Dialog mit Respekt: Haltung und Verhalten

Als innere Haltung bezeichnet die Psychologie die Einstellung, mit der ein Individuum auf
Geschehnisse, bestimmte Gruppen von Menschen, Objekte und Situationen reagiert und wie es diese bewertet. Diese innere Haltung drückt sich in Überzeugungen, Emotionen und Verhalten aus.

Die schlechte Nachricht? Sie besitzen alle Zutaten, um Ihr Leben in einen Albtraum zu verwandeln. Die gute Nachricht? Sie haben auch alles, was Sie brauchen, um Ihr Leben positiv zu gestalten.

Weshalb ich mich erdreiste, das zu behaupten? Keine Sorge, ich werfe Ihnen keine Liste von psychologischen Studien an den Kopf. Aber es ist meine unerschütterlich optimistische Haltung.

Wie kommt man dazu?

Ich komme aus einer Familie von Aufräum- und Putzsüchtigen. Sogar mein Bruder, mit dem ich das Zimmer teilte, war davon befallen. Oder kennen Sie viele 17-jährige Jungs, die mit ihrer kleinen Schwester begeistert ans Großreinemachen gehen? Wenn meine Eltern zum Kaffeetrinken kommen, ist bestimmt schon das Blumenbeet gejätet, irgendeine lockere Schraube am Sonnenschirm angezogen oder der Schnee geschaufelt, bevor sie schnell eine Tasse Kaffee leeren und ein Stück Kuchen verspeisen.

Zum Umdenken brachte mich mein Sohn. Einerseits durch seinen unglaublich lustvollen Umgang mit Matsch und andererseits durch seinen endlos geduldigen Blick, wenn ich ihm klarmachte: „Gleich spiel ich mit Dir. Nur noch schnell Staubsaugen.“ Und da er ein so braves Kind war, konnte ich dann auch noch schnell die 28 Fenster putzen, und die Wäsche
bügeln, und… Fertig wurde ich nie, dazu war das Haus einfach zu groß, das heißt ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Wenn am Abend mein Mann nach Hause kam und mich dann auch noch scheinbar sabotierte, weil er die Schuhe nicht auszog, herumbröselte oder beim Händewaschen das ganze Waschbecken nass spritzte, war ich am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Gott-sei-Dank. Ab da begann ich die Haltung „Es muss perfekt sein.“ nach und nach abzumontieren und auf ein rechtes Maß zurückzustutzen. Und ich konnte mit meinem Sohn spazieren gehen, und den Abwasch auf später verschieben.

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Es geht uns oft im Leben so, dass wir eine Einstellung oder Haltung zu etwas haben und uns nur schwer davon abbringen lassen, diese zu überdenken. Vielleicht ist es aus Ihrer Sicht auch genau richtig, so zu denken, weil Sie sich diese Haltung ja erarbeitet haben und somit begründen können. Aber was wäre, wenn sich hinter den Dingen und Personen, die Sie mit Ihrer Haltung als „falsch“ oder „schlecht“ empfinden, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen oder ihnen den Teufel und die Pest an den Hals wünschen, was wäre, wenn sich hinter diesen Personen etwas verbirgt, das, wenn Sie die Sache nur aus einem anderen Blickwinkel erforschen würden, Sie vielleicht die wertvollste Lehre Ihres Lebens zu ziehen könnten?

"Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab."

Marc Aurel

Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, sich zu den folgenden Fragen Gedanken zu machen:

  1. Stellen Sie sich eine Sache, eine Person oder eine Situation vor, um die Sie aktuell lieber einen Bogen machen.
  2. Überlegen Sie sich, warum Sie aktuell diese Sache, Person oder Situation meiden.
  3. Finden Sie heraus, welche anderen Personen Ihnen einfallen, die genau diese Person, Sache oder Situation komplett anders bewerten würden.
  4. Stellen Sie sich folgende Frage: Wie fühle ich mich/was denke ich/wie beurteile ich, wenn ich mit dieser Situation/Person/Sache konfrontiert bin? Und was würde diese andere Person erleben?
  5. Zur Vertiefung, wenn Sie wollen und können: Kontaktieren Sie die andere Person, um mehr von ihr über ihren Blickwinkel zu erfahren.
  6. Seien Sie neugierig und machen Sie sich frei von Ihren (Vor-)Urteilen und lernen Sie, was es heißt, „Neutralität“ und „Multiperspektivität“ als Haltung in Ihr Leben zu übernehmen.
„Was wir verändern müssen, ist die innere Einstellung oder auch Haltung – nicht das Verhalten."

Gerald Hüter

Seine innere Haltung zu erforschen und kennenzulernen, stärkt die Widerstandskraft der Psyche, beruhigt und lässt Sie gelassener werden, weil Sie wissen, was und warum Sie selbst etwas für „richtig und falsch“ halten – und weil Sie neben Ihrem „richtig und falsch“ auch zulassen können, dass andere ein ganz anderes „richtig und falsch“ haben können.

Unser nächster Dialog mit Respekt zum Thema „Haltung und Verhalten“ findet am 3.2.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim in Lochau statt. Wir würden uns freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Zum Jahreswechsel

Liebe Leser,

wieder schließt sich der Kreis und wir beginnen eine neue Runde um unseren strahlenden Sonnenstern, der sich inmitten der Galaxien dreht.

Atmen Sie ein, beruhigen Sie Ihren Herzschlag, hören Sie in sich hinein. Es kommt und geht so viel und doch – unter all dem liegt eine große Stille, herrscht Geräumigkeit, die alles im Gleichgewicht hält.

In diesen Zeiten des Wandels bin ich zutiefst dankbar für meine Familie, meine Freunde und die vielen Menschen aus aller Welt, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, mit denen ich meine Hoffnung teilen konnte.

In unserer Geschichte gab es immer wieder Perioden persönlicher und kollektiver Schwierigkeiten. Doch ein klarer Verstand und ein gutes Herz vermögen Leiden zu lindern, helfen in Würde zu leben, die Schwierigkeiten auf dieser Welt mit Mitgefühl zu ertragen und mutig alles zu tun, um das Zerbrochene zu reparieren.

Krisen sind nicht das Ende der Geschichte. Sie sind ein Übergang in bessere Zeiten.

Sonnwend, Weihnachten, Neujahr sind äußere Feierlichkeiten einer unaufhaltsamen Erneuerung. Es gibt immer Gras, das sich durch den Asphalt hindurch dem lebensspendenden Licht entgegen kämpft. Diese Lebenskraft tragen auch wir in uns.

Während in den Nachrichten die dunkelste Seite der Menschheit gezeigt wird, gibt es auch in jeder Sekunde unzählige Taten der Güte und der Liebe. Momente des Vertrauens, des Friedens, der Leichtigkeit. Atmen Sie noch einmal ein und erspüren Sie diese Seite der Wirklichkeit.

Selbst unsere großen Probleme sind Teil eines Weges, auf dem wir aufgefordert sind, zu werden, was wir sein können: Menschen, die ihre Bestimmung erkennen und diese zum Segen für uns alle einsetzen.

Angst und Schrecken kann uns durch die Nachrichten packen. Aber wir sind nicht unsere Angst. Wir sind auch nicht das, was wir über die Welt denken. Und selbst unser Körper ist nur eine Hülle. Was verbleibt, ist das Bewusstsein, das in diesen Körper hineingeboren wurde. Was werden wir mit diesem Bewusstsein machen? In welche Richtung soll der Tanz des Lebens gehen?

Erneuerung geschieht unaufhaltsam. Nehmen Sie sich Zeit, auf Ihr Herz zu hören. Fühlen Sie die erneuernde Kraft des Frühlings, die in uns schlummert und darauf wartet hervorzubrechen. Nähren Sie den Keim des Lebens in dieser dunklen Wendezeit. Füllen Sie die Welt mit Liebe.

Lernen Sie in unseren „Dialogen mit Respekt“ Menschen kennen, die trotz dystopischer Szenarien daran arbeiten, dass sich die Dinge zum Guten wenden.

Zum Jahreswechsel: Schneeglöckchen

Ich schließe meine Neujahrswünsche mit den Worten von Pablo Neruda:

"Sie können alle Blumen pflücken, aber sie können den Frühling nicht aufhalten."

Pablo Neruda

Ihre Alexandra Streubel

Dialog mit Respekt: Wege des Wandels

Wandel
Bei denen, die nach gesellschaftlichem Wandel streben oder ihn herbeiwünschen, macht sich Verzweiflung breit. Ein Mangel an Hoffnung, der mit vielfältigen Formen der Ohnmacht verbunden ist. Sich wiederholenden Leidensmustern. Aufkeimenden Philosophien der Angst und des Hasses. Ganz zu schweigen von gescheiterten Träumen. Wo es einst Gesellschaften gab, die als Modell einer besseren Zukunft, großer Pläne und Utopien dienten, herrschen heute Argwohn und Unmut gegenüber jeder Form von Politik, ein Ohnmachtsgefühl, das an Nihilismus grenzt.

