Dialog mit Respekt: Der Schmetterlingseffekt

Der Schmetterlingseffekt, ein Konzept aus der Chaostheorie, besagt, dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können. Der Begriff wurde durch den Meteorologen Edward Lorenz populär, der in den 1960er Jahren entdeckte, dass minimale Abweichungen in den Anfangsbedingungen eines Wettersystems drastische Unterschiede in den späteren Zuständen hervorrufen können. In populärer Darstellung wird oft gesagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen könnte.

Schmetterlingseffekt

Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst

In einer Welt, die von zahlreichen Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und politische Unruhen geprägt ist, scheint die Möglichkeit, Veränderungen zu bewirken, oft überwältigend und weit entfernt. Das Zitat „Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst“ erinnert uns jedoch daran, dass der Schlüssel zu echter Veränderung nicht in großen, unerreichbaren Visionen liegt, sondern in den kleinen, täglichen Handlungen jedes Einzelnen.

Ursprung und Bedeutung

Dieses Zitat wird häufig Mahatma Gandhi zugeschrieben, obwohl es keine endgültigen Beweise dafür gibt, dass er diese Worte tatsächlich gesagt hat. Unabhängig von seinem Ursprung fängt das Zitat die Essenz von Gandhis Philosophie und Lebenswerk ein: Der Wandel beginnt bei uns selbst. Es betont die persönliche Verantwortung und die Macht individueller Aktionen im Streben nach einem besseren Morgen.

Der innere Wandel als Ausgangspunkt

Bevor wir die Welt verändern können, müssen wir uns selbst verändern. Dies bedeutet, unsere Einstellungen, Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu hinterfragen und anzupassen. Beispielsweise können wir uns entscheiden, bewusster zu konsumieren, indem wir nachhaltige Produkte bevorzugen und Abfall reduzieren. Wir können Freundlichkeit und Empathie in unserem täglichen Umgang mit anderen praktizieren und uns für Gerechtigkeit und Gleichheit einsetzen, indem wir diskriminierende Verhaltensweisen und Vorurteile aktiv ablehnen.

Praktische Beispiele im Alltag

  1. Umweltschutz: Kleine Änderungen wie das Reduzieren von Plastikverbrauch, das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel oder das Pflanzen eines Baumes können erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Diese Handlungen inspirieren oft andere, ebenfalls umweltbewusster zu leben.
  2. Soziale Gerechtigkeit: Freiwilligenarbeit, Spenden und das Unterstützen von Organisationen, die sich für benachteiligte Gemeinschaften einsetzen, sind direkte Wege, um soziale Gerechtigkeit zu fördern. Auch das Aufstehen gegen Ungerechtigkeiten im Alltag, sei es im persönlichen oder beruflichen Umfeld, trägt zur Veränderung bei.
  3. Zwischenmenschliche Beziehungen: Freundlichkeit, Respekt und Geduld im Umgang mit anderen fördern ein positives und unterstützendes soziales Umfeld. Dies kann im Kleinen beginnen, zum Beispiel durch das freundliche Begrüßen von Nachbarn oder das aktive Zuhören in Gesprächen.

Die Kraft der Inspiration

Indem wir selbst Veränderungen vorleben, inspirieren wir andere, es uns gleichzutun. Die Wirkung eines guten Beispiels darf nicht unterschätzt werden. Wenn Menschen sehen, dass wir ernsthaft und konsequent handeln, fühlen sie sich ermutigt, ebenfalls ihren Beitrag zu leisten. Diese kollektive Bewegung, die durch individuelle Aktionen angestoßen wird, kann zu großen gesellschaftlichen Veränderungen führen.

Überwindung von Hindernissen

Der Weg zu Veränderung ist nicht immer einfach. Es gibt Widerstände und Rückschläge, sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Es erfordert Mut, Ausdauer und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Doch jede kleine Handlung zählt und trägt zum großen Ganzen bei.

„Sei die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst“ ist nicht nur ein inspirierendes Zitat, sondern eine Handlungsaufforderung. Es erinnert uns daran, dass jeder von uns die Fähigkeit und die Verantwortung hat, positive Veränderungen herbeizuführen. Durch bewusste, alltägliche Handlungen können wir eine Kettenreaktion auslösen, die letztlich zu einer besseren und gerechteren Welt führt. Der Wandel beginnt bei uns – und genau darin liegt unsere größte Stärke.

Fragen für den Dialog und zur Selbstreflexion:

Sollten Sie leider nicht am Dialog teilnehmen können, können Sie trotzdem davon profitieren, indem Sie Papier und Stift zu Hand nehmen und sich zu den folgenden Fragen ein paar Notizen machen. Vielleicht möchten Sie diese Gedanken auch mit jemandem zu gegebener Zeit teilen.

1. Persönliche Werte und Überzeugungen

  • Welche Werte sind mir am wichtigsten?
  • Welche Überzeugungen leiten mein tägliches Handeln und meine Entscheidungen?
  • Inwiefern spiegeln meine aktuellen Handlungen und Entscheidungen diese Werte wider?

2. Einfluss und Verantwortung

  • Welche kleinen Handlungen in meinem täglichen Leben könnten positive Veränderungen bewirken?
  • Welche Aspekte meines Verhaltens würde ich ändern, um die Welt um mich herum besser zu machen?
  • Fühle ich mich verantwortlich für das, was in meiner Gemeinschaft oder der Welt geschieht? Warum oder warum nicht?

3. Beispiele und Inspiration

  • Wer sind meine Vorbilder und warum bewundere ich sie?
  • Welche Geschichten oder Beispiele von anderen Menschen inspirieren mich und warum?
  • Wie kann ich die positiven Eigenschaften und Handlungen dieser Vorbilder in meinem eigenen Leben umsetzen?

4. Ziele und Visionen

  • Welche Veränderung möchte ich in der Welt sehen?
  • Welche Schritte kann ich heute unternehmen, um dieser Veränderung näherzukommen?
  • Welche langfristigen Ziele habe ich, die zu einer positiven Veränderung in meiner Gemeinschaft oder der Welt beitragen könnten?

5. Hindernisse und Herausforderungen

  • Welche Hindernisse stehen mir im Weg, wenn ich versuche, Veränderungen zu bewirken?
  • Wie kann ich diese Hindernisse überwinden oder minimieren?
  • Welche Fähigkeiten oder Ressourcen benötige ich, um meine Ziele zu erreichen?

6. Reflexion und Wachstum

  • Welche Erfahrungen in meinem Leben haben mich gelehrt, wie wichtig persönliche Veränderungen sind?
  • In welchen Bereichen meines Lebens habe ich bereits positive Veränderungen erreicht? Was habe ich daraus gelernt?
  • Wie kann ich kontinuierlich lernen und wachsen, um ein besserer Agent des Wandels zu sein?

7. Gemeinschaft und Zusammenarbeit

  • Wie kann ich andere in meinem Umfeld inspirieren und ermutigen, ebenfalls positive Veränderungen anzustreben?
  • Welche Gemeinschaftsprojekte oder Initiativen könnte ich unterstützen oder initiieren, um einen größeren Einfluss zu haben?
  • Wie kann ich meine Stärken und Fähigkeiten am besten in den Dienst der Gemeinschaft stellen?

Lesenswertes

Falter, H.-D. (2003). Chaosphysik: Einführung in die nichtlineare Dynamik und das Chaos. Universität Münster, Institut für Didaktik der Physik. Verfügbar unter https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fachbereich_physik/didaktik_physik/publikationen/falter_chaosphysik.pdf. Abrufdatum: 15.07.24

Krieghofer, G. (2021). Zitatforschung: „Be the change …“, „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Mahatma Gandhi (angeblich). Verfügbar unter: https://falschzitate.blogspot.com/2019/08/sei-du-selbst-die-veranderung-die-du.html. Abrufdatum: 15.07.2024

Vom Scheitern: verborgene Geschenke des Misserfolgs

Erfolg wird uns eingebläut, kaum dass wir das Licht der Welt erblickt haben. Wird das Kind erfolgreich gestillt? Ist die vorschulische Erziehung erfolgreich? Wie steht es um den Erfolg in der Schule, im Berufsleben, in der Beziehung? Scheitern wird oft als das Schlimmste angesehen, was einem passieren kann. Doch was wäre, wenn wir das Scheitern und das Fehler machen aus einer anderen Perspektive betrachten? Was wäre, wenn wir diese vermeintlichen Rückschläge als notwendige Schritte auf dem Weg zum Erfolg sehen würden? In diesem Artikel beleuchten wir die verborgenen Geschenke des Scheiterns und zeigen, warum Fehler machen ein unverzichtbarer Teil des Wachstumsprozesses ist.

Der erste Schritt: Das Stigma des Scheiterns überwinden

Die Angst vor dem Scheitern ist tief in unserer Kultur verankert. Von klein auf wird uns beigebracht, dass Fehler vermieden werden sollten und dass Erfolg nur durch makellose Leistungen erreicht wird. Diese Vorstellung ist jedoch weit von der Realität entfernt. Die größten Erfinder, Unternehmer und Künstler unserer Zeit sind alle durch Phasen des Scheiterns gegangen. Thomas Edison, der über 1.000 Mal scheiterte, bevor er die Glühbirne perfektionierte, sagte einmal: „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ Diese Worte erinnern uns daran, dass jedes Scheitern eine Lektion in Verkleidung ist.

