Olivenöl – flüssiges Gold des Südens

Olivenöl ist nicht nur schmackhafter Bestandteil der mediterranen Küche. Es hat auch eine lange Tradition in der Heilkunde und Schönheitspflege.

Im alten Griechenland war der Ölbaum heilig, das Öl seiner Früchte wurde als flüssiges Gold gepriesen. Welch Wunder – der Ölbaum ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde.

Olivenöl

Die wesentliche gesundheitliche Komponente des Olivenöls ist mit einem Anteil von 75 bis 80 Prozent die einfach ungesättigte Ölsäure. Sie senkt die Cholesterinsynthese in der Leber, und zwar gezielt das LDL (Low Density Lipoprotein). Das HDL (High Density Lipoprotein) wird nicht beeinflusst, wodurch sich der Quotient LDL/HDL verbessert.

Squalen und Phytosterine sorgen für die antikarzinogene Wirkung des Olivenöls. Der hohe Vitamin E Gehalt schützt vor Oxidationsprozessen. Phenole wirken antiinflammatorisch. Diese und andere sekundäre Pflanzenwirkstoffe sind so reichlich jedoch nur in nativem, kaltgepresstem Olivenöl vorhanden, nicht in raffiniertem. Bevorzugen Sie jedenfalls Öle aus ökologischem Anbau, wenn Sie keine Extraportion an fettlöslichen Pestiziden zu sich nehmen wollen. Die besten Öle tragen die Bezeichnung „nativ extra“.

Wann immer Sie auf Reisen in mediterranen Ländern sind, nutzen Sie die Gelegenheit direkt beim Hersteller einzukaufen. Bevorzugen Sie beim Einkauf Fachgeschäfte und Naturkostläden, die oft ihre Lieferanten kennen und bei denen Sie die verschiedenen Öle auch verkosten können. Einige Hersteller verschicken auch. Leider gibt es inzwischen etliche schwarze Schafe, die bezüglich der Herkunft und der Güte des Olivenöls tricksen. Insbesondere seit die Trockenheit in Südeuropa die Ernte empfindlich schrumpfen und die Preise explodieren ließ.

In den antiken Kulturen kam übrigens ein erheblicher Teil des Olivenöls nicht auf den Teller, sondern auf die Haut: als Dusch- und Massageöl. Ein Segen bei den ausgedehnten römischen Badeorgien.

Bald begnügte man sich nicht mehr mit purem Olivenöl, sondern versetzte es mit heilkräftigen Kräutern und duftenden Blüten. Durch das Aufkochen von Olivenöl mit Wasser und Asche entstanden dann auch die ersten (noch flüssigen) Seifen. Hier ein paar Inspirationen für die Schönheitspflege:

Schönheitspflege mit Olivenöl

Apfel-Hafer-Gesichtsmaske

Reiben Sie einen halben Apfel fein und rühren Sie einen TL Olivenöl, einen TL Bienenhonig und 2 TL Hafermark dazu. Maske auftragen und 15 Minuten einwirken lassen. Danach mit lauwarmem Wasser sanft abwaschen. Erfrischt, glättet, nährt.

Heilerde Olivenölmaske

Verrühren Sie einen EL Olivenöl mit einem EL feiner Heilerde. Lassen Sie die klärende Maske 15 Minuten einwirken und waschen Sie sie dann mit kreisenden Bewegungen mit lauwarmem Wasser ab. Das hat zusätzlichen Peelingeffekt und macht die Haut zart und weich.

Zitronenöl für beanspruchte Haut

Mischen Sie einen EL Olivenöl mit einem EL Zitronensaft. Ein paar Tropfen Zitronenöl duften frisch und verstärken die beruhigende Wirkung. Gut schütteln und auf raue, trockene Hände oder spröde Füße auftragen.

Heilkräftige Kräuterzubereitungen mit Olivenöl

Johanniskrautöl

Geben Sie auf einen Liter Olivenöl drei Handvoll frisches, grob geschnittenes Johanniskraut. Lassen Sie die Mischung zwei Wochen an der Sonne stehen. Wenn die Kräuter auf den Boden gesunken sind, können Sie noch einmal dieselbe Menge Kräuter zugeben. Wenn das Öl dunkelrot geworden ist, kann man es durch ein feines Sieb abseihen und in Flaschen abfüllen. Dunkel und kühl aufbewahren.

Auf dieselbe Weise lassen sich auch andere Blüten und heilkräftige Kräuter zu Einreibungen oder Badezusätzen verarbeiten: Königskerzenblüten, Rosenblüten, Ringelblumen, Kamille, Lilienblüten, Lavendel, Rosmarinzweige oder Thymiankraut.

Efeuöl bei Zellulitis

Übergießen Sie eine Handvoll frische Efeublätter mit 200 ml Olivenöl und lassen Sie die Mischung zwei Wochen lang an einem warmen, sonnigen Platz stehen. Filtern Sie dann ab und geben Sie ein paar Tropfen Rosmarinöl und etwas mehr Orangenöl dazu. Verwenden Sie zum Duschen einen groben Waschhandschuh, der die Durchblutung anregt. Danach die Problemzonen einmassieren.