Susan Griffith in "To love the Marigold"

Angesichts des Zustands unserer Welt klingen diese finsteren Aussichten ziemlich überzeugend. Und doch gibt es immer wieder Geschichten, wie sich Dinge auch Angesicht größter Bedrohung zum Guten wenden können.

Etwa in Totnes, einer kleinen Stadt in Devon, in der 2006 ein paar Freunde eine Idee hatten. Sie fragten sich: „Was, wenn der als Reaktion auf die größten Herausforderungen unserer Zeit so dringend benötigte Wandel nicht von der Regierung und der Wirtschaft kommen würde, sondern von dir und mir, von kollaborativen Gruppen? Was, wenn die Antworten nicht in der trostlosen Einsamkeit des Überlebenskampfes und der Isolation liegen würden, in den Zwängen einer skrupellosen Kommerzialisierung oder in dem Traum, dass uns ein wählbarer Retter hoch zu Ross zu Hilfe eilt, sondern in der Rückbesinnung auf die Gemeinschaft?“

Wenn wir auf die Regierungen warten, dann ist es zu spät. Wenn wir als Einzelne handeln, dann ist es zu wenig. Wenn wir aber als Gemeinschaft handeln, wird es vielleicht reichen und geschieht gerade noch rechtzeitig.

Aus diesen Überlegungen wurde die erste „Transition Town“, eine Stadt des Wandels, deren Beispiel inzwischen viele gefolgt sind. Auch in Österreich gibt es Städte des Wandels, etwa in Graz seit 2012 und in Innsbruck seit 2014.

Einen kurzen Artikel über die bewegende Geschichte von Totnes finden Sie hier:

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/5554-rtkl-transition-town-testfall-totnes

Anschließend an unseren letzten Dialog zum Thema Frieden werden wir uns diesmal damit befassen, wie man erfolgreiche Projekte gestaltet.

Fragen für den Dialog

  • Wenn ich an Unternehmungen in meinem Leben zurückdenke, was sind aus heutiger Sicht Bedingungen dafür, dass sie geglückt oder gescheitert sind?
  • Wie könnte man diese Erkenntnisse dazu nutzen, erfolgreiche Projekte zu starten?

Gerne können Sie ein aktuelles Projekt mitbringen, vorstellen und die Kraft des gemeinsamen Denkens nutzen, um ihm Schubkraft zu verleihen. Oder Sie können sich inspirieren lassen und Ihre Energie einbringen, um andere Projekte zu gestalten.

Wir freuen uns darauf, Sie am 6.1.2024 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim Lochau begrüßen zu dürfen. Gemeinsam können wir die Welt zu einem friedlicheren Ort machen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Literatur:

Gemeinsam die Zukunft gestalten – ein Leitfaden für Transition Initiativen: Abrufdatum 4.1.24. https://www.transition-initiativen.org/sites/default/files/inlineimages/Transition_leitfaden_deutsch.pdf

Dion, Cyril, et al. Tomorrow : die Welt ist voller Lösungen. 1. Auflage, 2017.

Hopkins, Rob, et al. Stell dir vor … : mit Mut und Fantasie die Welt verändern. 1. Auflage, 2021.

Hopkins, Rob, and Gerd Wessling. Einfach. Jetzt. Machen! : wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. Deutsche Erstausgabe, 2014.

Achtsamkeit beim Essen – genussvolle Entschleunigung

Achtsamkeit ist eine uralte östliche Methode, die auf der Meditationspraxis der buddhistischen Mönche beruht, dem „die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind“. Das Ziel der Achtsamkeit ist, sich nur im Augenblick zu befinden und Gedanken, die sich aufdrängen, vorüberziehen zu lassen. Wenn dieses ständige innere Geplapper verstummt, entspannt sich Geist und Körper. Stress und Verspannungen lösen sich. Übt man regelmäßig, führt das zu einer nachhaltigen Verbesserung des Wohlbefindens.

Um den Augenblick wahrzunehmen, lenkt man seine Aufmerksamkeit bewusst auf alle Sinneswahrnehmungen. Wie ein unbeteiligter, aber interessierter Zeuge beobachtet man bewertungsfrei. Im Sinne von Sokrates Aufforderung „Erkenne dich selbst“ ist die Fähigkeit zur Achtsamkeit unerlässlich dafür, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Achtsames Essen

Um mehr Ruhe und Besinnung ins Leben zu bringen, braucht man nicht täglich stundenlange Meditationseinheiten einzuplanen. Nutzen Sie stattdessen die Zeit des Essens, um Achtsamkeit zu praktizieren. Sind Sie bereit 15 Minuten nur für sich zu verwenden und dabei nichts anderes zu tun als zu essen? Gut! Wenn Sie einmal die wohltuende, entschleunigende Kraft der Achtsamkeit für sich entdeckt haben, wird sich der Wunsch nach mehr auf Ihr ganzes Leben ausbreiten. Sie werden es nicht mehr vermissen wollen, achtsam den Körper zu pflegen, achtsam Ihre Arbeit zu verrichten, die Katze zu streicheln, Ihrem Partner zuzuhören, zu kochen, spazieren zu gehen, …

Mit allen Sinnen

Aristoteles ging von 5 Sinnen aus, mit denen wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen können. Rudolf Steiner postulierte sogar 12 davon. Egal für welche Variante Sie sich entscheiden, benutzen Sie Ihre Sinne nicht nur beim täglichen Essen, sondern schon beim Einkaufen und beim bewussten Zubereiten der Speisen. Die Möglichkeiten, Achtsamkeit schon vor Essen einzusetzen sind unerschöpflich: ein aufmerksam gedeckter Tisch, das Genießen des Duftes der frischen Kräuter aus dem Garten oder der Balkonkiste, das Arrangieren eines Wildkräuterstraußes, das ins rechte Licht setzen mit einer Bienenwachskerze, das Schärfen eines Messers, das Flanieren über den Gemüsemarkt. Die Sorgfalt, die beim Zubereiten der Speisen verwendet wird, nährt fürsorglich den Körper und Seele.

Achtsamkeit beim Essen

Die Kraft der Stille beim Essen

Diese Übung kann man sowohl alleine als auch beim Dinner for 2, im Kreis der Familie oder mit Freunden machen. Sorgen Sie dafür, dass möglichst alle Geräuschquellen ausgeschalten sind (Telefon, Straßenlärm, Türklingel, …). Nehmen Sie Platz an der Tafel und wählen Sie ein Signal wie z.B. das Anschlagen einer Klangschale (oder eines Weinglases), dass von nun an nicht mehr gesprochen wird. Wer möchte, kann auch gelegentlich die Augen schließen, um Geschmack und Geruch noch besser wahrnehmen zu können. Während des Schweigens richten alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die Speisen und konzentrieren sich auf das achtsame Essen. Wenn alle das Besteck zur Seite gelegt haben, ertönt ein zweites Mal das Signal, als Zeichen dafür, dass man sich jetzt über das Erfahrene austauschen kann.

Rezepte für Brainfood aus aller Welt finden Sie hier.

Dialog mit Respekt: Frieden

Dialog mit Respekt: Frieden

In einer Welt, die von Herausforderungen und Unruhen geprägt ist, ist der Wunsch nach Frieden universell. Frieden zu stiften erfordert jedoch nicht nur gute Absichten, sondern auch aktive Beteiligung und konkrete Schritte. Deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam darüber nachdenken, wie wir Frieden in unseren Gemeinschaften und darüber hinaus fördern können.

„Jeder Atemzug den wir nehmen, jeder Schritt, den wir gehen, kann mit Frieden, Freude und Gelassenheit gefüllt sein.“ (Thich Nhat Hanh)

Wir laden Sie herzlich zu einem besonderen Dialog ein, bei dem wir uns überlegen wollen, wie jeder von uns einen Beitrag dazu leisten kann, eine friedlichere Welt zu schaffen. Dieses Treffen soll ein Ort des Austauschs, der Inspiration und gemeinsamen Reflexion sein.