Das Geschenk der Erkenntnis

Wenn wir scheitern, bekommen wir die Chance, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Fehler zeigen uns, was nicht funktioniert, und bieten uns die Möglichkeit, unsere Strategien anzupassen und zu verbessern. Statt Fehler als Niederlagen zu betrachten, sollten wir sie als notwendige Schritte auf dem Weg zu besseren Lösungen und innovativeren Ansätzen sehen.

Ein treffendes Beispiel aus dem Alltag ist das Gärtnern. Beim ersten Versuch, einen Gemüsegarten anzulegen, kann es passieren, dass die Pflanzen aufgrund falscher Bewässerung oder unzureichender Bodenqualität nicht gut gedeihen. Doch genau diese Fehler bieten wertvolle Lektionen: Man lernt, welche Pflanzen für den jeweiligen Standort geeignet sind, welche Pflege sie benötigen und wie man den Boden richtig vorbereitet.

So ist wohl auch die Permakultur entstanden. Das Konzept für nachhaltige Landwirtschaftssysteme fördert die Schaffung von produktiven und ökologisch stabilen Ökosystemen, die sich weitgehend selbst regulieren können.

Die Entwicklung der Permakultur war das Ergebnis von Experimenten und Lernprozessen, bei denen Fehler und Misserfolge entscheidende Erkenntnisse lieferten. Pionierarbeit leisteten Menschen wie Masanobu Fukuoka, der mit natürlichen Anbaumethoden experimentierte und Fehler machte, die zu neuen Einsichten führten, wie z.B. der „Nichts-Tun-Landwirtschaft“.

"Scheitern ist nur die Möglichkeit, mit neuen Ansichten wieder anzufangen."

Henry Ford

Die Entwicklung von Resilienz

Scheitern fordert uns heraus und zwingt uns, unsere Komfortzone zu verlassen. Es erfordert Mut, nach einem Misserfolg wieder aufzustehen und es erneut zu versuchen. Diese Erfahrungen stärken unsere Resilienz – die Fähigkeit, trotz Rückschlägen weiterzumachen. Resilienz ist eine Schlüsselkompetenz, die uns nicht nur im Berufsleben, sondern auch im Privatleben weiterbringt. Sie hilft uns, Herausforderungen zu meistern und mit den Höhen und Tiefen des Lebens umzugehen.

Ein alltägliches Beispiel hierfür ist das Bestehen einer schwierigen Prüfung. Beim ersten Versuch, eine wichtige Prüfung zu bestehen, kann es passieren, dass man durchfällt. Dieser Rückschlag kann entmutigend sein, aber er bietet auch die Chance, Resilienz zu entwickeln. Man lernt, sich besser vorzubereiten, Stress zu bewältigen und trotz des Misserfolgs dranzubleiben.

Insofern erscheint die Auszeichnung für besondere Schul- und Studienleistungen, die „Promotion sub auspiciis praesidentis“ nicht unbedingt als Gewinn, hat man sich doch die Möglichkeit versagt, zu scheitern.

"Es ist nicht, wie weit du fällst, sondern wie hoch du zurückspringst."

Zig Ziglar

Kreativität und Innovation fördern

Fehler machen öffnet Türen zu neuen Möglichkeiten. Wenn wir den Mut haben, anders zu denken und Risiken einzugehen, entdecken wir oft innovative Lösungen, die wir sonst nie in Betracht gezogen hätten. Viele bahnbrechende Erfindungen und kreative Werke entstanden aus Situationen, in denen etwas schiefgelaufen ist. Das Scheitern zwingt uns, neue Wege zu gehen und über den Tellerrand hinauszuschauen.

Ein berühmtes Beispiel für ein Rezept, das aus einem Missgeschick heraus entstand, ist die Entstehung der Tarte Tatin. Der französische Apfelkuchen, ist heute ein Klassiker, doch ihre Entstehung verdankt sie einem Fehler. Die Geschichte besagt, dass die Schwestern Caroline und Stéphanie Tatin, die im 19. Jahrhundert ein Hotel in Frankreich betrieben, die Tarte versehentlich erfanden. Eines Tages war Stéphanie beim Backen eines traditionellen Apfelkuchens so abgelenkt, dass sie die Äpfel in der Pfanne zu lange kochen ließ. Um den missglückten Kuchen zu retten, legte sie kurzerhand den Teig oben auf die karamellisierten Äpfel und stellte die Pfanne in den Ofen. Das Resultat war ein umgekehrter Apfelkuchen, der bei den Gästen großen Anklang fand.

Scheitern - Tarte Tatin

Wie die Geschichte der Tarte Tatin zeigt, können Fehler in der Küche oft zu neuen und innovativen Kreationen führen. Der anfängliche Fehler zwang Stéphanie Tatin, kreativ zu werden und eine neue Methode auszuprobieren. Das Resultat war so erfolgreich, dass es zu einem kulinarischen Klassiker wurde.

"Kreativität beinhaltet das Brechen etablierter Muster, um die Dinge auf unterschiedliche Weise zu betrachten."

Edward de Bono

Fehler fördern unsere Kreativität, indem sie uns dazu anregen, neue Wege zu gehen und unerwartete, oft geniale Lösungen zu finden.

Der Weg zu authentischem Erfolg

Echter Erfolg basiert nicht auf der Vermeidung von Fehlern, sondern auf der Fähigkeit, aus ihnen zu lernen und sich kontinuierlich zu verbessern. Wenn wir unsere Fehler akzeptieren und aus ihnen lernen, entwickeln wir eine authentische Erfolgsstrategie, die auf echtem Wachstum und echter Erfahrung basiert. Dieser Ansatz führt zu nachhaltigem Erfolg und persönlicher Erfüllung.

Scheitern und Fehler machen sind unvermeidliche Bestandteile des Lebens. Sie sind keine Hindernisse, sondern Sprungbretter auf dem Weg zu wahrem Erfolg. Indem wir das Stigma des Scheiterns überwinden und die Lektionen annehmen, die Fehler uns lehren, können wir ein erfüllteres, kreativeres und widerstandsfähigeres Leben führen. Also, scheitern Sie mutig und lernen Sie aus jedem Fehler. Denn in jedem Misserfolg liegt das Potenzial für noch größeren Erfolg.

Eigensinn – die kostbare Tugend

In einer Zeit, in der Konformität und Gehorsam als löbliche Tugenden gepriesen werden, hebt sich der Eigensinn als eine selten anerkannte, aber tiefgründige Tugend hervor. Diese Tugend, die als Gehorsam gegenüber dem eigenen inneren Gesetz verstanden wird, stellt einen radikalen Kontrast zu den von Menschen geschaffenen Gesetzen dar. Während konventionelle Tugenden Gehorsam gegenüber externen Regeln erfordern, basiert der Eigensinn auf dem treuen Folgen des inneren Kompasses.

Eigensinn - innerer Kompass

Die Natur des Eigensinns

Eigensinn bedeutet, einen eigenen Sinn zu haben und nach diesem zu leben. Alles in der Natur, vom kleinsten Stein bis zur prächtigsten Blume, folgt seinem eigenen inneren Gesetz. Diese innere Gesetzmäßigkeit macht die Welt vielfältig und schön. Menschen und ihre domestizierten Tiere sind die einzigen Wesen, die oft gezwungen sind, fremden, künstlichen Regeln zu folgen, anstatt ihrem natürlichen inneren Ruf zu gehorchen.

Eigensinn versus Gesellschaft

In der Gesellschaft wird Eigensinn oft als Laster oder unerwünschte Eigenart betrachtet. Nur in wenigen Fällen, wie bei Künstlern oder exzentrischen Persönlichkeiten, wird der Eigensinn als Originalität akzeptiert. Doch auch diese Akzeptanz ist begrenzt und gilt nur, solange der Eigensinn keinen Schaden für Kapital und Gesellschaft anrichtet.

Die meisten Menschen, die als charakterstark oder starke Persönlichkeiten bezeichnet werden, zeigen ihre eigenen Ansichten nur subtil, ohne wirklich nach ihnen zu leben. Ein wahrer Charakter, der nach seinen eigenen Vorstellungen lebt, wird oft nicht als tugendhaft angesehen, sondern als eigensinnig abgetan.

Die Helden des Eigensinns

Historisch gesehen, waren es oft die eigensinnigen Individuen, die gegen die herkömmlichen Gesetze verstießen und ihren eigenen Weg gingen, die später als Helden und Befreier gefeiert wurden. Sokrates, Jesus und Giordano Bruno sind Beispiele für solche tragischen Helden. Sie folgten ihrem eigenen inneren Gesetz, selbst auf die Gefahr hin, verurteilt oder getötet zu werden. Ihr Mut und ihre Treue gegenüber ihrem eigenen Sinn eröffneten der Menschheit neue Wege der Erkenntnis.

Das Tragische, ein oft missbrauchter Begriff, beschreibt genau dieses Schicksal eines Helden, der für seine Treue zum eigenen Stern zugrunde geht. Dieser Mut, gegen die hergebrachten Gesetze zu verstoßen, ist keine willkürliche Rebellion, sondern eine tiefere Treue zu einem höheren, heiligeren Gesetz.

