Give Peace a Chance

„Give Peace a Chance“ von John Lennon und Yoko Ono ist die Friedenshymne für Generationen von Pazifisten auf der ganzen Welt und hat auch nach 50 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt. So sehr der Song durch seine Einfachheit besticht, so außergewöhnlich ist seine Entstehungsgeschichte. Anstatt sinnlosen Blablas forderte das Künstlerpaar gewaltfreie, positive Friedensaktivitäten und leitete damit eine dramatische Wende ein.

Dieser Text wurde für die Friedensnoten verfasst und bei Rubikon und Radio München erschienen:

Während ihrer Flitterwochen im März 1969 veranstalteten John Lennon und Yoko Ono ein Bed-In im Queen Elizabeth Hotel in Montreal. Zu dieser Zeit saßen die beiden nebeneinander im Bett, empfingen Gäste, gaben Interviews und nahmen den Song Give Peace a Chance auf.

Sie begründeten die Aktion damit, dass Demonstrationen die Öffentlichkeit zunehmend gleichgültig ließen und man die Menschen über ein Bed-In auf anderem Wege auf Probleme aufmerksam machen könne.

Der Song besteht aus vier Strophen im Marschrhythmus mit einem sich wiederholenden Text, der an das Rezitieren von Mantras erinnert, sowie dem prägnanten Refrain „All we are saying is give peace a chance“.

Die mehr oder weniger willkürlich zusammengestellten, teils frei erfundenen Begriffe deuten auf das sinnlose Blabla hin, das die Friedensbewegung zu dieser Zeit führte: „Bagism, Shagism, Dragism, Madism, Ragism, Tagism“, und die mit „This-ism, that-ism, ism ism ism“ zusammenfasst werden.

Im Gegensatz zu den damals vorherrschenden endlosen Diskussionen innerhalb der Friedensbewegung forderte John Lennon Zusammenhalt, mit der wesentlichen Forderung, dem Frieden eine Chance zu geben. Diese Veränderung der Konzentration auf gewaltfreie, positive Friedensaktivitäten ist die dramatische Wende unter den Aktivisten, die zu dieser Zeit stattfand.

Am 4. März 2022 um 08:45 Uhr strahlten 150 öffentliche europäische Radiosender dieses Lied für den Frieden und gegen die russische Invasion in der Ukraine 2022 aus.

Was ist aus diesem Ruf nach Frieden geworden? Weshalb kehrt die Politik immer wieder zurück zu der irrigen Annahme, Frieden könne durch Krieg und Waffenlieferungen herbeigeführt werden?

Konflikte sind nicht grundsätzlich schlecht. Interessensgegensätze können Ausgangspunkt für einen konstruktiven sozialen Wandel sein, und viele demokratische Errungenschaften wurden auf diesem Wege erreicht.

Positiver Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von offensichtlicher Gewalt, sondern auch das Vorhandensein von sozialer Gerechtigkeit.

Dazu braucht es Empathie, Respekt, Toleranz und Solidarität gegenüber allen Menschen sowie den Mut, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen. Allesamt Fähigkeiten, die nicht nur der Schlüssel zum Frieden auf dem aktuellen Kriegsschauplatz wären, sondern die uns auch in den letzten drei Jahren, die voll von Aggression, Schuldzuweisungen, Angst und Bedrohung waren, behütet hätten und uns menschlich hätten wachsen lassen können.


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