„Frieden kann nicht durch Gewalt erhalten werden. Er kann nur durch Verständnis erreicht werden.“ (Albert Einstein)

Gemeinsam Frieden zu schaffen, bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Konflikten, sondern auch die aktive Förderung von Verständnis, Respekt und Zusammenarbeit. Wir möchten Ideen sammeln, Best Practices teilen und konkrete Schritte skizzieren, die wir als Individuen und als Gemeinschaft unternehmen können.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ (Mahatma Gandhi)

Bitte nehmen Sie sich die Zeit, an diesem inspirierenden Treffen teilzunehmen und lassen Sie uns gemeinsam Wege erkunden, wie wir Frieden in unserem Leben und in der Welt um uns herum fördern können. Ihre Perspektiven sind von unschätzbarem Wert, und zusammen können wir einen bedeutenden Unterschied machen.

"Frieden ist nicht nur ein Zustand, sondern eine Reise von Tausenden Meilen, die mit einem Schritt beginnt."  (Lao Tzu)

Fragen für den Dialog:

  • Was bedeutet Frieden für mich persönlich?
  • Welche Initiativen, Aktionen, Projekte gibt es regional/überregional?
  • Auf welche Weise trage ich zum Frieden bei?
  • Welche Ideen, Impulse, Anregungen nehme ich mit? Wo würde ich mich gerne mehr engagieren?

Wir freuen uns darauf, Sie am 9.12.23 von 9.30 bis 12.00 im Pfarrheim Lochau begrüßen zu dürfen. Gemeinsam können wir die Welt zu einem friedlicheren Ort machen.

Anmeldung: office@praxis-am-see.at

Ausgewählte Literatur:

Rosenberg, M. B. (2003). Frieden kann man lernen. Junfermann. (Ein Buch, das sich mit gewaltfreier Kommunikation beschäftigt und Wege aufzeigt, wie Konflikte auf eine konstruktive Art und Weise gelöst werden können.)

Rosenberg, M. B. (2015). Die Macht der Gewaltfreien Kommunikation. Junfermann. (Hier vertieft Rosenberg seine Ideen zur gewaltfreien Kommunikation und wie sie dazu beitragen kann, Verständnis und Empathie zu fördern.)

Fischer, D. (2001). Friedensarbeit: Grundlagen, Konzepte, Praxisfelder. Wochenschau Verlag. (Ein umfassendes Werk, das verschiedene Aspekte der Friedensarbeit beleuchtet, von Konfliktlösung bis zu globalen Friedensbemühungen.)

Galtung, J. (2000). Der dritte Weg: Mythos oder Wirklichkeit. Brandes & Apsel. (Galtung ist ein Pionier in der Friedens- und Konfliktforschung. In diesem Buch erforscht er alternative Wege zur Konfliktlösung und Friedensförderung.)

Sen, A. (2013). Eine Art zu leben: Über die Vielfalt menschlicher Würde. Suhrkamp. (Sen diskutiert, wie die Förderung von Freiheit und Gerechtigkeit grundlegend für die Schaffung von Frieden ist.)

Diamond, L., & McDonald, J. W. (1996). Der Friede beginnt in einem selbst. Drachen Verlag. (Die Autoren bieten praktische Einblicke und Werkzeuge zur Förderung des Friedens, beginnend auf individueller Ebene.)

Thich Nhat Hanh. (1999). Kleine Wunder vollbringen: Wie Frieden tatsächlich möglich ist. O. W. Barth. (Ein Buch des buddhistischen Mönchs und Friedensaktivisten, das sich mit der inneren Dimension des Friedens und der Verbindung von Spiritualität und sozialem Wandel befasst.)

Gellhorn, M. (2001). Das Gesicht des Krieges. Rowohlt Taschenbuch Verlag. (Eine Sammlung von Berichten über Krieg und Konflikte, die den menschlichen Aspekt hervorhebt und zur Reflexion über die Schrecken des Krieges anregt.)

Kahane, A. (2010). Die Macht des Aufeinander-Zugehens: Dialog in schwierigen Situationen. Campus Verlag. (Ein Buch, das sich auf die Bedeutung des Dialogs in Konflikten konzentriert und wie konstruktive Gespräche zu nachhaltigen Lösungen führen können.)

Prinz Ghazi bin Muhammad. (2008). Der Friedensstifter. Herder. (Ein Werk, das sich mit den Prinzipien und Praktiken der islamischen Friedensethik auseinandersetzt und aufzeigt, wie sie auf globaler Ebene angewandt werden können.)

Handarbeit – Tradition, Inspiration oder Revolution?

Spinnen, Weben und Sticken gehörten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu den häuslichen Aufgaben und waren keine ausschließlich weiblichen Tätigkeiten bis zum Verfall des Kunsthandwerks durch die Industrialisierung und Massenproduktion. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Handarbeit einen Aufschwung. Das Bild einer handarbeitenden Frau wurde zur Metapher für all die Tugenden einer idealen Ehe- und Hausfrau wie stetiger Fleiß und Fügsamkeit. Handarbeit galt lange Zeit als konservativ und keineswegs als Aktivismus.

Das hat sich bis heute wieder gewandelt. Unter dem Begriff DIY (Do-it-yourself) wird traditionelle Handarbeit zum Trend. Selbermachen steht für soziale Verantwortlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit, gepaart mit Kreativität und Individualität. Unternehmen wie Etsy oder Pinterest basieren auf dieser Marketingstrategie. Im Sinne von „früher war alles besser“ trägt DIY durchaus immer noch konservative Züge. Etwa, wenn ausgediente Kleidung kunstvoll geflickt und so durch Upcycling rohstoffsparend zu peppiger Mode wird.

Warum macht man heute wieder Dinge selber und welche Bedeutung schreibt man diesem Tun zu? Wie es scheint, sind vor allem kommunikative und soziale Funktionen im Vordergrund: sich mit Gleichgesinnten zu treffen und Wissen und Erfahrungen austauschen. Aber auch therapeutische Effekte, wie Selbstfürsorge, sind zu finden. Kreatives Selbermachen dient als Gegenpol zu inhaltlich und zeitlich fremdbestimmter Erwerbsarbeit.

Parallel zur DIY-Welle werden Handarbeiten auch von Aktivisten genutzt, zum Beispiel in Form von Guerilla Knitting oder Yarn Bombing. Parkbänke, Bäume, Skulpturen werden eingestrickt und dienen als schrilles und doch friedliches Zeichen von Unmut gegen Politik und Kapitalismus. Und doch – vielleicht sind gerade die, die traditionelle Handarbeit betreiben, die Revolutionäre, einfach durch ihr Tun an sich.

Ihr unzeitgemäßes, unwirtschaftliches, trotziges Dennoch-Produzieren hat durchaus etwas Subversives, es unterläuft, wenigstens ein Stück weit, die dominierenden kapitalistischen Strukturen und – indem es ohne Öffentlichkeit auskommt – auch jene der Aufmerksamkeitsgesellschaft.

Nikola Langreiter

Haben Sie sich jemals gefragt, wie ein einfacher Stoffflicken in der Lage ist, mehr als nur Löcher zu reparieren?

Flicken ist unumgänglich, wenn man gerne Kleidung trägt, die fast so alt ist, wie man selbst. In Japan sieht man das jedoch nicht als notwendiges Übel, sondern als Kunstform.

Vielleicht haben Sie schon einmal von Kintsugi (金継ぎ) gehört, einer traditionellen japanischen Kunst, bei der zerbrochene Keramik mit Lack gemischt mit pulverisiertem Gold, Silber oder Platin repariert wird. Der Begriff „Kintsugi“ kann als „goldene Verbindung“ oder „goldene Reparatur“ übersetzt werden. Diese Technik verbirgt nicht die Risse und Unvollkommenheiten des Porzellans, sondern betont und feiert sie und verwandelt das zerbrochene Stück in ein einzigartiges Kunstwerk.

Kintsugi ist nicht nur eine Kunstform, sondern trägt auch eine symbolische Botschaft, die Fehler und den Lauf der Zeit zu akzeptieren. Es hat nicht nur in Japan, sondern auch weltweit an Popularität gewonnen und dient als Metapher für Widerstandsfähigkeit und die Entdeckung von Schönheit in Unvollkommenheiten, sowohl in Objekten als auch im Leben selbst.

Boro ist das textile Äquivalent von Kintsugi. Hier, im Gegensatz zum unsichtbaren Ausbessern, wird kunstvolles Flicken zum Hingucker. Indem man sich die Zeit nimmt, etwas Einzigartiges zu schaffen, verbindet man sich mit einem Kleidungsstück und seinen Fehlern und verleiht mit zauberhaften Nähten dem fertigen Stück noch mehr Charme.

Beim Slow Stiching geht es nicht nur darum, Kleidung oder Textilien zu erhalten, und so einen Gegenpol zur Fast Fashion zu bieten, sondern auch, eine Verbindung zu Gedanken und Emotionen herzustellen. Durch das bewusste Setzen von Stichen, die Wahl von Mustern und Farben und das Spielen mit verschiedenen Materialien kann man einen Raum der Selbstreflexion und Entspannung entdecken. Nadel und den Faden werden zu Werkzeugen der Selbstfindung und Entspannung, der kreativen Erfüllung, der Entschleunigung und inneren Ruhe.