Eigensinn und der moderne Mensch

In der heutigen Zeit wird der Begriff des Heldentums oft verzerrt. Soldaten, die im Krieg fallen, werden als Helden bezeichnet, obwohl ihr Tod oft das Ergebnis von Gehorsam gegenüber militärischen Befehlen ist. Echter Heroismus, so wie er durch den Eigensinn definiert wird, ist etwas, das nur der Einzelne, der seinem eigenen Sinn folgt, erreichen kann.

Ein Mensch, der seinen eigenen Eigensinn entdeckt und ihm folgt, legt wenig Wert auf Geld oder Macht, die nur als Ersatzmittel für fehlendes inneres Vertrauen dienen. Stattdessen schätzt er die geheimnisvolle Kraft in sich selbst, die ihn leben und wachsen lässt. Dieser wahre Eigensinn führt zu einem Leben, das reich an innerer Erfüllung und Freiheit ist, jenseits der von Menschen geschaffenen Regeln und Erwartungen.

Übung:

Stellen Sie fest, über wie viel Eigensinn Sie verfügen. Konstruieren Sie dazu anhand folgender Fragen Ihr persönliches Horrorszenario sowie Ihren persönlichen Glücksfall. Vergleichen Sie beides und überlegen Sie, wo auf der Skala zwischen Himmel und Hölle sich Ihr Leben gerade abspielt.

Wenn Sie Ihre persönliche Horror-Geschichte vervollständigt haben, lesen Sie sie noch einmal durch und erspüren Sie die Stimmung. Achten Sie gut auf Ihr Befinden! Ist er nicht grauenhaft, dieser Cocktail aus Wut, Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit und Unbehagen? Sie würden am liebsten aus der Haut fahren, aber es fehlt Ihnen die Kraft dazu? So fühlt es sich an, wenn Ihr innerer Kompass: „NEIN!“ schreit. Und so sollten Sie sich eigentlich niemals fühlen.

Nun, wie fühlt sich diese Version an? Lesen Sie Ihren persönlichen Glücksfall noch einmal durch und lassen Sie sich in die Stimmung hinein fallen. Sie haben einen tiefen, befreienden Seufzer gemacht? Ihr Körper ist entspannt wie ein Kartoffelsack? Sie haben ein Lächeln im Gesicht? Ja, so ist es, wenn Ihr innerer Kompass sagt: „Da ist es schön. Da will ich hin.“

Zu schön, um wahr zu sein? Natürlich, da haben Sie völlig recht. In genau dieser Szene werden Sie vermutlich nie ankommen. Aber sie gibt Ihnen die Richtung an, den Kurs, den Sie nehmen müssen. Und wenn Sie diesen einschlagen, wird der Weg zum Ziel.

Eigensinn, als die Tugend des Gehorsams gegenüber dem eigenen inneren Gesetz, bietet eine tiefgreifende Alternative zu den konventionellen Tugenden der Gesellschaft. Er fordert Mut und Vertrauen in sich selbst und öffnet den Weg zu einem authentischen und erfüllten Leben. In einer Gesellschaft, in der Anpassung und Unterordnung gefordert wird, bleibt der Eigensinn eine stille, aber kraftvolle Erinnerung an die Bedeutung der inneren Stimme und des eigenen Weges.

Literatur:

Beck, M. (2001). Finding your own North Star: Claiming the life you were meant to live. Crown.

Iven, Ulrike. Hermann Hesse: Eigensinn. Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2013. https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/143_iven.pdf.

Streubel, A. (2004). Die Lebenswerkstatt. Handwerkszeug für ein gutes Leben. Eigenverlag.

Glücksbringer und Schutzzauber: Psychologie der Talismane

Ein Talisman ist ein Objekt, dem magische Eigenschaften zugeschrieben werden, die dem Träger Glück bringen oder ihn vor Schaden bewahren sollen. Diese Objekte sind oft mit symbolischer Bedeutung versehen und können verschiedene Formen annehmen, wie Amulette, Schmuckstücke, Steine oder andere kleine Gegenstände. Der Gebrauch von Talismanen erstreckt sich über viele Kulturen und historische Epochen, wobei jede Kultur unterschiedliche Kräfte und Bedeutungen mit diesen Objekten verbindet.

Europäische Talismane

Eigenschaften von Talismanen:

Talismane sind oft mit Symbolen und Inschriften versehen, die bestimmte Kräfte oder Segnungen heraufbeschwören sollen. Das können religiöse Symbole, mystische Zeichen oder kulturell bedeutsame Bilder sein. Manchmal wird ein Talisman mit dem Namen des Trägers versehen oder dem Wunsch, der damit verbunden ist.

Verwendet werden die unterschiedlichsten Materialien: Steine, Holz, Metalle, Kräuter, Stoffe und Garne, Zähne. Die Herstellung und Aktivierung eines Talismans kann spezielle Rituale oder Zeremonien umfassen, die darauf abzielen, dem Objekt seine magischen Eigenschaften zu verleihen.

Verwendung und Bedeutung:

Viele Talismane werden getragen, um den Träger vor negativen Einflüssen, Unglück oder bösen Geistern zu schützen. Andere sollen dem Träger Glück und Erfolg in verschiedenen Lebensbereichen bringen, sei es im Beruf, in der Liebe oder im Alltag. In einigen Kulturen werden Talismane auch verwendet, um Gesundheit und Heilung zu fördern, indem sie positive Energien kanalisieren. Heilsteine, Mala-Ketten, Kräuteramulette, die Hamsa-Hand oder das Auge des Horus, die Wu Lou Kalebasse, Runenamulette, geweihte Stoffe, Muscheln und Korallen sind Beispiele für Talismane als faszinierender Teil vieler Kulturen. Sie spiegeln die tief verwurzelten menschlichen Überzeugungen in das Übernatürliche und das Streben nach Schutz und Glück wider.

Psychologie der Talismane:

In der Psychologie kann der Glaube an Talismane verschiedene Aspekte der menschlichen Psyche und des Verhaltens beleuchten. Talismane sind nicht nur kulturell interessante Objekte, sondern auch psychologisch bedeutend, da sie Einblick in menschliche Überzeugungen, Ängste und Hoffnungen geben. Hier sind einige psychologische Aspekte des Glaubens an Talismane:

1. Placebo-Effekt:

Der Glaube an die Wirksamkeit eines Talismans kann ähnliche Effekte wie ein Placebo hervorrufen. Menschen, die an die Schutz- oder Glücksbringende Wirkung eines Talismans glauben, können tatsächlich positive Effekte erleben, weil ihre Erwartungen und ihr Glaube ihr Verhalten und ihre Wahrnehmung beeinflussen.

2. Kontrollillusion:

Der Glaube an Talismane kann das Gefühl der Kontrolle über unvorhersehbare oder stressige Lebensumstände verstärken. Dieses Gefühl der Kontrolle, auch wenn es illusionär ist, kann Angst und Unsicherheit reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern.

3. Kognitive Dissonanz:

Menschen neigen dazu, Informationen so zu interpretieren, dass sie ihre bestehenden Überzeugungen unterstützen. Wenn jemand fest an die Macht eines Talismans glaubt, wird er oder sie wahrscheinlich positive Ereignisse dem Talisman zuschreiben und negative Ereignisse ignorieren oder anders erklären, um kognitive Dissonanz zu vermeiden.

4. Symbolische Interaktion:

Talismane können als Symbole dienen, die bestimmte Emotionen oder Erinnerungen hervorrufen. Ein Talisman kann zum Beispiel Trost spenden, wenn er mit einer geliebten Person oder einem wichtigen Lebensereignis verbunden ist.

5. Soziale und kulturelle Einflüsse:

Der Glaube an Talismane kann stark durch kulturelle und soziale Einflüsse geprägt sein. In Gesellschaften, in denen Talismane weit verbreitet sind, ist es wahrscheinlicher, dass Individuen diese Überzeugungen übernehmen und weitergeben.

6. Selbstwirksamkeit:

Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit können verstärkt werden. Wenn jemand glaubt, dass ein Talisman ihnen hilft, kann er sich mutiger und kompetenter fühlen, was sich positiv auf sein Verhalten und seine Leistungen auswirken kann.

7. Rituale und Routine:

Das Tragen oder Verwenden eines Talismans als Teil einer täglichen Routine oder eines Rituals, mag ein Gefühl der Stabilität und Vorhersehbarkeit in das Leben bringen. Rituale können beruhigend wirken und helfen, Stress abzubauen.

Obwohl Talismane oft mit positiven psychologischen Effekten in Verbindung gebracht werden, können sie auch negative Effekte haben. Hier sind einige Beispiele für mögliche negative psychologische Auswirkungen des Glaubens an Talismane:

1. Abhängigkeit

Entwickelt man eine übermäßige Abhängigkeit von seinem Talisman, kann man das Gefühl haben, ohne ihn keine Kontrolle über sein Leben zu haben. Dies kann dazu führen, dass man weniger selbständig und weniger selbstbewusst wird. Es mag auch sein, dass Menschen die Verantwortung für ihre eigenen Handlungen und Entscheidungen auf das Objekt übertragen, anstatt selbst aktiv zu werden.

2. Vermeidungsverhalten

Der Glaube, dass ein Talisman alle Probleme lösen kann, kann dazu führen, dass Menschen die tatsächliche Konfrontation mit und Lösung von Problemen vermeiden. Möglicherweise führt das langfristig zu einer Verschärfung der Probleme. Wenn Menschen erwarten, dass ihr Talisman sie vor allem Negativen schützt, können sie enttäuscht und frustriert sein, wenn dies nicht der Fall ist, was zu Resignation und Passivität führen kann.

