Gibt es Personen, mit denen Sie sich entzweit haben? Wie sind Sie damit umgegangen?

Bei mir zum Glück nur entferntere Personen. Das war für mich nicht so dramatisch.

10. Gibt es Personen, die Sie während der Krise aufgrund ihres Verhaltens bewundert haben oder die sich Ihre Achtung verdient haben?

Herr Wodarg, Ulrike Guerot, Novak Djokovic, …

11. Inwiefern hat Sie diese Krise geprägt? Gab es Talente oder Fähigkeiten, die Sie hervorholen oder entwickeln mussten?

Insgesamt hat es mich geschwächt und mir gesundheitlichen Schaden zugefügt. Nicht zuletzt psychisch.

12. Stellen Sie sich vor, eines Tages hätten Sie die Gelegenheit, einer Schulklasse, die zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt war, von Ihren Erlebnissen zu erzählen. Gibt es so etwas wie eine Lehre oder einen Tipp, den Sie den Kindern mitgeben könnten?

Selber denken. Stellt alles infrage. Vertraut niemandem blind. Habt den Mut, euch eures eigenen Verstandes zu bedienen!

13. Wenn Sie einen Blick in die Zukunft tun könnten, was denken Sie aus heutiger Sicht, wie könnte unsere Welt in einigen Jahren aussehen?

Sehr negativ. Herrschaft der Superreichen. Viele Menschenrechte abgeschafft. Tyrannei der ignoranten Mehrheit. „Gesundheitsdiktatur“

14. Möchten Sie noch etwas erzählen, nach dem nicht gefragt wurde?

Nein