Das Nähen ist eine Möglichkeit, unsere Existenz auf Stoff zu markieren: unseren Platz in der Welt zu gestalten, unsere Identität auszudrücken, etwas von uns selbst mit anderen zu teilen und den unvergänglichen Beweis unserer Anwesenheit in Stichen zu hinterlassen, die fest von unserer Berührung gehalten werden.

Clare Hunter, Gründerin von Sewing Matters

Damit liegen auch die gesundheitlichen Vorteile auf der Hand: Stressbewältigung, das Verarbeiten von traumatischen Erfahrungen durch Konzentration und aufbauende Gedankenmuster, Selbstreflexion und Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, das Pflegen von Gemeinschaft und Beziehungen, verbale und nonverbale Kommunikation (die Sticken insbesondere für interkulturelle Gruppen wertvoll macht).

Für mich verkörpert Stickerei das Sprichwort "Die Tage sind lang und die Jahre sind kurz". Es ist ein physischer Prozess, der die Kräfte der Natur und die Spuren, die Menschen auf dieser Welt hinterlassen, nachahmt, in dem Sinne, dass es eine Weile dauern wird, um Ergebnisse zu sehen. In einer Zeit, in der wir als Gesellschaft an sofortige Befriedigung gewöhnt sind, finde ich Freude darin, wie Nadel und Faden die Oberfläche des Stoffs langsam durchbrechen und verändern, allmählich eine neue Erzählung aufbauen oder als Erinnerung an eine alte dienen.

Hannah Claire Sommerville

Slow Stitching ist für jedermann geeignet, der die heilende, entspannende und wohltuende Wirkung von kreativer Selbstentfaltung erfahren möchte. Aber Sticken kann noch viel weiter gehen:

Hier beim Craftivist Collective konzentrieren wir uns auf Kampagnen und Aktivismus, bei denen wir die Ursachen von Armut und Leid infrage stellen und herausfordern und langfristige Lösungen für diese Probleme suchen. Die Lösungen könnten eine Gesetzesänderung, eine Verhaltensänderung oder eine Änderung der Einstellung sein. Unsere Helden sind Aktivisten wie Ghandi, Martin Luther King und die Suffragetten, die alle unsere Welt langfristig brillant verändert haben. Beim Craftivist Collective geht es also nicht um Fundraising, Spenden oder einfach nur Sensibilisierung. Wir verwenden Handwerk (meist Handstickereien und Papierhandwerk) als mächtiges Werkzeug, um langsamen, ruhigen, nachdenklichen und mitfühlenden Aktivismus als Katalysator für langfristige positive Veränderungen in unserer Welt und in uns selbst zu schaffen. Wir glauben, dass Handwerk, wenn es klug gemacht wird, ein mächtiges Instrument der Änderung sein kann, um die Werkzeugkiste des Aktivismus zu erhöhen.

Sarah Corbett, Gründerin von Craftist Collective

Was mache ich nun damit?

  • Zappeln Sie am Ende dieses Artikels schon voll Vorfreude auf ein neues Handarbeitsprojekt, das so viel mehr als ein nettes Hobby sein kann?
  • Haben Sie in handwerklichen Techniken nicht viel Erfahrung, oder schätzen Sie kreativen Austausch (von Ideen, Garn- und Stoffresten, …) in einer Gruppe?
  • Wünschen Sie sich eine Form von Aktivismus, bei der man nicht ausbrennt, sondern Selbstfürsorge pflegt, während man sein Anliegen kundtut?

Auf dem Telegramkanal „Sei kreaktiv!“ können Sie sich einerseits inspirieren lassen und andererseits Ihre Ideen vorstellen und andere damit anstecken. Er bietet auch die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Treffen zu vereinbaren.

Oder Sie schreiben mir einfach: office@praxis-am-see.at

Gerne helfe ich bei der Gruppengründung von der Ideenfindung über Handwerkstechniken, Materialbeschaffung bis zu kunsttherapeutischen Elementen.

Weitere Literatur:

Sabine Planka: Urban Knitting, Yarn Bombing, Guerilla Knitting, in: Aesthetics of Resistance, Pictorial Glossary, The Nomos of Images, ISSN: 2366-9926, 28.10.2015, URL: http://nomoi.hypotheses.org/150. (15.11.23)

Matthias Lohre: „Ein Pulli für den Panzer“, in TAZ, 13.02.2013, online unter: URL: http://www.taz.de/Demonstration-fuer-Frieden-in-Dresden/!5073400/ (15.11.23)

Sieben Minuten – Zauberformel der Zeitlosigkeit

29. Oktober 2023. Zeitumstellung. In den nächsten Tagen werde ich immer wieder auf die Uhr schauen und mein Zeitgefühl mit dem Stand auf dem Ziffernblatt in Übereinstimmung zu bekommen. Meine Esel sehen es wie immer gelassen, dass sich nun eine Woche lang das Frühstück täglich um einige Minuten verschiebt.

In meinem öffentlichen Bücherschrank am Eselstall fällt mir Thomas Manns Zauberberg in die Hände. Und der erste Satz, der mir beim Durchblättern auffällt, ist:

„Die Zeit, die das Leben wegnimmt, gibt Gelegenheit, sich zu sammeln und zu gewinnen.“

Und während ich die Mistgabel schwinge, fällt mir die wahrscheinlich kürzeste, einfache und doch ebenso geniale Übung der „Sieben Minuten“ von Philip Zindel, einem Schweizer Psychiater und Hypnotherapeuten ein, die ich Ihnen gerne vorstellen und ans Herz legen möchte.

Anleitung

  1. Man nehme eine Stoppuhr und stelle sie auf sieben Minuten ein.
  2. Man mache es sich bequem, schließe die Augen und warte, bis es bimmelt.

Sie brauchen dabei nichts zu tun. Sie brauchen sich aber auch nicht dazu zwingen, unbedingt nichts zu tun.

Sieben Minuten - Wecker

Was soll dabei passieren?

Es soll überhaupt nichts Voraussagbares passieren. Und dennoch werden Sie zwangsläufig Vieles erleben. Und jedes Mal etwas Anderes.

Wenn Sie ganz passiv bleiben, …

  • … kann es sein, dass Sie einschlafen (sieben Minuten sind immerhin 420 aneinandergereihte Sekunden, und wenn man müde ist…). In diesem Fall werden Sie vielleicht staunen, wie schnell die sieben Minuten vorbeigegangen sind.
  • … werden Sie ein anderes Mal das Gefühl haben, die sieben Minuten wollen nie enden.
  • … kann es auch sein, dass die Gedanken weiter kreisen. Aber in sieben Minuten, mit geschlossenen Augen in bequemer Position wird sich das unabwendbar verändern. Auch wenn Sie es vielleicht erst im Nachhinein erkennen können.
  • … oder es tauchen ganz unerwartete Gedanken oder Erinnerungen auf, die kreative Lösungen für Fragen in einem ganz anderen Kontext liefern.
  • … können die kreisenden Gedanken in echtes Schlaf- oder Wachträumen übergehen.
  • … werden die Eindrücke oft intensiver, was nicht nur spannend ist, sondern auch bedeutsam, denn daraus ergeben sich neue Erkenntnisse und Zusammenhänge.
  • … oder … oder … oder

Wenn Sie etwas aktiver sein möchten, …

  • … lassen Sie Ihre Gedanken um ein bestimmtes Thema kreisen. Sie werden sich im Laufe der sieben Minuten verändern. Vielleicht sind sie dann weg. Oder sie fühlen sich ganz anders an.
  • … steigen Sie mit einer Fantasiereise wie dem „Sicheren Ort“ oder einem „Bad im goldenen Licht“ ein und lassen dann die Dinge sich entwickeln.

Der Kern dieser Technik ist das Überraschende. Man fühlt sich nach dieser Übung immer anders als zuvor, oft erstaunlich erholt.

Lassen Sie einfach geschehen, was geschieht. Sie brauchen sich nicht zu entspannen, noch sich konzentrieren oder achtsam sein, noch irgendetwas erwarten. Nach Ablauf der sieben Minuten werden Sie feststellen, wo Sie interessanterweise angekommen sind.

Die Sieben-Minuten-Perlenkette

Wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben oder müde sind, können Sie auch mehrere Sieben-Minuten-Übungen aneinanderreihen. Erwarten Sie nicht, dass beide Zeitspannen gleich ablaufen werden. Es kann sein, dass Sie beim ersten Mal zur Ruhe kommen und müde werden, beim zweiten Mal tatsächlich einschlafen, beim dritten Mal vielleicht ganz klar sind oder sogar das Bedürfnis spüren aktiv zu werden. Das wäre auch der beste Zeitpunkt, um die Perlenkette zu beenden.