3. Finanzielle Ausbeutung

Manche geben viel Geld für Talismane aus, die angeblich besondere Kräfte besitzen. Es gibt immer wieder Betrüger, die Leichtgläubigkeit ausnutzen, um teure, aber wertlose Gegenstände zu verkaufen.

4. Verschlechterung psychischer Gesundheit

Der Glaube an die Notwendigkeit, ständig einen Talisman bei sich zu haben, kann zwanghafte Verhaltensweisen verstärken. Das Fehlen des Talismans kann zu intensiver Angst und Stress führen.

5. Selbsttäuschung und Realitätsverzerrung

Der Glaube an die magischen Kräfte eines Talismans kann dazu führen, dass Menschen den Bezug zur Realität verlieren und ihre Entscheidungen auf irrationalen Annahmen basieren. Menschen können Zufallsereignisse überbewerten und fälschlicherweise als Beweise für die Wirksamkeit ihres Talismans interpretieren, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führt.

Fazit

Während Talismane für viele Menschen eine Quelle des Trostes und der Sicherheit sein können, ist es wichtig, sich der potenziellen negativen Auswirkungen bewusst zu sein. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Glauben und Rationalität, sowie Eigenverantwortlichkeit, sind entscheidend, um die positiven Effekte von Talismanen zu maximieren und die negativen zu minimieren.

Aus Wut wird Mut. Raus aus der Lethargie.

Es gibt zwei Arten, wütend zu sein. Eine kann das Leben ruinieren. Die andere kann es retten. In den letzten Jahren haben viele wahrscheinlich beide Arten von Wut gespürt. Das ist an sich in Ordnung. Wichtig ist jedoch, die beiden unterscheiden zu können, denn destruktive Wut mit konstruktiver zu verwechseln kann großen Schaden zufügen.

Zwei Arten von Wut

Dante Alighieri beschreibt in der Göttlichen Komödie, eine fiktive Reise durch die Hölle (das Inferno) und hinauf in den Himmel (das Paradies). Nahe dem Grund des Infernos trifft Dante auf einen Fluss aus kochend heißem Blut. Er ist voller Menschen, die ein Leben geführt haben, das von ihrer eigenen Gewalt dominiert war. Sie schwimmen herum, hassen ihre Situation und einander, und versuchen, sich gegenseitig die Gesichter abzubeißen. Nennen wir diese Art „blinde Wut“.

Später, nachdem Dante das Inferno ganz durchquert hat und auf dem Weg zum Paradies ist, begegnet er einer anderen Art von Wut. Verschiedene weise Seelen lehren ihn, mit Ungerechtigkeit oder Problemen umzugehen, indem sie Probleme wahrnehmen, freie Entscheidungen treffen, Informationen sammeln und handeln, um störende Situationen zu ändern. Nennen wir dies „erkennende Wut“.

Das blindwütige Gehirn

Es gibt einen ziemlich primitiven Teil unseres Gehirns, der in den „Kampfmodus“ umschaltet, wenn wir uns bedroht fühlen – selbst wenn die Bedrohung nur eingebildet ist oder dadurch entsteht, dass jemand, dem wir vielleicht niemals begegnen werden, anderer Meinung ist, als wir selbst.

Übernimmt dieses Gehirnareal die Kontrolle, werden wir immer wütender. Es kann sein, dass wir uns mit anderen, „Gleichgesinnten“ zusammentun, unsere Wut teilen und uns in eine regelrechte Raserei hineinreden. Blinde Wut kann normalerweise völlig unauffällige Menschen in einen mörderischen Mob verwandeln.

Treibt uns diese Art von Wut an, wissen wir, dass wir recht haben und nichts kann uns umstimmen. Dieser Teil des Gehirns hat keinen Zugang zur Logik, widersprechende handfeste Beweise können genau das Gegenteil bewirken, denn es geht einzig um die glühend heiße Überzeugung.

Das erkennende Gehirn

Während blinde Wut nur schnell urteilt, geht es bei erkennender Wut darum, sorgfältig zu urteilen. Wir werden neugierig. Was ist wirklich passiert? Warum denkt der andere so und was steckt dahinter? Warum denke und fühle ich selbst so?

Das lässt unerwartete Informationen finden, eröffnet neue Perspektiven, ermöglicht Mitgefühl und schenkt kreative Lösungen für beide Seiten eines Problems. Natürlich, der unmittelbare Kick, den uns das Gefühl der Selbstgerechtigkeit schenkt, fehlt: die Freude, einen bösen Post zu schreiben, zu schimpfen oder zu klatschen. Doch der Rausch ist kurz. Erkennende Wut hingegen schenkt uns die Art von Energie, die wir aus gesunder Nahrung beziehen. Sie macht unser Leben – und die Welt – besser.

Blinde oder erkennende Wut?

In der Hitze des Gefechts mag es schwierig sein, zu erkennen, welche Art von Wut wir empfinden. Hier sind ein paar Kriterien, die hilfreich sein können, zu bestimmen, was gerade bei uns abläuft:

Blinde WutErkennende Wut
Urteilt schnell und impulsiv.Wägt sorgfältig ab.
Badet in der eigenen Wut.Trachtet danach, die Wut zu reduzieren.
Es gibt die Anderen. „Wir gegen sie.“Alle Menschen sind verbunden.
Hat Wissen und Wahrheit gepachtet.Sucht nach neuen Informationen.
Hat kein Interesse an Einfühlungsvermögen.Ist empathisch und mitfühlend.
Besteht auf Unfehlbarkeit.Zweifelt und kann Fehler eingestehen.

Sich gemäß der linken oder der rechten Spalte zu verhalten, kann den Unterschied zwischen einem Inferno und dem Weg zu Paradies ausmachen. Wie transformiert man aber seine blinde Wut?

Der Wandel von destruktiv zu konstruktiv

Schritt eins: Blinde Wut erkennen

Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass man sich darin befindet. Irgendwann erkennt man vielleicht, dass die Momente manischer Freude, wenn jemand Leid erfährt, auf den wir wütend sind, nur kurz sind und uns schaden, anstatt glücklich zu machen.

Schritt zwei: Auf unsere Werte konzentrieren

Der Psychologe Steven Hayes entdeckte, dass wir unsere „Kampf“-Reaktion abschalten, wenn wir aufhören, uns auf die „Schlechtigkeit“ anderer Menschen zu konzentrieren, und stattdessen unsere eigenen Werte betrachten.

Er schlägt vor, unsere Werte zu definieren, indem wir ein Verb und ein Adverb, kombinieren. Diese Zwei-Wort-Kombination sollte einen Wert zusammenfassen, den wir leben möchten: Bedingungslos lieben, ständig suchen, inspirierend lehren oder was auch immer passend ist.

Übung: Welche Verb & Adverb Kombination beschreibt einen Wert, den Sie gerade haben?

Schon das Nachdenken darüber und das Suchen nach den eigenen Werten, kann bewirken, dass die Wut sich verändert.

Schritt drei: Etwas Nützliches schaffen

Übung: Sobald der eigene Wert definiert ist, fragen Sie sich: "In Bezug auf das, was mich so aufregt, was ist das Nützlichste, was ich schaffen kann?"

Lassen Sie die Antwort ganz von selbst kommen, ohne sich zu sehr zu verkopfen. Hören Sie stattdessen darauf, was Ihr Herz Ihnen vorschlägt. Ob Sie nun Müll im Wald sammeln oder Ihre vegetarischen Rezepte öffentlich zugänglich machen, eine Lesegruppe gründen, Ihre Nachbarn am Wochenende zum gemeinsamen Resteessen einladen, verwilderte, öffentliche Flächen zum freien Ernten bepflanzen, ein Repair Café ins Leben rufen ist völlig egal.

Vom Zerstören zum Erschaffen

Energie von blinder Wut in erkennende Wut zu transformieren, ist der Schlüssel für ein besseres Leben für uns selbst und für eine bessere Welt für uns alle. Einerlei, welche Meinungen wir haben, dieser Prozess des Wandels ist der Unterschied zwischen Himmel und Hölle, zwischen Krieg und Frieden. Lassen Sie uns Probleme mit Entdeckergeist untersuchen und alles schaffen, was wir können, um sie zu lösen, anstatt unsere Energie darauf zu verwenden, die „Anderen“ abzuwerten und anzugreifen.

Sie wünschen sich Inspiration in einer kreativen Gruppe? Dann ist vielleicht ein Dialog mit Respekt das Richtige für Sie. Sie tun sich schwer mit dem Weg von der blinden Wut in die erkennende Wut und fallen dabei vielleicht sogar in lähmende Lethargie? Dann lassen Sie uns Ihre Stärken und Talente im persönlichen Gespräch entdecken.

Literatur

Beck, M. (2021). The Two Angers. Zugriff am 23. Juni 2024. Verfügbar unter: https://marthabeck.com/2021/02/the-two-angers/

Hayes, S. C. (2005). Get Out of Your Mind and Into Your Life: The New Acceptance and Commitment Therapy. New Harbinger Publications.