Sizilianischer Hustensaft

Ein altes Hausmittel aus dem Süden Italiens: Geben Sie einen Teil Olivenöl und einen Teil Zitronensaft in ein Schraubglas und schütteln Sie kräftig durch. Noch besser ist es, wenn Sie nicht nur den Zitronensaft verwenden, sondern die komplette gewaschene, unbehandelte Biozitrone in einen Mixer geben und zu Brei verarbeiten. Immer wieder ein Löffelchen davon stillt den Hustenreiz und besänftigt Halsweh.

Kulinarisches rund ums Olivenöl

Olivenöl ist die Seele der mediterranen Küche. Medizin, Lebensfreude und Kochkunst gehen hier eine köstliche Symbiose ein. Hier ein paar Rezepte zur Inspiration:

Epityrum – römische Olivenpaste

Zutaten:
  • 1 Tasse grüne Oliven
  • 1 Tasse schwarze Oliven
  • je 1 TL Fenchel, Koriander und Kreuzkümmel
  • fein gehackte frische Minze
  • 1 TL Balsamico
  • 1 EL Olivenöl nativ extra
Zubereitung:

Entkernen Sie die Oliven und verarbeiten Sie sie im Mixer mit den Gewürzen, Essig und Öl zu einer feinen Paste. In ein Steinguttöpfchen füllen und mit frischer Minze bestreuen.

Das Rezept stammt aus dem „De condituris“ von Apicious, einem uralten Saucenkochbuch. Die Olivenpaste wurde dazumal zu Käse gereicht. Auch heute ist sie der Auftakt zu einem Gastmahl – etwa auf Bruschetta oder Ciabatta.

Zu Pasta passt die Olivenpaste ebenso hervorragend: Mit etwas frisch gehacktem Knoblauch in Olivenöl angeröstet und einem Schwung Petersilie statt Minze.

Aioli – Knoblauchmayonnaise mit Olivenöl

Zutaten:
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 Ei (oder Aqua faba wenns Sie es vegetarisch bevorzugen)
  • Salz
  • Zitronensaft
  • 1/4 Liter Olivenöl (mild oder fruchtig)
Zubereitung:

Geben Sie alle Zutaten in einen schmalen, hohen Mixbecher. Stellen Sie den Mixstab auf den Boden des Gefäßes. Starten Sie den Mixvorgang und ziehen Sie währenddessen den Mixstab ganz langsam nach oben.

Gegrillter Gemüse Salat

Zutaten:
  • 1 Aubergine
  • 1 rote, 1 gelbe, 1 grüne Paprika
  • 1-2 kleine Zucchini
  • 5 kleine, sonnenreife Salattomaten
  • 1 Knoblauchzehe
  • frisch gepresster Zitronensaft
  • 100 ml fruchtiges, junges Olivenöl
  • Meersalz
  • Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:

Das Gemüse waschen und putzen, in grobe Stücke oder Scheiben schneiden. Mit etwas Olivenöl bepinseln. Am besten auf Holz oder Holzkohle im Garten grillen. Sonst im Backofen grillen oder auch in der heißen Eisenpfanne scharf anbraten. Das Gemüse nun in mundgerechte Stücke schneiden und mit Knoblauch, Zitronensaft und dem restlichen Olivenöl marinieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Römischer Brotsalat

Zutaten:
  • eine Handvoll schwarze und grüne Oliven
  • 4 Scheiben Brot (z.B. dunkles Sauerteig Vollkornroggenbrot)
  • 1 Kopf Blattsalat (Lollo rosso, Eichblattsalat, Radicchio, Rucola, …)
  • 1 EL Lavendelblüten (am besten frisch, aber auch getrocknet möglich)
  • junges Olivenöl
  • Balsamico
  • Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung:

Schneiden Sie die Brotscheiben in Würfel und rösten Sie sie in einer Pfanne knusprig. Marinieren Sie den gemischten Blattsalat mit Salz, Pfeffer, Lavendelblüten, Olivenöl und Balsamico und garnieren Sie mit den gerösteten Brotwürfelchen.

Wenn ich an Olivenöl denke, weiß ich gar nicht, welches Rezept ich zuerst wählen sollte: eine spanische Paella, eine französische Ratatouille, ein kühles sommerliches Gazpacho oder auch etwas Süßes wie ein Olivenöl Biskuit oder Eiscreme mit Olivenöl.

Sie sehen schon, ich komme ins Schwärmen. Kochen ist für mich die schönste Form, Medizin zuzubereiten. Und selbst an den stressigsten Tagen freue ich mich auf die meditativen Mußezeiten in der Küche, die Genuss mit allen Sinnen, schon lange bevor die Mahlzeit auf dem Tisch steht, versprechen. Denn Kochen kann ebenso heilsam sein wie Essen.