Es kann aber auch ganz anders ablaufen. Zwei oder dreimal sieben Minuten bringen übrigens mehr, als dieselbe Zeitspanne ohne Unterbrechung. Das klingt erstaunlich, könnte sich aber dadurch erklären lassen, dass man durch das Stoppuhrsignal daran gehindert wird, zu tief abzutauchen. Diesen Effekt kennen Sie vielleicht vom Power Napping, bei dem es ebenfalls wichtig ist, nicht zu lange und zu tief einzuschlafen.

Wozu soll das gut sein?

Bezogen auf die kurze Übungszeit ist ein unmittelbarer, erstaunlich hoher Erholungseffekt spürbar. Die Übung ist wie eine Atempause mit Reset Effekt im Strom des Tagesablaufs, besonders, wenn man sich im Kreis dreht und nicht weiterkommt. Das Verwenden einer Stoppuhr gibt Sicherheit und erleichtert es, innerlich loszulassen und die Kontrolle über die Zeit an eine äußere Instanz abzugeben. Man kann sich zeitlos fühlen, was ein wichtiger Faktor für eine gute Selbsthypnose ist.

Schon durch das Schließen der Augen und das Einnehmen einer bequemen Position wird der Informationsfluss von außen gedrosselt. Ein geschützter, innerer Raum entsteht.

Mit der Zeit werden Sie eine beträchtliche Palette an unterschiedlichen Bewusstseinszuständen erleben, die Sie selbst widerspiegeln und das eigene Innenleben reicher und bunter erleben lässt. Indem man zu diesen tieferen Schichten des Bewusstseins vordringt, wird aus Selbsterfahrung mehr und mehr Selbstvertrauen.

Was mache ich jetzt damit?

Sie haben nun den ganzen Beitrag gelesen. Könnten Sie ein bisschen Erholung brauchen? Vielleicht möchten Sie sich sieben Minuten gönnen, um das Gelesene Revue passieren und eigene Gedanken dazu aufsteigen zu lassen.

Wie wäre es, wenn Sie im Zeitstrom innehalten, bevor Sie sich Ihrer nächsten Aufgabe widmen, und eine Sieben-Minuten-Pause einlegen? Haben Sie Zeit dafür? Wirklich nicht? Wie würde Ihr weiterer Tagesplan aussehen, wenn Sie sich dafür entscheiden oder wenn Sie darauf verzichten?

Sie können sich jetzt frei entscheiden.

Zurück zum Zauberberg

„Der Zauberberg“ ist ein Roman von Thomas Mann, der 1924 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von einem jungen Mann namens Hans Castorp, der für einen kurzen Besuch zu seinem Cousin in ein Sanatorium in den Schweizer Alpen reist. Doch anstatt nur wenige Wochen zu bleiben, verbringt er sieben Jahre in diesem Sanatorium, da er selbst anfängt, Symptome einer Tuberkulose zu zeigen.

Während seines Aufenthalts in diesem abgeschiedenen Bergsanatorium erlebt Hans Castorp eine Welt, die von der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen abgeschnitten ist. Er wird in die kulturellen und philosophischen Debatten der Zeit verwickelt und trifft auf eine Vielzahl von interessanten Charakteren. Hans Castorp beginnt, über Leben, Tod und die menschliche Existenz nachzudenken.

Der Roman ist geprägt von symbolischer und allegorischer Bedeutung und behandelt Themen wie Zeit, Gesundheit, Moral und das Aufkommen des Ersten Weltkriegs.

Das Motiv der Zahl sieben taucht immer wieder in metaphorischer Weise auf. Etwa in der Szene, in der das Fiebermessen jeden Morgen vor dem Aufstehen als tägliches Ritual für sieben Minuten durchgeführt wird und das für die Obsession der Charaktere mit ihrer eigenen Gesundheit und dem ständigen Bewusstsein ihrer anfälligen Verfassung in der isolierten Atmosphäre des Sanatoriums steht. Die Schilderung, was in diesen sieben Minuten in Kopf des Protagonisten vorgeht, ist meisterhaft.

Fast Fashion: Mode, die die Welt kostet

Kleiderschränke und Mülldeponien quellen über, Fast Fashion Läden locken mit Billigangeboten, Modetrends kommen und gehen, schneller als man waschen und bügeln kann.

Fast Fashion

Wie sind wir hierher gekommen? Wir kaufen dreimal so viele Kleidungsstücke wie 1980 und tragen sie nur halb so lange. Unsere Großmütter haben ihre Kleidung repariert, aber heute landen drei von fünf Kleidungsstücken innerhalb des ersten Jahres nach dem Kauf auf der Mülldeponie. Das hat sich innerhalb einer Generation geändert und wird bis 2030 voraussichtlich um 62 Prozent steigen. Mode füllt eine der größten Mülldeponien der Welt. Sie befindet sich in Chile und ist inzwischen aus dem Weltraum sichtbar. Sie besteht größtenteils aus ungenutzter und unverkaufter Kleidung.

Die Massenindustrialisierung und der globale Kapitalismus führten zur Vorstellung, dass wir alles schneller und billiger haben könnten und sollten. Wir haben den Bezug zu unserer Kleidung verloren. Wir wissen oft nicht, woher sie kommt, und es scheint uns nicht zu kümmern. Wenn ich „wir“ sage, meine ich uns alle, die Kleidung tragen, aber auch die Hersteller. Wenn Sie auf das Etikett Ihrer Kleidung schauen, steht dort, wo sie hergestellt wurde, aber es verrät Ihnen nicht, wie sie gesponnen, gewebt, gefärbt und veredelt wurde. Es erzählt Ihnen auch nichts über die 3,4 Milliarden Menschen, die in der Modebranche arbeiten, von denen 70 Prozent weiblich sind, oft unsichtbar und sie erhalten größtenteils kein existenzsicherndes Einkommen.

Wir sprechen über Gleichberechtigung, Feminismus, Vielfalt und Selbstermächtigung. Wir feiern die Prominenten und Influencer, die die schicken Designs tragen, aber wir sprechen nicht über die Frauen, die sie herstellen. Wir behandeln sie genauso wie ein Polyesterkleid, als wären sie wegwerfbar und billig.

Eines Ihrer heute getragenen Kleidungsstücke könnte auf dem Weg zu Ihnen durch fünf verschiedene Länder gereist sein und währenddessen bis zu 20 verschiedene Prozesse durchlaufen haben. Möglicherweise ist Ihr Outfit weiter gereist als Sie selbst.

Das Prinzip der Mode basiert auf dem Kaufen von mehr und dem Konsumieren von mehr. Doch wir kommen nicht umhin, auch ethische Entscheidungen zu treffen. Die Ökonomin Kate Raworth ist der Meinung: „Grenzen entfalten das Potenzial.“ Dem kann ich nur zustimmen.

Man sagt, wir essen jede Woche die Menge einer Kreditkarte an Plastik in Form von Mikroplastikteilchen. Doch am Ende werden wir kein Geld essen können. Die Lösung ist eigentlich einfach. Die grundlegende Idee, alles zu hinterfragen und Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, ist entscheidend. Und für diejenigen, die nicht bereit sind, nachzudenken und umzudenken, müssen wir ausgleichende Regelungen finden.

Ich dachte nie, dass es revolutionär wäre, Schafe zu halten, ihre Wolle zu waschen, zu kardieren, mit Pflanzen aus meinem Garten zu färben, zu spinnen und zu weben. Mein zweitüriger Kleiderschrank enthält vom Wintermantel bis zum Strohhut alles, was ich für jede Jahreszeit brauche. Manches ist selbstgenäht. Anderes ist Second Hand. Socken stricken ist für mich außerordentlich entspannend. Und neuerdings habe ich kreative japanische Stick- und Flicktechniken wie Boro und Sashiko für mich entdeckt. Und einen Artikel über Sticken als Form von Politischem Aktivismus.

Infolgedessen bin ich auf die Slow-Fashion-Bewegung aufmerksam geworden, als Gegenentwurf zur Fast Fashion.

Statt einer Modeindustrie, die auf Schnelligkeit, Massenkonsum und Ausbeutung basiert, geht es bei der Slow-Fashion-Bewegung um einen achtsamen Umgang mit Kleidung – nach ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Prinzipien.