Bienen für den Frieden: Eine Schwärmerei

Sonnwend rückt näher. Die Wildrosen stehen in voller Blüte und verströmen ihren betörenden Duft. Die alten Linden haben das Festtagsbuffet für die Bienen eröffnet. In der Waldlichtung schwirrt und summt es. Die laue Sommerluft vibriert über den wogenden Gräsern. Das Leben ufert aus. So wie die drei Bienenvölker, die in den letzten Tagen geschwärmt sind und nun hier am Waldrand ihre neue Heimat gefunden haben. Ich schließe die Augen und überlasse mich dem Tanz der Natur. Freude, Friede, Schaffensgeist.

Bienen am Flugloch

Das Bienenvolk fasziniert Naturwissenschaftler, Philosophen und Soziologen seit Jahrhunderten. Als hochorganisiertes soziales System bietet es uns Einblicke in Kooperation, Arbeitsteilung, Kommunikation und Gemeinschaftsleben. Diese strukturierten und funktionalen Aspekte des Bienenstaats, wie Altruismus, Kollektive Intelligenz, Resilienz und Anpassungsfähigkeit, soziale Hierarchie und Führung können als Modell dienen, um menschliche Gesellschaften zu verstehen und zu verbessern.

Doch darum wird es in diesem Artikel nicht gehen. Auch nicht um die symbolische Bedeutung der Bienen im spirituellen Kontext oder die faszinierende Geometrie des Bienenstocks, insbesondere der sechseckigen Waben.

Bienen können auf noch ganz andere Weise in diesen turbulenten Zeiten zur Konfliktlösung und Stabilität beitragen. Die kleinen Bestäuber spielen nicht nur eine entscheidende Rolle in unseren Ökosystemen, sondern könnten auch wesentlich zur Konfliktlösung, Ernährungssicherheit, Stärkung gefährdeter Gruppen und sogar zur Diplomatie beitragen.

Bienen auf Wabe

Die Rolle der Bienen bei der Konfliktlösung

Bienenprojekte können als Katalysatoren für den Frieden dienen, indem sie gemeinschaftliche Bindungen stärken und wirtschaftliche Chancen schaffen. In Regionen, die von ethnischen oder politischen Spannungen betroffen sind, bringen gemeinschaftliche Imkerei-Projekte Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Ein beeindruckendes Beispiel ist das „Hive Uganda„-Projekt, das Gemeinschaften unterstützt, durch Imkerei wirtschaftlich unabhängig zu werden und gleichzeitig soziale Kohäsion zu fördern.

Ernährungssicherheit durch Bestäubung

Bienen sind unerlässlich für die Bestäubung vieler Nutzpflanzen, die unsere Ernährungssicherheit garantieren. Ohne Bienen würde die Produktion von Obst, Gemüse und Nüssen drastisch sinken, was zu Ernährungsengpässen und erhöhten Lebensmittelpreisen führen würde. Durch die Förderung der Imkerei und den Schutz von Bienenpopulationen können Gemeinschaften ihre landwirtschaftliche Produktivität und Ernährungssicherheit verbessern. Projekte wie „Bees for Development“ haben in vielen Ländern gezeigt, dass die Unterstützung von Kleinbauern bei der Imkerei zu einer stabileren Nahrungsmittelversorgung führt und gleichzeitig das Einkommen erhöht.

10 positive Effekte, wie Bienen das Leben verbessern können:

Bienen erhalten die Artenvielfalt. Durch die Pflege der Bienen kümmern wir uns um unsere Umwelt.

Bienen sorgen für gute Bestäubung: Das bedeutet eine Verbesserung der Ernteerträge und Gewinne für Landwirte.

Honig und Bienenwachs werden in jeder Gesellschaft geschätzt und generieren ein lohnendes Einkommen.

Die Produkte von Bienen liefern Medikamente, zum Beispiel Honig für die Wundpflege und Propolis, das antibakterielle und antimykotische Eigenschaften hat.

Bienenstöcke können aus lokalen Materialien hergestellt werden – sie können kostengünstig oder sogar kostenlos sein. Bienenschwärme sind oft frei verfügbar. Sinnvollerweise werden lokale Bienenarten verwendet.

Imkern muss nicht zeitaufwändig sein und geht neben der Zeit, die in der Kinderbetreuung oder Landwirtschaft gebraucht wird.

Bienen finden ihre eigene Nahrung, indem sie blühende Pflanzen suchen, wo immer sie wachsen. Daher ist die Imkerei auch für Landlose möglich.

Die Produkte der Bienen: Honig, Bienenwachs, Pollen und Propolis können verwendet werden, um wertvolle Sekundärprodukte herzustellen – das schafft Einkommensspielmöglichkeiten für mehr Menschen.

Imkerei ermöglicht Einkommensgenerierung ohne Zerstörung des Waldes oder eines anderen Lebensraums. Darüber hinaus bietet Bienenschutz einen finanziellen Anreiz zum Schutz des Lebensraums.

Imkerei ist die perfekte selbsterhaltende Aktivität. Durch die Bestäubung von blühenden Pflanzen ernähren sich die Bienen selbst und sichern für zukünftige Generationen Nahrung. Auf diese Weise wird die Artenvielfalt erhalten.

Bienen im Schwarm

Stärkung armutsgefährdeter Gruppen

Imkerei bietet insbesondere armutsgefährdeten Gruppen wie Frauen und Jugendlichen in ländlichen Gebieten eine Einkommensquelle und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Durch gezielte Schulungsprogramme können diese Gruppen die Fähigkeiten erwerben, die sie benötigen, um erfolgreich in der Imkerei tätig zu sein. Ein bemerkenswertes Projekt ist „African Women in Beekeeping„, das Frauen in afrikanischen Ländern Ausbildung und Unterstützung bietet, um durch Imkerei finanziell unabhängig zu werden.

Diplomatie und internationale Zusammenarbeit

Die Imkerei kann auch als Instrument der Diplomatie dienen. Durch den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken im Bereich der Bienenzucht können Länder und Gemeinschaften grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Internationale Konferenzen und Netzwerke wie „Apimondia“ fördern den globalen Austausch und die Zusammenarbeit im Bereich der Bienenzucht, was zu einem besseren Verständnis und einer stärkeren globalen Zusammenarbeit führen kann.

Ökologische und soziale Widerstandsfähigkeit

Bienen tragen zur ökologischen Widerstandsfähigkeit bei, indem sie zur Biodiversität und zur Gesundheit unserer Ökosysteme beitragen. Ein starkes Ökosystem kann besser mit den Herausforderungen verschiedenster Umweltprobleme umgehen. Durch innovative Bestäuberprojekte können lokale Gemeinschaften nicht nur ihre Umwelt schützen, sondern auch soziale und wirtschaftliche Stabilität erreichen. Projekte wie „The Honeybee Conservancy“ fördern nachhaltige Bienenzucht und den Schutz von Bestäubern weltweit. Mellifera ist ein deutsches Projekt, das sich der wesensgemäßen Bienenhaltung und der Gestaltung ihrer Lebensräume widmet.

Bewusstsein und Förderung bewährter Verfahren

Um das Bewusstsein für die wichtige Rolle der Bienen zu schärfen, sind Bildung und Öffentlichkeitsarbeit entscheidend. Schulen, Gemeinden und Regierungen sollten Programme unterstützen, die die Bedeutung der Bienen und der Imkerei hervorheben. Der Austausch bewährter Verfahren durch internationale Netzwerke und Organisationen kann lokale Gemeinschaften weltweit dabei unterstützen, von erfolgreichen Modellen zu lernen und sie anzupassen.

Bienen sind weit mehr als nur Bestäuber; sie sind Friedensstifter, Ernährer und Vorbilder für Zusammenarbeit und Widerstandsfähigkeit. Indem wir Bienen und die Imkerei fördern, können wir einen positiven Beitrag zur Konfliktlösung, Ernährungssicherheit, Stärkung gefährdeter Gruppen und internationalen Diplomatie leisten. Lassen Sie uns in diesen turbulenten Zeiten gemeinsam daran arbeiten, das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen zu schärfen. Schützen Sie die heimischen Bienen, indem Sie Blühpflanzen setzen, die als Nektar- und Pollenquelle dienen. Verzichten Sie konsequent auf chemische Pestizide und Herbizide, auch solche, die sich auf Pflanzen befinden, die man in Gärtnereien erwerben kann. Nehmen Sie an Workshops teil oder schauen Sie einem befreundeten Imker über die Schulter. Denken Sie auch an Wildbienen und lassen Sie Bereiche mit Totholz und Geäst im Garten zu, die bodenbrütenden Arten eine Nistmöglichkeit bieten.

To make a prairie it takes a clover and one bee,
One clover, and a bee,
And revery.
The revery alone will do,
If bees are few.

Emily Dickinson

Es braucht nicht viel für ein blühendes Leben. Eine Biene. Etwas Klee. Und etwas Schwärmerei.

Aber selbst wenn der Klee rar ist und der Bienen wenig, tuts die Kraft des Träumens, um an der Wirklichkeit zu bauen, die man sich wünscht.

Jeans: ein Wandel des Protests – vom Zerfetzen zum Flicken

Einst zerfetzt, heute liebevoll geflickt: Jeans haben eine reiche kulturhistorische Bedeutung, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und verschiedene soziale, politische und kulturelle Bewegungen widerspiegelt.

zerrissene Jeans

Arbeitskleidung und Robustheit

Jeans wurden ursprünglich im späten 19. Jahrhundert als robuste Arbeitskleidung für Goldgräber, Cowboys und Fabrikarbeiter entwickelt. Levi Strauss und Jacob Davis erfanden die Jeans, um den Bedürfnissen dieser Arbeiter gerecht zu werden. Die Robustheit der Hosen war entscheidend, und das Flicken war eine notwendige Praxis, um die Lebensdauer der Kleidung zu verlängern.

1950er Jahre: Rebellion und Jugendkultur

In den 1950er Jahren wurden Jeans zum Symbol der Rebellion gegen die etablierte Ordnung, vor allem durch Filme wie „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean. Das Tragen von Jeans, ob geflickt oder nicht, wurde zum Ausdruck einer neuen, unabhängigen Jugendkultur, die sich gegen die traditionellen Werte der Nachkriegszeit stellte.

1960er und 1970er Jahre: Hippie- und Punk-Bewegung

In den 1960er Jahren wurden geflickte und verzierte Jeans zum Markenzeichen der Hippie-Bewegung. Die Hippies verwendeten Patches, Stickereien und andere kreative Elemente, um ihre Kleidung zu personalisieren und ein Statement gegen den Konsumismus und für Frieden und Liebe zu setzen.

In den späten 1970er Jahren übernahm die Punk-Bewegung zerrissene Jeans als Teil ihrer ästhetischen und politischen Rebellion. Bands wie die Sex Pistols und The Ramones trugen sie als Ausdruck von Anti-Establishment und Nonkonformismus. Die Risse und Löcher symbolisierten eine Ablehnung der bürgerlichen Ordnung und die Desillusionierung gegenüber der Gesellschaft.

1980er Jahre: Mainstream und Kommerzialisierung

In den 1980er Jahren wurden zerrissene Jeans zunehmend kommerzialisiert und fanden ihren Weg in die Mainstream-Mode. Designer begannen, zerrissene Jeans zu produzieren, was zu einer Entpolitisierung des ursprünglichen rebellischen Symbols führte.

Jeans stonewashed

1990er Jahre: Grunge-Bewegung und Alternative Rock

In den 1990er Jahren wurden zerrissene Jeans durch die Grunge-Bewegung erneut populär. Bands wie Nirvana und Pearl Jam trugen sie als Teil ihres unprätentiösen und gegenkulturellen Stils. Der Grunge-Look war eine Absage an die glamouröse Mode der 1980er Jahre und stand für Authentizität und eine raue Ästhetik.

2000er und 2010er Jahre: Retro-Trends und Individualität

In den 2000er und 2010er Jahren erlebten zerrissene und geflickte Jeans ein Comeback als Retro-Trend. Sie wurden von einer neuen Generation entdeckt und individualisiert. Der DIY-Geist kehrte zurück, wobei Menschen ihre Hosen selbst zerrissen oder flickten, um ihre Individualität und Kreativität auszudrücken.

Nachhaltigkeit und Ethik

In den letzten Jahren hat die Nachhaltigkeitsbewegung das Flicken von Jeans wiederbelebt. Angesichts der Umweltprobleme durch die Fast-Fashion-Industrie sind geflickte Jeans zu einem Symbol für nachhaltigen Konsum und bewusste Lebensweise geworden. Menschen flicken ihre Jeans, um deren Lebensdauer zu verlängern und Ressourcen zu schonen.

Jeans flicken

Kulturelle Aneignung und Globalisierung

Mit der Globalisierung hat sich die Mode der zerrissenen und geflickten Jeans weltweit verbreitet. Sie ist nicht mehr auf bestimmte kulturelle oder soziale Gruppen beschränkt, sondern wird in verschiedenen Kontexten und Kulturen getragen. Dies führt auch zu Diskussionen über kulturelle Aneignung und die Bedeutung von Mode in verschiedenen kulturellen Kontexten.

Geflickte und zerrissene Jeans sind somit nicht nur Kleidungsstücke, sondern tragen eine Vielzahl von kulturellen, sozialen und politischen Bedeutungen in sich, die sich über die Jahrzehnte entwickelt haben.

Interessant ist der Übergang vom Zerstören der Jeans, der auch von der Modeindustrie aufgegriffen wurde (etwa mit den Stonewashed Jeans), zum liebevollen Flicken von „Jeans fürs Leben“. Damit wandelte sich auch die Art des Protests.

  1. Kritik an Konsum und Wegwerfkultur: Geflickte Jeans sind ein starkes Statement gegen die Wegwerfkultur. Indem man beschädigte Kleidung repariert und weiterträgt, wird die Praxis des bewussten Konsums und der Nachhaltigkeit betont, anstatt auf schnelle, billige und kurzlebige Mode zu setzen.
  2. Wertschätzung und Wiederverwendung: Das Flicken kann eine Botschaft der Wertschätzung und Wiederverwendung von Ressourcen senden. Es zeigt, dass Kleidung, auch wenn sie beschädigt ist, noch einen Wert hat und nicht sofort weggeworfen werden sollte. Dies richtet sich gegen die Verschwendung und die negativen Umweltfolgen der Modeindustrie.
  3. Selbstbestimmung und Individualität: Geflickte Jeans können auch Individualität und Kreativität ausdrücken. Das Reparieren von Kleidung ist ein persönlicher und kreativer Akt, der die Fähigkeit zur Selbstbestimmung und zur Ablehnung standardisierter, massenproduzierter Mode zeigt. Es kann ein Zeichen dafür sein, dass man sich von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen befreien will.
  4. Solidarität und sozioökonomische Aussagen: Das Tragen von geflickten Jeans kann Solidarität mit Menschen ausdrücken, die sich keine neue Kleidung leisten können. Es kann auch eine Kritik an sozialen Ungleichheiten und der Diskrepanz zwischen Arm und Reich sein. Indem man bewusst geflickte Kleidung trägt, kann man auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, soziale Gerechtigkeit und gleiche Chancen für alle zu fördern.

Zusammengefasst sind geflickte Jeans viel mehr als reparierte Kleidung: Sie sind eine Protestaktion visueller und symbolischer Art, um verschiedene wichtige Themen anzusprechen, darunter Nachhaltigkeit, Kritik an der Konsumkultur, soziale Gerechtigkeit und die Feier von Individualität und Kreativität.

Sie möchten tiefer in die Welt des Flickens eintauchen? Dann lassen Sie uns bei einem der nächsten Repair Café plaudern:

Der Trend aus dem heimischen Wohnzimmer oder dem Repair Café findet auch immer mehr Einzug in kleine Handwerksbetriebe, die auf diese Weise Einzelstücke kreieren. Etwa Kapujeans aus Österreich. Die Basisjeans sind von den ikonischen Marken Levis, Lee, Wrangler oder Mustang aus zweiter Hand. Die Flicken stammen von getragenen Kleidungsstücken. Die Unikate erzählen jeweils eine eigene Geschichte. Die Nähte werden mit hochwertigen Baumwollgarnen gefertigt.

Jeans sind nicht nur Alltagskleidung. Sie können ein Statement sein.

Herzkohärenz – Wenn Körper und Seele im Einklang sind

Herzkohärenz ist ein kraftvoller gleichmäßiger Herzrhythmus, der einhergeht mit innerer Gelassenheit, Freude, Frieden, Liebe.

Gefühle haben ihren Sitz im limbischen System, das entwicklungsgeschichtlich viel älter ist als der Neokortex, der Sitz unseres Denkens und des Bewusstseins.

Dieser Teil des Gehirns funktioniert weitgehend unwillkürlich und reflexartig. Auch Blutdruck, Herzschlag, Immunsystem und Verdauung sind beispielsweise so gesteuert. Stress und starke Emotionen können dieses normalerweise reibungslos funktionierende System jedoch aus dem Takt bringen: Man kommt nicht mehr zur Ruhe, schläft schlecht, leidet unter Magen- oder Darmproblemen, die Abwehrkräfte machen schlapp.

Der Volksmund sieht sprichwörtlich den Ursprung der Emotionen im Herzen: Das Herz kann einem in die Hosen rutschen. Es kann uns schwer ums Herz sein. Oder es hüpft in der Brust. Manchmal schlägt es bis zum Hals. Wir verschenken unser Herz. Wir nehmen uns Dinge zu Herzen. Gelegentlich folgen wir der Stimme unseres Herzens. Wir finden manches herzzerreißend. Manche haben das Herz am rechten Fleck. Botschaften können uns treffen wie ein Stich ins Herz.

Und tatsächlich gibt es zahlreiche Hinweise dafür, dass das Herz auch biologisch eng mit unseren Emotionen verknüpft ist.

Wenn wir gestresst sind, Angst haben, traurig oder wütend sind, wird der Herzschlag unrhythmisch. Positive Emotionen hingegen führen zu einem regelmäßigen, gleichförmigen Muster von Atmung und Herzschlag. Mittels Biofeedback lässt sich dies in sinusförmigen Wellenlinien darstellen. Diesen Zustand nennt man Herzkohärenz.

Aber auch ohne Biofeedback können Sie Herzkohärenz in den Alltag bringen:

1. Hier und Jetzt

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Herzregion. Konzentrieren Sie sich nun auf die Mitte Ihrer Brust – auf den Herzbereich. Wenn Sie möchten, können Sie Ihre Hand über Ihr Herz legen. Falls Sie mit den Gedanken abschweifen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach wieder zurück auf die Herzgegend.