Dazu gehören:

  • Schonender Umgang mit Ressourcen: langlebige und hochwertige Kleidung produzieren, bestehende Kleidungsstücke so gut zu nutzen, wie möglich.
  • Faire Produktion: Angemessene Entlohnung und gesunde Arbeitsbedingungen
  • Ökologische Landwirtschaft: Rohstoffe für Textilien stammen aus nachhaltiger Landwirtschaft, welche die Umwelt nicht ausbeutet, sondern erhält und bestenfalls regeneriert.
  • Regionalität: Sowohl Anbau wie auch Verarbeitung: Je lokaler, desto besser.
  • Vermeidung schädlicher Chemikalien: zugunsten von natürlichen, gesundheitsschonenden Alternativen.
  • Transparenz: und zwar vom Feld bis zum Laden

Die Vorteile liegen auf der Hand. Aber wie soll man Slow Fashion umsetzen? Hier sind einige Ideen dazu:

  1. Kaufen Sie zeitlose Kleidungsstücke: Investieren Sie in klassische Kleidungsstücke, die nie aus der Mode kommen und vielseitig kombinierbar sind.
  2. Kaufen Sie Second-Hand: Erwerben Sie Kleidung aus Second-Hand-Läden, Flohmärkten oder Online-Plattformen, um bestehenden Kleidungsstücken ein zweites Leben zu geben.
  3. Setzen Sie auf Qualität vor Quantität: Geben Sie lieber mehr Geld für hochwertige Kleidung aus, die länger hält, anstatt häufig billige Kleidung zu kaufen, die schnell verschleißt.
  4. Reparieren und Upcycling: Lernen Sie grundlegende Nähtechniken, um Löcher zu stopfen, Knöpfe anzunähen und Kleidung zu reparieren. Sie können auch Ihre Kreativität einsetzen, um Kleidung aufzuwerten, z.B. durch Nähen, Färben oder Bedrucken.
  5. Praktizieren Sie Minimalismus: Reduzieren Sie Ihre Garderobe auf das Wesentliche.
  6. Unterstützen Sie lokale und ethische Marken: Kaufen Sie bei Marken, die lokale, ethische und nachhaltige Praktiken fördern. Informieren Sie sich über Gütesiegel.
  7. Tauschen und teilen Sie: Organisieren Sie Kleidertausch-Events mit Freunden oder nutzen Sie Plattformen, auf denen Sie Kleidung mieten oder teilen können.
  8. Achten Sie auf nachhaltige Materialien: Achten Sie auf nachhaltige Materialien wie Leinen, Baumwolle, Wolle, Tencel, Hanf oder recycelte Stoffe.
  9. Erwägen Sie selbstgemachte Kleidung: Wenn Sie die Fähigkeiten dazu haben, nähen Sie Ihre eigene Kleidung. Lernen Sie, zumindest einfache Kleidung selbst herzustellen.
  10. Pflegen Sie Ihre Kleidung: Behandeln Sie Ihre Kleidung sorgfältig und schonend, waschen Sie sie bei niedriger Temperatur und vermeiden Sie den Einsatz von Trocknern, da dies die Lebensdauer der Kleidungsstücke verlängert.
  11. Verantwortungsvolles Aussortieren: Wenn Sie Kleidung aussortieren, spenden, verschenken, verkaufen oder recyceln Sie diese, anstatt sie einfach wegzuwerfen.
  12. Achten Sie auf nachhaltige Accessoires: Beachten Sie auch bei Schuhen und Taschen Nachhaltigkeitsaspekte und Qualität.
  13. Informieren Sie sich: Setzen Sie sich über die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in der Branche in Kenntnis, um fundierte Kaufentscheidungen zu treffen.

Und vor allem: Wählen Sie Strategien, die Ihnen Freude bereiten. Slow Fashion ist kein Verzicht, sondern Gewinn auf allen Ebenen. Seinen Kleiderschrank nach Outfits zu durchforsten, die wunderschön sind, die man aber wahrscheinlich nie wieder tragen wird, um sie jemandem zu schenken, macht Spass. Kreatives Upcycling ist nicht nur ökologisch, sondern auch künstlerischer Ausdruck und lustvolles Gestalten. Das Reduzieren auf das Wesentliche bedeutet auch eine Reduktion von Stress bei der Auswahl dessen, was man tragen möchte. Und nicht zuletzt: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Wer nur kurz über den Tellerrand blickt, merkt: Fast Fashion schadet uns selbst und anderen Menschen genauso wie der Umwelt. Die Alternative ist entschleunigte Mode, Wertschätzung gegenüber den Personen, die unsere Kleidung fertigen, und Achtung der Ressourcen von Umwelt und Natur. Denn Kleidung soll uns guttun und unser aller Leben verbessern. Sie darf nicht die Welt kosten.

Lesenswertes und Sehenswertes:

Rebecca Burgess, Courtney White, Leonie De Abrew: Was steckt in unserer Kleidung? Leseprobe.

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Krieg und Katastrophen: fernab und mittendrin

Während sich der Krieg in Israel und Gaza weiter zuspitzt, sind viele Menschen weit weg vom Ort des Geschehens dennoch unzähligen Bildern und Nachrichten durch Fernsehen, Radio und soziale Medien ausgesetzt.

Krieg im Gaza Streifen

Das fordert seinen Tribut von uns allen, auch von unseren Kindern. Die American Psychological Association veröffentlichte vor einigen Tagen eine Erklärung, in der sie warnte, dass der Konsum von gewalttätigen und traumatischen Nachrichten – auch ohne sie selbst direkt zu erleben – unserer psychischen Gesundheit schaden kann.

Angst und traumatischer Stress können langfristige Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Das spüren Menschen auf der ganzen Welt, die Familien und Freunde am Kriegsschauplatz haben, sowie die, die sich über die Auswirkungen des Krieges überall Sorgen machen.

Wie können wir uns also informieren, während wir unsere psychische Gesundheit und die unserer Kinder schützen? Dies ist ein Thema, das immer wieder im Zusammenhang mit einer langen Liste von Ereignissen wie kriegerischen Auseinandersetzungen, der Covid-19-Krise, Terroranschlägen, Naturkatastrophen und Gewalttaten auftaucht.

Insbesondere (bewegte) Bilder sind problematisch, weil sie in uns den Eindruck erwecken, dass die Gefahr nahe sei. Visuelle Eindrücke können so aufdringlich werden, dass man sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das ist es, was jetzt gerade wieder im Zuge des Konflikts im Nahen Osten passiert. Was wir sehen, ist entsetzlich. Es geht über die gewöhnliche menschliche Erfahrung hinaus, Menschen zu sehen, die einander auf so schreckliche Art Gewalt antun. Es kann so blockieren, dass man sich bei der Arbeit nicht mehr konzentrieren oder nachts nicht mehr schlafen kann.

Diese beunruhigenden Nachrichten verursachen eine allgemeine Erregung zuerst im Gehirn und dann im Körper. Wir imaginieren Gefahr. Und das über lange Zeitspannen. Die permanente Verfügbarkeit und Überflutung durch die Medien, die der technische Fortschritt ermöglicht hat, hält einen nicht abreißenden Strom an Grauen bereit.

Natürlich sind manche Menschen anfälliger als andere, um infolgedessen eine akute Stressreaktion oder gar eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Etwa, wenn man sich direkt in der Krisenregion befindet oder Familie oder Freunde dort hat, um die man sich sorgt. Aber auch Menschen, die in ihrer Vergangenheit bereits mit psychischen Problemen vertraut waren, mit Angststörungen oder Stimmungsschwankungen oder die jede Art von traumatischen Erlebnissen erlitten haben, sind besonders gefährdet.

Was kann man tun?

Begrenzen Sie den Medienkonsum:

Das bedeutet nicht, sich völlig von Informationen abzuschotten, sondern die Zeit, die Sie damit verbringen, zu reduzieren, um die emotionale Belastung zu verringern. Beziehen Sie Ihre Nachrichten von ein oder zwei vertrauenswürdigen Quellen und begrenzen Sie die Konsumdauer auf 30 Minuten pro Tag, idealerweise nicht in der Nähe der Schlafenszeit, da dies Schlafprobleme verursachen kann. Setzen Sie sich (und Ihren Kindern) klare Grenzen, um der Medienüberflutung zu entgehen.

Krieg in den Medien

Reden Sie mit Ihren Kindern:

Es ist wichtig, mit Kindern altersgerecht über aktuelle Ereignisse zu sprechen und ihnen Fragen zu beantworten, damit die Fantasie nicht mit ihnen durchgeht. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, Fragen zu stellen. Beginnen Sie das Gespräch mit „Was weißt du darüber? Was hast du gehört? Wie geht es dir damit?“.