2. Atmen

Während Sie sich auf den Herzbereich konzentrieren, stellen Sie sich vor, wie Ihr Atem durch diese Körperregion ein- und ausströmt. Atmen Sie tief ein und langsam und leicht wieder aus. Die Konzentration fällt leichter, wenn Sie beim Einatmen „Ein“ denken und beim Ausatmen „Aus“ (oder tief – langsam, ruhig – leicht). Machen Sie das so lange, bis Ihr Atem ruhig und gleichmäßig fließt und Sie ihn nicht mehr kontrollieren müssen. Ihr Atem und Ihr Herzrhythmus gleichen sich aneinander an. Atmen Sie entspannt weiter, bis Sie einen natürlichen inneren Rhythmus finden, der sich für Sie gut anfühlt.

3. Fühlen

Erinnern Sie sich, während Sie ruhig und konzentriert weiteratmen, an einen Moment innerer Freude und versuchen Sie dieses Gefühl erneut zu erleben. Das kann ein Gefühl von Wertschätzung oder Fürsorge für eine bestimmte Person oder auch ein Haustier gewesen sein, oder ein Ort, an dem Sie sich wohlfühlen, oder eine Tätigkeit, die Sie mit Begeisterung machen. Falls Sie gerade nichts dabei empfinden, ist das auch in Ordnung. Versuchen Sie es einfach weiter und beobachten Sie während dessen Ihre Emotionen. Wenn sich eine positive Erinnerung und das damit verbundene Gefühl eingestellt hat, atmen Sie das Gefühl ein und aus. Atmen Sie Wertschätzung, Glück oder Schönheit; oder atmen Sie Ausgeglichenheit ein und Vergebung aus, atmen Sie Liebe ein und Mitgefühl aus, atmen Sie Freude ein und Leichtigkeit aus, …

4. Weit werden

Wenn Sie diese ersten drei Schritte einigermaßen beherrschen, können Sie dieses Gefühl der Wertschätzung aufrechterhalten und es gleichzeitig auch auf andere lenken. Wenn Ihre Gedanken abschweifen, lenken Sie die Atmung wieder sanft zurück auf die Herzregion und verbinden sich erneut mit dem Atem und den Gefühlen.

Herzkohärenz

5. Immer und überall

Üben, üben, üben Sie, bis die Herzkohärenz ein Reflex wird. Zum Beispiel immer, wenn Sie durch einen Türstock gehen; immer, wenn das Telefon klingelt; immer, bevor Sie etwas trinken, … Wenden Sie das Kohärenztraining an, wenn Sie negative Emotionen wie Ärger oder Angst spüren, wenn Konfliktgespräche anstehen, wenn Sie nicht einschlafen können, wenn Sie Sorgen haben, wenn traumatische Erinnerungen auftauchen, wenn sie wichtige Entscheidungen fällen müssen, kreative Ideen brauchen oder neue Antworten suchen. Während Sie sich in Kohärenz befinden, können Sie konfliktbeladene Themen aus einem umfassenderen und ausgewogeneren Blickwinkel betrachten. Einsichten des Herzens sind oft sehr subtil. Vergleichen Sie die Lösungen, die sich aus der Sichtweise des Herzens ergeben, mit solchen, die Ihnen Ihr Verstand vorschlägt.

Literatur:

Childre, D., & Martin, H. (2000). Das HeartMath Buch: Emotionale Intelligenz durch Herzintelligenz. München: Goldmann Verlag.

Dahlke, R. (2016). Die Heilkraft des Herzens: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Herzintelligenz. München: C. Bertelsmann Verlag.

Pearsall, P. (2001). Herzintelligenz: Wie das Herz unser Leben steuert. München: Droemer Knaur.

Raß, K.-H. (2015). Herzkohärenz: Die Physik der Herzschwingungen. Stuttgart: Schattauer Verlag.

Rozman, D., & McCraty, R. (2010). Die Kraft der Herzensintelligenz: Wie Sie Ihren Herzrhythmus nutzen können, um Stress abzubauen und zu innerer Ruhe zu finden. München: Kösel Verlag.

Schulz, J. (2018). Herzfrequenzvariabilität: Das Zusammenspiel von Herz und Gehirn verstehen und nutzen. Berlin: Springer Verlag.

Zum Jahreswechsel

Liebe Leser,

wieder schließt sich der Kreis und wir beginnen eine neue Runde um unseren strahlenden Sonnenstern, der sich inmitten der Galaxien dreht.

Atmen Sie ein, beruhigen Sie Ihren Herzschlag, hören Sie in sich hinein. Es kommt und geht so viel und doch – unter all dem liegt eine große Stille, herrscht Geräumigkeit, die alles im Gleichgewicht hält.

In diesen Zeiten des Wandels bin ich zutiefst dankbar für meine Familie, meine Freunde und die vielen Menschen aus aller Welt, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, mit denen ich meine Hoffnung teilen konnte.

In unserer Geschichte gab es immer wieder Perioden persönlicher und kollektiver Schwierigkeiten. Doch ein klarer Verstand und ein gutes Herz vermögen Leiden zu lindern, helfen in Würde zu leben, die Schwierigkeiten auf dieser Welt mit Mitgefühl zu ertragen und mutig alles zu tun, um das Zerbrochene zu reparieren.

Krisen sind nicht das Ende der Geschichte. Sie sind ein Übergang in bessere Zeiten.

Sonnwend, Weihnachten, Neujahr sind äußere Feierlichkeiten einer unaufhaltsamen Erneuerung. Es gibt immer Gras, das sich durch den Asphalt hindurch dem lebensspendenden Licht entgegen kämpft. Diese Lebenskraft tragen auch wir in uns.

Während in den Nachrichten die dunkelste Seite der Menschheit gezeigt wird, gibt es auch in jeder Sekunde unzählige Taten der Güte und der Liebe. Momente des Vertrauens, des Friedens, der Leichtigkeit. Atmen Sie noch einmal ein und erspüren Sie diese Seite der Wirklichkeit.

Selbst unsere großen Probleme sind Teil eines Weges, auf dem wir aufgefordert sind, zu werden, was wir sein können: Menschen, die ihre Bestimmung erkennen und diese zum Segen für uns alle einsetzen.

Angst und Schrecken kann uns durch die Nachrichten packen. Aber wir sind nicht unsere Angst. Wir sind auch nicht das, was wir über die Welt denken. Und selbst unser Körper ist nur eine Hülle. Was verbleibt, ist das Bewusstsein, das in diesen Körper hineingeboren wurde. Was werden wir mit diesem Bewusstsein machen? In welche Richtung soll der Tanz des Lebens gehen?

Erneuerung geschieht unaufhaltsam. Nehmen Sie sich Zeit, auf Ihr Herz zu hören. Fühlen Sie die erneuernde Kraft des Frühlings, die in uns schlummert und darauf wartet hervorzubrechen. Nähren Sie den Keim des Lebens in dieser dunklen Wendezeit. Füllen Sie die Welt mit Liebe.

Lernen Sie in unseren „Dialogen mit Respekt“ Menschen kennen, die trotz dystopischer Szenarien daran arbeiten, dass sich die Dinge zum Guten wenden.

Zum Jahreswechsel: Schneeglöckchen

Ich schließe meine Neujahrswünsche mit den Worten von Pablo Neruda:

"Sie können alle Blumen pflücken, aber sie können den Frühling nicht aufhalten."

Pablo Neruda

Ihre Alexandra Streubel

Künstliche Intelligenz & Natürliche Intelligenz: Von Sinn und Unsinn

Lassen Sie mich den Exkurs über Künstliche Intelligenz mit dem Erstellen eines Rezepts für Palatschinken beginnen:

Natürliche Intelligenz (NI): Eine Person könnte mithilfe ihrer natürlichen Intelligenz, ihrer Erfahrung, ihrer Kreativität und ihres kulturellen Erbes ein Palatschinken-Rezept erstellen. Diese Person könnte aufgrund ihres Verständnisses von Geschmack, Textur und kulinarischer Harmonie die passenden Zutaten und Mengen auswählen. Sie könnte auch auf persönlichen Vorlieben basierend entscheiden, ob sie traditionelle Zutaten verwendet oder kreative Variationen hinzufügt. Dieser Prozess würde menschliche Intuition, emotionale Verbindung zur Küche und ein tiefes Verständnis für die Kunst des Kochens und die Verwendung aller Sinne einschließen.

Künstliche Intelligenz (KI): Bei der Erstellung eines Palatschinken-Rezepts durch KI würden Algorithmen und maschinelles Lernen verwendet. Die KI könnte eine große Datenbank von bestehenden Palatschinken-Rezepten analysieren, um gemeinsame Zutaten, Mengenverhältnisse und Zubereitungsarten zu identifizieren. Sie könnte auch Trends in der Küche erkennen und möglicherweise innovative Kombinationen von Zutaten vorschlagen. Die KI könnte mithilfe von Mustererkennung und Wahrscheinlichkeiten ein neues Rezept generieren, das auf den analysierten Daten basiert. Dieses Rezept würde objektiv auf bewährten Informationen und statistischen Mustern beruhen, jedoch ohne persönliche Intuition oder kulturelle Berücksichtigung.