Die Identifizierung vertrauenswürdiger Quellen ist ebenfalls entscheidend, und Kinder sollten lernen, Informationen zu überprüfen und kritisch zu denken, anstatt blindlings zu glauben, was sie hören. Dies gilt für Nachrichten, medizinische Ratschläge und andere Informationen.

Holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn nötig:

Praktisch alle psychiatrischen Diagnosen sind eine Erweiterung potenziell normaler Gefühle, die auf das Niveau einer Dysfunktion gestiegen sind. Jeder ist manchmal ängstlich. Und in schwierigen und stressigen Zeiten, wie es zurzeit der Fall ist, ist man auch ängstlicher als normalerweise.

Aber wenn Sie so besorgt sind, dass Sie sich nicht mehr konzentrieren können, Ihre Arbeitsleistung leidet, Sie vielleicht kein Buch mehr lesen können, unter Schlafstörungen leiden, weil Sie sich Sorgen machen, Ihr Appetit beeinträchtigt ist, also wenn das Niveau Ihrer Angst wichtige Lebensbereiche beeinflusst, dann ist es auf einen Level gestiegen, der Aufmerksamkeit braucht und der behandelt werden sollte.

Erstellen Sie einen Methodenkoffer zum Stressabbau:

Wenn Stress und Angst unsere Amygdala, den Teil des Gehirns, der unsere emotionale Reaktion steuert, beherrscht, dann sind wir nicht „bei Sinnen“. Um das System zu beruhigen und die Kontrolle wiederzuerlangen, kann man vielerlei tun:

  1. Ablenkung finden: Versuchen Sie, sich auf positive Aktivitäten zu konzentrieren, die Sie entspannen und Ihre Aufmerksamkeit erfordern wie Lesen, Musik hören, Sport treiben oder kreative Hobbys verfolgen.
  2. Meditation und Atemübungen: Atemtechniken und Meditation können dazu beitragen, Stress abzubauen und die Entspannung zu fördern.
  3. Gespräche führen, Beziehungen pflegen: Teilen Sie Ihre Gedanken und Sorgen mit Freunden oder der Familie. Das Teilen von Emotionen kann entlastend sein. Und sie spüren, dass Sie nicht allein sind. Aber begrenzen Sie gleichzeitig nervenaufreibende Diskussionen über belastende Nachrichten.
  4. Tagebuch für Dankbarkeit: Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch, in dem Sie täglich die Dinge aufschreiben, für die Sie dankbar sind. Damit lenken Sie die Aufmerksamkeit auf Positives.
  5. Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, besonders in der Natur, kann die Freisetzung von Endorphinen fördern und Stress reduzieren. Am besten barfuß.
  6. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Lebensmitteln kann dazu beitragen, Körper und Geist zu unterstützen. Achten Sie in stressigen Zeiten besonders auf Brainfood und eine optimale Nährstoffversorgung.
  7. Schlaf: Sorgen Sie für Bedingungen, die einen ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schlaf ermöglichen, da Schlafmangel Stress verschlimmern kann.
  8. Fokussieren Sie auf das Hier und Jetzt: Praktizieren Sie Achtsamkeit, indem Sie sich auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Wenn Sie unter der Dusche stehen, am Weg zur Arbeit sind, eine Mahlzeit einnehmen, … tun sie das achtsam und holen Sie die kreisenden Gedanken immer wieder zurück auf das Erleben des Augenblicks. Dies kann Ihnen helfen, Angst zu reduzieren.
  9. Routinen aufrechterhalten: Halten Sie an Ihren täglichen Routinen fest, soweit es möglich ist. Struktur und Vorhersehbarkeit können ein Gefühl von Stabilität bieten.
  10. Entspannungstechniken: Erwägen Sie die Anwendung von Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training.
  11. Imagination: Ersetzen Sie die destruktiven Bilder im Kopf durch positive. Lenken Sie bewusst Ihre Gedanken. Wir können nicht zwei Dinge gleichzeitig denken. Kleine tägliche Übungen dazu finden Sie hier.
  12. Ehrenamtliche Tätigkeiten: Anderen Menschen zu helfen oder ehrenamtliche Arbeit zu verrichten, kann ein Gefühl der Erfüllung und Dankbarkeit vermitteln und den Fokus von den belastenden Nachrichten ablenken.
  13. Entspannende Rituale: Schaffen Sie sich Rituale, die Entspannung fördern, wie zum Beispiel ein entspannendes Bad mit duftenden Ölen oder Salzen, Tee trinken, Powernapping, Tagebuch schreiben, Yoga, Meditation, Massagen.
  14. Lachen und Humor: Lachen ist eine natürliche Stressreduktion. Verbringen Sie Zeit mit humorvollen Freunden. Erfreuen Sie sich am Schabernack Ihrer Haustiere.
  15. Kreative Aktivitäten: Malen, Zeichnen, Basteln oder Handarbeiten sind kreative Wege, um Stress abzubauen.
  16. Musik hören: Entspannende Musik oder Naturgeräusche zu hören, kann Stress abbauen und zur Entspannung beitragen.
  17. Was ist Ihre persönliche Strategie, die Sie zuverlässig in stressigen Zeiten beruhigt und entspannt?

Denken Sie daran, dass es wichtig ist, auf Ihre eigene geistige Gesundheit zu achten und Methoden zu entwickeln, die für Sie am besten funktionieren. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und es ist sinnvoll, verschiedene Techniken auszuprobieren, um herauszufinden, was am effektivsten ist.

Eine besondere Rolle bei der Bewältigung von Stress, der durch mediale Überflutung entstanden ist, spielt die Selbstwirksamkeitserwartung. Das Konzept aus der Sozialpsychologie, das von Albert Bandura entwickelt wurde, bezieht sich auf die Überzeugung einer Person darüber, inwieweit sie in der Lage ist, spezifische Aufgaben zu bewältigen, Herausforderungen zu meistern und Ziele zu erreichen. Im Wesentlichen handelt es sich um das Vertrauen einer Person in ihre eigenen Fähigkeiten, um in verschiedenen Situationen erfolgreich zu sein.

Neben der Stressreduktion ist die Selbstwirksamkeitserwartung gekoppelt mit der Bereitschaft zu aktiven, stärkenden Bewältigungsstrategien und einer höheren Widerstandskraft (Resilienz). Eine starke Selbstwirksamkeitserwartung kann Menschen das Gefühl von Empowerment verleihen. Sie fühlen sich in der Lage, Veränderungen herbeizuführen und sich aktiv für Frieden, Hilfe und Lösungen in Konfliktsituationen einzusetzen, anstatt im Gefühl von Hilflosigkeit zu verharren.

Welche Möglichkeiten gibt es, sich kurz- und langfristig für Frieden einzusetzen?

Empowerment:

  1. Bildung und Bewusstsein schaffen:
    • Informieren Sie sich über die Ursachen von Konflikten und Kriegen in der Welt, um ein besseres Verständnis für die Hintergründe zu entwickeln.
    • Teilen Sie dieses Wissen mit anderen, um das Bewusstsein für Friedensfragen zu schärfen.
  2. Friedensarbeit und Aktivismus:
    • Schließen Sie sich Friedensorganisationen und -gruppen an, die sich für Konfliktlösung und Gewaltprävention einsetzen.
    • Nehmen Sie an Friedensmärschen, -veranstaltungen und -kampagnen teil, um die Unterstützung für den Frieden zum Ausdruck zu bringen.
  3. Diplomatie und Konfliktlösung:
    • Engagieren Sie sich in der Förderung diplomatischer Lösungen für Konflikte, etwa durch das Schreiben von Briefen an politische Entscheidungsträger.
  4. Konfliktlösung in der Gemeinschaft:
    • Fördern Sie den Frieden in Ihrer Gemeinschaft, indem Sie sich für soziale Gerechtigkeit, Toleranz und Verständigung einsetzen.
    • Beteiligen Sie sich an Projekten, die die soziale Integration fördern und Konflikte innerhalb der Gemeinschaft lösen.
  5. Bildung und Erziehung:
    • Setzen Sie sich für eine Friedenserziehung in Schulen und Bildungseinrichtungen ein, um junge Menschen auf die Werte des Friedens und der Toleranz vorzubereiten.
  6. Interkultureller Austausch:
    • Engagieren Sie sich in interkulturellem Austausch, um Verständnis und Respekt zwischen verschiedenen Kulturen und Nationen zu fördern.
  7. Kommunikation und Medien:
    • Nutzen Sie soziale Medien und andere Kommunikationsmittel, um auf Friedensfragen aufmerksam zu machen und Menschen zum Handeln zu inspirieren.
  8. Konsumgewohnheiten:
    • Achten Sie darauf, welche Produkte und Dienstleistungen Sie kaufen, und unterstützen Sie Unternehmen und Organisationen, die sich für soziale Verantwortung und Frieden einsetzen.
  9. Politische Beteiligung:
    • Beteiligen Sie sich an politischen Prozessen, indem Sie wählen und politische Entscheidungsträger dazu auffordern, friedensfördernde Maßnahmen zu ergreifen.
    • Werden Sie aktiv in der Bürgerbeteiligung.
  10. Zwischenmenschliche Beziehungen:
    • Bemühen Sie sich um Frieden und Konfliktlösung in persönlichen Beziehungen, sei es in der Familie, unter Freunden oder am Arbeitsplatz.
  11. Fairer Handel:
    • Unterstützen Sie fair gehandelte Produkte und Unternehmen, die ethische Geschäftspraktiken fördern, um die wirtschaftliche Gerechtigkeit und den Frieden in benachteiligten Regionen zu unterstützen.
  12. Interreligiöser Dialog:
    • Förderung des interreligiösen Dialogs und des Verständnisses zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, um religiös motivierte Konflikte zu vermindern.
  13. Engagement für Menschenrechte:
    • Unterstützen Sie Organisationen und Initiativen, die sich für die Wahrung der Menschenrechte in Konfliktregionen einsetzen.
  14. Frieden im Alltag:
    • Praktizieren Sie persönliche Gewaltlosigkeit, Toleranz und Mitgefühl im täglichen Leben und ermutigen Sie andere, dasselbe zu tun.