Der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen liegt in der Tiefe des Verständnisses. Die natürliche Intelligenz kann die subtilen Nuancen der Aromen und die emotionale Verbindung zur Nahrung besser erfassen, während die künstliche Intelligenz auf statistischer Analyse und Mustererkennung basiert, ohne ein intrinsisches Verständnis für Geschmack oder Kultur zu haben.

So kam es bei einem Versuch mittels KI aus einem Pool von 1600 bekannten Eissorten neue Rezepte zu kreieren zu folgenden Vorschlägen: Kürbis-Müll-Eis, Erdnussbutter-Schleim-Eis, Erdbeersahne-Kompost-Eis, …

KI lernt. Bei meinem letzten Versuch Eissorten zu kreieren waren durchaus schon überlegenswerte, wenn auch gewagte Kombinationen zu finden: Lavendel-Honig-Ziegenkäse-Eis, Bier-Brezel-Eis, Sardellen-Kapern-Zitronen-Eis, …

Es ist ein großer Unterschied, einen Menschen um etwas zu bitten und dasselbe Ziel einem KI-System zu setzen. Fragt man jemanden, wie man von seinem Standort aus am schnellsten zu einer Tasse Kaffee kommt, wird er vielleicht den Weg zum nächsten Kaffeehaus erklären. Bittet man einen Menschen um eine Tasse Kaffee, ist das für ihn nicht die Aufgabe seines Lebens, als ob es nichts anderes gäbe. KI könnte hingegen befinden, dass es schneller geht, wenn man beim Nachbarn einbricht und seine Kaffeemaschine kapert. KI ist nicht auf Ethik und Moral programmiert.

Die Gefahr der KI besteht nicht darin, dass sie sich gegen uns auflehnt, sondern dass sie genau das tut, worum wir sie bitten. Die Kunst, mit KI zu arbeiten ist also: Wie bereitet man eine Fragestellung auf, damit sie das tut, was wir wollen?

Manchmal liegt die Krux auch schon an den Daten, mit denen KI trainiert wurde. Eine Gruppe von Forschern trainierte KI darauf, Schleien in Bildern zu erkennen. Das ging ziemlich daneben und es wurden viele Fische erkannt, die gar keine Schleien waren. Als die Forscher fragten, welcher Teil des Bildes zur Fische-Erkennung verwendet wurde, stellte sich heraus, dass es menschliche Finger waren. Warum sollte KI nach menschlichen Fingern bei der Fische-Erkennung suchen? Nun, die Schleie ist ein Trophäenfisch und in vielen Bildern, mit der die KI trainiert wurde, wurden die Fische eben von menschlichen Händen präsentiert.

Ich liebe KI. Etwa, wenn ich ChatGPT plaudernd als Suchmaschine verwende und an Informationen gelange, die bisher allen Rechercheversuchen trotzten. Oder wenn ich im Malen und Zeichnen wenig begabt, mit Midjourney auf faszinierende Weise die Bilder aus meinem Kopf auf den Bildschirm bringe. Für das piekfeine Erstellen eines Literaturverzeichnisses, das mich sonst Stunden beschäftigt hätte. Oder für das Analysieren von großen Datenmengen. Wobei wir schon wieder beim Unsinn sind, denn oft werden dabei äußerst überzeugende Aussagen generiert, die schlichtweg falsch sind oder gar gefährlich.

Das liegt daran, dass KI Systeme keine „Grundwahrheit“ haben, die aktuelle, präzise und vollständige Daten erfordern würde. Gütekriterien wie Objektivität, Transparenz, Erklärbarkeit und Nachvollziehbarkeit fehlen vollständig. KI ist laufend am Lernen.

Nutzt man KI also in einem Themengebiet, in dem man sich auskennt, kann man schmunzeln über so manchen haarsträubenden Unsinn, den ein Chatbot produziert. Und es ist auch spannend, mit gezielten Fragen herauszufinden, wes Geistes Kind KI ist. Aber man kann die Fehler erkennen und bestenfalls gleich Feedback geben, um den Lernprozess mitzusteuern und voranzutreiben. Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn man beispielsweise versucht, Hilfe für ein gesundheitliches Problem zu finden, dass einen piesackt.

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Gerade in der Medizin ist KI eine große Hilfe bei der Erstellung von Diagnosen, etwa beim Deuten von Röntgenbildern und MRT-Scans oder bei der Hautkrebserkennung. Und als Instrument der Schulmedizin ist sie natürlich auch hervorragend geeignet für die Therapieplanung oder das Herstellen individueller Medikamente. Maschinelle Intelligenz für eine maschinelle Medizin.

Für eine ganzheitliche, integrative biopsychosoziale Medizin braucht es jedoch mehr. Und hier sind wir bei Leistungen, die KI nicht zu erbringen vermag. Empathie erfordert die Mensch-zu-Mensch-Begegnung. Nonverbale Kommunikation ist mit einem Chatbot nicht möglich, Intuition und Urteilsvermögen fehlen ebenso wie Ethik und Moral.

Einst dachte man, natürliche Intelligenz wäre großteils eine genetische Sache. Doch unser Gehirn verfügt nur über das Potenzial zu Intelligenz. Ob und in welchem Ausmaß wir es entfalten, hängt von unseren Erfahrungen und von unseren sozialen Beziehungen ab.

Wenn wir diese Lernerfahrungen nicht mehr machen, etwa, weil wir sie in hohem Maße an künstliche Intelligenz delegieren, verarmen und verdummen wir kollektiv.

Sollte man nun das Kind mit dem Bade ausschütten, oder gibt es Wege der Synthese, um das Beste aus beiden Welten zu nutzen? Dazu bedarf es jedenfalls radikaler Umbrüche. Bildungseinrichtungen müssen weg vom Auswendiglernen von Fakten und stattdessen den Fokus auf kritisches Denken, Kreativität, das Fördern von Neugier und Entdeckergeist sowie das Lösen von Problemen legen. Ein grundlegendes Verständnis von KI kann dazu beitragen, sie dort zu nutzen, wo sie sinnvoll ist. Für einen klugen Umgang mit Technologie ist es notwendig, sich über seine ethischen Prinzipien und moralischen Werte klar zu sein.

Künstliche Intelligenz hat sich in rasender Geschwindigkeit Allgegenwärtigkeit erobert. KI ist überall, ob es uns bewusst ist oder nicht. Ob sie zu unserer Zerstörung oder zu unserer Erlösung beitragen wird, liegt in unserer Hand.

Soll künstliche Intelligenz zum Wohle aller beitragen, ist die erste Forderung, dass sie frei von finanziellen Interessen zur Open Source werden muss, anstatt eine weitere Ausbeutungsoptimierung des Kapitalismus darzustellen. Die zweite Notwendigkeit ist, die Konstruktion offenzulegen, um eine gemeinsame transparente Gestaltung zu ermöglichen, und zwar nicht nur einer privilegierten Gruppe von Menschen. Die bohrende Frage ist: Welche Werte liegen der Konstruktion und Verwendung zugrunde?

Wie schnell es gewollt oder auch ungewollt zu Verzerrungen kommen kann, zeigt das Beispiel von Amazon, das KI dazu verwendete, eine maschinelle Vorauswahl für Bewerbungen anhand der zugesandten Unterlagen zu treffen. Das Experiment scheiterte, da das Ausgangsmaterial für die Mustererkennung Bewerbungen der bisherigen Belegschaft waren. Und das waren großteils Männer. Frauen wurden also systematisch benachteiligt.

KI ist ziemlich beschränkt, denn sie versteht nicht, was sie sieht. Darum ist es so schwer, die Bilderkennung von selbstfahrenden Autos zu entwickeln, und deshalb gibt es so viele Pannen aufgrund einer verwirrten KI. 2016 gab es einen tödlichen Unfall, als jemand die Autopilot-KI von Tesla benutzte. Aber statt sie auf der Autobahn zu nutzen, wofür sie entworfen wurde, setzte er sie in der Stadt ein. Ein Lastwagen fuhr vor dem Auto heraus und das Auto bremste nicht. Die KI wurde durchaus darauf trainiert, die Lastwagen in Bildern zu erkennen. Aber die KI wurde darauf trainiert, die LKWs auf Autobahnen zu erkennen, wo man sie normalerweise von hinten sieht. LKWs auf der Autobahn seitlich zu sehen, sollte eigentlich nicht passieren. Als die KI diesen LKW sah, erkannte sie ihn vermutlich als Verkehrszeichen, unter dem sie sicher durchfahren konnte.

Es mag faszinierend sein, metaphorische Analogien zwischen Künstlicher Intelligenz und dem Kollektiven Unbewussten herzustellen, und damit auch unserem Wunsch nach Transzendenz nachgeben, können doch die großen Mengen an Daten auf Muster und Zusammenhänge hindeuten, die an kollektive menschliche Erfahrungen erinnern. Die Gefahr maschineller Transzendenz geht jedoch über die chemisch induzierte hinaus, und könnte darin gipfeln, dass wir uns selbst überflüssig machen, mit einer Intelligenz, die die kognitive Leistungsfähigkeit der Natur übertrifft, mit genetisch perfekt gestylten Körpern und sogar mit wunschgemäßen Emotionen per Brain-Computer-Interface.

So mag es uns ergehen wie dem Zauberlehrling in Goethes Faust: „Die Geister, die ich rief, werd’ ich nun nicht mehr los.“


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