Frieden auf globaler Ebene hängt von vielen Faktoren ab. Jeder einzelne kann einen scheinbar bescheidenen, aber dennoch wichtigen Beitrag leisten, um positive Veränderungen herbeizuführen. Frieden erfordert das Engagement von Gemeinschaften und Nationen auf der ganzen Welt, und jede Anstrengung, die man unternimmt, trägt dazu bei, eine friedlichere Welt zu schaffen – für sich selbst und für andere, für den Moment und für die Zukunft.


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Zu allem ist die Imagination imstande

Vor vielen Jahrhunderten sagte Paracelsus, dass die Imagination zu allem imstande sei. Heute, mithilfe der modernen Forschung, beginnen wir immer mehr zu verstehen, wie treffend diese Worte sind. Nur sehr wenige Dinge unterscheiden uns von sonstigen Lebensformen auf der Erde. Die Imagination ist möglicherweise die größte Macht, die wir in uns tragen. Mit ihr können wir die Gegenwart gestalten, uns die Zukunft vorstellen und sogar die Vergangenheit aufgreifen. Wir können versuchen, Dinge so zu sehen, wie andere es tun. Wir können sogar an Dinge denken, die nicht hier sind oder die es noch gar nicht gibt. Durch unsere Vorstellungskraft haben wir die Architektur entwickelt, Wissenschaft betrieben, Kunstwerke geschaffen. Wir belassen die Welt nicht so, wie wir sie vorfinden. Wir kreieren Zivilisationen, Theorien, Technologien und greifen nach fremden Welten.

Wie würden Sie sich die Welt neu erdenken? Was nehmen wir viel zu oft als selbstverständlich hin? Was würden Sie gerne ändern? Das größte Hindernis, zu erreichen, was man will, ist eine begrenzte Vorstellungskraft …

Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem kalten klaren Bergquellteich, bereit um einzutauchen. Was geschieht? Ihr Körper reagiert sofort. Adrenalin durchflutet die Adern, die Muskeln spannen sich an, und das Herz beginnt schneller zu schlagen. Die Atmung wird tiefer und schneller, während die Sinne auf Hochtouren arbeiten. Die Kraft Ihrer Vorstellung verändert Ihren Körper in diesem Moment, als ob Sie tatsächlich im eisigen Wasser untertauchen würden. Sie beeinflusst den Körper unmittelbar.

Stellen Sie sich jetzt einen Ort vor, an dem Sie sich sicher und geborgen fühlen. Richten Sie sich dort so angenehm ein, dass Sie sich mit allen Sinnen wohlfühlen können. Wenn Ihnen noch etwas fehlt, verändern Sie alles so, bis es ganz stimmig ist. … Wie reagiert Ihr Körper? Ihre Atmung, Ihr Herzschlag? Fühlen Sie sich irgendwie leichter, wohler, unbeschwerter? Wenn Sie diese kleine Übung regelmäßig machen, sie Ihnen sozusagen in Fleisch und Blut übergeht, dann können Sie sie jederzeit einsetzen, wenn Sie angespannt sind oder sich unwohl fühlen. Für unser Gehirn bedeuten Imagination und Realität fast dasselbe.

Denken Sie daran, dass Ihre inneren Bilder nicht nur in Ihrem Kopf existieren, sondern in Ihren Körper hineinwirken und umgekehrt. Das gilt auch für Bilder, die wir täglich etwa über die Medien in uns aufnehmen – unabhängig davon, ob wahr oder falsch, schön oder schrecklich. Ihr Körper ist die Schnittstelle zur äußeren Welt. Wenn Sie beobachten, was Sie wahrnehmen, öffnen Sie den Zugang zu beiden Welten.

Carl Gustav Jung sah die Imagination als „Einbildungskraft“. Das aktive Erzeugen innerer Bilder verlaufe gemäß der Natur, sodass der Gedanke ein getreues Abbild im Körper hervorbringt. Diesen Vorgang bezeichnete er als Opus, als das große Werk. Für Jung war die Imagination mehr als eine Technik des deutenden Verstehens. Vielmehr stellte sie für ihn einen Vorgang der Alchemie, die Umwandlung von Materie dar.

Imaginationen prägen unser Gehirn und damit unseren Körper. Einige stärken und nähren uns, während andere uns selbst, unseren Beziehungen, unserer Umwelt schaden.

Beginnen Sie damit, destruktive Bilder zu verändern. Ersetzen Sie sie durch heilende Bilder, die Ihnen Wohlgefühl, Lebensfreude, Gesundheit und Frieden schenken. Nutzen Sie die Macht Ihrer Imagination, um neue innere Welten zu erschaffen, die Sie stärken. Sie sind die Grundlage dafür, die äußere Welt zu gestalten. Pflegen Sie diese heilenden Bilder, bis sie Teil von Ihnen werden – bis sie sich in Ihrem Körper manifestieren und weit darüber hinaus.

Sie haben die Macht, Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden durch die Zauberkraft Ihrer Vorstellung zu gestalten. Nutzen Sie sie weise.

Auf diesem Telegram Kanal finden Sie laufend kleine Übungen, die dabei helfen, die Kraft der Imagination im Alltag zu beleben. Imagination bietet einen Raum unendlicher Freiheit und grenzenloser Möglichkeiten. Sie beeinflusst nicht nur unseren Körper, sondern schenkt auch Ideen und Visionen, Lösungen für Probleme und die kreativen Zündfunken für die schöpferische Gestaltung unseres Lebens.

Erkunden, erwecken, nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft. Leben und genießen Sie sie.

Anleitung:

Sie können die kleinen, täglichen Übungen auf verschieden Weise nutzen. Vielleicht nehmen Sie sich morgens noch zwischen Tag und Traum ein paar Minuten Zeit. Vielleicht fallen sie Ihnen aber auch untertags immer wieder ein und Sie halten für einen Moment inne und erweitern Ihre inneren Bilder. Schaffen Sie dafür ruhige Auszeiten im Strudel des Alltags und beginnen Sie die Imagination mit einer kurzen Atemübung oder einer gedanklichen Reise durch den Körper.

Besonders intensiv nutzen können Sie die Übungen, wenn Sie in einem Tagebuch Notizen dazu machen. Wenn Ihnen fließende Texte nicht so leicht von der Hand gehen, kritzeln Sie ein wenig und fügen Sie ein paar Stichworte hinzu. Versuchen Sie es mit Mindmapping (Wölkchentechnik) oder Brainstorming und erweitern Sie so Ihre Imagination. Erstellen Sie Haikus oder Elfchen aus diesen Wortsammlungen, die Sie immer wieder bezaubern werden.

Tauschen Sie sich mit einem Freund aus, der dieselbe Übung gemacht hat und erleben Sie, wie das die Vorstellungskraft befeuern kann. Oder nehmen Sie an einer Gruppe teil, die durch das gemeinsame Erleben und Austauschen Imagination auf faszinierende Ebenen bringen kann.

Umgeben sind wir rings von Zaubereien,
Allein wir selber sind die Zauberer ...
Und in der Welt, voll offenbarer Wunder
Sind wir das größte Wunder selbst.

Franz Grillparzer

Literatur:

Antoine Faivre: Die Macht der Imagination. https://www.anthroweb.info/erweiterungen/beitraege/macht-der-imagination.html. Abrufdatum: 18.10.2023


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